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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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16. April 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

die USA und Großbritannien verhängen Sanktionen gegen Russland, Großbritanniens Wirtschaft wächst im Februar leicht, und Peking veröffentlicht neue Leitlinien zu geplanten Kapitalmarktreformen.


Sanktionen sorgen für Preissprung bei Industriemetallen

Die USA und Großbritannien verhängten am Freitagabend Sanktionen gegen Russland. Dort ansässigen Börsen – wie der global für Industriemetallpreise maßgeblichen London Metal Exchange (LME) oder den Börsen in Chicago – wurde der Handel mit Aluminium, Nickel und Kupfer, das ab dem Folgetag in Russland produziert wird, untersagt. Russland ist mit einem Anteil von jeweils fünf bis zehn Prozent am globalen Angebot der drei Metalle ein bedeutsamer Produzent. Zum gestrigen Handelsbeginn sprangen die Aluminiumpreise um etwa 9,4 Prozent auf ein 22-Monats-Hoch – es ist der höchste Anstieg zum vorhergehenden Tagesschlusskurs, seit der Aluminiumkontrakt 1987 in dieser Form lanciert wurde. Nickel stieg um 8,8 Prozent. Im Tagesverlauf sank das Plus aber auf etwa zwei Prozent. Zwar ist die Lieferung neu produzierter Metalle über die Börsen in den USA und in Großbritannien nun nicht mehr möglich, diese Metalle dürften aber stattdessen verstärkt außerbörslich gehandelt werden und besonders in China hinreichend Nachfrager finden. Zudem bleibt der Handel mit vor dem 13. April eingelieferten russischen Metallen weiterhin möglich. Die Sanktionen dürften somit kurz- und mittelfristig die Notierungen stützen, jedoch keinen starken Preisdruck aufwärts ausüben.


Großbritanniens Wirtschaft wächst leicht

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Großbritanniens ist im Februar um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Zugleich wurde der Wert für Januar von 0,2 auf 0,3 Prozent nach oben revidiert. Der Dienstleistungssektor, der rund 80 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht, wuchs den Analystenerwartungen entsprechend um 0,1 Prozent. Demgegenüber übertraf das Verarbeitende Gewerbe – das weitere 16 Prozent zum BIP beiträgt – die niedrigen Erwartungen von plus 0,1 Prozent mit einem Zuwachs von 1,2 Prozent deutlich. Damit dürfte die britische Wirtschaft das erste Quartal mit einem leicht positiven Wachstum abschließen und Rezessionssorgen beiseiteschieben. Dafür sprechen auch die Einkaufsmanagerindizes der Dienstleister sowie der Fertigungsindustrie, wobei Letzterer im März erstmals seit mehr als eineinhalb Jahren in den Expansionsbereich zurückkehrte. Nähert sich die Inflation im Vereinigten Königreich in den kommenden Monaten weiter dem Zwei-Prozent-Ziel der Bank of England, dürfte diese die Erholung durch schrittweise Zinssenkungen – möglicherweise ab Ende Juni – flankieren. Dies sollte durch Renditerückgänge kurz laufender Anleihen mittelfristig zu einer Normalisierung der Zinsstruktur führen.


Kapitalmarktreformen in China vorangetrieben

Am Freitag veröffentlichte Peking neue Leitlinien zu geplanten Kapitalmarktreformen, in deren Mittelpunkt die „Stärkung der Regulierung, die Vermeidung von Risiken und die Förderung einer qualitativ hochwertigen Entwicklung“ stehen. Unter anderem sollen Umsatz- und Gewinnanforderungen für Börsengänge (IPO) erhöht und Beteiligungen von Großaktionären streng reguliert werden. Gleichzeitig ist geplant, Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe zu stimulieren und Sozialversicherungs- und Pensionsfonds sowie Versicherungen und Investmentbanken langfristige Anlagen in chinesische Aktienmärkte zu erleichtern. Während eine stärkere Regulierung kurzfristig unter anderem die IPO-Aktivitäten chinesischer Unternehmen dämpfen dürfte, könnte Pekings Bestreben, Aktienanlagen als Säule der staatlichen und privaten Altersvorsorge aufzuwerten, mittelfristig für höhere Kapitalzuflüsse privater chinesischer Anleger sorgen. Davon könnten vor allem Aktienmärkte des chinesischen Festlands profitieren. Die Entwicklung des für internationale Anleger relevanteren Hongkonger Aktienmarkts dürfte in den kommenden Quartalen weiterhin von den üblichen Faktoren dominiert werden, darunter die Entwicklung der Unternehmensgewinne sowie die Anlegerstimmung.


Deflationssorgen in China

Während sich die Währungshüter in den USA aufgrund der robusten Konjunktur schwertun, die Inflation in Richtung ihres Zwei-Prozent-Ziels zu drücken, machen im Reich der Mitte Deflationssorgen weiterhin die Runde. Die gestiegene Nachfrage rund um die Neujahrsfeierlichkeiten, die die Preisdynamik im Februar etwas anschob, hielt offensichtlich nicht bis in den März an. Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise nur minimal um 0,1 Prozent zum Vorjahr. Offensichtlich ist die Konsumneigung chinesischer Haushalte nach wie vor zu gedämpft, um eine nachhaltige Wiederbelebung der Binnennachfrage zu entfachen. Zwar dürfte deren Erholung auch durch mögliche zusätzliche, nachfrageorientierte Stimuli voranschreiten – beispielsweise durch Kaufanreize für langlebige Konsumgüter, Lockerungen von Kaufbeschränkungen für Wohnungen und Zinssenkungen im Laufe des Jahres. Einen sprunghaften Anstieg der Preisdynamik und damit des nominellen Wachstums – auch der Unternehmensgewinne – erwarte ich jedoch nicht.

Auch deshalb beurteile ich den chinesischen Aktienmarkt trotz seiner niedrigen Bewertung weiterhin zurückhaltend.


Indien auf der Überholspur

Indiens Wirtschaft wächst schnell – das beflügelt auch den Aktienmarkt. Welche Branchen sind besonders stark? Und wie interessant ist der Markt für Anleger? Das erfahren Sie von mir im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.


Was diese Woche wichtig wird

Im Laufe der Woche, Berichtssaison

  • Europa | 21 STOXX-600-Unternehmen legen Zahlen zum abgelaufenen Quartal vor, unter anderem ABB, Nokia, ASML und Volvo.
  • USA | 41 S&P-500-Unternehmen berichten, darunter auch Procter & Gamble, Schlumberger, Netflix, Intuitive Surgical, Blackstone Group, Morgan Stanley, Prologis, Johnson & Johnson, UnitedHealth, Bank of America und Goldman Sachs Group.
  • Asien | Aus Indien melden sich HDFC Bank und Infosys Technologies, aus Taiwan TSMC.

Dienstag

  • China | Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2024. Das Wirtschaftswachstum sollte sich im Jahresvergleich von 5,2 auf 4,8 Prozent verlangsamt haben, unter anderem weil sich die Dynamik in der Industrie aufgrund von Basiseffekten abgeschwächt haben dürfte. Sollte das Wachstumsziel der Regierung von etwa fünf Prozent deutlicher verfehlt werden, könnten chinesische Aktien und der Renminbi unter Druck geraten.
  • Deutschland | ZEW-Konjunkturerwartungen im April. Das Stimmungsbarometer dürfte aufgrund der anstehenden Leitzinssenkungen zum neunten Mal in Folge ansteigen. Robuste Daten könnten den DAX in Richtung eines Allzeithochs treiben. Der Euro sollte ebenfalls profitieren können.


            Zahl des Tages: 3/4

            Der Gedanke, dass es vorteilhaft sein kann, wenn sich Schwankungen ausgleichen, dürfte Vermögensanlegern bekannt vorkommen. Auch im Ozean spielt dieses Prinzip möglicherweise eine Rolle, wie eine Arbeitsgruppe um Ji Zhou von der Johns Hopkins University festgestellt hat. Die Forscher simulierten einen Makrelenschwarm am Computer und fanden heraus: Schlagen die Fische so mit den Schwanzflossen, dass sich die Druckschwankungen gegenseitig aufheben, reduziert sich der von ihnen ausgesendete Schall um bis zu drei Viertel. So entsteht durch das Schwimmen im Schwarm ein akustischer Tarneffekt – hilfreich in einer Welt, in der Fressfeinde oft sehr sensibel auf Druckveränderungen reagieren. 

            Ich wünsche Ihnen einen ausgeglichenen Tag. 

            Herzlichst

            Ihr Ulrich Stephan

            Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden


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