LNG – das Gas der Zukunft?

aerial-drone / Adobe Stock

Im Zuge der entfallenden Erdgaslieferungen aus Russland gewinnen andere Bezugsquellen für Energieträger in Europa und vor allem in Deutschland an Bedeutung. Besondere Anstrengungen werden seitens der Politik dabei aktuell hinsichtlich des Imports von Flüssigerdgas, besser bekannt unter seinem Kürzel LNG (Liquefied Natural Gas), unternommen. Die wichtigsten LNG-Fakten im Überblick:

Herstellung: In der Regel wird Erdgas zunächst aufbereitet und dann zur Verflüssigung auf eine Temperatur von –1620 C heruntergekühlt. Das Volumen pro Energieeinheit verringert sich dadurch um das 600-Fache.

Herkunft: Größte Exporteure von LNG weltweit waren im Juli 2022 Australien, Katar und die Vereinigten Staaten. Mit einigem Abstand folgten Malaysia, Algerien und Russland.

Transport: Anders als gasförmiges Erdgas kann LNG vergleichsweise problemlos und effizient per Schiff transportiert werden. Angelandet wird LNG an speziellen Importterminals, wo das Flüssigerdgas gelagert, „regasifiziert“ und zum Weitertransport, meist via Gaspipeline, vorbereitet wird. In Deutschland sollen die ersten LNG-Terminals in Form von Spezialschiffen mit Pipeline-Anbindungen zum Festland bis Ende 2022 betriebsbereit sein.

Nutzung: Der ganz überwiegende Teil der europäischen LNG-Importe wird in das vorhandene europäische Gasnetzwerk eingespeist und analog zu konventionellem Erdgas als Energieträger in Haushalten und der Wirtschaft genutzt. Ein kleinerer Teil wird in flüssiger Form als Kraftstoff in der Schifffahrt oder im Schwerlastverkehr eingesetzt.

Zukunft: Laut einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln könnte ohne Gasimporte aus Russland LNG aus den USA bis zum Jahr 2030 bis zu 40 Prozent der Gesamtgasimporte der EU ausmachen. Zudem könnten durch eine 20-prozentige Reduzierung der europäischen Gasnachfrage (2030 ggü. 2021) die Preise auf das Niveau von 2018 sinken.

Exkurs: Gasspeicher in Deutschland

Wenn in den Medien von „Gasspeichern“ die Rede ist, handelt es sich dabei in der Regel um sogenannte Untertagespeicher, also riesige Hohlräume unter der Erde. Insgesamt gibt es davon 47 an 33 Standorten im gesamten Bundesgebiet – mit Schwerpunkt in Niedersachsen. Die Gesamtkapazität der Speicher entspricht gut einem Viertel der in Deutschland im Jahr 2020 verbrauchten Erdgasmenge. Damit verfügt Deutschland über das größte Speichervolumen aller Länder der Europäischen Union. Zu unterscheiden ist bei den Untertagespeichern zwischen Kavernenspeichern (zum Beispiel im ostfriesischen Etzel), die durch gezieltes Ausschwemmen von Salzstöcken entstanden sind, und Porenspeichern, meist hochdurchlässige Sandsteinformationen mit einer gasundurchlässigen Deckschicht, in die das Gas mit hohem Druck verpresst wird. Der Porenspeicher in Rehden zwischen Bremen und Osnabrück ist Westeuropas größter Erdgasspeicher mit einem Volumen von rund 4 Milliarden Kubikmetern.

Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.

Redaktionsschluss: 04. Oktober 2022, 15 Uhr