Geht es um Geld, setzen die Deutschen auf Sicherheit. 566 Milliarden Euro liegen laut Bundesbank in Deutschland als Spareinlagen auf der hohen Kante (Stand 1.11.2021). Doch wegen des niedrigen Zinsniveaus werfen diese Spareinlagen kaum mehr Erträge ab.
Was also tun?
Für entsprechend risikobereite Anleger können Immobilienfonds eine interessante Alternative bieten. Immobilienfondsgesellschaften investieren ihr Kapital überwiegend in Gewerbe- und Wohnobjekten wie etwa Hotels, Bürogebäuden, Einkaufszentren oder Studentenwohnheimen – und lassen die Anleger an den Gewinnen teilhaben. Dabei setzt sich die Rendite aus den ausgeschütteten Mieteinnahmen und Immobilienverkäufen zusammen. außerdem entstehen für Anleger Gewinne, wenn der Kurswert der Fondsanteile steigt.
Immobilienfonds sind vergleichsweise schwankungsarm bei moderaten Renditen – und können gerade in Niedrigzinsphasen ein wichtiger Bestandteil im Finanzportfolio sein.
Doch Achtung: Immobilienfonds ist nicht gleich Immobilienfonds. Grundsätzlich wird zwischen offenen und geschlossenen Fonds unterschieden. Die beiden Varianten unterscheiden sich in einigen wichtigen Punkten – auch was die Risiken betrifft.
Bei geschlossenen Immobilienfonds steht einer potenziell höheren Rendite auch ein deutlich höheres Risiko gegenüber – sie sind meist hochspekulativ und eignen sich eher für Großanleger, die bereit sind, ein hohes Risiko inzugehen.
Offene Immobilienfonds dagegen können für Anleger mit entsprechender Risikobereitschaft eine sinnvolle Ergänzung im Depot darstellen.
Beide Fondsarten sind langfristige Investments. Die Renditen wurden maßgeblich von der positiven Entwicklung des Immobilienmarkts beeinflusst. Der Boom dort hält bereits rund zehn Jahre an. Allerdings zeigen sich zwischen den verschiedenen Immobilienklassen auch Unterschiede – Immobilienfonds sollten daher immer auch auf ihre Zusammensetzung hin geprüft werden. Logistik- und Büroimmobilien etwa entwickelten sich gut, auch getrieben vom lange boomenden Arbeitsmarkt.
Einzelhandelsimmobilien wie Läden oder Einkaufszentren dagegen haben es wegen der Digitalisierung und des Onlinehandels etwas schwerer. Besonders seit der Coronavirus-Krise stehen sie unter Druck, da seit dem Lockdown zunehmend nicht nur Kleider oder Bücher im Internet gekauft werden, sondern auch Güter des täglichen Bedarfs und größere Waren wie Möbel.
Für Wohnimmobilien sind die Finanzierungskonditionen seit der Finanzmarktkrise sehr günstig geworden. Dennoch wird in Deutschland immer noch nicht genug gebaut, weshalb die Nachfrage das Angebot übersteigt.
Im Jahr 2020 verzeichneten mehr als 94 Prozent aller deutschen Landkreise und kreisfreien Städte einen Zuwachs bei den Kaufpreisen von Wohneigentum. Besonders in den sieben größten deutschen Metropolen, den sogenannten Big Seven, förderte dies die Preissteigerungen – am stärksten in Hamburg: Durchschnittlich 5.569 Euro mussten Immobilienkäufer 2020 für den Quadratmeter einrechnen, ein Zuwachs von 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zuwanderung aus dem Ausland in einen starken Arbeitsmarkt und der anhaltende Zuzug in die Städte befeuerte die Entwicklung zusätzlich. Auch in- und ausländische Investoren, die nach Alternativen zu niedrig oder gar negativ verzinsten Anleihen suchen, treiben die Immobilienpreise nach oben.
Welchen Anteil Immobilienfonds vor diesem Hintergrund im Gesamtportfolio haben sollten, ist davon abhängig, wieviel Risiko ein Anleger einzugehen bereit ist. Zehn Prozent können jedoch laut Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutsche Bank, als grobe Faustformel gelten. Wer zu viele oder gar seine ganzen Mittel in „Betongold“ steckt, hat unter Umständen keine ausreichende Liquidität für unvorhergesehene Ausgaben. Zudem ist es für Anleger generell nicht ratsam, ihr ganzes Geld in eine einzige Anlageklasse zu stecken, sondern ihr Portfolio über mehrere Wertpapierklassen, Branchen und Regionen zu diversifizieren.
Für Anleger ist es generell nicht ratsam, ihr ganzes Geld in eine einzige Anlageklasse zu stecken, sondern ihr Portfolio über mehrere Wertpapierklassen, Branchen und Regionen zu diversifizieren.
Nach Einschätzung der Deutschen Bank könnte die Coronavirus-Krise neben Folgen für Einzelhändler auch Auswirkungen auf den Markt für Büroimmobilien haben: Weil viele Firmen gute Erfahrungen mit dem Homeoffice gemacht haben, prüfen sie jetzt neue Formen der Zusammenarbeit. Künftig werden neue, flexiblere Bürokonzepte gefragt sein. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Immobiliengesellschaften verstärkt in Büroimmobilien investieren. Gleichzeitig könnte der Druck auf die Mieten steigen, da weniger Bürofläche nachgefragt wird.
Prinzipiell sind Lage und Nutzung der Immobilien meist wesentlich für die Mieteinnahmen – und damit für die Rendite eines Immobilienfonds. Hält der Fonds etwa Anteile an zentral gelegenen Bürohäusern in einer Boom-Metropole wie Berlin, ist das wahrscheinlich lukrativer als ein Wohnblock in einer ländlichen Kleinstadt. Nun kommt die Nachfrage nach alternativen Bürokonzepten hinzu: Mehr denn je wird es bei der Auswahl eines Immobilienfonds also auf die richtige Lage der Objekte und ihre Ausrichtung an den sich verändernden Ansprüchen der Nutzer ankommen. Grundsätzlich aber bleibt nach Einschätzung von Dr. Ulrich Stephan ein breit gefächertes Investment in Immobilien als Beimischung im Portfolio interessant.
Lesen Sie aktuelle Einschätzungen erfahrener Anlagestrategen aus dem Team von Dr. Stephan.
Je nach Lage, Nutzung und Art der Immobilien können deren Wertentwicklungen stark schwanken. Informieren Sie sich über die Vergleichswerte an den Standorten der Objekte.
In den Vertragsdetails der Fonds finden Anleger wichtige Kennzahlen, darunter die Vermietungsquote. Sie gibt an, wie viel Prozent der Gebäude derzeit vermietet sind, und sollte möglichst über 90 Prozent liegen.
Die Liquiditätsquote gibt an, wie viel Barmittel der Fonds hält. Sie kann auch ein Indiz für einen Immobilienverkauf sein oder dafür, dass ein Fonds keine neuen Objekte mehr findet. Diese Quote sollte in der Regel zwischen 13 und 20 Prozent betragen. So soll sichergestellt werden, dass Anleger, die aus dem Fonds aussteigen wollen, ausbezahlt werden können, ohne dass dafür Immobilienvermögen veräußert werden muss. Zu beachten ist, dass eine hohe Liquiditätsquote einerseits einen Fonds robuster gegen negative Markteinflüsse machen kann. Andererseits kann sich eine hohe Liquiditätsquote aufgrund des derzeit niedrigen Zinsniveaus renditemindernd auswirken.
Die Kreditquote gibt an, wie viel Prozent der Immobilien eines Fonds mit Krediten finanziert worden sind. Die Quote wird vom Gesetzgeber auf maximal 30 Prozent beschränkt. In der Regel sollte die Kreditquote jedoch deutlich unter 30 Prozent liegen. Denn neben der Liquidität und den laufenden Mittelzuflüssen kann sie ein Refinanzierungsinstrument darstellen, um besonderen Liquiditätsbedarf eines Fonds zu decken (etwa hohe Anteilscheinrückgaben oder hoher Investitionsbedarf bei einzelnen Immobilien).
In den Vertragsdetails der Fonds finden Anleger wichtige Kennzahlen, darunter die Vermietungsquote. Sie gibt an, wie viel Prozent der Gebäude derzeit vermietet sind, und sollte möglichst über 90 Prozent liegen.
Weitere wichtige Merkmale sind eine breite Diversifikation des Fonds. Zum Beispiel auf verschiedene Immobiliensegmente, Standorte, Nutzungsarten, Mieter und Mietvertragslaufzeiten