Aktien – 14.02.23

Aktien: gedämpfter Optimismus

Die wichtigsten Fakten:

  • Europäische Aktien sind für Investoren interessant, die auf laufende Gewinnausschüttungen setzen.
  • Von der Wiedereröffnung Chinas könnten deutsche und europäische Unternehmen besonders profitieren.
  • Der Inflation Reduction Act der US-Regierung wird von der EU als Bedrohung für die Industrie wahrgenommen

Quelle: oben901 / Adobe Stock

Europäische Aktien sind wieder attraktiv: In den vergangenen drei Monaten haben sie sich im Vergleich zu ihren US-Pendants so gut entwickelt wie seit 30 Jahren nicht. Die Gründe: Während sich in den USA die Anzeichen für eine milde Rezession verdichten, signalisieren die Daten aus der Eurozone, dass die zuvor erwartete Rezession wohl ausbleibt. Die Wachstumsaussichten haben sich deutlich verbessert. Dazu dürften auch die stark gefallenen Gaspreise beitragen. Besonders positiv wirkt sich für die vergleichsweise eng mit China verzahnte europäische Volkswirtschaft das Ende der dortigen Null-COVID-Strategie aus. Auf Unternehmensebene sprechen aktuell die Gewinnschätzungen stärker für europäische als für US-Konzerne. Außerdem dürfte erstmals die Gesamtrendite aus erwarteten Aktienrückkäufen und Dividenden mit rund 5 Prozent in Europa höher ausfallen als in den USA (4 Prozent).

Wertentwicklungen ausgewählter Aktienmärkte

Quelle: Deutsche Bank AG, Refinitiv Datastream. Stand: 03.02.2023. Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Hohe Risikoprämie

Der Deutsche Aktienindex (DAX) verzeichnet seit Ende September ein Kursplus von mehr als 20 Prozent. Im Vergleich zu den durchschnittlichen Bewertungen der vergangenen 10 Jahre ist der DAX aber nicht übermäßig teuer. Dennoch könnte auf die Rally eine höhere Volatilität folgen. Verglichen mit Bundesanleihen ist der Leitindex derzeit so unattraktiv wie lange nicht mehr. Die Aktienrisikoprämie – das Maß für die zu erwartende Überrendite zu 10-jährigen Anleihen – liegt deutlich unter den langjährigen Durchschnittswerten.

Unterdessen haben sich mit der Wiedereröffnung Chinas nicht nur die Aussichten für europäische Aktien, sondern auch die für Anteilsscheine aus den Schwellenländern Asiens aufgehellt. Die Portfoliomanager sind gerade für China wieder ausgesprochen optimistisch. Rückenwind dürfte auch die globale Tourismusbranche erhalten. Vor der Pandemie generierten chinesische Reisende fast 20 Prozent aller internationalen Tourismusausgaben. Gefragt waren zuletzt auch Aktien europäischer Reise- und Freizeitunternehmen, die seit Jahresbeginn den Gesamtmarkt übertroffen haben.

„Grüne Transformation der Wirtschaft: Welche Aktien langfristig profitieren könnten.“

Interessante Perspektiven

Die US-Regierung hat mit dem Inflation Reduction Act (IRA) eine weitere Runde im Rennen um die Vormacht bei erneuerbaren Energien eingeläutet. Das Gesetz sieht die Kapazitätserhöhung für die Erzeugung grünen Stroms in den USA bis Ende 2032 um 700 Gigawatt (GW) auf etwa 1000 GW vor. Die Emissionen sollen bis 2030 um etwa 40 Prozent gesenkt werden. Das 370 Milliarden US-Dollar schwere Fiskalpaket soll Investitionen in den Ausbau regenerativer Energien und die Entwicklung technologischer Lösungen etwa zur Strom- und Kohlenstoffspeicherung oder Nutzung klimaneutraler Brennstoffe beschleunigen. Analysten erwarten Gesamtinvestitionen von mehr als 1 Billion US-Dollar.In Europa wird das neue Gesetz als Bedrohung für die eigene Industrie wahrgenommen, weil das IRA auch auf den Ausbau lokaler Lieferketten abzielt. Europäische Unternehmen, so die Befürchtung in der EU, könnten benachteiligt werden, Marktanteile verlieren oder Teile ihres Geschäfts in die USA verlegen. Nun sollen auf EU-Ebene Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energielösungen vereinfacht werden und eine stärkere Förderung von Investitionen ermöglicht werden. Inzwischen ist ein interner Entwurf durchgesickert. Darin vorgesehen sind Investitionen in den Aufbau heimischer Produktion von Sonnen- und Windkraft, Batterien, Wärmepumpen und Wasserstoff im Umfang von mehr als 170 Milliarden Euro. Die Summe soll zusätzlich zum 300 Milliarden Euro umfassenden REPowerEU-Programm kommen. Die grüne Transformation könnte damit bis 2033 insgesamt Investitionen von etwa 4 Billionen Euro auslösen.

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Redaktionsschluss: 09.02.2023, 18 Uhr