Aktien – 07.12.22

Aktien: Markt der Möglichkeiten

Die wichtigsten Fakten:

  • Positive Wirtschaftsdaten und sinkende Renditen könnten die Kurse an den Aktienmärkten stützen.
  • Für den weiteren Verlauf an den Börsen bleiben Inflations- und Arbeitsmarktdaten relevante Ereignisse.
  • Für europäische Aktien könnte sich die Stimmung aufhellen, wenn eine schwere Rezession ausbleibt.

Quelle: oben901 / Adobe Stock

Die globalen Aktienmärkte haben sich zuletzt stark erholt. Getragen wurde die Rally von den Inflationsdaten, die insbesondere in den USA im Oktober besser als erwartet ausgefallen sind, und der robusten Gewinnentwicklung vieler Unternehmen. Mitte November verkündete die chinesische Staatsführung zudem 20 Einzelmaßnahmen zur Lockerung der Pandemiebeschränkungen und nährte die Hoffnung auf ein Ende der Null-Covid-Politik in China. Auch der Ausgang der Midterm-Wahlen in den USA, bei denen insbesondere Kandidaten aus dem Lager von Ex-Präsident Donald Trump gescheitert sind, hat die Aktienkurse gestützt.

Kurzfristig könnte sich die Erholungsbewegung fortsetzen, wenn die Wirtschaftsdaten weiterhin positiv überraschen und damit die Zinsanstiegserwartungen am Markt dämpfen. Der Zusammenhang von Inflation, Kapitalmarktzinsen und Aktien bleibt vorerst sehr eng. Deshalb besteht auf der anderen Seite auch das Risiko, dass sich die Rally wieder abschwächen könnte. Sollte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) später als aktuell erwartet ihren Leitzinserhöhungszyklus beenden, dürften die Renditen der Staatsanleihen in den USA und Europa wieder stärker zulegen. Gleichzeitig könnten die Gewinnerwartungen der Konzerne zurückgeschraubt werden. Generell müssen Anleger weiterhin mit einer hohen Volatilität an den Aktienmärkten rechnen. Trotz der jüngsten Stimmungsaufhellung agieren die Investoren vorsichtig. Es herrscht Unsicherheit hinsichtlich des Wirtschaftswachstums und der politischen Maßnahmen im Zusammenhang mit der hohen Inflation. Deshalb bleiben die Veröffentlichung von Preis- und Arbeitsmarktdaten sowie die Sitzungen der führenden Notenbanken auf absehbare Zeit Marktereignisse von höchster Relevanz.

Verhaltener Ausblick

Für US-Aktien sieht die Deutsche Bank moderates Kurspotenzial. Zuletzt wurde die 12-Monats-Prognose für den marktbreiten US-Leitindex S&P 500 zwar geringfügig gesenkt. Das neue Kursziel für Ende 2023 liegt mit 4.100 Punkten noch gut 3 Prozent über dem aktuellen Niveau (Stand 21.11.). Die aggregierten Gewinne je Aktie dürften sich auch während der erwarteten Konjunkturabschwächung in den kommenden Quartalen gut halten. Das Gewinnwachstum könnte sich auf Null abschwächen, was aber immer noch deutlich über dem in Rezessionen üblichen Gewinnrückgang von 15 Prozent läge. Der Spielraum für eine Ausweitung der Bewertungsmultiplikatoren scheint begrenzt, da die Renditen von Staatsanleihen noch leicht steigen könnten.

Kursrücksetzer könnten Anleger zum Einstieg nutzen – das gilt auch für den PHLX Semiconductor Sector Index (SOX) der Börse in Philadelphia. Der SOX ist der globale Leitindex für Halbleiteraktien. Seit Jahresbeginn beträgt das Minus hier 31 Prozent, im Oktober waren es sogar 45 Prozent. Rücksetzer im Vorfeld konjunktureller Schwächephasen haben sich in der Vergangenheit aber als interessante Einstiegsmöglichkeiten erwiesen. Während der SOX in den Phasen zwischen Hoch- und Tiefpunkt durchschnittlich gut 40 Prozent verlor, legte er in den folgenden zwei Jahren um 160 Prozent zu.

Kurs-Gewinn-Verhältnis verchsiedener Aktienindices

Quelle: Datastream; Stand: 03.09.2022 – Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Gute Perspektiven

Die Deutsche Bank behält ihre Prognose für den marktbreiten Leitindex STOXX Europe 600 von 445 Punkten unverändert bei – sieht aber darüber hinaus Aufwärtspotenzial. Die Titel könnten sich im Prognosezeitraum besser entwickeln, wenn die am Markt eingepreiste schwere Rezession nicht eintreten sollte und sich die Unternehmensgewinne als widerstandsfähiger erweisen als von vielen befürchtet. Dies würde sicherlich auch wieder internationale Anleger anlocken, die sich vergangenes Jahr mit Nettoverkäufen in großem Stil aus dem europäischen Markt verabschiedet haben.

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Redaktionsschluss: 02.12.2022, 18 Uhr