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Sieben Monate in Folge sind die Notierungen für Gold gesunken – und waren dabei erheblichen Schwankungen ausgesetzt. Ende September notierte das Edelmetall bei 1.672 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Um den Monatswechsel herum markierte der Goldpreis mit 1.615 US-Dollar ein 2-Jahres-Tief, erholte sich innerhalb weniger Handelstage um mehr als 100 US-Dollar, um anschließend einen Großteil des Zugewinns wieder abzugeben. Nach einem weiteren Verlaufstief im Anschluss an die US-Notenbanksitzung Anfang November zogen die Notierungen wieder auf rund 1.685 US-Dollar (04.11.) an. Für eine Trendwende ist es aber wohl noch zu früh: Der deutliche Anstieg der Nominal- und Realzinsen sowie die anhaltende Stärke des US-Dollars belasten den Preis des zins- und dividendenlosen Edelmetalls.

„Diversifizierung des Portfolios: Gold und Silber als interessante Alternativen?“

Im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder auch vielen Rohstoffen ist Gold seit Jahresbeginn zwar ein Outperformer – nicht aber die Krisenabsicherung, die es in der Vergangenheit oft war. Das allerdings gilt vor allem für Anleger aus dem US-Dollarraum. Die Stärke des Greenbacks hat einer Reihe von Währungen mehr zugesetzt als dem Gold: Euro-Anleger verbuchten ein Plus von knapp 5 Prozent seit Jahresbeginn. Im britischen Pfund notierte Gold 8,6 Prozent und im japanischen Yen 15,6 Prozent höher (alle Stand 04.11.2022). Außerhalb den USA hat Gold somit gute Dienste bei der Portfoliodiversifizierung geleistet.

Mögliche Alternative

Einen nachhaltigen Anstieg der Notierungen in US-Dollar dürfte das Edelmetall aber vermutlich erst dann verzeichnen, wenn der Anstieg der Realzinsen und die Stärke der US-Währung ein Ende finden. Dies könnte sich 2023 abzeichnen und Erholungspotenzial für den Goldpreis bieten. Anleger sollten die Entwicklung genau im Blick haben.

Ihnen stellt sich dabei die Frage, ob sie direkt in Gold oder in Goldminenaktien investieren sollten. Bei einem mittel- bis langfristigen Anlageinteresse ist zu beachten, dass Goldminenaktien historisch betrachtet den Goldnotierungen meist hinterherlaufen. Auch in einer Wertbetrachtung über fünf oder zehn Jahre schneiden Goldminenaktien oft schlechter ab – auch weil in den vergangenen Jahren die Förderkosten stärker gestiegen sind als der Goldpreis selbst. Viele Minen haben Schwierigkeiten, ausreichend Arbeitnehmer zu finden oder müssen im Zeitverlauf höhere Löhne zahlen. Steigende Strompreise oder Probleme mit der Stromversorgung wie in Südafrika erhöhen die Kosten zusätzlich. Für eine kurzfristige, taktische Position kann eine Anlage in Goldminenaktien jedoch interessant sein. In Phasen, in denen der Goldpreis dynamisch und stark ansteigt – wie zum Beispiel von Januar bis März 2022 – erzielen Goldminen mit einer fixen Kostenbasis deutlich höhere Nettogewinne.

Gold- und Silberpreis mit Erholungspotenzial Angaben in USD je Feinunze

Quelle: Bloomberg L.P., Stand: 04.11.2022, Stand der Prognose: 18.08.2022. Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Mögliche Erholung

Die Silberpreise sind fulminant in den Oktober gestartet, konnten aber den Zugewinn von zeitweise mehr als 10 Prozent nicht halten. Immerhin notierte der kleine Bruder des Goldes zuletzt wieder über 19 US-Dollar, Anfang September hatte der Silberpreis mit 17,56 US-Dollar noch auf 2-Jahres-Tief gelegen. Gestützt wird der Silberpreis durch den Anstieg der Nachfrage zu industriellen Zwecken, aber auch durch eine sehr robuste physische Nachfrage: Ende August hatte Indien 6.239 Tonnen Silber importiert. Der bisherige Rekord von 7.530 Tonnen für das Gesamtjahr aus 2015 dürfte bald übertroffen werden. Seit Jahresbeginn hat sich Silber in US-Dollar um rund 15 Prozent verbilligt. Kurzfristig dürften weitere Kursgewinne limitiert bleiben, da der feste US-Dollar und das hohe Kapitalmarktzinsniveau auch die Silberpreise vermutlich weiter ausbremsen.

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Redaktionsschluss: 04.11.2022, 18 Uhr