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Die schrittweise Aufhebung der Corona-Beschränkungen in China sowie eine im Jahresverlauf zunehmende Konjunkturdynamik in Europa und den USA könnten 2023 die Nachfrage nach Rohöl ankurbeln – und die Notierungen stützen. Außerdem plant die US-Regierung ihre 2022 deutlich verringerten strategischen Ölreserven wieder aufzufüllen.

Auf der Angebotsseite spricht viel für eine unveränderte Förderdisziplin der Produzenten. Die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Partnerstaaten (OPEC+) dürften nach Einschätzung der Deutschen Bank auch in den kommenden Monaten hinter ihren Förderzielen zurückbleiben und zudem tendenziell versuchen, höhere Preise durchzusetzen. Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs bleiben ein Risikofaktor für den Ölpreis, der am Jahresende 100 US-Dollar je Barrel (159 Liter) erreichen könnte.

Die langfristigen Aussichten für die Kohlenstoffpreise sind weiterhin positiv. Aktuell dürfte aber die kostenlose Basisvergabe von CO2-Zertifikaten bei einer gleichzeitig gedämpften Industrietätigkeit in Europa die Preise in Schach halten.

Robuste Nachfrage

Im Segment der Industriemetalle haben die starken Infrastrukturausgaben in China die Nachfrage nach physischem Kupfer bereits erhöht. Die chinesische COVID-Politik und die globalen Wachstumssorgen dämpften aber zuletzt die Stimmung. Beide Faktoren dürften sich aber im Verlauf des Jahres abschwächen und könnten zu einem Anstieg der Kupferpreise bis Ende 2023 auf 8.500 US-Dollar je Tonne führen.

Entwicklung ausgewählter Rohstoffpreise

Quelle: Bloomberg LP, Stand: 05.01.2023 – Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Auch das für industrielle Zwecke eingesetzte Edelmetall Platin könnte 2023 seinen Aufschwung fortsetzen. Treiber waren 2022 die um 15 Prozent geringere Produktion in Südafrika und das rückläufige Platinrecycling (–11 Prozent). Das südafrikanische Angebot wird sich in diesem Jahr voraussichtlich zwar stabilisieren, dürfte aber mit einem prognostizierten Wachstum von 2 Prozent auch im langfristigen Vergleich unterdurchschnittlich ausfallen.

Während 2023 also das Angebot knapp bleiben und noch um 400.000 Feinunzen (je 31,1 Gramm) unter dem Vor-Pandemie-Niveau liegen könnte, dürfte die Nachfrage zulegen. Platin ersetzt zunehmend das teurere Palladium bei der Katalysatorherstellung für Fahrzeuge. Die zusätzliche Nachfrage wird auf 300.000 Feinunzen (+10 Prozent) taxiert – auch weil insbesondere in China ein deutlicher Produktionszuwachs bei Lkws erwartet wird. Darüber hinaus spricht im weiteren Jahresverlauf eine schwächere US-Währung für höhere Platinnotierungen. Zugrunde liegt diesem Szenario allerdings eine robuste Erholung der globalen Konjunktur.

„Neuer Höhenflug bei Rohstoffpreisen? Öl, Gold und Kupfer mit Potenzial.“

Gute Argumente

Unterdessen könnte der Gegenwind, mit dem Gold seit der Zinswende zu kämpfen hat, in den kommenden Monaten nachlassen. Sobald der Markt alle Maßnahmen der US-Notenbank Federal Reserve eingepreist hat, wird ein nachhaltiger Anstieg der Notierungen wahrscheinlicher – zumal die starke physische Nachfrage der Zentralbanken auch 2023 anhalten dürfte. Nach den jüngsten verfügbaren Daten haben die Zentralbanken ihre Goldreserven weiter erhöht. Im Oktober stockten die Zentralbanken die internationalen Reserven netto um weitere 31 Tonnen auf und meldeten den höchsten Stand der offiziellen Goldreserven seit November 1974.

Mit dem Höhepunkt des US-Zinszyklus wird im Frühjahr 2023 gerechnet. Eine abnehmende Renditedifferenz zwischen den USA und der Eurozone im weiteren Jahresverlauf würde den US-Dollar schwächen – auch das spricht für ein zunehmendes Anlegerinteresse an Gold. Die Deutsche Bank prognostiziert für Ende des Jahres einen Preis von 1.850 US-Dollar je Feinunze.

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Redaktionsschluss: 06.01.2023, 18 Uhr