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Rezessionssorgen in Europa und den USA sowie Lockdowns in China auf der einen Seite, Produktionskürzungen der Organisation erdölproduzierender Länder und ihrer Partner (OPEC+) auf der anderen Seite: Aktuell spricht einiges für eine Seitwärtsbewegung bei den Ölnotierungen, die zuletzt allerdings sogar etwas unter Druck geraten sind. Ende November wurde US-Öl der Sorte WTI mit rund 77 US-Dollar je Barrel (159 Liter) unter dem Niveau zu Beginn des Russland-Ukraine-Krieges gehandelt. Die Nordseesorte Brent notierte mit knapp 83 US-Dollar so niedrig wie zuletzt Mitte Januar dieses Jahres.

Marktbeobachter hatten vor den Anfang Dezember in Kraft tretenden EU-Sanktionen für russisches Öl mit steigenden Preisen gerechnet. Offenbar diskutiert die EU jedoch über eine Preisobergrenze von 65 bis 70 US-Dollar, unterhalb derer die Sanktionen abgeschwächt oder sogar ausgesetzt werden sollen. Das könnte zur Folge haben, dass der Export von russischem Öl, das bei etwa 40 US-Dollar je Barrel notiert, in Drittländer kaum eingeschränkt und das globale Ölangebot nicht wesentlich sinken würde. Eine Lockerung der Covid-Beschränkungen im Reich der Mitte könnte die Ölnachfrage aber mittel- bis langfristig ankurbeln. Außerdem dürfte die erwartete Konjunkturerholung bis Ende nächsten Jahres die US-Regierung dazu veranlassen, ihre strategische Ölreserve (SPR) wieder aufzufüllen.

Nach Einschätzung der Deutschen Bank werden die US-Ölproduzenten ihre Förderdisziplin auch bei einer steigenden Nachfrage aufrechterhalten. Das dürfte auch auf die OPEC+ zutreffen, die ohnehin unterhalb ihrer beschlossenen Förderquoten agiert und sogar weitere Produktionskürzungen in Aussicht stellt. Die Durchsetzung von Preisobergrenzen für Rohöl könnte außerdem die Verschiffung russischen Öls unrentabel machen. In dieser Gemengelage könnten die Notierungen wieder anziehen. Die Deutsche Bank prognostiziert für die Nordseesorte Brent einen Preis von rund 100 US-Dollar je Barrel (159 Liter) Ende 2023.

Robuste Nachfrage

Die kräftigen Leitzinserhöhungen wichtiger Notenbanken weltweit haben den Goldpreis unter Druck gesetzt. Das Edelmetall hat sieben Monate in Folge den Rückwärtsgang eingelegt – und zuletzt im Oktober ein Minus von 2 Prozent verzeichnet. Eine anhaltend robuste Nachfrage von Privatanlegern nach physischem Gold war erneut auf massive Gold-Leerverkäufe an den US-Terminmärkten getroffen. Gestützt wird die Goldnotierung durch Käufe von Zentralbanken in Schwellenländern. Im November verzeichnete Gold ein Plus von über 100 US-Dollar. Je sicherer die Marktteilnehmer das Ende des laufenden Leitzinserhöhungszyklus allen voran in den USA abschätzen können, desto schwächer wird in diesem Punkt der Gegenwind für das Edelmetall. Auch eine damit verbundene Abwertung des US-Dollars und sich womöglich verschärfende geopolitische Risiken könnten zu einem Preisanstieg auf 1.850 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) bis Dezember 2023 führen.

Investitionen entscheidend für die Energiewende

Quelle: IEA. Stand: 26.10,2022 – Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Mögliche Erholung

China setzt mit Infrastrukturmaßnahmen (Stromnetzausbau) starke Impulse für die Kupfernachfrage. Gleichzeitig befinden sich die globalen Kupferbestände, die an den drei wichtigsten Rohstoffbörsen in New York, London und Shanghai gehandelt werden, auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Noch aber drücken die pandemiebedingten Lockdowns, sowie globale Wachstumssorgen auf die Stimmung. Eine Abkehr von der Null-Covid-Politik in China und eine mögliche Erholung der weltweiten Konjunktur könnte bis Ende 2023 zu einem Anstieg der Kupfernotierungen auf 8.500 USD je Tonne führen.

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Redaktionsschluss: 02.12.2022, 18 Uhr