Rohstoffe – 13.03.23

Rohstoffe: Zinsanstieg belastet Märkte

Die wichtigsten Fakten:

  • Die US-Ölproduzenten halten das Angebot knapp und fokussieren sich auf Produktivitätssteigerungen.
  • Steigende Realzinsen haben seit Anfang Februar die Notierungen für Gold und Silber stark belastet.
  • Lithiumcarbonat könnte von einer in China wieder anziehenden Nachfrage nach Elektroautos profitieren.
Rohstoffe: von Chinas Rückkehr und milden Wintern

Quelle: TONTOXIN / Adobe Stock

Anders als die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Partnerstaaten (OPEC+) haben die US-Produzenten die Ölförderung nicht wie erwartet erhöht. Zuletzt lag die Tagesproduktion um rund 800.000 Barrel (je 159 Liter) unter den Höchstständen, die vor der Pandemie erreicht wurden. Erstaunlich, denn die US-Rohölsorte WTI notiert seit Anfang 2021 im Durchschnitt um etwa 40 Prozent über dem Durchschnittspreis von 2017 bis 2019. Gleichzeitig ist die Förderung in den USA nach wie vor wirtschaftlich. In diesem Jahr wird WTI im Durchschnitt mit 78 US-Dollar je Fass gehandelt, der Break-Even-Preis beträgt 64 US-Dollar. Besonders rentabel ist Schieferöl, wichtigster Wachstumsmotor der US-Rohölproduktion der letzten 10 Jahre. Dessen Förderung rechnet sich Schätzungen zufolge aktuell ab 59 US-Dollar.

Obwohl die Produzenten, die seit einigen Jahren eine starke Kostendisziplin an den Tag legen, über genügend freien Cashflow verfügen, ist nicht mit einer massiven Produktionsausweitung zu rechnen. Die Unternehmen konzentrieren sich auf Produktivitätssteigerungen. Da dieser Ansatz von Anlegern und Investoren belohnt wird, dürften sie sich auch künftig kaum von höheren Ölpreisen beeindrucken lassen. Hinzu kommen die abnehmende Qualität der Bohrlöcher sowie spürbar mehr Gegenwind für fossile Brennstoffe.

WTI-Ölpreis und US-Öllagerbestände

Quelle: Deutsche Bank AG, Bloomberg Finance L.P. Stand: 6. März 2023. Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Weniger Exporte

Der deutliche Anstieg der Kapitalmarktzinsen setzt dem Goldpreis mächtig zu – die als „sichere Anlage“ geltende US-Staatsanleihe steht in direkter Konkurrenz zum zinslosen „sicheren Hafen“ Gold. Hatte das Edelmetall am 2. Februar noch ein 9-Monats-Hoch bei rund 1.960 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) erklommen, rutschte die Notierung zuletzt bis auf rund 1.810 US-Dollar ab. Für eine neue Kursrally müssten vermutlich zunächst die Realzinsen – also die Nominalzinsen abzüglich der erwarteten Inflation – sinken. Das ist kurzfristig jedoch nicht in Sicht.

Unter Druck geraten sind auch die Silberpreise. Seit Veröffentlichung der starken US-Arbeitsmarktdaten Anfang Februar gab das Edelmetall knapp 17 Prozent nach – Folge der zuletzt deutlich steigenden US-Realzinsen und des festeren US-Dollars. Mittelfristig könnten sich die Preise jedoch erholen: In Indien wurden Ende 2021 erstmals börsennotierte, mit physischem Silber hinterlegte Produkte aufgelegt, von denen 2022 bereits Zertifikate im Volumen von rund acht Millionen Feinunzen (31,1 Gramm) verkauft wurden.

„Silberpreis: grüne Transformation als mittelfristiger Treiber“

Perspektiven bietet auch die industrielle Nutzung: Vergangenes Jahr fragte die Solarindustrie 127 Millionen Feinunzen nach; der Bedarf dürfte 2023 ein Rekordniveau erreichen. Bei gleichbleibendem Wachstum der Fotovoltaik könnte die Solarindustrie bis zum Jahr 2027 rund 20 Prozent, bis 2050 gar 85 Prozent bis 98 Prozent der globalen Silberproduktion abrufen – so eine australische Studie.

Niedriges Niveau

Der Preis für Lithiumcarbonat ist in China von seinem Anfang November erreichten Höchststand um 30 Prozent gefallen. Ein Grund hierfür dürfte die vorübergehend schwächere Nachfrage nach Elektroautos in China sein. Das chinesische Neujahrfest und das Auslaufen staatlicher Subventionen für den Kauf von „New Energy Vehicles“ haben im Januar 2023 zu einem Rückgang um 48 Prozent gegenüber Dezember und um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr geführt. Obwohl Lithiumcarbonat aktuell rund 140 Prozent über dem 5-Jahresdurchschnitt gehandelt und 2023 ein Angebotswachstum von bis zu 40 Prozent erwartet wird, könnten die Notierungen mittelfristig steigen. Voraussetzung hierfür ist eine stark wachsende globale Nachfrage nach Elektroautos.

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Redaktionsschluss: 10.03.2023, 18 Uhr