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Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) reagiert auf die hohen Inflationsraten mit einer konsequenten Straffung ihrer Geldpolitik, die das Wachstum der Wirtschaft in den USA bremsen dürfte. Für das 4. Quartal 2022 erwartet die Deutsche Bank nun eine spürbare Verlangsamung sowie eine leichte Rezession im ersten Halbjahr 2023 – und hat ihre Prognosen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den USA auf 2 Prozent für das laufende und auf 0,8 Prozent für das kommende Jahr gesenkt. Der Druck auf die US-Verbraucherpreise dürfte bis Ende 2022 hoch bleiben. Die Deutsche-Bank-Prognose für die Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) im Dezember beläuft sich auf 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz der erwartet höheren Leitzinsen und einer nachlassenden Konjunkturdynamik dürfte die US-Inflationsrate auch Ende 2023 noch bei über 3 Prozent liegen – und damit aus Sicht der Fed weiterhin zu hoch ausfallen.

Bruttoinlandsprodukt: Anpassung der Prognosen Prognosen der Deutschen Bank hinsichtlich BIP-Wachstum ausgewählter Regionen für die Jahre 2022 und 2023, Angaben in Prozent

Quelle: Deutsche Bank, Stand: 07.07.2022. Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

Globale Nachholeffekte

Für die Eurozone erwartet die Deutsche Bank in diesem Jahr unverändert eine Preissteigerungsrate von 8 Prozent, hebt aber die Prognose für 2023 von 3,3 Prozent auf 3,7 Prozent an. Die Inflation breitet sich langsam von Energie und Lebensmitteln auf die Kernraten aus, Lohnerhöhungen beschleunigen sich. Angesichts einer rekordverdächtig niedrigen Arbeitslosenquote von 6,6 Prozent im Mai könnte in der Eurozone die Gefahr von Zweitrundeneffekten in Form einer Lohn-Preis-Spirale zunehmen. Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt die Märkte im Kampf gegen anhaltend hohe Inflationsraten bereits auf eine zunehmend aggressivere Geldpolitik ein. Nach einer ersten Leitzinserhöhung im Juli 2022 könnte der Hauptrefinanzierungssatz bis Mitte 2023 auf 2,5 Prozent und der Einlagensatz auf 2 Prozent steigen.

Die europäische Konjunktur dürfte von globalen Nachholeffekten und den hohen Ersparnissen der Konsumenten profitieren. Unter der Annahme, dass weiterhin Gas aus Russland nach Europa fließen wird, dürfte das BIP-Wachstum der Eurozone 2022 bei 2,9 Prozent liegen, sich 2023 aber auf 1,8 Prozent verlangsamen.


Hohes Renditegefälle

Der sprunghafte Anstieg der Energiepreise und eine schwache Währung dürften die Stimmung der Verbraucher in Japan belasten. Die hohen Energiepreise haben bereits zu einem erheblichen Anstieg des Handelsdefizits geführt. Die Inflation kletterte im Mai auf 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr – den höchsten Stand seit 2014. Für das Gesamtjahr könnte der Preisanstieg bei 1,9 Prozent liegen und 2023 auf 1,7 Prozent leicht sinken. Unterdessen hält die Bank of Japan an ihrer Renditehöchstgrenze von 0,25 Prozent für 10-jährige Staatsanleihen fest und verteidigt sie durch den unbegrenzten Kauf der Staatsanleihen. Das stark wachsende Renditegefälle zwischen Japan und den USA hat den japanischen Yen auf ein 24-Jahres-Tief gegenüber dem US-Dollar gedrückt. Die Deutsche Bank erwartet nun für 2022 ein BIP-Wachstum in Japan von 1,7 Prozent und 1,8 Prozent im kommenden Jahr.

„Wachstumsaussichten in Europa, Japan und den USA gedämpft. Schafft China 2023 ein fulminantes
Comeback?"

Unterdessen haben in China pandemiebedingte Schließungen die Konjunkturentwicklung im 1. Quartal beeinträchtigt. Auch die Krise im Immobiliensektor hat Bremsspuren hinterlassen. Die Deutsche Bank hat deshalb ihre BIP-Prognose für das laufende Jahr auf 3,8 Prozent gesenkt, für 2023 aber auf 5,3 Prozent angehoben. Im kommenden Jahr dürften Basiseffekte, politische Unterstützungsmaßnahmen und eine mögliche Erholung des Immobilienmarktes die chinesische Wirtschaft stützen. Die Inflation wird sowohl für 2022 als auch für 2023 bei 2,3 Prozent erwartet. Der einjährige Kreditleitzins könnte von aktuell 3,7 Prozent auf 3,6 Prozent gesenkt werden.

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Redaktionsschluss: 07.07.2022, 18 Uhr;