Quelle: Tetra Images - Erik Isakson / Getty Images

Aktien – 28.01.21

Aktien: neuer Schub für Nachhaltigkeit

Die wichtigsten Fakten:

  • Nachhaltige Investments legten 2020 stark zu
  • Corona-Pandemie förderte ESG-Interesse der Anleger
  • Klimaschutz nach Machtwechsel weit oben auf US-Agenda

Es war eine seiner ersten Amtshandlungen: Bereits wenige Stunden nach Amtseinführung als US-Präsident unterzeichnete Joe Biden ein Schriftstück, das die kurzfristige Rückkehr der Vereinigten Staaten ins Pariser Klimaabkommen besiegelt. Damit dokumentierte die neue US-Regierung, dass es ihr mit dem Kampf gegen den Klimawandel ernst ist. Und der ist eine Herkulesaufgabe: Die USA haben nach China den zweitgrößten Kohlendioxidausstoß weltweit – bei deutlich weniger Einwohnern. Bis 2050 will Biden die Nettoemissionen seines Landes von zuletzt rund 5 Milliarden Tonnen CO2 jährlich auf null drücken. Um das zu bewerkstelligen, sollen in den kommenden vier Jahren insgesamt rund zwei Billionen US-Dollar in klimafreundliche Technologien fließen. Schwerpunkte von Bidens „Clean Energy Plan“ sind die Modernisierung der Infrastruktur, der Ausbau der heimischen E-Auto-Produktion, der verstärkte Einsatz emissionsfreier öffentlicher Verkehrsmittel, die Förderung regenerativer Energien sowie die energetische Sanierung und der Bau energieeffizienterer Gebäude. Hinzu kommen Investitionen in Zukunftstechnologien wie die Nutzung von „grünem“ Wasserstoff.

Schub für ESG-Anlagen

An den Kapitalmärkten hat die neue US-Klimaagenda bereits für Bewegung gesorgt: Insbesondere Unternehmen, die Technologien zum Schutz des Klimas und der Umwelt produzieren oder einsetzen, haben sich zuletzt gut entwickelt. Seit dem Wahlsieg Joe Bidens am 3. November 2020 verzeichnete der nachhaltige Aktienindex MSCI World ESG Leaders bis zum 25. Januar 2021 ein Plus von rund 15 Prozent in USD. Der Index mit Fokus auf die Bereiche Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) schneidet auch bei einer längeren Betrachtung, beispielsweise über die letzten 5 Jahre, mit einer Wertentwicklung von rund 80 Prozent in US-Dollar gut ab (rund 60 Prozent aus Euroanlegersicht).

Bidens Ankündigungen bereits im Vorfeld der Wahl dürften mit dazu geführt haben, dass der Kapitalanteil US-amerikanischer ESG-Investmentfonds an allen weltweiten ESG-Fonds im vergangenen Jahr von 19 auf 24 Prozent gestiegen ist. Insgesamt hat sich die weltweit in ESG-Finanzprodukte investierte Summe 2020 gegenüber dem Vorjahr von 3 Billionen US-Dollar auf 7,2 Billionen US-Dollar mehr als verdoppelt, wovon der Löwenanteil noch immer auf Europa fällt.

Corona-Pandemie als Katalysator

Neben den Ankündigungen Bidens, aber auch der Europäischen Union und Chinas, massiv in den Klimaschutz zu investieren, wird die Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen noch von weiteren Faktoren getrieben – allen voran der Coronavirus-Pandemie. Sie hat in größeren Teilen der Gesellschaft das Bewusstsein für die Bedeutung eines nachhaltigeren Wirtschaftens geschärft – verbunden mit entsprechenden Forderungen an Wirtschaft und Politik. In der Folge sind weltweit bedeutende Teile der Corona-Konjunkturpakete für Investitionen in die nachhaltige Transformation der Wirtschaft vorgesehen.

Darüber hinaus hat die schwankungsärmere Performance von ESG-Aktienfonds gegenüber klassischen Fonds im Corona-Crash des Frühjahrs 2020 – bei vergleichbarer oder oftmals sogar besserer Wertentwicklung – viele Marktteilnehmer überzeugt und für Mittelzuflüsse von Kleinanlegern gesorgt, die sich zuvor eher skeptisch hinsichtlich des Rendite-Risiko-Profils nachhaltiger Fonds gezeigt hatten.

„Boom bei
nachhaltigen Geldanlagen. Warum sich diese Entwicklung 2021 fortsetzen könnte.“    

ESG sukzessive ins Portfolio integrieren

Noch sind in ESG-Fonds weltweit trotz des jüngsten Booms nur rund 3 Prozent des gesamten Investmentfondskapitals investiert. Doch die Bedeutung nachhaltiger Anlagen dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen. Im ersten Quartal 2021 etwa will die EU-Kommission im Rahmen ihrer „Renewed Sustainable Finance Strategy“ neue Mechanismen vorstellen, durch die das Finanzsystem die nachhaltige Neuausrichtung der Wirtschaft unterstützen soll. Anleger, die früh auf Branchen setzen, die in dieser Umbruchphase Schlüsselrollen einnehmen, könnten davon langfristig profitieren.

Dabei ist es wichtig, den Portfoliokontext nicht aus den Augen zu verlieren. Das heißt, ESG-Investments sollten sukzessive ins Portfolio integriert und eine breite Streuung der Vermögenswerte über Länder, Regionen und Anlageklassen beibehalten werden. Zugang zu nachhaltigen Investments bieten Banken und Asset-Manager über Einzelwerte, Investmentfonds oder Zertifikate an.

Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.

Redaktionsschluss: 27.01.2021, 16:00 Uhr