Aktien – 05.02.21
Quelle: Siegfried Layda / Getty Images
Nicht nur im deutschen Aktienleitindex DAX brauchten Anleger zuletzt starke Nerven: Nach Wochen und Monaten tendenziell steigender Kurse – trotz neuer Lockdowns und hochansteckender Coronavirus-Mutationen – scheinen die Märkte allmählich in eine Konsolidierungsphase einzutreten: Die Deutsche Bank schließt weitere temporäre Korrekturen bei den Aktiennotierungen nicht aus. Allerdings dürfte es sich dabei eher um reinigende Gewitter denn um ausgewachsene Stürme handeln; der positive Kurstrend sollte insgesamt anhalten. Mögliche Kursverluste könnten daher von entsprechend risikobereiten Anlegern als interessante Nachkaufgelegenheiten genutzt werden – im Zuge der erwarteten konjunkturellen Erholung insbesondere bei zyklischen und günstig bewerteten Titeln und Branchen.
Furcht und Panik sind im Angesicht möglicher Kurskorrekturen in jedem Fall schlechte Ratgeber. Vielmehr dürfte die aktuelle Entwicklung an den Aktienmärkten einem bekannten Muster folgen: Nach einem Kurssturz wie im Frühjahr des vergangenen Jahres ziehen die Notierungen zunächst wieder an, da Anleger in der Hoffnung auf eine baldige Erholung der Unternehmensgewinne verstärkt zu Aktien greifen. Diese Vorschusslorbeeren führen jedoch zu hohen Bewertungen, denn die Erwartungen der Anleger laufen der tatsächlichen Gewinnentwicklung voraus.
Verstärkt wurde der Kursschub dieses Mal durch eine wahre Liquiditätsschwemme, ausgelöst durch die expansive Fiskal- und Geldpolitik von Regierungen und Notenbanken weltweit. Allein die Bilanzsumme der US-Notenbank Fed wuchs in den vergangenen zwölf Monaten um 72 Prozent und damit um ein Vielfaches stärker als zu Zeiten der großen Finanzkrise 2008/2009.
Trotz aller vorhandenen Liquidität und des Mangels an rentierlichen Anlagealternativen kommt zwangsläufig irgendwann der Punkt, an dem den Marktteilnehmern Zweifel an den teilweise sehr hohen Bewertungen kommen. Statt immer höhere Kurse zu akzeptieren, warten sie ab, ob die tatsächlichen Gewinnentwicklungen der Unternehmen die gestiegenen Aktienkurse rechtfertigen können. Einige Monate erhöhter Kursschwankungen sind die Folge, gefolgt von einem längeren, meist mehrere Jahre umfassenden Zeitraum, in dem die Unternehmen ihre Bewertungen durch wachsende Gewinne bestätigen müssen.
Nach wie vor fließt weltweit viel Kapital in die Aktienmärkte – trotz hoher Bewertungsniveaus. Angelockt durch zum Teil extreme Kursgewinne einzelner Aktien drängen auch weniger erfahrene Anleger auf der Suche nach hohen Renditen an den Markt, wobei die Höhe der Bewertungen beim Kauf meist gar keine Rolle spielt. Für erfahrenere Anleger heißt es in dieser Phase, Ruhe zu bewahren und unter Umständen sogar die Chancen in der erhöhten Marktschwankungsintensität zu nutzen. Nach Rückzug der Neuanleger wird sich eine emotionslose Anlagedisziplin sicher ausgezahlt haben.
Kühlen Kopf bewahren und auf Chancen warten
Eine solche „Manie“ weiter zu befeuern und möglichen Renditen in bereits heiß gelaufenen Marktbereichen hinterherzulaufen, ist für Anleger dagegen keine gute Empfehlung. Ebenso wenig wie ein vollständiger Rückzug vom Aktienmarkt: Im Vergleich zu Anleihen sind Aktien insgesamt nach wie vor nicht zu teuer bewertet und der langfristige Aufwärtstrend an den Börsen ist aus Sicht der Deutschen Bank robust. Gründe dafür sind neben der anhaltend lockeren Geldpolitik der Notenbanken vor allem die umfangreichen Fiskalmaßnahmen der Regierungen weltweit sowie die zunehmende Hoffnung auf eine baldige Öffnung der Volkswirtschaften im Zuge der fortschreitenden Impfkampagnen.
Für Anleger dürfte es sich deshalb auszahlen, auf günstige Nachkaufgelegenheiten zu warten. Auslöser für eine solche kurzfristige Kurskorrektur könnten zum Beispiel eher enttäuschende Geschäftsaussichten der Unternehmen sowie zwischenzeitliche Verzögerungen bei den Impfkampagnen oder bei der Verabschiedung eines neuen US-Fiskalpakets sein. Auch das Auftreten neuer Coronavirus-Mutanten dürfte die Verunsicherung unter den Marktteilnehmern und damit die Marktschwankungen in den kommenden Wochen und Monaten hochhalten. Besonders interessant dürften dann zyklische Werte aus den Bereichen Industrie, Finanzen oder Grundstoffe sein. Sie alle eint die Aussicht auf steigende Gewinne im Zuge eines erwarteten konjunkturellen Aufschwungs.
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Redaktionsschluss: 04.02.2021, 16:00 Uhr