Aktien | weitere Themen – 17.09.2021
Die wichtigsten Fakten:
Der Bedarf an Infrastrukturen dürfte in den kommenden Jahren weltweit zunehmen. Quelle: Min Geolshik / Getty Images
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – alles Neue, das wir täglich nutzen, wird uns schnell zur Selbstverständlichkeit: Waren es vor rund 100 Jahren Autos oder die Elektrizität, so sind es heute vor allem die Errungenschaften der Digitalisierung. Immer dynamischer schreitet die technische Entwicklung voran und stellt die Volkswirtschaften weltweit vor große Herausforderungen. Denn auch wenn wir uns dessen meist gar nicht bewusst sind, nehmen die notwendigen Voraussetzungen für unser modernes Leben stetig zu: Noch immer brauchen wir für unsere Autos Straßen und für den Transport von Energie Stromtrassen, gefordert sind aktuell aber auch leistungsstarke Mobilfunknetze als Basis für die mobile Internetnutzung. Den Erhalt als auch die Entwicklung einer Volkswirtschaft ermöglichen aber auch die sogenannten sozialen Infrastrukturen. Gemeint sind damit die Bereitstellung und der Unterhalt von Bildungs-, Kultur- oder Gesundheitseinrichtungen. Kurzum: Infrastrukturen sind die Grundlage unseres modernen Lebens und der Wertschöpfungsketten einer arbeitsteiligen, globalen Wirtschaft.
Doch in vielen Regionen unseres Planeten mangelt es bereits an der grundsätzlichen Infrastruktur: Weltweit haben Milliarden Menschen keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser, viele leben ohne Strom, insbesondere in ländlichen Regionen. In den entwickelten Ländern sind Infrastrukturinvestitionen jedoch ebenfalls nötig: Viele Verkehrswege sind veraltet und den modernen Anforderungen nicht mehr gewachsen.
Der Grund für die vielerorts maroden Infrastrukturen sind zu geringe Investitionen in deren Unterhalt und Erneuerung. Die stetig steigende Staatsverschuldung zahlreicher Nationen und daraus resultierende Budgetengpässe erschweren den Infrastrukturausbau.
Dass es vielen Volkswirtschaften nicht gelingt, ihre Infrastrukturen nachhaltig zu stärken, liegt auch am demografischen Wandel und der fortschreitenden Urbanisierung. Im Jahr 2050 werden Prognosen zufolge weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen älter als 60 Jahre sein. Damit wird voraussichtlich auch der Bedarf an Einrichtungen zur medizinischen Versorgung und Pflege immens steigen. Im Jahr 2050 dürften zwei Drittel aller Menschen auf der Erde in Städten leben. Global betrachtet verlassen aktuell jeden Tag mehrere Zehntausend Menschen den ländlichen Raum und ziehen in urbane Siedlungen. Durch die Urbanisierung wird zum einen die Bevölkerungsdichte in den Städten weiter zunehmen, was die Auslastung bestehender Infrastrukturen erhöht und Investitionen nötig macht. Zum anderen dürften sich viele Städte in infrastrukturell noch nicht erschlossenes Umland ausbreiten. Insgesamt könnte laut der UN die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf rund 10 Milliarden Menschen wachsen – mit entsprechenden Auswirkungen auf alle Infrastrukturbereiche, vor allem in den asiatischen Staaten.
Groß angelegte Investitionsprogramme von Regierungen, etwa Chinas Projekt der „neuen Seidenstraße“ – ein Handelsnetzwerk zwischen Asien, Afrika und Europa –, sind eine Möglichkeit, dem wachsenden Investitionsbedarf zu begegnen. Zudem könnten Public Private Partnerships (PPP, zu Deutsch: Öffentlich-Private Partnerschaften) die Staatskassen entlasten. Dabei handelt es sich um Kooperationen der öffentlichen Hand mit Unternehmen aus der Privatwirtschaft, durch die privates Kapital und Know-how in Infrastrukturprojekte fließt.
Insgesamt dürfte der Markt für Infrastruktur in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich wachsen. Das könnte entsprechend risikobereiten, langfristig orientierten Anlegern interessante Investmentmöglichkeiten eröffnen – zum Beispiel in Branchen wie sozialer Infrastruktur, Bau- und Immobilienwesen oder auch im Straßen- beziehungsweise Schienensegment.
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Redaktionsschluss: 14.09.2021