Quelle: Leonardo Franko / Adobe Stock

Aktien – 24.03.21

Europaaktien mit weiterem Aufholpotenzial

Die wichtigsten Fakten:

  • Aktiennotierungen vielerorts bereits über Vorkrisenniveau
  • Konjunkturerholung aktuell als maßgeblicher Kurstreiber
  • Europäische Börsen mit Vorteilen gegenüber USA und Schwellenländern

Die Notierungen an den Aktienmärkten weltweit haben sich seit dem Ausbruch der Coronavirus-Krise deutlich erholt: Der Aktienleitindex MSCI World, der Papiere aus insgesamt 23 Industrieländern vereint, legte seit dem 23. März 2020 bis heute mehr als 60 Prozent zu. In Europa verlief die Erholung ebenfalls dynamisch – mit einem Plus von rund 50 Prozent hinkt der 600 Werte umfassende gesamteuropäische Leitindex Stoxx Europe 600 der globalen Entwicklung jedoch etwas hinterher.

Impfstau verlangsamt Erholung 

Zu erklären ist diese „Underperformance“ unter anderem mit der Zusammensetzung der regionalen Aktienmärkte. Denn im Vergleich zu vielen anderen Leitindizes weltweit weist der Stoxx Europe 600 einen hohen Anteil von konjunktursensiblen Unternehmen auf, die besonders stark unter dem coronabedingten Konjunktureinbruch im vergangenen Jahr zu leiden hatten: Noch im 4. Quartal 2020 lagen die Unternehmensgewinne in Europa daher um rund 20 Prozent unter den Werten des Vorjahreszeitraums. Im US-Leitindex S&P 500 dagegen fielen die Gewinne zum Jahresende 2020 bereits wieder höher aus als vor der Coronavirus-Krise. Hauptgrund dafür war neben einem stärkeren fiskalischen Stimulus in den Vereinigten Staaten vor allem der höhere Anteil von „Krisengewinnern“ im S&P 500. Dazu zählten vor allem Unternehmen aus dem Technologiesektor, die beispielsweise durch den Boom onlinebasierter Services von den coronabedingten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen profitieren konnten. Entsprechend besser entwickelten sich 2020 die Kurse jenseits des Atlantiks.

Ein Grund für den anhaltenden Rückstand europäischer Titel ist auch die Tatsache, dass die Impfkampagne gegen das Coronavirus mit Ausnahme von Großbritannien in den meisten Ländern Europas nach wie vor eher schleppend verläuft. Dies birgt nicht nur gesundheitliche Risiken, sondern verzögert die Erholung der Konjunktur und damit der Unternehmensgewinne.

„Konjunkturerholung treibt Aktienkurse weiter – und
   dürfte 2021 insbesondere europäische Märkte beflügeln.“ 

Aufholpotenzial dank Konjunkturerholung und Zinsanstieg

Seit einigen Monaten haben sich die Aussichten für den europäischen Aktienmarkt insgesamt jedoch verbessert. Im aktuellen Marktumfeld scheinen Titel aus den Sektoren Finanzen, Energie und Grundstoffe noch besonders großes Kurspotenzial zu besitzen – allesamt Bereiche mit einer vergleichsweise hohen Gewichtung im Stoxx Europe 600. Haupttreiber dieser Entwicklung sind die fortschreitende wirtschaftliche Erholung weltweit und die damit einhergehenden steigenden Rohstoffpreise sowie das anziehende Zinsniveau, das insbesondere die Erträge von Banken stützen sollte. Auch die bedeutende europäische Automobilbranche könnte weitere Kurszuwächse verzeichnen – hier dürfte die bereits starke Kursentwicklung der vergangenen Monate das weitere Aufwärtspotenzial jedoch begrenzen.

2021: Anlagefokus auf Europa

Insgesamt rechnet die Deutsche Bank damit, dass die europäischen Aktienmärkte im Zuge einer zunehmend wirkungsvollen Impfkampagne ihren Rückstand bei der Wertentwicklung im laufenden Jahr aufholen werden. Zumal sie nach wie vor relativ günstig bewertet sind: Der Stoxx Europe 600 weist basierend auf den heutigen Kursen und den erwarteten Unternehmensgewinnen für das wohl nicht mehr von Corona-Effekten verzerrte Jahr 2023 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 10 auf. Für den S&P 500 liegt das entsprechende KGV hingegen bei 11 und für den Schwellenländerindex MSCI EM bei 12,9. Die Deutsche Bank behält daher ihren Fokus auf europäische Aktien bei. Anlegern mit entsprechender Risikobereitschaft könnten sich hier derzeit weiterhin interessante Investmentmöglichkeiten bieten.

Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.

Redaktionsschluss: 23.03.2021, 12:00 Uhr