Quelle: EduLeite / Getty Images

Aktien – 10.02.21

Liquidität mal anders: Investmentchancen im Wassersektor

Die wichtigsten Fakten:

  • Der Wasserverbrauch nimmt weltweit weiter zu
  • Die Wasserinfrastruktur ist vielerorts unzureichend
  • Der Wassersektor bietet Chancen für nachhaltige Investments

Die Vorgabe ist klar: „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ lautet eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die die Vereinten Nationen in ihrer globalen „Agenda 2030“ festgeschrieben haben. Ihre Umsetzung jedoch wird eine Herkulesaufgabe sein: Noch immer haben weltweit 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung – das entspricht rund 30 Prozent der Weltbevölkerung. Die Auswirkungen sind verheerend.

Neben der Bereitstellung von hygienisch einwandfreiem Trinkwasser ist auch der effizientere Umgang mit Brauchwasser eine große Herausforderung: Rund 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs entfallen auf die Landwirtschaft, weitere 20 Prozent auf die Industrie inklusive Energieversorgung. In vielen Ländern aber zahlen gerade diese Sektoren bislang nur wenig Geld für die Ver- und Entsorgung des wertvollen Nass‘. In Indien etwa werden rund zwei Drittel des gewerblich genutzten Wassers von Landwirten und Betrieben kostenlos über Brunnen direkt dem Grundwasser entnommen. Das fördert nicht unbedingt den sparsamen Umgang mit der kostbaren Ressource.

Wassernachfrage nimmt weiter zu

Der weltweite Wasserverbrauch ist heute bereits sechsmal so hoch wie noch vor 100 Jahren. In den nächsten 30 Jahren dürfte die Wassernachfrage Experten zufolge um weitere 30 bis 50 Prozent steigen – zum einen bedingt durch das sich fortsetzende Bevölkerungswachstum, zum anderen aufgrund der vielerorts wachsenden Mittelschicht mit sich ändernden Konsumgewohnheiten: Mehr Wohlstand fördert unter anderem den Fleischkonsum und damit den Wasserverbrauch. Die Produktion von einem Kilo Rindfleisch beispielsweise benötigt durchschnittlich mehr als 15.000 Liter Wasser.

Hinzu kommt, dass sich durch den Klimawandel das natürliche Süßwasserangebot in vielen Regionen verringern dürfte. Rund 40 Prozent der Weltbevölkerung könnten deshalb im Jahr 2050 unter einer angespannten Wasserversorgung leiden, woraus nicht zuletzt auch politische Risiken in Form von Verteilungskonflikten erwachsen könnten. Das Versorgungsziel der Vereinten Nationen würde dadurch in unerreichbare Ferne rücken.

Investitionen sind dringend erforderlich

Um der Wasserproblematik Herr zu werden, bedarf es zum einen verstärkter Maßnahmen – um etwa die massive Grundwasserentnahme oder den Anbau besonders bewässerungsintensiver Früchte wie beispielsweise Avocados in Trockengebieten zu reduzieren. Zum anderen sind Investitionen in ressourcenschonende Technologien zur Wassernutzung und -aufbereitung sowie in die Wasserinfrastruktur unerlässlich. Das betrifft die Schwellen- und Entwicklungsländer ebenso wie die Industrieländer: Selbst in einer so hoch entwickelten Stadt wie London geht aufgrund veralteter Leitungen täglich eine halbe Milliarde Liter Trinkwasser verloren.

Obwohl weltweit die öffentlichen Haushalte für Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Hygiene (WASH) jährlich im Schnitt real um 4,9 Prozent steigen, fehlen vielerorts die finanziellen Mittel, um die gesetzten Ziele für Trinkwasser, Abwasserentsorgung und Wasserqualität zu erreichen. Allein in den 30 Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) müssten dafür in den nächsten 30 Jahren 6,7 Billionen US-Dollar in die Wasserinfrastruktur investiert werden. In den Emerging Markets dürften im Angesicht von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und steigender Urbanisierung noch deutlich höhere Ausgaben nötig sein.

Mehr Effizienz durch private Investoren?

Ob der Investitionsbedarf in Sachen Wasser allein von staatlicher Seite geschultert werden kann, ist fraglich. Zur Deckung der grundlegenden WASH-Dienstleistungen bis 2030 gemäß der UN-Nachhaltigkeitsagenda wäre eine Verdreifachung der derzeitigen globalen Gesamtinvestitionen auf 114 Milliarden US-Dollar jährlich erforderlich.

Zudem zeigen Erfahrungen, dass bedingt durch mehr Wettbewerb private Lösungen im Vergleich zu rein staatlichen Systemen eine höhere Effizienz in der Wasserversorgung erzielen können. Entscheidend ist aber auch hier eine angemessene Regulierung, um zum Beispiel Monopole zu verhindern. Solche Regelwerke müssen vor politischer Einflussnahme geschützt sein, Investitionsanreize für Investoren bieten, eine angemessene Preisgestaltung ermöglichen und hinreichend Erträge generieren. Aber sie müssen auch der Bevölkerung den Zugang zur Ressource Wasser zu vertretbaren Kosten garantieren.

„Die Bereitstellung sauberen Wassers ist eine globale Herausforderung – mit Chancen für nachhaltige Investments.“    

Nachhaltig investieren

Anlegern mit entsprechender Risikobereitschaft erschließen sich in diesem Zusammenhang interessante Investitionsmöglichkeiten, etwa in den Teilbereichen Wasserversorgung, -infrastruktur und -aufbereitung. Unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien können sie damit zum einen weltweit zu einer nachhaltigeren Nutzung der begrenzten Ressource Wasser beitragen und zum anderen relativ stabile Erträge generieren. Insbesondere in den Schwellenländern scheint das Potenzial dafür hoch. Grundsätzlich sollten Anleger wie bei anderen Investments auch regionale Risiken im Blick haben und eine möglichst breite Diversifizierung innerhalb des Sektors anstreben. Dafür könnte sich zum Beispiel die Investition in einen aktiv gemanagten Investmentfonds mit dem Themenschwerpunkt „Wasser“ anbieten.

Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.

Redaktionsschluss: 09.02.2021, 15:30 Uhr