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Volkswirtschaft/Geldpolitik – 18.02.21
Chancen suchen, Risiken managen: Dieser Zweiklang für Investoren wird auch nach der Coronavirus-Pandemie seine Gültigkeit behalten. In jedem Fall dürfte das Risikomanagement in Zukunft noch bedeutender werden: Denn Anleger werden sich, neben der Gefahr einer fortgesetzten oder erneuten Pandemie, mit weiteren neuen Herausforderungen konfrontiert sehen, die das Investmentumfeld weltweit langfristig verändern könnten. Einen Überblick über die zu erwartenden Gefahren gibt das Weltwirtschaftsforum (englisch: World Economic Forum, WEF) in seinem aktuellen Weltrisikobericht 2021 („The Global Risks Report 2021“).
Auffällig: Bezogen sich die meisten Risiken im Vorjahresbericht noch auf die Themen Umwelt- und Klimaveränderungen, drängen seit der und durch die Coronavirus-Pandemie zunehmend die gesundheitlichen Risiken in den Vordergrund. Die insgesamt mehr als 600 am Bericht beteiligten Experten bewerten den Ausbruch von Infektionskrankheiten zusammen mit Umweltrisiken wie extremen Wetterereignissen, staatlichem Versagen beim Klimaschutz und von Menschen verursachten Umweltschäden als wahrscheinlichste Bedrohung in den kommenden zehn Jahren. Hinzu kommen Risiken wie die Ausweitung der digitalen Ungleichheit in der Welt und das Thema Cybersicherheit.
Betrachtet man die möglichen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft, rücken die Gefahren durch Infektionskrankheiten sogar auf den Spitzenplatz – noch vor Umweltrisiken, der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen oder einem Zusammenbruch der weltweiten IT-Infrastruktur.
Besondere Beachtung finden im neuen Bericht des WEF die sozialen Aspekte der aktuellen Krise: Die negativen Auswirkungen von Schulschließungen, dem Verlust des Arbeitsplatzes und Isolation auf die mentale Gesundheit der Menschen könnten demnach erheblich sein und uns langfristig begleiten. Zu befürchten sei unter anderem ein weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft, zum Beispiel weil sich die Teilhabe an der Digitalisierung weltweit sehr unterschiedlich entwickelt und vielen Menschen der Zugang zu mehr Informationen und Wissen verwehrt bleibt.
Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang: Die Coronavirus-Krise habe viele dieser Entwicklungen zwar nicht heraufbeschworen, wohl aber verstärkt, sagen die WEF-Experten. Die „4. industrielle Revolution“ zum Beispiel, also vereinfacht gesagt die Digitalisierung der Wirtschaft, hat in den vergangenen Monaten zwar vielerorts einen enormen Impuls bekommen: Videokonferenzen, Online-Handel, digitale Bildung und mobiles Arbeiten sind in Teilen der Gesellschaft zum Alltag geworden. Da jedoch nicht alle Menschen gleichermaßen an dieser Entwicklung teilhaben, vergrößere sich dadurch auch die digitale Kluft – eine Entwicklung, der nach Ansicht der WEF-Experten nur schwer Einhalt zu gebieten sein wird.
Die durch die Coronavirus-Krise verstärkten Trends dürften die Menschheit in den kommenden Jahren begleiten – mit ganz konkreten Auswirkungen auf unser alltägliches Leben, welche bereits heute in vielen Alltagssituationen zu spüren sind. Dazu zählt natürlich auch die Geldanlage. Aufgrund der Vielzahl möglicher Einflussfaktoren auf Wirtschaft und Politik bekommt nach Ansicht der Deutschen Bank das aktive Risikomanagement des Portfolios mit einer breiten Diversifizierung über Länder und Branchen hinweg einen immer höheren Stellenwert. Die alte Weisheit, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, hat also nach wie vor seine Gültigkeit. Darüber hinaus könnten Megatrends wie Digitalisierung, Biotechnologie oder Gesundheitsvorsorge jetzt noch interessantere Möglichkeiten bieten, sein Portfolio schrittweise gezielt zu erweitern – sei es in Form von direkten Investments in entsprechende Unternehmen, über aktiv gemanagte Investmentfonds oder ausgewählte strukturierte Produkte. Dabei könnten im Hinblick auf die weltweiten Herausforderungen nachhaltige Investments eine immer wichtigere Rolle spielen.
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Redaktionsschluss: 17.02.2021, 16:00 Uhr