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Aktien – 13.08.21

Schickt die Fed den Dollar auf Höhenflug?

Die wichtigsten Fakten:

  • US-Konjunktur- und Inflationsdaten stützen geldpolitischen Zeitplan der Fed
  • Baldige Straffung möglich, Zinserhöhung erst ab 2023 zu erwarten
  • US-Dollar im Zinserhöhungszyklus mit Aufwertungspotenzial zum Euro

Fast 1 Million neue Jobs und ein Rückgang der Arbeitslosigkeit von 5,9 Prozent auf 5,4 Prozent: Der aktuelle US-Arbeitsmarktbericht für den Juli 2021 macht Hoffnung auf eine Fortsetzung der Konjunkturerholung in den Vereinigten Staaten. Die Zahlen dürften eine baldige Straffung der US-Geldpolitik durch die Fed wahrscheinlicher machen. Denn gute Arbeitsmarktdaten sind dafür eine der wichtigsten Voraussetzungen. Ebenso wie eine erhöhte Inflation, die in den USA im Zuge der beschleunigten Lohnentwicklung derzeit ebenfalls zu beobachten ist.

Bewegung am Devisenmarkt

Diese jüngsten Entwicklungen bei den für die geldpolitischen Entscheidungen der Fed zentralen Aspekten sorgten sowohl am Anleihemarkt – wo es zu einem Anstieg der US-Kapitalmarktzinsen kam – als auch am Devisenmarkt für Bewegung: Der Euro/US-Dollar-Kurs fiel nach Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten am 6. August unter die Marke von 1,18 – die Weltleitwährung gewann also relativ an Stärke hinzu. Zwar befindet sich der Wechselkurs damit nach wie vor innerhalb des relativ engen Korridors im Bereich von 1,20, in dem das Währungspaar seit Jahresanfang notiert. Der Ausschlag nach unten zeigt aber, wie sensibel die Marktteilnehmer derzeit auf mögliche Änderungen der Fed-Politik reagieren.

US-Leitzinswende nicht vor 2023 erwartet

Für die weitere Entwicklung des Währungspaares dürfte es daher unter anderem entscheidend sein, wie und wann die US-Notenbank ihre Geldpolitik strafft. Zwar ist nicht auszuschließen, dass die Fed – entgegen ihren aktuellen Planungen – angesichts eines anhaltend starken Konjunkturbooms ihre Leitzinsen bereits vor 2023 anhebt. Auf der anderen Seite scheint es ebenfalls möglich, dass die US-Notenbank die Zinsen im Falle einer deutlich nachlassenden Wirtschaftsdynamik auf absehbare Zeit nicht anhebt. Am wahrscheinlichsten ist nach Ansicht der Deutschen Bank derzeit, dass die Fed an ihrem Mitte Juni kommunizierten Plan festhält: einer sukzessiven Erhöhung der Leitzinsen in den Jahren 2023 bis 2025 auf dann 2,5 Prozent. Damit wäre die Fed die erste bedeutende Notenbank der Industrieländer, die die Zinsschraube wieder nach oben dreht. Aufgrund des weiter fortgeschrittenen Konjunkturzyklus in den USA, etwa im Vergleich zu den europäischen Volkswirtschaften, erscheint dies plausibel.

„Euro/US-Dollar-Prognose stabil bis Jahresende –
moderate Dollarstärke ab 2023 möglich“.

Kurzfristige Schwankungen wahrscheinlich

In den kommenden Monaten sollte sich das Währungspaar Euro/US-Dollar nach Einschätzungen der Deutschen Bank zunächst weiter im aktuellen Wechselkurskorridor bewegen. Kurzfristige Schwankungen wie derzeit sind dabei auch in Zukunft jederzeit möglich – insbesondere mit Blick auf Ankündigungen der Fed hinsichtlich einer Reduzierung ihres Anleihekaufprogramms. Denn bevor die US-Notenbank ihre Leitzinsen erhöht, wird sie angesichts guter Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten sowie einer dynamischen Inflationsentwicklung ihrer Anleihekäufe reduzieren und schließlich beenden. Streng genommen ist die Straffung der Fed-Geldpolitik sogar bereits im Gange. Denn schon die zunehmenden Diskussionen über ihren künftigen geldpolitischen Kurs haben Auswirkungen auf die Märkte und die Kapitalmarktzinsen zuletzt steigen lassen. Sobald sich der Ausstiegsfahrplan der Fed konkretisiert, sind daher weiter steigende Kapitalmarktzinsen zu erwarten, was US-Anleihen etwa im Vergleich zu risikoreicheren Anleihen aus den Schwellenländern noch interessanter machen dürfte. Das wiederum sollte den US-Dollar zumindest kurzfristig stützen.

Auf der anderen Seite dürfte der Euro im weiteren Jahresverlauf ebenfalls Stärke zeigen. Zwar hängt die „Alte Welt“ im Konjunkturzyklus hinter den USA her und die coronabedingten Materialknappheiten führten zuletzt zu einer Wachstumsverlangsamung im europäischen verarbeitenden Gewerbe. Das bedeutet aber nicht, dass Europa auf einen allgemeinen Konjunkturschub verzichten müsste – er kommt nur etwas später als in den USA. Viele Experten heben ihre Prognosen für das europäische Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 aktuell sogar weiter an. Aufgrund dieser Gegenbewegung von europäischer Seite rechnet die Deutsche Bank auf 12-Monats-Sicht mit einem Euro/US-Dollar-Kurs von 1,20.

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Redaktionsschluss: 12.08.2021, 12:00 Uhr