Quelle: santiago silver / Adobe Stock

Aktien – 16.07.2021

Softwareunternehmen: Digitalisierung fürs Portfolio?

Die wichtigsten Fakten:

  • Software ist wichtiger Bestandteil der digitalen Transformation
  • Weltweiter Markt mit großem Wachstumspotenzial
  • Anlagechancen in europäische und US-Unternehmen

Ob Programme für das Lieferkettenmanagement, Datenbanken zur Verarbeitung von Big Data oder Software zur Abwehr von Cyberattacken: Die voranschreitende digitale Transformation in fast allen Wirtschaftsbereichen lässt auch die Softwarebranche boomen. Experten schätzen, dass 2021 branchenübergreifend weltweit rund 600 Milliarden US-Dollar in Softwarelösungen investiert werden. Davon könnten nicht nur die jeweiligen Unternehmen profitieren, denn in den kommenden fünf Jahren könnten die Softwareausgaben jährlich um 8 Prozent zulegen – auch für Investoren dürften sich interessante Investmentchancen bieten.

US-Anbieter dominieren den Markt

Insgesamt wird der weltweite Softwaremarkt von den großen US-Anbietern dominiert, das gilt insbesondere für den Bereich der Infrastruktursoftware. Die Marktkapitalisierung der europäischen Softwareanbieter lag zuletzt bei knapp 400 Milliarden Euro. Das entspricht nur rund einem Siebtel des Börsenwerts der US-Softwareriesen im S&P 500. Während der Branchenindex MSCI Europe Software in den vergangenen fünf Jahren 75 Prozent zulegte, verzeichneten die Softwarekonzerne im S&P 500 ein Plus von 350 Prozent.

Doch auch in Europa gibt es viele Unternehmen, die als große und wichtige Player gelten. Einige dieser Unternehmen sind in ihren Nischen sogar weltweit führend: In den Softwarebereichen Geschäftsressourcenplanung (ERP) und Lieferkettenmanagement (SCM) ist ein deutsches Unternehmen Weltmarktführer, im überdurchschnittlich schnell wachsenden Segment der robotergestützten Prozessautomatisierung ein britisches. Auch im Bereich der Anwendungen gibt es europäische Champions, etwa aus Frankreich und Deutschland für Industrie- und Automatisierungssoftware, Spanien für Flug- und Reisebuchungssysteme sowie der Schweiz für Bankensoftware.

„Die digitale Transformation fürs Portfolio – warum Softwareanbieter ins Depot gehören könnten.“

Beschleunigte Dynamik

Trends wie die vermehrte Arbeit im Homeoffice, der Boom beim Online-Shopping oder die zunehmende Nutzung von Streamingangeboten dürften aufgrund des Digitalisierungsschubs durch die Pandemie weiter anhalten und Investitionen in eine leistungsfähigere digitale Infrastruktur vorantreiben. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom hat die Digitalisierung durch Corona bei 8 von 10 Unternehmen in Deutschland an Bedeutung gewonnen. 75 Prozent haben demnach neue Software angeschafft oder planen, dies zu tun. Zwar muss sich noch zeigen, ob das antizipierte Wachstum tatsächlich mit einer solch hohen Geschwindigkeit realisiert werden kann und auf alle Segmente des Softwaremarktes gleichermaßen zutreffen wird. Die Zeichen dafür stehen jedoch gut.

Langfristiges Potenzial

Etliche Bereiche der Digitalisierung stehen aktuell noch am Anfang, etwa der weltweite Ausbau der 5-G-Mobilfunktechnologie, die Vernetzung von Städten zu sogenannten Smartcities oder der Einsatz des Internet of Things in industriellen Prozessen. Entsprechend groß scheint auch das langfristige Potenzial für Softwareanbieter als wichtiger Teil des Technologiesektors. Dabei gehen immer mehr Unternehmen weg von einem vom Produktabsatz getriebenen hin zu einem lizenzbasierten Geschäftsmodell, etwa im Rahmen von abobasierten Cloud-Computing-Angeboten. Dadurch dürften sie sich, im Vergleich zu den Hardwareanbietern des Technologiesektors, weniger konjunktursensibel verhalten. Ein weiterer Schub für die Softwarebranche könnte zudem aus einer ganz anderen Richtung kommen: Die Zahl der Cyberattacken nimmt weltweit zu. Das zeigen nicht nur die jüngsten Beispiele aus den USA, wo neben einem Pipelinebetreiber und dem weltgrößten Fleischproduzenten jüngst auch ein Softwaredienstleister Opfer eines Hackerangriffs wurde: Laut einer Umfrage des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) war schon jedes vierte mittelständische Unternehmen in Deutschland Opfer einer erfolgreichen Cyberattacke. Vor diesem Hintergrund sollten die Auftragsbücher von Firmen aus dem Bereich IT-Sicherheit auf absehbare Zeit gut gefüllt bleiben.

Software fürs Portfolio

Auch wenn die Softwarebranche auf den ersten Blick hauptsächlich in den USA angesiedelt zu sein scheint, könnte sich die Berücksichtigung der europäischen Champions in einigen Segmenten ebenfalls als sinnvoll erweisen. Insgesamt gilt es, dabei die zum Teil hohen Bewertungen des Sektors im Blick zu behalten – für die US-Softwarebranche lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis zuletzt bei knapp 38,5. Da Softwareaktien eine hohe negative Korrelation mit der Zinsentwicklung aufweisen, könnte sich ein möglicher schneller Anstieg der Kapitalmarktzinsen negativ auf die Kursentwicklung auswirken. Das gilt insbesondere für kleinere Unternehmen. Zudem könnten neue regulatorische Anforderungen in den USA den Sektor belasten: Die US-Regierung hat kürzlich unter anderem angekündigt, ihre Ansprüche an die Qualität der Software für den Behördeneinsatz zu verschärfen.

Im Rahmen der fortschreitenden digitalen Transformation dürften sich die Unternehmen der Softwarebranche diesseits und jenseits des Atlantiks dennoch dynamisch entwickeln können. Für entsprechend risikobereite Anleger könnte sich für Investments in den Sektor ein aktives Management anbieten, beispielsweise in Form eines sektoral und regional breit gestreuten Fonds.

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Redaktionsschluss: 15.07.2021, 15:00 Uhr