Quelle: Kirk Fisher / Adobe Stock

Wohnimmobilien, USA, Europa – 05.07.21

Wohnimmobilien bleiben weltweit gefragt

Die wichtigsten Fakten:

  • Nachfrage nach Wohnimmobilien weltweit auf hohem Niveau
  • Preissteigerungen vielerorts nur langsam rückläufig
  • Immobilienunternehmen weiterhin mit Renditepotenzial

Blickt man auf die Wohnimmobilienmärkte weltweit, zeigt sich derzeit vielerorts ein ähnliches Bild: Die Nachfrage steigt, das Angebot hält nicht mit und die Kaufpreise ziehen dadurch weiter an. In Neuseeland notierten die Hauspreise zuletzt fast 20 Prozent über dem Vorjahr, in Kanada etwa 10 Prozent. Auch in den meisten Ländern Europas hält der positive Preistrend an: Das Vereinigte Königreich, Spanien und Deutschland verzeichnen in diesem Jahr mit Preissteigerungen zwischen 3,4 und 4,5 Prozent bis dato die stärksten Zuwächse. Grund dafür sind unter anderem die Finanzierungskonditionen, die beispielsweise in Deutschland mit einem durchschnittlichen Hypothekenzins von einem Prozent bei einer Zinsbindung von fünf bis zehn Jahren immer noch historisch günstig sind. Dies dürfte vorläufig auch so bleiben. Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung erneut signalisiert, dass sie trotz einer höheren Inflation noch lange an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten möchte. Ähnlich äußerte sich bislang auch Fed-Chef Jerome Powell in den USA. Andere Zentralbanken haben zwar bereits ihre Anleiheankaufprogramme reduziert, Leitzinsanhebungen vorverschoben oder dies angekündigt, jedoch bislang mit keinen spürbaren Auswirkungen auf die Immobilienmärkte.

Dynamischer US-Wohnimmobilienmarkt

In den USA lagen die Preise für Einfamilienhäuser im Mai 2021 sogar 23,6 Prozent über denen des Vorjahresmonats. Dort hatte sich bereits vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie ein Nachfragestau gebildet, der sich in der Pandemie noch einmal vergrößerte: Die Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice weckte, wie auch in Deutschland und anderswo, bei vielen US-Amerikanern den Wunsch nach eigenen vier Wänden. Zudem begann eine mittlerweile als „Great American Move“ bezeichnete landesweite Wanderung aus den dicht besiedelten Innenstädten in die Vororte beziehungsweise aus Apartments in Einfamilienhäuser. Experten gehen davon aus, dass sich daraus eine längerfristige Verlagerung der Nachfrage nach Wohnimmobilien ergeben könnte.

Finanzpolster durch Lockdown-Ersparnisse

Doch nicht nur die vorgenannten, eher psychologischen Kaufgründe befeuern die Immobiliennachfrage. Fiskalische Unterstützungspakete in Billionenhöhe und der lockdownbedingte Konsumverzicht haben die Ersparnisse der US-Konsumenten auf geschätzt 2,6 Billionen US-Dollar ansteigen lassen – das entspricht rund 12 Prozent des jährlichen US-Bruttoinlandsprodukts. In den kommenden Jahren dürften in den USA daher Hunderttausende Millennials einen eigenen Haushalt gründen und Immobilien kaufen beziehungsweise bauen, nachdem sie länger als andere Generationen im elterlichen Heim gewohnt haben. Und auch die Europäer haben fleißig gespart: Die Privathaushalte in der Eurozone verfügen deshalb über zusätzliche Reserven von schätzungsweise rund 500 Milliarden Euro, die für den Erwerb von Eigenheimen eingesetzt werden könnten.

Eine weitere Triebfeder für den Erwerb von Wohneigentum sind die nach wie vor günstigen Finanzierungsbedingungen. Neben dem allgemein niedrigen Zinsniveau profitieren Immobilienkäufer in den USA derzeit auch von besonders günstigen Vertragskonditionen beim Abschluss einer Baufinanzierung, für die die US-Notenbank Fed den Geschäftsbanken durch den Ankauf grundpfandgesicherter Wertpapiere („Mortgage-Backed Securities“) seit März 2020 rund 900 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt hat.

Zusätzlich zu den Interessenten, die für sich selbst ein Haus suchen, treten auch Kapitalanleger vermehrt als Käufer auf ¬– insbesondere im Niedrigpreissegment. Knapp 21 Prozent der günstigeren US-Häuser wurden im 1. Quartal 2021 von Kapitalanlegern erworben, im mittel- und hochpreisigen Segment waren es 12,5 Prozent beziehungsweise 11,3 Prozent.

Leichte Entspannung in Sicht

Während der Nachfrageüberhang bei Neubauten in den USA von aktuell rund einer halben Million Einfamilienhäusern erst im Jahresverlauf abgearbeitet sein dürfte – aufgrund stark gestiegener Baustoffpreise war die Zahl der Baugenehmigungen von Januar bis Mai von 1,9 Millionen auf 1,7 Millionen gesunken –, zeichnete sich am Markt für Bestandsimmobilien zuletzt eine leichte Entspannung ab: Eine landesweit aktive Immobilienplattform verzeichnete in der ersten Juniwoche gegenüber der Vormonatswoche einen Anstieg der zum Verkauf ausgeschriebenen Wohnimmobilien um 6,7 Prozent. Das ist der größte Zuwachs seit Pandemiebeginn. Doch auch hier dürfte der zunehmende Wunsch nach eigenen vier Wänden in Verbindung mit hohen Sparrücklagen und günstigen Finanzierungsbedingungen die Nachfrage weiter stützen. Insgesamt dürfte es noch einige Jahre dauern, bevor das Angebotsdefizit in den USA abgebaut ist.

Auch in Europa scheint ein Ende des Aufschwungs am Wohnimmobilienmarkt vorerst nicht in Sicht. In Deutschland etwa ist auf absehbare Zeit mit einer starken allgemeinen Preiskorrektur kaum zu rechnen, da Wohnungen an vielen Standorten knapp bleiben dürften und auch bei Anlegern aufgrund interessanter Mietrenditen weiterhin gefragt sein sollten.

„Anhaltender Nachfrageüberhang auf internationalen Wohnimmobilienmärkten. Sektor mit weiterem Potenzial für Anleger."

Fondslösungen als mögliches Investment

Im Hinblick auf die positiven Aussichten nicht nur in den USA könnte sich für entsprechend risikobereite Anleger ein regional und sektoral breit gestreutes Investment anbieten, zum Beispiel im Rahmen einer Fondslösung. Vor dem Hintergrund zunehmender Risiken, etwa der Inflationsentwicklung und möglicher geldpolitischer Maßnahmen der Notenbanken, dürfte dabei ein aktives Management an Bedeutung gewinnen.

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Redaktionsschluss: 02.07.2021, 15:00 Uhr