Gesundheitsmärkte

← Zu den results. medNachrichten

28.03.2022

Wirtschaft unter Druck – Gesundheitswesen wächst

Die noch zu Jahresbeginn erwartete Erholung für die Wirtschaft verschiebt sich – die Folgen des Krieges in der Ukraine sind noch nicht absehbar. Die Inflation wird voraussichtlich höher ausfallen.

Der Krieg in der Ukraine hat alle Prognosen über die wirtschaftliche Entwicklung 2022 obsolet werden lassen. Der internationale Währungsfonds (IWF) warnte im März vor massiven wirtschaftlichen Folgen, von denen sich die ersten schnell nach Kriegsausbruch zeigten.
Insbesondere die steigenden Energiepreise belasten Unternehmen und private Haushalte gleichermaßen. Mehrere Fachleute äußerten sich deshalb skeptisch zu den früheren Wachstumsprognosen. Ein Konjunkturplus von rund 4 Prozent, das noch Mitte Februar für Deutschland als realistisch erschien, wurde im März wieder infrage gestellt. Zuletzt hat das Kiel Institut für Weltwirtschaft seine Prognose auf ein Plus von 2,1 Prozent gesenkt. Die Deutsche Bank geht aktuell von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,0 Prozent in diesem und 3,2 Prozent im kommenden Jahr aus.

Erschwert werden die wirtschaftlichen Probleme durch die Inflation. Die Bundesbank erhöhte ihre Prognose aus dem Februar, als sie noch von einem Preisanstieg in Höhe von 4,5 Prozent ausgegangen war, kurz nach Ausbruch des Krieges auf 5 Prozent im Jahresdurchschnitt für 2022. Mittlerweile geht die Deutsche Bank in diesem Jahr sogar von einer Inflationsrate von 8 Prozent aus, im kommenden Jahr werden 3,3 Prozent erwartet.

Staatliche Hilfen in Aussicht

Die Unsicherheit wird durch Lieferkettenprobleme, die die Weltwirtschaft auch schon in der Pandemie belasteten, erhöht. Die Folgen dieser Probleme zeigten sich zum Beispiel kurz nach Ausbruchs des Krieges für die Automobilindustrie, die durch Produktionsausfälle von Schlüsselbausteinen in der Ukraine betroffen war.
Existenziell trifft der Krieg die Unternehmen, die enge Beziehungen zu Geschäftspartnern in Russland oder in der Ukraine unterhalten oder die dort mit eigenen Filialen vertreten waren. Für solche Unternehmen wurde staatliche Hilfe in Aussicht gestellt.
Die Entkoppelung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und dem Westen werden zwar auch langfristig zu spüren sein. Modellrechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft zeigen allerdings, dass Deutschland dabei mit einer Auswirkung von −0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts deutlich weniger betroffen wäre als Russland mit einem Minus von fast 10 Prozent.

Erwarteter Konjunkturschub wird gedämpft

Entlastung erhofft sich die Wirtschaft von den Lockerungen, die pandemiebedingt erfolgten. Der davon erwartete Schub für die Konjunktur dürfte durch den Krieg aber erheblich gedämpft werden.
Das deutsche Gesundheitswesen ist eine der Branchen, die in solchen Krisen vergleichsweise robust funktionieren, unter anderem, weil die personalintensiven Leistungen in geringerem Maß von globalen Zusammenhängen abhängen als die Leistungen anderer Branchen.

Deutliches Plus für Zahnärzte

Fest steht, dass die wichtigsten Akteure im Gesundheitswesen zumindest nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten verhältnismäßig gut durch das zweite Pandemiejahr gekommen sind. Dies zeigen die Daten für das Gesamtjahr 2021.
Einzig die ärztlichen Behandlungen blieben mit einer Steigerung um 2,3 Prozent unter dem Anstieg des Bruttosozialprodukts (+2,9 Prozent) in Deutschland. Krankenhausbehandlungen (+4,3 Prozent), zahnärztliche Behandlungen (+7,4 Prozent) und Arznei- und Verbandmittel (+7,8 Prozent) verzeichneten deutlich höhere Anstiege. Vor allem die Zahnärztinnen und Zahnärzte hatten im Jahr zuvor allerdings auch deutliche Einbußen hinnehmen müssen.

Honorarentwicklung 2021 im Vergleich zu 2020

28.03.2022

Kliniken blicken verhalten in die Zukunft

Der Klinikmarkt stellt Krankenhäuser derzeit vor große Probleme. Viele Krankenhäuser verzeichnen wegen der Pandemie eine geringere Auslastung. Außerdem haben sie zunehmend Schwierigkeiten, offene Pflegestellen zu besetzen. Die wirtschaftlichen Aussichten bewerten sie überwiegend pessimistisch.

Sechs von zehn Krankenhäusern in Deutschland erwarten, dass sie das Geschäftsjahr 2021 mit einem Defizit abschließen. Einen Überschuss erwarten laut aktuellem Krankenhaus Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) nur 17 Prozent der Krankenhäuser.
Betroffen sind Kliniken aller Größenklassen. Die eigene wirtschaftliche Situation stuften zum Erhebungszeitraum im Jahr 2021 nur noch zehn Prozent der Krankenhäuser als gut ein. 55 Prozent gaben an, die wirtschaftliche Situation sei „eher unbefriedigend“.
Mit einer Verbesserung im laufenden Jahr rechnen 21 Prozent. Jedes zweite Haus erwartet, dass die eigene wirtschaftliche Situation „eher schlechter“ wird. Bei den Erwartungen zeigen sich die kleinen Krankenhäuser besonders pessimistisch.

Rückläufige Auslastung

Eine weitere Ursache für die negative Grundstimmung ist eine rückläufige Auslastung der Klinikkapazitäten während der Pandemie, die zu einer Verschiebung planbarer Operationen führte. 95 Prozent der Krankenhäuser gaben an, dass die Anzahl der elektiven Fälle abgenommen habe.
Ein weiteres Problem, das die Kliniken umtreibt, ist der Personalmangel. 84 Prozent der Kliniken hatten im vergangenen Jahr Probleme, offene Pflegestellen auf Allgemeinstationen zu besetzen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren dies nur 37 Prozent.
Tendenz: Je größer ein Krankenhaus, desto stärker das Personalproblem. 97 Prozent der Kliniken mit mehr als 600 Betten berichten laut Krankenhaus Barometer von Stellenbesetzungsproblemen.

MFA von Krankenhäusern umworben

Mehr als 20.000 Pflegestellen sind derzeit in Krankenhäuser bundesweit nicht besetzt. Diese Knappheit wirkt sich auf andere Bereiche im Gesundheitswesen aus und führt zu einem Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte.
Auch die in Arztpraxen ausgebildeten Medizinischen Fachangestellten (MFA) sind willkommene Arbeitskräfte in Krankenhäusern.

Anteil der Kliniken mit Problemen bei der Stellenbesetzung

28.03.2022

Kliniken und Vertragsärzte bei MVZ Kopf an Kopf

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) werden immer wichtiger für die Versorgung. Die Anzahl der in MVZ tätigen Ärztinnen und Ärzte steigt stetig weiter an. Eine Übersicht (Stand 31.12.2020)

1. Anzahl der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) bundesweit Ende 2020: 3.846
2. Entwicklung der Anzahl der MVZ im Vorjahresvergleich +307 (+8,7%)
3. Anzahl der Krankenhaus-MVZ: 1.725 (Vorjahr: 1.592, +8,3% im Vorjahresvergleich)
4. Anteil der Krankenhaus-MVZ unter allen MVZ:  45% (wie im Vorjahr)
5. Anzahl der von Vertragsärztinnen und Vertragsärzten geführten MVZ: 
1.707 (Vorjahr: 1.517, +12,5 %)
6. MVZ, die ausschließlich mit Vertragsärztinnen und Vertragsärzten besetzt sind: 114 (Vorjahr: 122, –6,4 %) 114 (Vorjahr: 122, –6,4 %)
7. MVZ, die nur mit angestellten Ärztinnen und Ärzten arbeiten:  3.104 (Vorjahr: 2.820, +10,1 %)
8. MVZ, die mit angestellten und mit Vertragsärztinnen und Vertragsärzten arbeiten: 628 (Vorjahr: 597, +5,2 %)
9. Anzahl der Ärztinnen und Ärzte, die insgesamt in einem MVZ arbeiten:  23.640 (+8 % im Vorjahresvergleich)
10. Anzahl der davon im MVZ angestellten Ärztinnen und Ärzte:  21.976 (+8,7 % im Vorjahresvergleich)
11. Anzahl der in einem Krankenhaus-MVZ angestellten Ärztinnen und Ärzte: 12.459 (+8,4 % im Vorjahresvergleich)
12. Anzahl der in einem MVZ arbeitenden Vertragsärztinnen und Vertragsärzte insgesamt:  1.664 (–0,7 % im Vorjahresvergleich)

Quelle: KBV

Redaktion:
Springer Medizin, Postfach 2131, 63243 Neu-Isenburg, Hauke Gerlof (V. i. S. d. P.)