„Achtet aufeinander. Und gebt nicht auf!“

Ligabetrieb ausgesetzt, Wettkämpfe und Trainingslager abgesagt, Sporthallen geschlossen – und nun auch noch die Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Tokio auf 2021. Auch die Sportwelt wird von der Corona-Krise hart getroffen. Einen normalen sportlichen Alltag gibt es in diesen Tagen nicht. Wir haben uns umgehört, wie die von der Deutschen Bank und der Deutschen Sporthilfe geförderten Sportler mit dieser Herausforderung umgehen.


Die deutschen Judoka Theresa und Amelie Stoll wollten zwei Wochen in Japan trainieren – daraus wurde nichts. Auch Wettkämpfe, die im Vorfeld zu Tokio noch hätten stattfinden sollen, hat die Internationale Judo-Föderation bis Ende April gestrichen. Ihre Judohalle wurde geschlossen, sie können nur in ganz kleinen Gruppen trainieren. „Effektives Training ist schwierig“, sagt Amelie Stoll. „Athletik, Kraft- und Zirkeltraining können wir machen, aber Judo ohne Körperkontakt – praktisch unmöglich.“


Auf die Frage, ob und wie sich diese Widrigkeiten auf die Motivation niederschlagen, sagt Trainer Lorenz Trautmann: „Obwohl wir nun wissen, dass die Spiele verschoben werden, ist unsere Motivation sehr hoch. Außerdem sind wir froh, dass wir uns mit dem Sport immerhin ein wenig von dem allgemeinen Wahnsinn ablenken können.“ Und Theresa ergänzt: „Wir wollen fit bleiben und mit guter Planung werden wir das Jahr bestmöglich ausfüllen. Die mentale Umstellung wird zwar eine Weile dauern, aber ich bin mir sicher, wir schaffen das.“


Rollstuhlbasketballer Nico Dreimüller spielt eigentlich beim spanischen Vizemeister in Albacete. Anfang März hat er jedoch überstürzt das Land verlassen und ist in seine Heimatstadt Frankfurt zurückgekehrt. In der spanischen Rollstuhl-Basketballliga wurden die Spiele bisher nur ausgesetzt. Die Entscheidung, den Ligabetrieb ganz zu stoppen, ist zwar immer noch nicht offiziell verkündet worden, es scheint aber nur an Formalien zu liegen – an eine Fortführung der laufenden Saison glaubt aktuell niemand mehr.


„Zu Beginn der Corona-Krise habe ich mit meiner Mannschaft noch sechs bis sieben Mal wöchentlich trainiert, dazu zwei bis drei Mal individuell im Fitnessstudio. Seit zwei Wochen ist alles auf null“, sagt Dreimüller. Bisher versuchte er, seine Motivation für Tokio trotz der Pandemie und ihrer Auswirkungen auf Sportevents weltweit aufrechtzuerhalten. „Ich habe versucht, mich wie im normalen Wettkampfalltag zu verhalten – schließlich bereite ich mich schon seit Jahren auf die Spiele vor“, sagt er. „Nun, da die Wettkämpfe um ein Jahr verschoben sind, wird das schwierig. Auch weil keine Aussicht auf gemeinsames Training besteht.“ Die Krise wirkt sich auch auf Dreimüllers Jurastudium aus: „Ich wollte mit der Vorbereitung auf mein erstes Staatsexamen eigentlich erst nach den Paralympics starten. Das ziehe ich jetzt vor.“


Aktuell plant Dreimüller noch, seine Mitspieler aus der Nationalmannschaft im Sommer zu treffen. Ob das klappt, ist aber völlig offen. Er ist in ständigem Kontakt mit seinen Teamkollegen, berichtet von großer Solidarität und einem starken Gemeinschaftsgefühl, das die Sportler erfasst hat. Sein Rat an seine Fans und Sportkollegen: „Bleibt nett und freundlich und helft anderen.“


Auch bei den Ruderern hat sich innerhalb weniger Tage vieles verändert. U23-Weltmeister Marc Weber berichtet, dass er mit seiner Mannschaft aus dem Trainingslager abreisen musste. Obwohl die Ungewissheit groß ist, bleibt er optimistisch: „Ich habe mich im letzten Jahr enorm gesteigert und in der Gruppe etabliert. Wenn meine Leistungskurve so weiterwächst, ist ein weiteres Jahr Training für mich kein Nachteil.“ Für die Ruderer sind die Trainingsmöglichkeiten immer noch vergleichsweise gut: „Wir können zwar nicht aufs Wasser, haben aber Ruderergometer, Radrollen und Hanteln vom Verein mitbekommen. Um sich fit zu halten, ist das optimal.“


Seine Bachelorarbeit hatte Weber eigentlich auf 2021 verschoben, um sich in Ruhe auf die Spiele in Tokio vorbereiten zu können. „Ich versuche jetzt, mit der Uni zu vereinbaren, dass ich sie doch noch dieses Jahr schreiben kann.“

Er hält es außerdem für wichtig, trotz aller Probleme die Ruhe zu bewahren: „Bleibt locker und entspannt. Vor allem für uns Sportler sind Routine und Souveränität sehr wichtig. Das sollte man gerade jetzt auch in den Alltag tragen.“

Bei Handballerin Dinah Eckerle, Torhüterin beim Bundesligateam SG BBM Bietigheim, ist die Normalität der Unsicherheit gewichen, wie es weitergeht: „Unsere Liga setzt bis 19. April aus und wir wissen nicht, ob wir die Saison überhaupt zu Ende spielen können.“ Zudem steckt Eckerle derzeit mit der Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation. Doch auch die kann momentan nicht stattfinden.


Der Trainingsalltag ist unterbrochen: Alle Handballer sind vom Verband freigestellt worden, die Hallen sind geschlossen und den Spielerinnen und Spielern ist untersagt, gemeinsam zu trainieren. Viele versuchen daher, sich selbst fit zu halten – zum Beispiel durch Jogging im Park oder Krafttraining zuhause.

Eckerle experimentiert jetzt ebenfalls mit neuen Trainingsmethoden: „Ich nutze zum Beispiel Tennisbälle, um das Ballgefühl und die Reaktionsschnelligkeit zu trainieren. Ich kann ja nicht immer nur laufen gehen, sondern muss auch meine speziellen Leistungen im Tor im Blick behalten und verbessern.“ Auch sie steht mit ihren Mannschaftskolleginnen in regem Austausch. Sie alle versuchten, das Beste aus der Situation zu machen, das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Eckerles Appell an Fans und Teamkollegen: „Achtet aufeinander. Und gebt nicht auf!“


Diesen Aufruf nehmen auch wir uns zu Herzen. Die außergewöhnliche Situation, in der sich momentan nicht nur die Sportwelt befindet, zeigt in bisher ungekannter Deutlichkeit, wie wichtig Zusammenhalt, Fürsorge und Partnerschaft gerade in Krisenzeiten sind. „Wir als Förderer stehen unseren Sportlern auch jetzt verlässlich zur Seite. Es ist beeindruckend und vorbildlich, wie die Athleten diese Krise meistern und sich den extrem veränderten Bedingungen sofort angepasst haben“, sagt Katrin Oeft, die im Bereich Marketing der Privatkundenbank für die Partnerschaft mit der Deutschen Sporthilfe verantwortlich ist.


Die drastischen Maßnahmen, die Regierungen rund um den Globus nun zum Gesundheitsschutz erlassen haben, bedeuten für das Leben jedes Einzelnen Veränderungen. Doch obwohl die Sportler eine der am stärksten betroffenen Berufsgruppen sind, ist unter ihnen die Akzeptanz für die Einschränkungen im Allgemeinen sehr hoch. Zur Sportlichkeit gehört eben auch der Grundsatz, dass Gesundheit in jedem Fall Vorrang hat. Eine starke und faire Haltung, die zum Vorbild werden sollte – vor allem, wenn man bedenkt, dass die Verschiebung der Spiele in Tokio viele Nischensportler in der Olympiavorbereitung auch vor finanzielle Herausforderungen stellt. Die Förderung der Sportler durch Deutsche Bank und Deutsche Sporthilfe geht übrigens normal weiter.

Leistungssport und Karriere vereint


Die Deutsche Bank fördert gemeinsam mit der Deutschen Sporthilfe studierende Athleten mit einem Sport-Stipendium, um Leistungssport besser mit beruflicher Karriere zu vereinbaren. Damit sich die Athleten und Athletinnen auf das Wesentliche konzentrieren können — und Ihre jeweiligen Ziele erreichen.