Vom Manager zum Unternehmer

Der eine hat die unternehmerische Idee, der andere das nötige Kleingeld, um sie umzusetzen. Wie Manager und Private Equity besser zueinanderfinden können.

Zusammen mit dem Finanzinvestor KKR setzt der bekannte Medienmanager Fred Kogel bei Leonine eine Buy-and-Build-Strategie um. Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Steffi Adam

Fred Kogel ist einer der bekanntesten deutschen Medienmanager Deutschlands und kennt die Branche aus dem Effeff. Er war Unterhaltungschef des ZDF, Geschäftsführer von Sat.1 und Kirch Media sowie CEO der Constantin Film AG und der Constantin Medien AG. Viel weniger bekannt ist das junge Münchener Medienunternehmen Leonine, dessen CEO Kogel seit Februar 2019 ist. Doch das Unternehmen, das sich mehrheitlich im Besitz des US-Finanzinvestors KKR befindet, hat Großes vor.

Leonine ist das Resultat einer sogenannten Buy-and-Build-Strategie, wie sie dieser Tage von Private Equity geliebt und gelebt wird. Der Finanzinvestor kauft dabei ein großes Plattformunternehmen und dockt daran kleinere Firmen an, die Wettbewerber sind oder die Wertschöpfungskette ergänzen – sogenannte Add-ons. Die simple Idee dahinter: Das größere kombinierte Unternehmen ist beim Verkauf mehr wert als die kleinen Einzelunternehmen.

Dreh und Angelpunkt bei diesen Strategien ist immer der Manager. Fred Kogel hatte die Idee, KKR das nötige Kapital, um sie umzusetzen. Innerhalb von rund zwei Monaten übernahm der Finanzinvestor vier Firmen. Den Anfang machten im Februar 2019 die Tele-München-Gruppe und der Kinoverleiher Universum Film. Ende März übernahm das Gespann die TV-Produktionsgesellschaft i&u TV, Anfang April folgte die Übernahme des Filmproduktionshauses Wiedemann & Berg. Im September ging das Unternehmen unter der neuen Firmierung Leonine an den Start.

Hemmnisse für Manager

Innerhalb weniger Monate war ein Platzhirsch entstanden, bevor der breite Markt so richtig wusste, was überhaupt los war und das typische Wettbieten unter den Finanzinvestoren beginnen konnte. Das ist der Traum von Private Equity, der allerdings nur selten wahr wird. Zwar gibt es sicherlich eine Menge exzellenter Manager mit profunden Branchenkenntnissen und einer pfiffigen Konsolidierungsidee. Doch nur wenige wagen den Sprung ins Unternehmertum. Dafür gibt es vielfältige Gründe:

Timing

Erfolgreiche Manager sind am Markt heiß begehrt und werden von Headhuntern oft direkt in neuen Projekten platziert, bevor sie Zeit haben, eine eigene unternehmerische Idee zu verfolgen.

DPE experimentiert mit Entrepreneur-Programm

Ein Pilotprojekt in der Private-Equity-Branche versucht diese Hürden zu überwinden. Der Münchener Finanzinvestor DPE Deutsche Private Equity hat ein Entrepreneur-Programm aufgelegt mit dem Ziel, einen Schritt früher in der Buy-and-Build-Wertschöpfungskette anzusetzen als üblich. „Wir gehen mit dem Manager zusammen ins unternehmerische Risiko“, sagt DPE-Manager Nils Bennemann.

Die DPE positioniert sich als Sparringspartner für die Entwicklung der Buy-and-Build-Idee – und zwar noch vor dem Erwerb der Plattform. Dem Manager mit der Konsolidierungsidee bietet die DPE in der Startphase ein Grundgehalt, von dem er zwar nicht reich wird, das aber immerhin finanzielle Sicherheit bietet. Der Private-Equity-Investor finanziert außerdem die Anlaufkosten und übernimmt auch den Aufwand für die Due Diligence der Zielunternehmen.

„Wir gehen mit dem Manager zusammen ins unternehmerische Risiko.“

Nils Bennemann, DPE Deutsche Private Equity

Die finanzielle Downside für den Manager wird begrenzt, ohne ihn in der unternehmerischen Upside komplett zu beschneiden. Je nach Situation und persönlicher Neigung des Managers kann die Beteiligungsstruktur angepasst werden. In der Frühphase – im Stadium der Idee – bieten sich Carry-ähnliche Modelle an. Heißt: Überspringt das Unternehmen eine definierte Mindestrendite, wird der Manager am Erfolg beteiligt. Ist die Idee bereits in einem reiferen Stadium und es gibt bereits ein etabliertes Unternehmen, zum Beispiel bei einem Carve-out, empfehlen sich die für Finanzinvestoren typischen Sweet-Equity-Programme, bei denen der Manager Anteile am Unternehmen erhält.

Private-Equity-Manager Nils Bennemann freut sich über reges Interesse, wird aber nicht mit umsetzungsfähigen Ideen überhäuft. Noch finden Manager und Finanzinvestoren nur selten zueinander. Ohne die Risikobereitschaft eines Unternehmers geht es nicht. Denn Private Equity sucht Partner, die an die Idee und das Geschäftsmodell glauben und keine Angestellten.

5 Verhandlungstipps für Manager

  1. Bei Private-Equity-Deals gilt für das Management als Faustformel eine Rückbeteiligungsquote von 50 Prozent der Nettoverkaufserlöse.
  2. Sweet Equity bietet finanzielle Chancen, aber auch Risiken. Ein Teil der Managementbeteiligung kann darum zur Absicherung als Gesellschafterdarlehen strukturiert werden. 
  3. Bereits vor dem Signing sollte das Management das Term Sheet für die Beteiligung fertig ausgehandelt und unterschrieben haben, denn zu diesem Zeitpunkt ist die Verhandlungsposition gegenüber dem Finanzinvestor am besten. 
  4. Es sollten klare Good-Leaver- und Bad-Leaver-Szenarien definiert sein. Sie entscheiden darüber, was mit der Beteiligung passiert, sollte der Manager vorzeitig ausscheiden. 
  5. Verhandlungen sind wichtig, doch der Bogen sollte dabei nicht überspannt werden – denn am allerwichtigsten ist das Vertrauen zwischen Manager und Finanzinvestor.

03/2022
Chefredaktion: Bastian Frien und Boris Karkowski (verantwortlich im Sinne des Presserechts). Autor: Philipp Habdank. Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers (Deutsche Bank AG) wieder.