Familien können Krise

Familienunternehmen sind besonders – nun wissen wir dank aktueller Forschung auch, dass diese besonderen Unternehmen gerade in besonders schwierigen Zeiten das Rückgrat der Wirtschaft sind.

Eitel Sonnenschein herrscht nicht immer zwischen Vater und Sohn. Aber in Krisenzeiten halten Familienunternehmer zusammen.

Eitel Sonnenschein herrscht nicht immer zwischen Vater und Sohn. Aber in Krisenzeiten halten Familienunternehmer zusammen. Zeichnung: Erich Ohser Stiftung, Plauen

Unternehmer vertrauen ihrem Bauch häufiger als angestellte Manager. Das ist zwar nicht belegt, aber wir glauben es trotzdem gern. Dasselbe gilt für die Einschätzung der Familienunternehmen selbst: Irgendwie haben viele das Gefühl, sie seien „die besseren“ Unternehmen. Herzblut, Verwurzelung und langfristiges Denken müssen sich doch auszahlen! Aber stimmt das auch?

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Viele Familienunternehmen verfolgen auch, aber nicht nur finanzielle Ziele. Diese Kombination scheint sie so stark zu machen.

Der berühmte britische Wirtschaftshistoriker Harold James hat schon 2006 in seinem Buch über „Europas Familienunternehmen“ behauptet, dass diese in Krisen stabilisierend wirken. Das gefiel vielen Unternehmern, dummerweise fehlten James bei näherer Betrachtung aber die Beweise. Zum Glück haben sich Forscher der Hochschulen Salzburg und Pforzheim der Sache angenommen und eine systematische Literaturanalyse von 46 Beiträgen in wissenschaftlichen Zeitschriften unternommen. Das Ziel war herauszufinden, ob sich Familienunternehmen in Krisen besser schlagen.

Welche Krise? Egal!

Die untersuchten Krisen waren ganz unterschiedlicher Natur – sie reichten von Finanzkrisen (der großen von 2007 bis 2009 genauso wie die asiatische von 1997 bis 1998) über Umweltkatastrophen und Rezessionen bis zur Coronapandemie. Das Ergebnis war eindeutig: Familienunternehmen sind im Vergleich zu anderen resilienter gegenüber externen Krisen – ganz konkret ist ihre Überlebenswahrscheinlichkeit höher, und sie erholen sich schneller von den Auswirkungen.

Aber woran liegt das? Viele Familienunternehmen verfolgen auch, aber nicht nur finanzielle Ziele. Diese Kombination scheint sie so stark zu machen und erleichtert es ihnen außerdem, Chancen zu ergreifen. Der Erhalt des Unternehmens hat absolute Priorität, und darum sind Unternehmer bereit, kurzfristige Einbußen für das langfristige Überleben zu akzeptieren. Am erfolgreichsten bewältigen Unternehmen Krisen, wenn sie vom Eigentümer geführt werden. Tatsächlich steigt die Resilienz sogar mit der Anzahl der Familienmitglieder in der Leitung.

Schnelle Entscheidungen, loyale Mitarbeiter

Die langfristige Orientierung zahlt sich auch für die Mitarbeiter aus, die in Krisen seltener entlassen werden und weniger Lohnkürzungen hinnehmen müssen. Und das zahlen sie der Unternehmerfamilie zurück: Die Forschung zeigt, dass die Mitarbeiter häufig die Werte und Normen der Unternehmerfamilie teilen und eine höhere Loyalität zum Unternehmen aufweisen. Die bindungsorientierte Arbeitsweise scheint sich auch bei den Kreditgebern auszuzahlen – Familienunternehmen haben in Krisen weniger Probleme, sich mit Fremdkapital zu finanzieren, und die Zinsaufschläge fallen moderater aus.

In kritischen Phasen schnell reagieren zu können ist ein messbarer Vorteil.

Eine weitere entscheidende Stärke in der Krise ist die unbürokratische Entscheidungsfindung. In kritischen Phasen schnell reagieren zu können ist ein messbarer Vorteil. Wenn sich dazu unbedingter Überlebenswille, Bereitschaft zum kurzfristigen Verzicht und Vertrauen von Mitarbeitern und Geldgebern gesellen, ist Resilienz die automatische Folge. Gewusst haben es viele ja schon immer: Familienunternehmen sind „irgendwie besser“. Aber nun ist es belegt – da freut sich auch der Bauch.

06/2023
Chefredaktion: Bastian Frien und Boris Karkowski (verantwortlich im Sinne des Presserechts). Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers (Deutsche Bank AG) wieder.


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