Rauf und runter: Rohstoffpreise
Jeder weiß, dass die Kosten für Gold, Kaffee und Kakao durch die Decke gegangen sind. Aber wie haben sie sich bei anderen Metallen und Primärprodukten entwickelt – und warum?

Corona, Krieg, Inflation und technologischer Wandel prägten in den vergangenen fünf Jahren viele Rohstoffpreise. Jeden Tag ändern sich die Kurse, ganz wie am Aktienmarkt. Foto: Westlight/Shutterstock

Die Ukraine galt lange als die Kornkammer Europas. picture alliance / Westend61
Weizenpreis in Russlands Bann
Mehr als vier Monate lang blockierten russische Militärschiffe ukrainische Häfen im Schwarzen Meer. Von der Versorgung abgeschnitten wurden dadurch vor allem Entwicklungsländer, die zwei Drittel des ukrainischen Weizens kaufen. Die Schwarzmeer-Getreide-Initiative, ein indirektes Abkommen zwischen den Kriegsparteien zur Sicherung des Transports, senkte den Preis drastisch – nach der Aufkündigung durch Russland ging der Preis im Juli 2023 steil nach oben, bis sich zeigte, dass Exporte weiterhin möglich waren.
Doch nicht nur durch den Krieg beeinflusst Russland den Weizenpreis, sondern auch durch die eigene Ernte. Als im Frühjahr 2024 durch ausbleibende Niederschläge und Fröste eine Missernte im größten Erzeugerland befürchtet wurde, stieg der Preis kurzfristig um fast 50 Prozent. Russische Exporte machten im vergangenen Jahr nämlich rund ein Viertel des Gesamtmarkts aus, die ukrainischen immerhin fast ein Zehntel. Der Weizenpreis dürfte weiterhin stark davon abhängen, wie die Märkte die Verlässlichkeit der russischen und ukrainischen Lieferungen für den Weltmarkt einschätzen.
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Das AKW Hamm-Uentrop ist längst stillgelegt. Aber weltweit werden neue Reaktoren gebaut. picture alliance / blickwinkel/H. Blossey
AKW-Boom braucht Uran
Auch der Uranpreis befindet sich im Würgegriff der Geopolitik: Mit Kasachstan, Usbekistan, Niger und Russland kommt etwa die Hälfte des Urans aus unsicheren Zulieferländern. Weltweit werden immer mehr Kernkraftwerke geplant, und schon heute wird weniger Uran gefördert als verbraucht.
Die Folge: Innerhalb von vier Jahren hat sich der Uranpreis mehr als vervierfacht. Seit dem Frühjahr 2024 sinkt er aber wieder. Das hat damit zu tun, dass sich nun auch schwieriger auszubeutende Vorkommen lohnen, wodurch die USA, Kanada, Australien und Namibia wieder in die Produktion eingestiegen sind oder sie hochfahren.

Kaum ein Teil eines Rinds bleibt ohne Verwendung. picture alliance / Westend61
Rendite mit Rindern
Rindviecher sind ein wahrer Anlegertraum: 77 Prozent Wertsteigerung in fünf Jahren bei geringer Volatilität. Die Nachfrage bei Rindfleisch steigt stärker als das Angebot, obwohl der Konsum in Mitteleuropa und in den USA rückläufig ist.
In Asien wird das als gesünder geltende rote Fleisch zunehmend dem Schweinefleisch vorgezogen – und die Kaufkraft in den Wachstumsmärkten ist kräftig gestiegen. Das muss sie aber auch, denn die Rinderzüchter verdienen sich keineswegs eine goldene Nase: Die hohen Preise für Energie, Futtermittel und Arbeitskräfte haben die Kosten ordentlich in die Höhe getrieben.

Nur ein kleiner Punkt – aber ohne Zinn kein Löten, ohne Löten kein Hightech. picture alliance / Zoonar
Versorgungslücke bei Zinn
Die Zeit der Zinnsoldaten ist vorbei, das glänzende Metall braucht man eigentlich nur noch für PVC, für Weißblech und zum Löten – aber gelötet wird überall. Das Industriemetall ist chronisch knapp, allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich der Preis mehr als verdoppelt. Allerdings war Zinn auch schon mal fast doppelt so teuer wie heute, nämlich nach einer mehrjährigen Hausse, die erst durch den Ausbruch des Ukrainekriegs gestoppt wurde, der die Nachfrage dämpfte.
Heute hakt es bei der Versorgung, sodass Einzelereignisse starke Auswirkungen haben, zumal der größte Produzent China fast alles selbst verbraucht. Die beiden wichtigsten Exportländer sind Indonesien und Myanmar, und beide sind problematisch: Das Inselreich exportierte 2024 wegen bürokratischer Scharmützel mit Bergbauunternehmen deutlich weniger und erwägt darüber hinaus, gar keinen Rohzinn mehr exportieren, um die Wertschöpfung im eigenen Land zu halten. In Myanmar musste eine große Mine in einem Bürgerkriegsgebiet schließen. Allein die aktuell schwächelnde Nachfrage hält den Preisauftrieb noch im Rahmen.

Die heute noch aktive Palladium-Mine im südafrikanischen Rustenburg ließ den Preis schon vor fast 100 Jahren einmal um die Hälfte einbrechen. picture alliance / Zoonar
Preisverfall bei Palladium
Fünf Jahre können am Markt für Edelmetalle eine Ewigkeit sein: 2020 war Palladium das wertvollste Edelmetall und fast doppelt so teuer wie Gold. Ende Februar 2025 musste man dagegen für Gold das Dreifache hinlegen. Und dafür ist nicht nur der Preisanstieg des gelben Edelmetalls verantwortlich, Palladium hat in der Zeit zwei Drittel seines Werts verloren. Zwar gibt es Palladium auch als Anlagemünze, es spielt aber im Unterschied zu Gold weder als Absicherung gegen wirtschaftliche und geopolitische Risiken noch als Zentralbankreserve eine Rolle.
06/2025
Chefredaktion: Bastian Frien und Boris Karkowski (verantwortlich im Sinne des Presserechts). Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers (Deutsche Bank AG) wieder.