25. September 2020

Der Fels in der Brandung

Die aktuelle Krise unterstreicht, wie wichtig eine stabile Aufstellungim Finanzbereich ist. Das Treasury sollte jetzt die eigene Resilienz überprüfen – und Notfalllösungen vorbereiten. Dieser Artikel wurde in der Print-Ausgabe von DerTreasurer als Gastbeitrag von Bas Marteijn am 25. September 2020 erstmalig veröffentlicht.

Von Bas Marteijn

Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr beherrschte vor allem ein Thema die deutschen Treasury-Abteilungen: die Liquiditätssicherung. Über Bankkredite, KfW-Hilfen oder andere Finanzierungsinstrumente erschlossen die Unternehmen neue Cash-Quellen. Mit fortschreitender Dauer der Krise haben sich die Prioritäten allerdings verschoben: In immer mehr Unternehmen rückt nun die Business-Resilienz in den Fokus.

Nach dem Schock im Frühjahr geht es jetzt darum, den Finanzbereich dauerhaft krisenfest aufzustellen. Das Treasury muss ein robustes Set-up finden, mit dem es mögliche weitere Wellen der Pandemie und andere Krisen überstehen kann. Sechs Punkte gehören dabei auf die Resilienz-Checkliste jedes Finanzbereichs.

Unterschriften digitalisieren

Erstens müssen Unterschriften und Identifizierungsverfahren digitalisiert werden. Wenn Mitarbeiter im Home Office arbeiten und kein persönlicher Kontakt mit Dienstleistern besteht, dann braucht es elektronische Verfahren, um sich zu legitimieren und Verträge zu unterzeichnen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um das Tagesgeschäft auch in Krisenzeiten aufrechtzuerhalten.

Der zweite Aspekt knüpft daran an: Die Unternehmen müssen Zugänge zu Systemen und Berechtigungen stringent und transparent steuern. So sollten sie etwa eine Berechtigungsmatrix aufsetzen, aus der ersichtlich ist, welcher Mitarbeiter welche Freigaben erteilen darf. Auch die Einhaltung des Vier-Augen-Prinzips ist wichtig.

Abhängigkeiten vermeiden

Ganz entscheidend ist der dritte Punkt: Es braucht Back-up-Lösungen für wichtige technische Systeme und die Anbindung an Banken. So ist es beispielsweise sinnvoll, den Zahlungsverkehr über zwei voneinander unabhängige Kanäle tätigen zu können, sollte einer ausfallen. Mit Ebics, Host-to-Host, E-Banking, APIs und Swift gibt es ausreichend Wahlmöglichkeiten.

Zugleich dürfte die Krise auch dazu führen, dass Unternehmen die Zahl ihrer Bankpartner weiter reduzieren. Es ist schlicht zu aufwendig, zu teuer, aber auch zu riskant, diverse Geschäftsbeziehungen zu pflegen. Bereits jetzt lässt sich beobachten, dass Treasurer Geschäfte neu allokieren. Künftig wird es noch stärker darum gehen, den „Sweet Spot“ bei der Anzahl der Banken zu finden, um Abhängigkeiten von einer Bank zu vermeiden und eine (kosten-)effiziente Aufstellung zu ermöglichen.

Cloud schafft Stabilität

Der vierte Punkt auf der Resilienz-Checkliste dreht sich um den Zugang zu Daten und den Schutz vor Betrug. Hierbei spielt die Cloud-Technologie eine wichtige Rolle. Sie bietet nicht nur die Grundlage für Robotic Process Automation (RPA) und Big-Data-Analysen. Sie trägt auch zur Krisenfestigkeit einer Treasury-Abteilung bei, insbesondere da die Stabilität und Ausfallsicherheit solcher Systeme zuletzt stark zugenommen hat. Fünftens steigt die Nachfrage nach „Track-and-Trace-Lösungen“ im Zahlungsverkehr. Unternehmen wollen gerade in Krisenzeiten sicherstellen, dass Gelder den Empfänger pünktlich erreichen und Probleme schnell gelöst werden. Damit einher geht der Wunsch nach mehr Transparenz über einbehaltene Gebühren, denn auch im Treasury wächst der Druck, Kosten zu senken.

Last, but not least sollte die Treasury-Abteilung auch das gruppenweite Cash Management auf seine Resilienz prüfen: Um das operative Geschäft aufrechtzuerhalten, muss Liquidität zum richtigen Zeitpunkt, im richtigen Land und in der richtigen Währung verfügbar sein. Auf dem Höhepunkt der Coronakrise war das zum Teil allerdings nicht gegeben: Da Länder wie die Philippinen, Russland oder Indien aus technischen, finanziellen und wirtschaftlichen Gründen ihre Kapitalverkehrskontrollen verstärkten, konnten einige Unternehmen nur mit hohem administrativem Aufwand an die dortigen Gelder kommen.

Solche Einschränkungen kann ein Unternehmen zwar nie komplett verhindern, aber es kann sich bestmöglich darauf vorbereiten. Deshalb sind Resilienz-Tests auch für die Treasury-Abteilung so wichtig.

Checkliste Treasury-Resilienz

  • Unterschriften und Identifizierung digitalisieren
  • Zugänge und Berechtigungen definieren und transparent machen
  • Backups für technische Systeme einrichten
  • Keine Abhängigkeiten schaffen
  • Daten sichern und Betrug vermeiden
  • Liquidität sichern: Auf Cash-Verfügbarkeit achten

Bas Marteijn ist Global Head of Corporate Cash Management Sales bei der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

bas.marteijn@db.com