25. März 2021

Inhouse Banking leicht gemacht

Zentralisierung im Zahlungsverkehr ist en vogue, immer mehr Unternehmen wollen die Vorteile einer Inhouse Bank nutzen. Dazu braucht es nicht einmal ein großes IT-Projekt. Dieser Artikel wurde in der Print-Ausgabe von DerTreasurer als Gastbeitrag von Christof Hofmann am 25. März 2021 erstmalig veröffentlicht.

Von Christof Hofmann

Die Corona-Pandemie wirkt bei vielen Trends als Beschleuniger: Das gilt für die Digitalisierung ebenso wie für mobiles Arbeiten oder den Online-Handel. Auch bei einem Kern-Treasury-Thema sorgt die Krise für einen kleinen Boom: Immer mehr Unternehmen befassen sich derzeit mit der Frage, ob sie eine Inhouse Bank einführen sollen. Das gilt längst nicht mehr nur für multinationale Konzerne, sondern zunehmend auch für den Mittelstand.

Denn die Zentralisierung von Zahlungsverkehr und Cash Management hat einige Vorteile. Unternehmen, die auf Payments-on-behalf-of (Pobo) oder Collections-on-behalf-of (Cobo) setzen, können die Zahl der Banken und Bankkonten deutlich reduzieren. Dadurch steigt die Effizienz in der Administration und die Kosten sinken. Das gilt beispielsweise auch mit Blick auf Know-Your-Customer-Prüfungen. Zwar muss die die Inhouse Bank in vollem Umfang geprüft sein, bei den angeschlossenen Konzerngesellschaften ergeben sich aber Vereinfachungen.

Betrugsrisiko senken

Durch eine zentralisierte Infrastruktur hat das Treasury außerdem eine bessere Kontrolle darüber, wer Zugriff zu welchen Informationen hat. Gepaart mit einer geringeren Zahl an Bankkonten und Schnittstellen sinkt auch das Risiko, Opfer von Betrugsattacken im Zahlungsverkehr zu werden. Cybercrime hat derzeit wieder Hochkonjunktur, auch weil das Arbeiten im Home Office einige Angriffsflächen bietet.

Eine zentrale Steuerung des Zahlungsverkehrs bildet zudem die Basis dafür, dass Unternehmen technologische Weiterentwicklungen wie Robotic Process Automation oder die Nachverfolgung von Zahlungen gemäß der Global Payment Initiative (GPI) nutzen können.

Last but not least ergeben sich durch eine Inhouse Bank je nach Ausgestaltung auch Vorteile für das Liquiditätsmanagement: Wer externe Zahlungsströme konsolidiert und konzernintern die Vorteile von Netting nutzt, steigert die Transparenz. Der Treasurer hat einen besseren und schnelleren Überblick über die konzernweiten Cash-Bestände. In Krisenzeiten ist diese Sichtbarkeit wichtiger denn je.

IT-Aufwand minimieren

Eine Inhouse Bank einzuführen, bietet also viele Chancen für das Treasury. Allerdings sollte man den Aufwand, der mit so einem Projekt einhergeht, nicht unterschätzen: Die Unternehmen müssen die Anforderungen der jeweiligen Länder, auf die die Inhouse Bank ausgerollt werden soll, berücksichtigen. Das betrifft insbesondere steuerliche Vorschriften, aber auch Kapitalverkehrskontrollen und andere rechtliche Anforderungen. Je internationaler ein Unternehmen aufgestellt ist, umso umfangreicher kann das Projekt werden.

Die gute Nachricht ist aber: Den IT-Aufwand können die Treasury-Abteilungen massiv reduzieren. Durch cloudbasierte Lösungen sind die technischen Hürden für eine Inhouse Bank geringer denn je. Dabei stellt die Bank nicht nur die Dienstleistungen rund um Zahlungsabwicklung und Cash Concentration zur Verfügung, sondern betreibt auch die zentrale Infrastruktur („Inhouse-Banking-as-a-Service“. Die Einführung einer Inhouse Bank kann damit schneller und kostengünstiger erfolgen. So haben auch kleinere Unternehmen die Möglichkeit, die Vorteile der Zentralisierung zu nutzen. Größere Konzerne könnten ebenfalls profitieren – etwa, wenn es darum geht, die Treasury-Integration von zugekauften Unternehmen zu beschleunigen.

Christof Hofmann ist Global Head of Corporate & Payment Solutions bei der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

christof.hofmann@db.com