Praxisübernahme: Erst prüfen, dann kaufen

Eine etablierte Praxis zu übernehmen, hat Vorteile. Statt Aufbauarbeit zu leisten, verfügen Sie vom Start weg über eingerichtete Praxisräume, qualifizierte Mitarbeiter und einen Patientenstamm. Allerdings übernehmen Sie nicht nur die Chance auf angestammte Umsätze, sondern auch die laufenden Kosten. Deshalb heißt es, erstmal sorgfältig zu prüfen.

Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger beschäftigt nicht nur mittelständische Unternehmer, sondern auch viele Mediziner. Das Durchschnittsalter der Ärzte und Psychotherapeuten in der vertragsärztlichen Versorgung ist in den vergangenen zehn Jahren von rund 51,6 (2008) auf 54,2 (2018) Jahre gestiegen, berichtet die KBV. Mehr als 30 Prozent der rund 175.294 niedergelassenen Ärzte in Deutschland sind laut Statistik der Bundesärztekammer älter als 60 Jahre. Der hohe Anteil der Ärzte im Renteneintrittsalter in einigen Arztgruppen macht deutlich, dass in den kommenden Jahren bei Arztsitzen ein entsprechender Nachbesetzungsbedarf entstehen wird. Bis zu 25.000 der 101.274 Praxen in Deutschland könnten also in naher Zukunft bundesweit den Inhaber wechseln.

Online zur Wunsch-Praxis

Wenn Sie den Schritt in die Selbstständigkeit planen, ist die Übernahme einer gut geführten Praxis oft eine attraktive Alternative zur Neugründung – zumal Arztsitze je nach Fachgebiet und Region oft erst frei werden, wenn eine Praxis schließt oder abgegeben werden soll. Prüfen Sie deshalb regelmäßig die Übernahmeangebote in Ihrer bevorzugten Region. Bei der Suche nach geeigneten Objekten helfen Ihnen Online-Portale, beispielsweise die PraxisBörse der Deutschen Bank. Unser bundesweiter Online-Marktplatz für Praxen und Kooperationsangebote verschafft Ihnen schnell und unkompliziert den Marktüberblick über Angebote und Gesuche in der gewünschten Fachrichtung und Region inklusive der abzugebenden KV-Sitze.

Sie suchen eine Praxis zur Übernahme?

Tipps für die Praxisbewertung

Wenn Sie eine interessante Praxis gefunden haben, die von Region und Fachgebiet her zu Ihnen passt, stellt sich im nächsten Schritt die Frage, ob sich ein Kauf für Sie rechnet. Für die Praxisbewertung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, darunter insbesondere die Lage der Praxis und die örtliche Infrastruktur. Eine zentral gelegene, von vielen Patienten gut erreichbare Praxis in der Stadt hat beispielsweise oftmals stabilere Zukunftsperspektiven als eine ländliche Praxis mit begrenztem oder sogar schrumpfendem Einzugsgebiet. Auch die technische Ausstattung und die Einrichtung der jeweiligen Praxis sind einen kritischen Blick wert. Entsprechen beispielsweise die medizinischen Geräte Ihren Anforderungen oder kommen hier größere Investitionen auf Sie zu? Müssen Sie renovieren oder umbauen? Wenn ja: Bis wann wird sich so ein Investment amortisieren?

Lohnt es sich, in die Ausstattung Ihrer Wunsch-Praxis zu investieren?

Umsätze und Kosten sorgfältig prüfen

Für die Möglichkeit, sich als Arzt niederzulassen, geben Sie ein sicheres Festgehalt auf. Mit Ihrer eigenen Praxis sollten Sie also ein angemessenes Einkommen plus Krankenversicherung und Altersvorsorge erwirtschaften können. Zudem übernehmen Sie mit einer Praxis auch deren laufende Kosten, beispielsweise monatlich Gehälter und Miete. Bei ernsthaften Kaufabsichten sollte Ihnen der abgebende Arzt deshalb möglichst umfassenden Einblick in seine Zahlen gewähren. Prüfen Sie anhand der Honorarabrechnungen und der Betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) der letzten zwei bis drei Jahre insbesondere folgende Punkte:

Umsätze

  • Wie verteilen sich die Umsätze auf Kassen- und Privateinnahmen inkl. IGeL?
  • Können und wollen Sie selbst in vergleichbarem Umfang private Leistungen anbieten?
  • Welcher Anteil der erzielten Kasseneinnahmen unterliegt der Qualitätssicherung durch die KV? Erfüllen Sie die Voraussetzungen für entsprechende qualifikationsgebundene Behandlungen und können entsprechende Umsätze erzielen?

Kosten

  • Miete: Können Sie den Mietvertrag zu vergleichbaren Konditionen übernehmen? Oder wurde die Praxis in der eigenen Immobilie betrieben, sodass Sie künftig Miete an den abgebenden Arzt zahlen müssen
  • Personalkosten: Wurden Familienangehörige des abgebenden Arztes zu besonders hohen oder niedrigen Gehältern beschäftigt? Welche Posten entfallen nach der Übergabe? Wo müssen Sie ggf. für teuren Ersatz sorgen
  • Abschreibungen: Inwieweit ist das Inventar bereits abgeschrieben? Wann und in welcher Höhe sind Ersatzinvestitionen fällig?
  • Finanzierungskosten: Können oder müssen Sie laufende Finanzierungsverträge übernehmen (z. B. Geräteleasing, Software-Mietkauf)?

Die Umsätze – also im Wesentlichen die Honorareinnahmen – abzüglich der laufenden Kosten ergeben das vorläufige Betriebsergebnis. Aus dieser Summe müssen Sie Ihr persönliches Einkommen finanzieren und künftige Investitionen bestreiten. Versuchen Sie, die zukünftige Entwicklung der Praxis möglichst realistisch zu bewerten: Sind die Kosten in den letzten Jahren gestiegen oder die Umsätze gesunken? Wenn ja: warum? Lässt sich die Entwicklung umkehren und wo müssen Sie dafür ansetzen?

Ob und wo Ihre Wunschpraxis möglicherweise Optimierungspotenzial birgt, zeigt Ihnen der Vergleich mit fachgruppenspezifischen regionalen Durchschnittswerten. Signifikante Abweichungen vom Durchschnitt liefern Ihnen einen ersten Hinweis auf mögliche Stellschrauben. Fragen Sie dazu Ihren db HealthCare Betreuer der Deutschen Bank oder nutzen Sie online das HeilberufePortal mit dem db PraxisCheck, dem InvestitionsCheck sowie der PraxisBörse.

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