17. Dezember 2021

APIs sind Trumpf

Unternehmen verkaufen ihre Produkte und Dienstleistungen zunehmend digital, daher finden APIs Einzug in das deutsche Corporate Treasury. Dieser Artikel wurde in der Print-Ausgabe von DerTreasurer als Gastbeitrag von Christof Hofmann am 17. Dezember 2021 erstmalig veröffentlicht.

Von Christof Hofmann

Über offene Programmierschnittstellen, auch APIs genannt, wird schon lange diskutiert. Grundsätzlich können Unternehmen ihre Systeme bereits seit über 30 Jahren via APIs verknüpfen, im Corporate Treasury sind sie in der Breite aber noch nicht angekommen. Die Kommunikation mit den Banken erfolgt in der Regel bisher per Host-to-Host-Anbindung, Ebics oder Swift. 

Doch das könnte sich nun ändern, denn im Zuge der Digitalisierung von Geschäftsmodellen wandeln sich auch die Anforderungen an das Treasury. Inzwischen vertreiben längst nicht mehr nur Einzelhändler ihre Ware online, in nahezu allen B2C-Branchen – von Tourismus über Unterhaltung bis hin zu Gesundheit – ist E-Commerce heute die Regel und nicht die Ausnahme. Sportartikelhersteller und Konsumgüterkonzerne bauen ihren Direktvertrieb über Online-Kanäle aus, selbst klassische B2B-Industrieunternehmen verkaufen ihre Waren und Dienstleistungen zunehmend über digitale Marktplätze.

»Das Treasury muss mehr in Richtung Echtzeit denken. APIs bieten dafür eine gute Basis.«

Wenn Vertriebs- und Logistikprozesse beschleunigt und Zahlungen digital abgewickelt werden, muss auch das Treasury immer mehr in Richtung Echtzeit denken. APIs bieten dafür eine gute Basis, denn über sie können auf Knopfdruck die entsprechenden Daten aus anderen Systemen geliefert werden – intern und extern. Mit den Schnittstellen können nicht nur die Kommunikation und das Nutzererlebnis von Treasurern gestärkt werden. Sie bieten auch Vorteile, um die Liquidität in Echtzeit zu managen.

Vier Möglichkeiten

Konkret gibt es für Treasurer vier Möglichkeiten, APIs zu nutzen. Erstens können sie APIs direkt anbinden, um mit der Bank zu kommunizieren – weltweit und in Echtzeit. APIs werden dann bei Prozessen wie Instant Payments, Request to Pay oder zur Abrufung des Kontostands angewandt.

Die zweite Möglichkeit ist, dass APIs indirekt über das ERP-System oder das Treasury Management System angebunden werden. Dieses Vorgehen verringert für Treasurer die Komplexität der Anbindung. Voraussetzung ist jedoch, dass die Systeme mit APIs umgehen und Banken diese Daten verarbeiten können.

Für Unternehmen, deren Infrastruktur zu komplex ist und deren Kapazität in der IT-Abteilung begrenzt ist, um APIs direkt anzubinden, gibt es Möglichkeiten der Überbrückung. Bei dieser dritten Variante stellt die Bank eine Komplettlösung inklusive der Möglichkeit zur Einbindung der API beim Kunden zur Verfügung. So können zum Beispiel Kontostände in Echtzeit über eine API in eine sichere Excel-Lösung eingebunden werden.

Die vierte Möglichkeit ist eine neue Initiative von Banken und Corporates mit Swift, die APIs über den Nachrichtendienst zentral anbindet, um unter anderem Realtime-Informationen zu erhalten.

Mit dem Bedarf an APIs wächst auch die Forderung nach Standardisierung auf Bankenseite. Denn dies wird der Schlüssel dafür sein, dass APIs in der Breite Einzug halten. Schon in den vergangenen 12 bis 18 Monaten hat die Standardisierung bei den Schnittstellen Fahrt aufgenommen. Vor allem die Swift-Initiative könnte die Verfügbarkeit von einheitlichen, standardisierten API-Formaten beschleunigen, so dass Treasurer APIs im Multibanken-Kontext nutzen können. Allerdings werden APIs vermutlich auf absehbare Zeit nicht die bestehenden und bereits gut etablierten Kommunikationskanäle vollständig ablösen. Sie fungieren eher als eine wertvolle Erweiterung.

Christof Hofmann ist Global Head of Corporate & Payment Solutions bei der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

christof.hofmann@db.com