09. Juni 2022

Brücken in die Blockchain-Welt

Immer mehr Unternehmen testen Blockchain-Anwendungen. Das verändert die Anforderungen an den Zahlungsverkehr. Diese Optionen sollten Treasurer kennen. Dieser Artikel wurde in der Print-Ausgabe von DerTreasurer als Gastbeitrag von Christof Hofmann am 9. Juni 2022 erstmalig veröffentlicht.

Von Christof Hofmann

In vielen Finanzabteilungen steht die Automatisierung von Prozessen weit oben auf der Agenda: Abläufe sollen schneller, effizienter und weniger fehleranfällig werden. Das senkt die Kosten und setzt zeitgleich Kapazitäten für strategische Projekte frei. Die Blockchain-Technologie kann bei dieser Automatisierung helfen: Das Management von globalen Lieferketten lässt sich digitalisieren. Daten werden dabei innerhalb der Blockchain im Konsensprinzip bestätigt, Dokumente verifiziert.

In der Praxis kommt das an: Der Pharmakonzern Roche zum Beispiel hat jüngst gemeinsam mit der Deutschen Bank ein Pilotprojekt gestartet, um den Bestellprozess bei seinen Lieferanten zu beschleunigen. Dabei kommen sogenannte Smart Contracts zum Einsatz, um den Ordereingang, den Abgleich der Rechnungen und die Freigabe von Zahlungen zu automatisieren. Bisher findet all das sequentiell und in getrennten Systemen statt.

Das Beispiel zeigt aber auch: Wenn Unternehmen Blockchain-Anwendungen einsetzen, um Geschäftsprozesse zu automatisieren, verändern sich ihre Anforderungen an den Zahlungsverkehr. Schließlich steht am Ende der meisten Geschäftsaktivitäten eine Zahlung. Wie aber lässt sich die neue Blockchain-Welt mit der bestehenden Zahlungsverkehrsinfrastruktur verknüpfen? Die naheliegendste und vielversprechendste Option ist die Einführung sogenannter Payment Trigger. Dabei handelt es sich um die Möglichkeit, direkt aus der Blockchain über Smart Contracts automatisch Zahlungen auszulösen, sobald vorher definierte Kriterien erfüllt sind. Technisch erfolgt dies in der Regel über offene Programmierschnittstellen (APIs), die die Bank zur Verfügung stellt. So baut der Payment Trigger eine Brücke zwischen den neuen Prozessketten auf der Blockchain- und den bestehenden digitalen Zahlungssystemen – also etwa Sepa- und Swift-Zahlungen.

Der Vorteil: Dank der API-Technologie ist dieser Weg heute schon recht einfach umsetzbar. Für die allermeisten Blockchain-Anwendungen, mit denen Unternehmen derzeit versuchen, Geschäftsprozesse zu automatisieren, lassen sich Zahlungen so auslösen und eine Bestätigung an den Smart Contract zurückspielen.

Tokenisiertes Geld

Tokenisiertes Geld Die zweite Option – die Zahlungen direkt auf der Blockchain abzuwickeln – ist dagegen deutlich komplexer, denn diese erfordert tokenisiertes Geld, also Geld auf einer Blockchain, das über Smart Contracts ausgelöst werden kann. Bei den bekanntesten Varianten handelt es sich um Stablecoins – also von einem privaten Anbieter oder einem Konsortium herausgegebenes digitales Geld – sowie um digitales Zentralbankgeld (CBDC).

Entscheidend ist aber etwas anderes: Stand heute gibt es bei diesen beiden Varianten noch deutliche Einschränkungen, was Reichweite und Regulatorik angeht.

Stablecoins müssen eine gewisse Abdeckung erreichen und von einer seriösen Partei herausgegeben werden. Universell einsetzbare tokenisierte Bankguthaben lassen vermutlich noch weiter auf sich warten. CBDCs gibt es zwar in einigen Ländern bereits, für die großen Währungen Euro, US-Dollar und Britisches Pfund dürfte es allerdings noch einige Jahre dauern, bis sie für kommerzielle Anwendungen verfügbar sind.

»Payment Trigger sind bis auf weiteres die beste Option für Treasurer«

Payment Trigger sind daher bis auf weiteres die beste Option für Treasurer, wenn es darum geht, Zahlungen für Blockchain-Anwendungen zu unterstützen.

Das liegt nicht nur daran, dass die Finanzwelt noch nicht auf der Blockchain stattfindet. Auch die Unternehmen selbst sind mit ihren Systemen und Prozessen häufig noch nicht für die Blockchain-Welt gerüstet. Die Payment Trigger haben auch für sie den Charme, dass sie eine Brücke zur bestehenden ERP- und TMS-Landschaft bauen. Es gilt, einen Schritt nach dem anderen zu machen.

Christof Hofmann ist Global Head of Corporate & Payment Solutions bei der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

christof.hofmann@db.com