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Liquiditätsplanung für Planer

Die Baubranche boomt, die Auftragsbücher sind gefüllt. Dennoch sollten Architekten ihre Zahlungsfähigkeit im Blick behalten. Um flüssig zu bleiben, ist eine sorgfältige Liquiditätsplanung wichtig.

Zweistellige Zuwächse beim Umsatz und den Aufträgen – 2018 war für die Bauwirtschaft ein erfreuliches Jahr. Um stolze 10 Prozent legte der Auftragseingang im letzten Jahr zu und erreichte mit knapp 80 Milliarden Euro den höchsten Wert seit 1994. Nicht nur Handwerker und Bauunternehmen, auch Architekten und Bauleiter profitieren: Die deutliche Mehrheit der Ingenieurbüros beurteilte ihre wirtschaftliche Lage laut einer Konjunkturumfrage des Verbandes Beratender Ingenieure (VBI) Anfang diesen Jahres als gut bis sehr gut. Auch die regelmäßige ifo Konjunkturumfrage ergibt bei Architekten bisher ein positives Stimmungsbild.

Den guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zum Trotz sollten Architekten und Bauingenieure die Liquidität ihres Büros stets im Blick behalten. Denn im Vergleich zu anderen Unternehmen gibt es ein paar branchenspezifische Faktoren zu beachten:

Begrenztes Honorarvolumen:

Da ein Großteil der erbrachten Leistungen nach HOAI abgerechnet wird, lassen sich die Einnahmen pro Leistungsphase nicht beliebig erhöhen. Der Zahlungseingang ist zudem an den jeweiligen Leistungsnachweis pro Bauphase gebunden.

Unterschiedliche, oft parallellaufende Projekte:

Je nachdem, ob Sie ein Einfamilienhaus für einen privaten Bauherren planen oder ein großes, öffentliches Gebäude, kann es erhebliche zeitliche Unterschiede geben, sowohl bezüglich der Projektdauer insgesamt als auch in einzelnen Leistungsphasen. Das wirkt sich unmittelbar auf Zahlungsströme und Liquidität aus.

Lange Zahlungsziele:

Öffentliche Auftraggeber (wie Kommunen, Bund und Länder) vergeben oft große lukrative Projekte, reizen allerdings auch ihre Zahlungsziele weit aus. Laut VBI-Umfrage zahlen mehr als 40 Prozent der öffentlichen Bauherren verzögert, aber auch bei privaten Hausbauern kommt es in knapp 30 Prozent aller Fälle zu Zahlungsverzögerungen, oft im Zusammenhang mit Streit um Qualität und Umfang der erbrachten Leistungen. In der Liquiditätsplanung sollten deshalb unbedingt entsprechende finanzielle Puffer eingebaut werden.

Insbesondere in größeren Büros mit zahlreichen parallelen Projekten ist eine projektbezogene Liquiditätsplanung empfehlenswert, um frühzeitig drohende Zahlungslücken oder auch überschüssige Liquidität zu erkennen und den Bestand an liquiden Mitteln zu optimieren. Dabei hilft leistungsfähige, branchenspezifische Software, beispielsweise von spezialisierten Anbietern wie Abacus, Kobold oder Wiko. Gute Programme bieten die Möglichkeit, pro Honorarvertrag einen eigenen Zahlungsplan zu generieren. Dies erleichtert nicht nur die Liquiditätsplanung auf Projektebene, sondern macht es auch einfacher, Leistungen im Interesse der eigenen Zahlungsfähigkeit stets zeitnah abzurechnen.

Als Inhaber eines Planungsbüros sollten Sie Ihre Liquidität mindestens einmal im Jahr vorplanen, beispielsweise zu Beginn eines neuen Geschäftsjahres. Zudem ist die regelmäßige Kontrolle der Soll- und Ist-Werte ratsam. Zeichnen sich Liquiditätslücken ab, können Sie auf diese Weise rechtzeitig gegensteuern, etwa durch eine zinsgünstige Zwischenfinanzierung der Bank. Auch die Rechnungsfinanzierung durch den Verkauf offener Forderungen an einen spezialisierten Anbieter kann je nach Projekt eine Möglichkeit darstellen, sich schnell und flexibel zusätzliche

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