leungchopan / Adobe Stock

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Nach einem guten Jahresstart im Zuge der Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft und abnehmender Rezessionssorgen in den USA und Europa ging den Aktienmärkten im weiteren Verlauf des ersten Quartals die Luft aus. Die anhaltenden geldpolitischen Straffungen seitens der bedeutenden Notenbanken zur Bekämpfung der hohen Inflationsraten sowie das aktuelle Marktumfeld führten zu einer erhöhten Volatilität an den Märkten.

Auf absehbare Zeit könnte die Schwankungsanfälligkeit der Aktienkurse hoch bleiben. Denn selbst nach einer möglichen Erholung dürften die Unsicherheiten der Anleger in Bezug auf die Inflationsentwicklung und mögliche Zinsanhebungen anhalten und die Aussichten auf Kursgewinne begrenzt bleiben. Letzteres gilt vor allem auf Leitindexebene: Im S&P 500 beispielsweise erwartet die Analystengemeinde in den kommenden Quartalen einen Rückgang der aggregierten Unternehmensgewinne – positive Impulse sind vor Beginn der zweiten Jahreshälfte nicht zu erwarten. Bei einem unveränderten Kursziel für den US-Leitindex von 4.100 Punkten sieht die Deutsche Bank auf 12-Monats-Sicht für US-Aktien kaum Kurspotenzial. Etwas zuversichtlicher ist die Deutsche Bank insgesamt für die Aktienmärkte in Asien und vor allem Europa, wo sich die Kurse aufgrund robusterer Unternehmensgewinne – besonders im Zuge der Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft –, einer höheren Gewichtung zyklischer Titel sowie relativ günstiger Bewertungen etwas besser entwickeln dürften.

„Kurspotenzial am Aktienmarkt – Banken und Mittelstandspapiere könnten für Anleger in den Fokus geraten.“

Interessantere Möglichkeiten könnten sich für entsprechend risikobereite Anleger jedoch vor allem beim Blick unter die Oberfläche ergeben: sowohl auf Sektor- als auch auf regionaler Ebene. Im regionalen Fokus könnte insbesondere Europa stehen. Der hiesige Bankensektor beispielsweise weist trotz der aktuell volatilen Lage solide Fundamentaldaten auf. Es erscheint daher durchaus möglich, dass sich der 50-prozentige Abschlag des Stoxx Europe 600 Banks beim erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis gegenüber dem Stoxx Europe 600 in den kommenden Monaten reduzieren könnte. Eine weitere interessante Investmentmöglichkeit in Europa könnten kleine und mittelgroße börsennotierte Unternehmen (engl.: Small and Mid Caps, SMC) darstellen. Sie sind insgesamt stärker abhängig von zyklischen Faktoren und könnten daher von einer erwarteten konjunkturellen Erholung in Europa im weiteren Jahresverlauf überproportional profitieren. Strukturelle Treiber dafür sind ihre stärkere Ausrichtung an Wachstumschancen, ihre hohe Innovationskraft, ihre insgesamt günstigere Bewertung gegenüber Großkonzernen (Large Caps) sowie ein breiter sektoraler Mix. Hinzu kommt, dass SMCs im Vergleich zu Large Caps häufiger Ziel von Übernahmen und Zusammenschlüssen (engl.: Mergers and Acquisitions, M&A) sind, die sich positiv auf die Bewertungen auswirken können: Die Prämien liegen im M&A-Fall bei durchschnittlich 15 bis 30 Prozent.

Risiken für die Aktienmarktentwicklung drohen vor allem vonseiten der Marktteilnehmer selbst: in Form einer selbsterfüllenden Prophezeiung, wenn die Rezessionssorgen am Markt überhandnehmen und die Stimmung sich weiter verschlechtert. Die Deutsche Bank rechnet jedoch im Umfeld solider ökonomischer Daten vor allem in Europa mit einer allmählichen Marktberuhigung.

Anleger sollten die Entwicklung der Konjunktur- und Unternehmensdaten allerdings aufmerksam beobachten – zumal die Europäische Zentralbank selbst angekündigt hatte, ihre geldpolitischen Entscheidungen zukünftig vermehrt nach Datenlage zu treffen. Grundsätzlich sollte zudem auch abseits der Leitindizes auf eine breite Diversifizierung geachtet werden. Im SMC-Bereich beispielsweise tummelt sich neben Weltmarktführern und etablierten, international vernetzten Konzernen eine Vielzahl junger und hochinnovativer Unternehmen.

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Redaktionsschluss: 31. März 2023, 15 Uhr