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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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30. März 2023

Liebe Leserinnen und Leser,

sinkende Energiekosten wecken die Kauflust deutscher Konsumenten, Künstliche Intelligenzen könnten 300 Millionen Arbeitsplätze kosten (und viele neue schaffen), und Südafrikas Rand dürfte sich der Talsohle nähern.


Deutsche Verbraucher zuversichtlicher

In dieser Woche veröffentlichte Stimmungsindikatoren deuten auf eine insgesamt robuste Konsumentenstimmung in den drei größten Volkswirtschaften der Eurozone hin.

  • Deutschland: Der GfK Konsumklimaindikator, der die Konsumentwicklung im Folgemonat prognostiziert, zeigt für April den sechsten monatlichen Anstieg in Folge – maßgeblich getrieben durch spürbar geringere Energiekosten.
  • Frankreich: Das Verbrauchervertrauen ging im März erwartungsgemäß leicht zurück – möglicherweise auch belastet durch die Kontroverse um die Rentenreform. Immerhin nahm die Besorgnis der Franzosen über einen möglichen Arbeitsplatzverlust deutlich ab.
  • Italien: Der Index des Konsumentenvertrauens erreichte den höchsten Wert seit 13 Monaten.

Bestätigen sich die Erwartungen bezüglich der morgen anstehenden Inflationsdaten des Euroraums, dürfte dies weitere Zinsstraffungen der Europäischen Zentralbank und damit steigende Kapitalmarktzinsen wahrscheinlicher machen. Zwar sehen die Analysten im Median einen Rückgang der Verbraucherpreisinflation von 8,5 auf 7,1 Prozent. Die Kernrate – ohne Energie und Lebensmittel – könnte mit dem erwarteten Anstieg auf 5,7 Prozent hingegen einen Rekordwert erreichen.


Künstliche Intelligenzen als Wachstumstreiber

Künstliche Intelligenzen (KI) könnten in den USA und Europa schätzungsweise ein Viertel der derzeitigen Arbeitsaufgaben übernehmen. Hochgerechnet auf die ganze Welt entspricht das 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen. Besonders administrative und juristische Tätigkeiten sollen mit jetzigen Technologien zu bis zu 50 Prozent automatisierbar sein. Im Gegensatz dazu sind in erster Linie physisch fordernde Berufe, etwa im Baugewerbe oder der Instandhaltung, mit bisherigen Technologien nicht zu ersetzen. Ein Blick in die Vergangenheit legt aber nahe, dass technologische Disruptionen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Entstehung neuer Berufe führten. In Kombination mit den technologiebedingten Produktivitätssteigerungen mündete dies in erheblichen Anstiegen des Wirtschaftswachstums und Wohlstandes. Analysten zufolge könnte eine flächendeckende Einführung von KI in den USA die Arbeitsproduktivität über den Zeitraum einer Dekade um etwa 1,5 Prozentpunkte pro Jahr steigern. Hochgerechnet auf die globale Wirtschaft haben KI das Potenzial, das Wachstum um satte sieben Prozent pro Jahr zu steigern. In Anbetracht dieser Aussichten könnte es sich für langfristig orientierte Anleger auszahlen, die aktuell niedrigeren Kurse bei Technologiewerten zum Aufbau von Positionen zu nutzen.


Fahrradaktien auf Talfahrt

Der Fahrradboom hält auch nach Ende der Pandemie an, allerdings scheint er an Dynamik zu verlieren. Darauf deuten Auswertungen von Suchmaschinenanfragen und Kreditkartendaten hin. Zwar wurde in den USA im Februar 17 Prozent weniger für Räder ausgegeben als im Vorjahr, doch lagen die Ausgaben immer noch 43 Prozent über dem Vor-Pandemie-Niveau. Fahrradhersteller melden eine anhaltend hohe Nachfrage nach E-Bikes und sinkendes Interesse an Einsteiger- und Mittelklassemodellen ohne Motorunterstützung. 2022 konnten die Hersteller ihre Umsätze noch um gut 20 Prozent steigern, in diesem Jahr dürfte das Umsatzwachstum aufgrund der sinkenden Nachfrage geringer ausfallen. Investoren haben bereits reagiert und die Aktien von Fahrrad- und Fahrradkomponentenherstellern im vergangenen Jahr auf Talfahrt geschickt. Vielfach liegen die Bewertungen deshalb wieder deutlich unter ihren historischen Durchschnitten. Dies könnte den weiteren Kursverfall zunehmend bremsen.


Südafrika: Hoffnungszeichen für den Rand

Eine der schwächsten Schwellenländerwährungen ist aktuell der Südafrikanische Rand, der zum Euro seit Jahresbeginn um mehr als acht Prozent auf das niedrigste Niveau seit zweieinhalb Jahren abwertete. 

    Grund für den jüngsten Preisrückgang dürften Sorgen vor einem Wirtschaftsabschwung infolge des jüngsten Bankenbebens sein. Abnehmende Wirtschaftsaktivitäten gehen mit sinkenden Emissionen und damit niedrigerem Bedarf nach Emissionszertifikaten einher. In der Weltfinanzkrise ist der Zertifikatspreis um 60 Prozent eingebrochen, in der Euro-Schuldenkrise sogar um knapp 70 und in der Corona-Pandemie um über 20 Prozent. Wenngleich ich keine tiefe Rezession und damit auch keinen Einbruch des CO2-Preises in dieser Größenordnung erwarte, glaube ich auch nicht, dass dieser mittelfristig signifikant steigen wird. Denn der Rückgang der Gaspreise hat dazu geführt, dass wieder mehr Gas anstatt der emissionsintensiven Kohle verheizt wird. Zudem dürfte mehr Strom über Atom- und Wasserkraft erzeugt werden. Gleichzeitig plant die EU-Kommission, 20 Milliarden Euro für die Energiewende über den Verkauf zusätzlicher Zertifikate einzunehmen. Das spricht für leicht sinkende Nachfrage bei steigendem Angebot.


    Einzelaktien: Lohnt sich das Risiko?

    Einige Anleger setzen auf Einzelaktien statt auf Fonds oder ETFs. Für wen kann sich diese Strategie eignen? Und welche Kennzahlen sind dabei besonders wichtig? Auf was Anleger bei der Einzeltitelsuche achten sollten, erfahren Sie von mir im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.


    Was diese Woche wichtig wird

    Freitag

    • China | Einkaufsmanagerindizes für März. Das Wachstum könnte sich branchenübergreifend fortgesetzt haben. Den Unternehmensgewinnen sollte dies zugutekommen, wenngleich sich ein signifikanterer Anstieg womöglich erst im zweiten Quartal zeigen wird.
    • Deutschland, Eurozone | Verbraucherpreise im März und Arbeitslosenquote für Februar. Die Inflation sollte aufgrund von Basiseffekten, die auf den vor gut einem Jahr begonnenen Russland-Ukraine-Krieg zurückzuführen sind, deutlich nachgegeben haben. Während die Teuerungsrate in Deutschland auf etwa 7,6 Prozent gesunken sein könnte, dürfte die der Eurozone noch stärker auf 7,2 Prozent nachgegeben haben. Jedoch könnten sich Zweitrundeneffekte in einem weiteren leichten Anstieg der Kerninflation bemerkbar machen. Die Arbeitslosenquote in der Eurozone könnte derweil im Februar wieder auf den Tiefstand von 6,6 Prozent gefallen sein. Die Märkte dürften zwischen anhaltendem Inflationsdruck und robuster Konjunktur abwägen und stark schwanken.


      Zahl des Tages: 54.000

      Wie es aussieht, haben unsere europäischen Vorfahren deutlich früher mit Pfeil und Bogen gejagt als bisher angenommen. Ein Team um Laure Metz von der Universität Aix-Marseille entdeckte in der Grotte Mandrin in Südfrankreich steinerne Pfeilspitzen. Der gleiche Ort ist auch die Fundstelle von rund 54.000 Jahre alten Homo-sapiens-Knochen. Die Frühmenschen, die damals schon vereinzelt nach Europa eingewandert waren, hatten Pfeil und Bogen offenbar mitgebracht. Später wurde die Grotte Mandrin wieder von Neandertalern bewohnt – die mit den neumodischen Jagdtechniken aber wohl nichts anfangen konnten. 

      Ich wünsche Ihnen einen treffsicheren Tag.

      Herzlichst

      Ihr Ulrich Stephan

      Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden


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