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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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11. Dezember 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

französische Aktien hängen 2024 hinterher, die Berichtssaison zum dritten Quartal endet, und Saudi-Arabien bereitet sich auf die Zeit nach dem Öl vor.

CAC 40 hängt hinterher

Der spanische Leitindex IBEX 35 legte in diesem Jahr einen Wertzuwachs von 25 Prozent hin, der deutsche DAX erreichte 22 und der italienische FTSE MIB 21 Prozent. Damit übertrafen diese Indizes die Wertentwicklung des breiten europäischen Aktienmarktes, der gemessen am STOXX 600 um zwölf Prozent zulegte. Ganz unten auf der Liste der nationalen Leitindizes findet sich Frankreich, wo der CAC 40 gerade einmal zwei Prozent an Boden gutmachte – so wenig zu diesem Zeitpunkt im Jahr wie zuletzt 2010.

Im Vergleich zu europäischen Aktien hat der CAC 40 seit 1988 nur in etwa sieben Prozent der Fälle schlechter abgeschnitten. Besonders die Nachfrageschwäche aus China machte den großen französischen Unternehmen im Laufe des Jahres zu schaffen. Seit Jahresmitte kommen nun auch politische Unsicherheitsfaktoren hinzu. Seit einem halben Jahr reduzieren Analysten nun ihre Gewinnerwartungen für die nächsten beiden Jahre und dennoch handelt der CAC 40 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 etwa entlang seines historischen Mittels. Bis sich die politischen Unsicherheiten in unserem Nachbarland legen, bleibe ich, was den CAC 40 angeht, zurückhaltend.

Alles auf US-Aktien setzen?

Kurz vor Weihnachten und dem Jahresstart 2025 sind alle Fragen erlaubt: Sollten wir schlicht das komplette Portfolio in US-Aktien, US-Anleihen und US-Dollar-Cash drehen? Die Liste der Proargumente ist umfangreich: Langfristig überzeugende Fundamentaldaten wie Gewinnwachstum, Eigenkapitalrendite und Aktienrückkaufprogramme treffen auf Wachstumstreiber wie die virtuelle Welt, Big Data und Künstliche Intelligenz (KI). Hinzu kommt die politische Unterstützung der künftigen Regierung unter Donald Trump durch zu erwartende Deregulierungen und Steuererleichterungen. Auf der Kontraseite ließe sich anführen, dass die beachtliche US-Performance gemäß unserer Aktienthese für das Kapitalmarktjahr 2024 – „wertvolles Wachstum“ – von der internationalen Anlegergemeinde honoriert wird und sich in hohen Bewertungen niederschlägt. Möglicherweise überzogene Erwartungen bezüglich der Wachstumseffekte von KI sind ein weiterer Risikofaktor – um nur die wichtigsten Ursachen für möglichen Gegenwind zu nennen. Unsere Antwort auf die heutige Portfoliofrage: Wer überwiegend US-Anlagen im Portfolio hat, dem sei verziehen. Beimischungen aus Europa und Asien sind natürlich willkommen, falls es doch anders kommt als erwartet.

    Berichtssaison USA: Fazit zum dritten Quartal

    Die Berichtssaison zum dritten Quartal ist vorbei; die Unternehmen des S&P 500 steigerten ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahresquartal um neun Prozent. Ganz vorn dabei: die Wachstumssektoren der Kommunikationsdienstleister und der Informationstechnologie mit Gewinnsteigerungen von jeweils 26 und 19 Prozent. Mehr als drei Viertel der Unternehmen aus dem Index legten in der abgelaufenen Berichtssaison höhere Gewinnzahlen vor, als Analysten im Vorfeld erwartet hatten, wobei die Gewinne im Schnitt um 7,5 Prozent höher ausfielen. Das solide Umsatzwachstum von 5,3 Prozent – nach 5,5 im Vorquartal – zeigt eine Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität im Land an, nachdem das Umsatzwachstum in den vorangegangenen fünf Quartalen unter vier Prozent gelegen hatte. Damit könnte der Aufschwung am Aktienmarkt ebenfalls anhalten. Für das vierte Quartal erwarten Analysten ein Gewinnplus von 9,6 Prozent und in den kommenden sechs Quartalen Steigerungen im niedrigen bis mittleren zweistelligen Prozentbereich. Damit könnte der S&P 500 weiter zulegen – in diesem Jahr ist er in Euro und inklusive Dividenden bereits um 35 Prozent gestiegen.

    Saudi-Arabien in Transformationsphase

    Saudi-Arabien will bis 2030 rund 3,3 Billionen US-Dollar investieren, vor allem in Infrastruktur, um die Wirtschaft fit für die Zeit nach dem Öl zu machen. Im Zuge der Dekarbonisierung dürfte die weltweite Ölnachfrage Anfang der 2030er Jahre ihren Zenit erreichen. Mit der nationalen Investitionsstrategie stellt sich das Königreich – dessen Ölbranche rund ein Drittel der Wirtschaftsleistung und fast zwei Drittel der Staatseinnahmen ausmacht – dieser langfristig existenziellen Herausforderung. Die 2021 initiierte Strategie hat dazu beigetragen, dass sich der saudische Aktienmarkt – der von Banken sowie Rohstoff- und Energiewerten dominiert wird – in den vergangenen Jahren besser als die Region entwickelt hat. Der investitionsgetriebene strukturelle Rückenwind könnte diese Entwicklung auch in Zukunft unterstützen. Statt direkt in den saudischen Nischenmarkt einzusteigen, könnte sich auch ein Blick auf globale Großunternehmen etwa aus den Bereichen Industrie, Technologie und Gesundheitsinfrastruktur lohnen, denen die langfristig ausgerichteten saudischen Milliardenprojekte in den kommenden Jahren gut gefüllte Auftragsbücher bescheren könnten.

    DAX-Rally trotz Wirtschaftsflaute

    Deutschlands Wirtschaft schwächelt – der Deutsche Aktienindex hingegen nicht: Er knackte jüngst erstmals die 20.000er-Marke. Wie das zusammenpasst, analysiere ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ordne die Gründe für die Rally ein.

    Was diese Woche wichtig wird

    Im Laufe der Woche, Berichtssaison

    • Europa | Sechs STOXX-600-Unternehmen legen ihre Zahlen des dritten Quartals vor, darunter Carl Zeiss Meditec und TUI.
    • USA | Sechs S&P-500-Firmen berichten Quartalszahlen, darunter Oracle und Adobe.

    Mittwoch USA | Verbraucherpreise, November. Der Analystenkonsens geht davon aus, dass sich die Jahresrate im November mit einem Anstieg von 2,6 auf 2,7 Prozent weiter vom Zwei-Prozent-Ziel der Fed entfernt hat. Zudem könnte die Kernrate den dritten Monat in Folge bei 3,3 Prozent verharrt haben, was auf eine Bodenbildung auf hohem Niveau hindeuten würde. Da der US-Arbeitsmarkt weiterhin keine Anzeichen einer Rezession zeigt, könnte ein erneut zunehmender Preisdruck eine Leitzinssenkung am 19. Dezember unwahrscheinlicher machen. Die Renditen kurzfristiger US-Treasuries würden steigen und der Rückenwind für den US-Dollar anhalten.

    Donnerstag Eurozone | Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank. Eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte scheint ausgemachte Sache zu sein, womit der Einlagensatz auf 3,0 Prozent sinken würde. Im Mittelpunkt des Interesses dürften die aktualisierten Wachstums- und Inflationsprojektionen sowie der Ausblick für 2027 stehen. Im September prognostizierte die EZB ein Wachstum von 1,3 Prozent bis 2025. Eine mögliche Abwärtsrevision könnte Hoffnungen auf eine beschleunigte Lockerung der geldpolitischen Zügel zur Stützung der Konjunktur in den kommenden Quartalen nähren. Euro-Anleihen dürften davon profitieren, während der Euro weiter an Boden verlieren könnte.

    Freitag Großbritannien | Monatliches Bruttoinlandsprodukt im Oktober. Die Wirtschaft könnte im Oktober um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gewachsen sein und damit die Schwäche zum Ende des dritten Quartals mehr als ausgeglichen haben. Nachdem der Preisdruck zu Beginn des vierten Quartals wieder zugenommen hat, könnte eine konjunkturelle Erholung die Hoffnungen auf kurzfristige Zinssenkungen zu Beginn des kommenden Jahres dämpfen. Die Renditen kurzlaufender britischer Staatsanleihen könnten steigen, während das Pfund Sterling aufwerten dürfte.

    Zahl des Tages: 43,58

    Das Axtwerfen zählt zu den menschlichen Tätigkeiten, die sich ihrer martialischen Ursprünge erfreulicherweise entledigt haben und nur noch in Form friedlicher Wettkämpfe vorkommen. Das schließt Spitzenleistungen nicht aus, wie Jesse Rood aus Nebraska kürzlich gezeigt hat. Der US-Sportler traf mit einer Wurfaxt die hölzerne Zielscheibe aus 43,58 Metern Entfernung. Nur knapp verfehlte er dabei das Zentrum der Scheibe, das Bull’s Eye. Was er am Axtwerfen besonders möge? Hinaus an die frische Luft gehen und das Ziel immer ein bisschen besser treffen, so Rood. Offenbar braucht es manchmal nicht viel Theorie, um in seiner Disziplin der Beste zu sein.

    Treffen Sie heute ins Schwarze.

    Herzlichst

    Ihr Ulrich Stephan

    Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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