06. September 2024
Frankreichs neuer Premier gilt als finanzpolitisch konservativ, die Wachstumsaussichten in Osteuropa sind ungleich verteilt und Indiens Goldkäufer vergessen ihre Kaufzurückhaltung.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat gestern Michel Barnier zum neuen Premierminister ernannt. Das ehemalige Mitglied der Republikanischen Partei bekleidete bereits unter den Präsidenten Mitterrand, Chirac und Sarkozy Ministerposten. Die ersten Reaktionen führender Parteivertreter deuten darauf hin, dass Barnier ein mögliches Misstrauensvotum überstehen könnte. Im Mittelpunkt der Arbeit der neu zu bildenden Regierung wird zunächst der Haushalt 2025 stehen. Bei der Überprüfung der Einnahmen- und Ausgabendaten im Sommer hatte die scheidende Regierung angekündigt, dass zusätzliche Einsparungen in Höhe von rund 15 Milliarden Euro – etwa 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes – nötig seien, um das für dieses Jahr geplante Haushaltsdefizit von 5,1 Prozent zu erreichen. Zwar gilt Barnier als finanzpolitisch konservativ, angesichts der heterogenen Kräfteverhältnisse im französischen Parlament besteht jedoch weiterhin das Risiko, dass das Defizitziel nicht wie ursprünglich geplant eingehalten wird. Zu dieser Einschätzung dürften auch die Marktteilnehmer gekommen sein. In einer ersten Marktreaktion verringerte sich der Renditeabstand zwischen zehnjährigen französischen und deutschen Staatsanleihen nur geringfügig von 0,72 auf 0,70 Prozentpunkte.
Der Technologie-Sektor hat seit 2010 knapp ein Drittel der globalen Aktienrenditen erwirtschaftet, in den USA waren es sogar 40 Prozent. Diese Entwicklung wurde von starken Fundamentaldaten getragen: Der Technologie-Sektor verzeichnete gegenüber dem Höchststand vor der großen Finanzkrise weltweit einen Anstieg des Gewinns pro Aktie um rund 400 Prozent, während es bei allen anderen Sektoren im Schnitt etwa 25 Prozent waren. In der Vergangenheit haben sich Anleger beim Aufkommen neuer Technologien – wie etwa aktuell beim Thema Künstliche Intelligenz – oft zu sehr auf die Erfinder fokussiert und dabei unterschätzt, wie die Technologie von anderen Unternehmen genutzt und weiterentwickelt werden kann. Anleger sollten sich entsprechend um eine Diversifizierung ihres Engagements bemühen, um die risikobereinigten Renditen zu verbessern und gleichzeitig Zugang zu potenziellen Gewinnern bei kleineren Technologieunternehmen und in anderen Teilen des Marktes zu erhalten.
Osteuropäische Aktien verzeichneten gemessen am MSCI EM Eastern Europe Index im letzten Jahr eine Wertenwicklung von 26 Prozent in Euro. Während Polen und Ungarn mit 31 und 24 Prozent gut performten, hing Tschechien mit knapp vier Prozent hinterher. Einerseits schwächelt dort das Wachstum – der Internationale Währungsfonds erwartet für dieses Jahr nur ein Plus von 0,7 Prozent, während die Wirtschaft in Polen um 3,1 und in Ungarn um 2,2 Prozent wachsen dürfte. Andererseits steht es auch um die Gewinnaussichten der Unternehmen nicht besonders gut.
Während Analysten im Laufe des letzten Jahres ihre Erwartungen an die Gewinne in den nächsten zwölf Monaten für ungarische Unternehmen um 22 und für polnische um acht Prozent anhoben, senkten sie diese für tschechische Unternehmen leicht ab. Dennoch handelt der MSCI Czech Republic im historischen Vergleich mit einem deutlich geringeren Abschlag als die Indizes Ungarns und Polens. Ich präferiere entsprechend in Osteuropa aktuell Polen aufgrund des starken Wirtschaftswachstums und Ungarn wegen der hohen Gewinnanstiege.
In den letzten Tagen schwankten die Goldpreise um die Marke von 2.500 US-Dollar je Feinunze. Ein wichtiger preisbestimmender Faktor ist dabei weiterhin die Nachfrage aus Asien. In China ist das Kaufinteresse der Privatanleger weiter ungebrochen. Und auch in Indien blieb die sonst übliche sommerliche Kaufzurückhaltung diesmal aus: Im Juli stiegen die Goldimporte – auch aufgrund einer Verringerung der Einfuhrzölle – auf 111 Tonnen, was einem Anstieg um 63 Prozent zum Vorjahresmonat entspricht. Aufgrund einer kürzlich beschlossenen steuerlichen Begünstigung derartiger Investments erhöhten sich die Ankäufe börsengehandelter, mit physischem Gold hinterlegter Zertifikate im Juli um 84 Prozent zum Vormonat auf den höchsten Monatswert seit Februar 2020. Auch die Notenbank Indiens ist als beständiger Käufer am Markt: Vom Jahresbeginn bis zum 9. August erwarb sie rund 44,3 Tonnen Gold und damit mehr als in den beiden Vorjahren zusammen. Mittelfristig sollten die Goldpreise somit weiteres Aufwärtspotenzial besitzen. Kurzfristig könnte es jedoch zu Rückschlägen kommen, falls die US-Notenbank Fed die aktuell an den Märkten sehr robust eingepreisten Zinssenkungserwartungen nicht erfüllt. Zudem sind an den US-Terminbörsen die Kaufpositionen spekulativ orientierter Anleger auf ein Vier-Jahres-Hoch gestiegen. Hier könnten jederzeit Gewinnmitnahmen einsetzen.
Die Marktturbulenzen von Anfang August sind fast vergessen, die Börsenrally geht weiter. Was hat die schnelle Erholung angetrieben? Liegt es wieder an den Glorreichen Sieben, die die Indizes steigen haben lassen? Ob die Top-Tech-Aktien auch mit Blick nach vorne überzeugen, Künstliche Intelligenz weiterhin ein so großes Investitionsthema bleibt und Investoren aktuell zu sorglos sind: Darüber spreche ich mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.
Im Laufe der Woche, Berichtssaison
Freitag
Fußballfans kommen derzeit kaum zum Durchatmen. Gerade ist das bittere Aus bei der Europameisterschaft verarbeitet, schon fordern nationale und internationale Ligen die ganze Aufmerksamkeit – und ein weiteres Großereignis wirft seine Schatten voraus. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 soll unter anderem in Spanien, Portugal und Marokko ausgetragen werden. Als möglicher Endspielort wird ein geplantes Riesenstadion nördlich von Casablanca gehandelt, für das jetzt Entwürfe vorgestellt wurden. Mit einer Kapazität von 115.000 Zuschauern wäre das Grand Stade Hassan II das wohl größte Fußballstadion der Welt. Umgeben wird die Arena von einer zeltartigen Dachkonstruktion – laut Chefdesigner Tarik Oualalou eine Reminiszenz an eine traditionelle marokkanische Zeltarchitektur.
Stellen Sie sich heute dem Wettbewerb.
Herzlichst,
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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