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13. August 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

Deutschlands Industrie verliert an Wettbewerbsstärke, der US-Inflationsdruck verstärkt sich im Juli nicht, und Australiens Notenbank senkt erneut den Leitzins.

Deutschlands Industrie verliert an Wettbewerbsstärke

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industrieunternehmen bleibt laut dem ifo Institut schwach – besonders im Maschinenbau. Strukturelle Probleme wie hohe Energiekosten, viel Bürokratie sowie eine hohe Steuer- und Abgabenlast belasten den Standort spürbar. Zusätzlichen Druck erzeugen die US-Strafzölle von 15 Prozent, die die ohnehin ungünstigen Investitionsbedingungen weiter verschärfen. Im Juli berichtete weiterhin rund ein Viertel der Unternehmen von einem Wettbewerbsverlust gegenüber Anbietern aus Nicht-EU-Staaten. Im Vergleich innerhalb der Europäischen Union sank der Anteil leicht von 13,4 auf 12 Prozent. Der Industrieindex der EU-Kommission verharrt in der Nähe seines Rekordtiefs; eine branchenübergreifende Verbesserung blieb aus. Besonders der Maschinenbau meldete mit 31,9 Prozent Negativmeldungen einen Höchststand, während auch die Elektroindustrie unter Druck steht.

Die Automobilbranche hingegen zeigte sich robuster: Der Anteil negativer Einschätzungen halbierte sich auf 16,1 Prozent – gestützt durch ein verbessertes Geschäftsklima und steigende Exporterwartungen. Die Experten vom ifo Institut warnen jedoch: Die strukturellen Nachteile im internationalen Wettbewerb bestehen trotz der vorläufigen Einigung im Zollstreit weiter und lassen sich nur schwer ausgleichen. Hinzu kommt, dass die deutsche Industrieproduktion laut dem Bundesverband der Deutschen Industrie zwischen 2019 und 2024 um mehr als zehn Prozent zurückging.

Auch für 2025 rechnen die Experten mit einem weiteren Rückgang. Für den europäischen Branchenindex STOXX 600 Industrials erwarten Analysten hingegen im Jahr 2026 einen deutlichen Gewinnanstieg. Europäische Industrieunternehmen scheinen in der Lage zu sein, trotz abnehmender lokaler Produktion profitabel zu sein.

Zinssenkung rückt näher: Märkte reagieren erleichtert auf US-Inflationsdaten

In den USA hat sich der Inflationsdruck im Juli nicht wie erwartet verstärkt. Allerdings zog die Kerninflation – ohne Energie- und Lebensmittelpreise – stärker an als prognostiziert. Die Verbraucherpreise lagen wie bereits im Juni um 2,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Kernrate stieg gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent und gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,1 Prozent – nach 2,9 Prozent im Juni. Während sinkende Energiepreise die Gesamtrate dämpften, trieben unter anderem höhere Flugticketpreise die Kerninflation nach oben; diese legten im Monatsvergleich um vier Prozent zu. Auch Möbel und Haushaltsgeräte verteuerten sich, im Jahresvergleich um 3,4 Prozent. Der zwölfprozentige Preissprung bei Lautsprechern, Mikrofonen und Kopfhörern dürfte ebenfalls auf die US-Importzölle zurückzuführen sein, da diese Produkte nicht von den Zollbefreiungen für Elektronikartikel profitieren. Die Finanzmärkte reagierten erleichtert auf die stabile Gesamtrate. Die Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinssenkung durch die US-Notenbank im September liegt nun bei 95 Prozent. Die Renditen von US-Staatsanleihen und der US-Dollar gaben leicht nach, während die führenden Aktienindizes moderat zulegten.

Zinssenkung in Australien trifft auf positive globale Signale

Die Rendite zehnjähriger australischer Staatsanleihen fiel auf rund 4,24 Prozent, nachdem die Reserve Bank of Australia den Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr um 0,25 Prozentpunkte gesenkt hatte – wie von den Märkten erwartet. An den Devisenmärkten gab der Australische Dollar gegenüber allen G10-Währungen nach. Der Aktienleitindex markierte ein Allzeithoch, auch weil sich die globale Risikostimmung aufhellte, nachdem US-Präsident Donald Trump die gestern ablaufende Zoll-Schonfrist für Warenimporte aus China um weitere 90 Tage verlängert hatte. Der Zinsentscheid fiel einstimmig und stützt sich auf den spürbaren Rückgang der Inflation seit deren Höchststand im Jahr 2022, die Rückkehr der Inflation in den Zielkorridor von zwei bis drei Prozent sowie erste Hinweise auf eine nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt. Trotz dieser Entwicklungen bleibt die Notenbank vorsichtig. Sie verweist auf die unsichere gesamtwirtschaftliche Nachfrage und mögliche Risiken auf der Angebotsseite. Wegen der anhaltend schwachen Produktivität rechnet sie mit einem geringeren Wachstum. Gleichzeitig erwartet sie, dass die Kerninflation langsamer sinkt und dass sich der Arbeitsmarkt stabil zeigt. Die Notenbank verfolgt einen schrittweisen Kurs der geldpolitischen Lockerung und dürfte ausschließlich auf die quartalsweise veröffentlichten Inflationsdaten reagieren. Vor diesem Hintergrund gehen Marktteilnehmer von weiteren Zinssenkungen im November und Februar aus.

Autoindustrie: vom Superstar zum Sorgenkind

Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise: Absatzprobleme in China, stockende E-Mobilität, neue Zölle aus den USA. Die Konkurrenz aus Fernost wächst rasant, während heimische Hersteller mit Überkapazitäten und strategischen Fehlentscheidungen kämpfen. Was das für Anleger bedeutet, erfahren Sie von Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und mir in der neuen Folge unseres Börsenpodcasts.

Zahl des Tages: 2

Pflanzen sind nicht so stumm, wie es scheint. Wie seit einigen Jahren bekannt ist, geben sie Geräusche im Ultraschallbereich von sich, die manche Tiere hören können. Ein Team um die israelische Zoologin Rya Seltzer hat jetzt gezeigt, dass Insekten die in diesen Geräuschen enthaltenen Informationen sogar verarbeiten können. Die Forscher spielten weiblichen Motten die Ultraschallgeräusche von zwei Tomatenpflanzen vor, von denen eine unter Wassermangel litt. Die Motten legten ihre Eier anschließend bevorzugt auf der Pflanze ab, die keinen Trockenstress signalisiert hatte. Eine echte pflanzliche Kommunikation lässt sich so noch nicht nachweisen – Seltzer hält es aber für denkbar, dass manche Pflanzenarten ihre Geräusche gezielt einsetzen könnten, um zum Beispiel die Fressfeinde von Schädlingen anzulocken. 

Ich wünsche Ihnen einen kommunikativen Tag. 

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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