24. September 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
der deutsche Servicesektor zeigt sich unerwartet optimistisch, die Mailänder Börse erlebt eine Aktienrally, und Pulverkaffee in den USA ist teurer als je zuvor.
Einkaufsmanager sorgen für Überraschungen
Einkaufsmanagerindizes (PMIs) als Frühindikatoren deuten derzeit auf eine nach Sektor divergierende Stimmungslage in der Eurozone hin. Während der Gesamtindex leicht auf 51,2 Punkte anstieg und über der 50-Punkte-Marke blieb, was ein Wachstum der Wirtschaft auf kurze Sicht signalisiert, fiel der Index des Verarbeitenden Gewerbes unerwartet von 50,7 auf 49,5 Punkte und somit zurück in den Bereich der Rezession. Der Index für den Servicesektor kletterte hingegen ebenfalls unerwartet von 50,5 auf 51,4 Punkte. Zugpferd war diesmal Deutschland mit einem robusten Anstieg des Gesamtindex von 50,5 auf 52,4 Punkte – ein Niveau, das zuletzt im Mai 2024 erreicht worden war. Auch hier zeigt sich jedoch eine beachtliche Divergenz zwischen den Sektoren. Der Index des Verarbeitenden Gewerbes ermäßigte sich von 49,8 auf 48,5 Punkte, der Marktkonsens hatte hier einen leichten Anstieg erwartet. Dieser wurde dadurch verhindert, dass die Auftragseingänge im September stark zurückgingen. Der Index für den Servicesektor legte hingegen stark zu, und zwar von 49,3 auf 52,5 Punkte. Als Folge der Regierungskrise in Frankreich blieb der Index dort den 13. Monat hintereinander unterhalb der 50-Punkte-Marke. Insgesamt lässt der PMI für die Eurozone ein moderates Wachstum in den kommenden Monaten erwarten.
Mailänder Börse erlebt Aktienrally
Der italienische Aktienmarkt hat den europäischen Gesamtmarkt in diesem Jahr um knapp 17 Prozentpunkte hinter sich gelassen. Drei Viertel der Outperformance lässt sich auf den Bankensektor zurückführen, weitere zehn Prozent auf Titel des Verteidigungssektors. Neben der hervorragenden Entwicklung dieser Sektoren kam italienischen Aktien zugute, dass die Firmen weniger als zehn Prozent ihrer Umsätze in den USA erzielen und daher wenig von höheren Importzöllen betroffen sind. Vorausschauend könnte die Rally jedoch etwas an Tempo verlieren, denn die KGV-Bewertung des FTSE MIB liegt mit zwölf nun wieder auf Höhe des zehnjährigen Mittels. Verglichen mit ihren europäischen Pendants werden fast alle italienischen Sektoren gleich teuer oder teurer gehandelt. Bei den Sektoren Telekommunikation, Gesundheit, zyklischer und Basiskonsum liegt der Aufschlag mit 15 bis 65 Prozent am höchsten. Zudem sucht man Aktien aus dem IT-Sektor im italienischen Markt vergeblich, sodass dieser nichts vom KI-Optimismus zu spüren bekommt.
Gute Börsenstimmung in Stockholm
Die Stockholmer Börse war in diesem Jahr bereits Schauplatz von drei der fünf größten Börsengänge in Europa. Eine Vielzahl von Privatanlegern, starke lokale institutionelle Investoren und politische Stabilität machen Schweden zu einem attraktiven Standort für Unternehmenslistungen. Die positive Stimmung hat dem Stockholmer Leitindex OMX30 seit Jahresbeginn ein Plus von rund 16 Prozent in Euro inklusive Dividenden beschert, womit er leicht über seinem Fünf-Jahres-Durchschnitt von 13 Prozent liegt. Die Rally könnte anhalten – dafür spricht zum einen die wachstumsstützende Geldpolitik der Notenbank, die gestern den Leitzins von 2,0 auf 1,75 Prozent senkte. Zum anderen könnte der am Montag von der Regierung vorgestellte Haushaltsplan, der für das Jahr 2026 Fiskal-Impulse in Höhe von 7,3 Milliarden Euro vorsieht, die noch schwache Binnennachfrage wiederbeleben. Dementsprechend hob die Sveriges Riksbank ihre Wachstumsprognosen für 2026 und 2027 auf 2,7 und 2,5 Prozent an. Gleichzeitig könnten Schwedens Exporteure von der im kommenden Jahr erwarteten konjunkturellen Erholung der Eurozone sowie vom Verteidigungs- und Infrastrukturpaket der deutschen Bundesregierung profitieren. Auch deshalb behalte ich die Stockholmer Börse im Blick.
Europas Anleihemärkte in Bewegung
Die europäischen Anleihemärkte zeigen sich schwankungsreich: Zinssenkungen, uneinheitliche Wirtschaftsdaten und fiskalische Risiken sorgen für Nervosität. Welche Folgen das für Investoren und Staaten hat und warum längerfristige Einschätzungen besonders herausfordernd sind, diskutieren Dr. Dirk Steffen, Leiter Kapitalmarktstrategie und Chefanlagestratege EMEA bei der Deutschen Bank, und Finanzjournalistin Jessica Schwarzer in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go.
Wetter und Zölle treiben US-Kaffeepreis
In den USA sind die Preise für gemahlenen Röstkaffee zuletzt stark angestiegen. Im August erreichte der von der St. Louis Fed ermittelte Durchschnittspreis mit 8,872 US-Dollar für ein englisches Pfund – was knapp einem halben Kilo entspricht – einen neuen Rekordwert. Ursache hierfür sind einerseits Lieferengpässe aus dem wichtigsten Anbauland Brasilien, die durch heißes und trockenes Wetter verursacht wurden. Andererseits belasten die jüngsten US-Zölle die brasilianischen Produzenten ebenso wie die Schweizer Kaffeeröster, für die Importzölle in Höhe von 50 beziehungsweise 39 Prozent gelten. Das Kaffeeangebot aus Kolumbien, Vietnam und der Europäischen Union ist hingegen aufgrund niedrigerer Zollsätze relativ stabil geblieben oder hat sich sogar erhöht. Sollten die US-Konsumenten aufgrund der deutlichen Preisunterschiede ihre Kaufgewohnheiten zulasten brasilianischer und Schweizer Anbieter verändern, könnten auch Röstunternehmen aus der EU ihre Marktanteile ausbauen und einen genaueren Blick wert sein. Allerdings bleibt die Lage unsicher, denn aktuell prüft die US-Regierung, ob Kaffeeimporte grundsätzlich von den höheren Einfuhrzöllen ausgenommen werden sollen.
Was diese Woche wichtig wird
Im Laufe der Woche, Berichtssaison
- Europa | In dieser Woche legen sechs Unternehmen aus dem STOXX 600 ihre Zahlen vor, unter anderem H&M Hennes & Mauritz, JD Sports Fashion, Smiths Group und Kingfisher.
- USA | Aus dem S&P 500 berichten sieben Unternehmen, darunter AutoZone, Micron Technology, Cintas Corp, Accenture und Costco Wholesale.
Freitag, USA | Kernindex persönlicher Konsumausgaben im August. Analysten rechnen für den August mit einer Kerninflationsrate von 2,9 Prozent. Nach ebenfalls 2,9 Prozent im Juli zeichnet sich damit eine Stabilisierung ab. Die monatliche Kerninflationsrate soll von 0,3 Prozent vormonatlich auf 0,2 Prozent sinken. Der Kernindex persönlicher Konsumausgaben ist im Vergleich zum weniger umfassenden Verbraucherpreisindex das favorisierte Inflationsmaß der Fed. Im Zuge der Fed-Sitzung vergangenen Mittwoch zeichnete sich in den anonymen Zinserwartungen der FOMC-Mitglieder, den „Dot Plots“, nur eine knappe Mehrheit von zehn zu neun für zwei weitere Zinssenkungsschritte in diesem Jahr ab. Eine Abweichung des Index von den Erwartungen könnte deshalb den Druck für zwei Zinssenkungsschritte erhöhen oder im Falle stärkerer Inflation zu einem einzigen Schritt führen.
Zahl des Tages: 29:03
Auf den ersten Blick bot dieser Rekordversuch ein unspektakuläres Bild: Ein Mann mit Neoprenanzug und Taucherbrille, der auf einer Handvoll bunter Schwimmnudeln bäuchlings in einem Pool treibt und fast eine halbe Stunde lang – gar nichts tut. Doch tatsächlich war das, was Vitomir Maričić kürzlich gelang, eine sportliche Höchstleistung. Der Kroate verbesserte den Weltrekord in der Disziplin Unter-Wasser-den-Atem-Anhalten auf sagenhafte 29 Minuten und drei Sekunden. Um eine Ohnmacht und Schlimmeres zu vermeiden, sind Apnoetaucher wie Maričić geübt darin, unter Wasser ihre Herzfrequenz zu verlangsamen und den steigenden Kohlendioxidgehalt des Blutes zu tolerieren. Auch eine positive Grundeinstellung schadet sicher nicht – oder wie der Rekordhalter sagt: „Nach der 20-Minuten-Marke wurde alles einfacher, zumindest mental.“
Testen Sie heute Ihre Grenzen.
Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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