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23. Mai 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

der U.S. Dollar Index erreicht den niedrigsten Stand seit zwei Wochen, der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone rutscht unter die Expansionsschwelle, und der US-Anleihemarkt steht 2025 vor einer außergewöhnlichen Herausforderung.

Trump, Steuern und Rating: Warum der US-Dollar fällt

Der U.S. Dollar Index fiel am Mittwoch den dritten Tag in Folge auf 99,7 Punkte – den niedrigsten Stand seit zwei Wochen.

Obwohl er sich gestern ein wenig erholte, werden als Grund dafür Spekulationen über die Duldung eines schwächeren US-Dollars durch die US-Regierung, insbesondere vor dem G7-Finanzministertreffen, angeführt. Berichte über geplante Währungsgespräche zwischen den USA, Japan und Südkorea verstärken diesen Eindruck. Gleichzeitig wachsen in den USA die fiskalischen Sorgen: US-Präsident Donald Trump drängt auf eine umfassende Steuersenkung, scheitert jedoch bisher an parteiinternem Widerstand. Zusätzlich belastet die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody’s auf „Aa1“ den US-Dollar, da nunmehr keine der drei großen Rating-Agenturen den USA die Bestnote vergibt. Obwohl die Renditen in den Laufzeiten von 10 und 15 Jahren auf 4,55 Prozent und 5,06 Prozent gestiegen sind, gab der US-Dollar gegenüber Yen und Euro auf 144,12 Yen je US-Dollar beziehungsweise 1,128 US-Dollar je Euro nach. Dieser Trend könnte sich unter Schwankungen fortsetzen.

PMI schwächelt, ifo-Index setzt Kontrapunkt

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Eurozone – ein viel beachteter Frühindikator – fiel auf 49,5 Punkte und somit erstmals seit fünf Monaten wieder unter die Wachstumsschwelle. Damit deutet er auf eine wirtschaftliche Schrumpfung hin. Während der Index für die Industrie auf niedrigem Niveau leicht zulegte, rutschte der Dienstleistungsindex unerwartet unter die 50-Punkte-Marke und erreichte ein 16-Monats-Tief. Auch in Deutschland fiel der Gesamtindex erstmals seit fünf Monaten in den kontraktiven Bereich – ein Niveau, auf dem Frankreichs Wirtschaft bereits seit neun Monaten verharrt. Im Gegensatz dazu legte der ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland zum fünften Mal in Folge zu und stieg um 0,6 auf 87,5 Punkte – den höchsten Stand seit Juni 2024. Zwar bewerteten die Unternehmen die aktuelle Lage etwas pessimistischer, doch die Erwartungen für die kommenden Monate verbesserten sich deutlich, vor allem im Verarbeitenden Gewerbe. Im Dienstleistungssektor hellte sich die Stimmung zumindest im Bereich Transport und Logistik wieder auf, nachdem die US-Zollankündigungen zuvor für Verunsicherung gesorgt hatten. Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal bestenfalls seitwärts tendiert. In dem kürzlich veröffentlichten Frühjahrsgutachten prognostiziert der Sachverständigenrat auch für das Gesamtjahr 2025 ein Nullwachstum der deutschen Wirtschaft.

Zinslast wächst: US-Staatsanleihen unter Druck

Der US-Anleihemarkt steht 2025 vor einer außergewöhnlichen Herausforderung: Rund 9,2 Billionen US-Dollar an Staatsanleihen – etwa ein Drittel aller umlaufenden Schuldtitel – laufen aus, mehr als die Hälfte davon bereits vor Juli. Zusammen mit dem prognostizierten Haushaltsdefizit von 1,9 Billionen US-Dollar ergibt sich ein Volumen von über elf Billionen US-Dollar für Neuemission – ein Rekord. Der gestern vom Repräsentantenhaus verabschiedete „One Big Beautiful Bill Act“ könnte bis zu vier Billionen US-Dollar an weiteren Schulden verursachen. Die Zinsen steigen und höhere Zinskosten verschärfen die Lage: Die Zinsausgaben lagen 2024 bei über 900 Milliarden US-Dollar und dürften 2026 eine Billion US-Dollar überschreiten. Trotz stabiler Auktionen sind höhere Renditen wahrscheinlich: Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg zuletzt auf über 4,5 Prozent. Experten erwarten längerfristig ein Renditeniveau zwischen vier und fünf Prozent. Analysten schätzen, dass ein Anstieg der zehnjährigen Rendite um 0,1 Prozentpunkte die Zinskosten um etwa 60 Milliarden US-Dollar pro Jahr erhöht. Da die Fed ihre Bilanz reduziert, sind preisempfindliche inländische Fonds oder ausländische Notenbanken die Hauptkäufer. Sind diese zurückhaltend, müssen die Renditen steigen. Das Risiko liegt weniger in einem Schock als in einem dauerhaft höheren Zinsumfeld in den USA.

Rekordrenditen und Inflationsängste: Japans Anleihemarkt unter der Lupe

In Japan steigen derzeit die Renditen langfristiger Staatsanleihen deutlich. Nach einer schwachen Auktion von 20-jährigen Titeln erreichten die Renditen der 30- und 40-jährigen Anleihen Rekordstände. Trotz der höchsten Inflationsrate unter den G10-Staaten agiert die Notenbank weiterhin zurückhaltend, obwohl Umfragen entankerte Inflationserwartungen zeigen: Verbraucher rechnen mit zwölf Prozent Inflation in den kommenden zwölf Monaten und mit zehn Prozent in den kommenden fünf Jahren. Der Renditeanstieg dürfte die Märkte – trotz einer Staatsverschuldung in Höhe von 240 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – vorerst nicht belasten, da die Notenbank über die Hälfte der Staatsanleihen hält. Auf ausländische Anleger entfallen zwölf Prozent. Sollte sich der Renditeabstand zu US-Anleihen weiter verringern, könnten japanische Investoren vermehrt in heimische Titel umschichten – mit potenziellem Aufwärtsdruck auf US-Renditen und Abwertungsdruck auf den US-Dollar.

Zollkonflikt: Schwellenländer unterschiedlich betroffen

US-Präsident Donald Trump hält die Welt in Atem. Aktien-, Devisen-, Rohstoffmärkte – alle reagieren auf die Zoll-News. Betroffen sind davon auch die Schwellenländer, allerdings lohnt sich da ein differenzierter Blick. Das aktuelle Geschehen ordne ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer ein.

Zahl des Tages: 700

Die Dichter der chinesischen Kaiserzeit verfassten Verse über anmutige Landschaften, den Wechsel der Jahreszeiten, Tee und Wein – und über den Jangtse-Glattschweinswal. Ein Team um Zhigang Mei von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Wuhan hat sie gelesen, um mehr über die Verbreitungsgeschichte der gefährdeten Tiere zu erfahren. Die Forscher rekonstruierten dafür die Entstehungsorte von über 700 Gedichten seit dem Jahr 830. So kamen sie zu dem Schluss, dass der Lebensraum der Wale im und am Jangtse in den letzten 1.200 Jahren um 65 Prozent geschrumpft sein muss. Die Daten sollen helfen, die schwindende Population der „Flussferkel“ (so die wörtliche Übersetzung des chinesischen Namens) besser zu schützen. Mit etwas Glück bleibt ihnen dann das Schicksal des Jangtse-Delfins erspart – von ihm wurde seit über zwanzig Jahren kein Exemplar mehr gesichtet. 

Ich wünsche Ihnen einen poetischen Tag. 

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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