karepa / Adobe Stock

karepa / Adobe Stock

Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien, Automatisierung – nur drei Beispiele von Technologiebereichen, die mittlerweile in aller Munde sind. Und das aus gutem Grund, schließlich herrscht weltweit Konsens darüber, dass die großen Herausforderungen der Zeit, sei es der Klimawandel, die Endlichkeit natürlicher Ressourcen oder der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, ohne technische Innovationen kaum zu bewältigen sein dürften. Entsprechend groß ist das langfristige ökonomische Potenzial der Technologiebranche – und mit ihm das Interesse von Anlegern an Aktien der Tech-Unternehmen.

Trotz dieser Voraussetzungen zeigte sich in den vergangenen Jahren kaum ein Aktienmarktsektor volatiler als „Tech“. Die Sonderkonjunktur der Pandemiejahre 2020 und 2021 kam 2022 zu einem abrupten Ende. Die weit überdurchschnittliche Gewinnentwicklung der Branche kehrte auf ein Normalmaß zurück, Kurse und Bewertungen sackten ab. Ausschlaggebend dafür war neben dem Ende der Sonderkonjunktur durch die zunehmenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen vor allem die durch die US-Notenbank Fed eingeläutete Zinswende in den USA. Letztere hatte unter anderem Auswirkungen auf einige Faktoren, die den Sektor grundsätzlich stark beeinflussen: die weltweite Konjunktur, den US-Dollar und die Diskontierung zukünftiger Unternehmensgewinne. Zum einen haben viele Technologieaktien einen zyklischen Charakter, das bedeutet, ihre Gewinne und Gewinnerwartungen entwickeln sich im Einklang mit dem tatsächlichen sowie dem prognostizierten Wirtschaftswachstum. Zum anderen profitiert der Sektor von einem schwachen US-Dollar, vor allem weil im global besonders einflussreichen US-Technologiesektor ein Großteil der Erträge im Ausland erwirtschaftet wird. Im Laufe des Jahres 2022 trübten sich – nicht zuletzt auch durch die Invasion Russlands in die Ukraine, die dadurch steigenden Energiepreise und die strikte Null-Covid-Politik Chinas – die wirtschaftlichen Aussichten jedoch ein. Gleichzeitig gewann der US-Dollar im Zuge steigender US-Zinsen an Stärke.

Diese Spitzen nach oben und unten haben den nach wie vor intakten positiven Trend des Sektors überschattet. Einen Impuls könnten Technologiewerte auf absehbare Zeit durch das erwartete Ende des Leitzinszyklus in den USA erhalten. Nicht nur dürften sich dadurch die Finanzierungskonditionen für die besonders stark von Investitionen abhängigen Tech-Unternehmen verbessern, auch ihre zukünftigen Gewinne – eine der Hauptmotivationen für ein Investment – würden weniger stark abdiskontiert und dadurch „heute“ wertvoller werden. Das jüngste Comeback des Sektors dürfte bereits auf diesen Faktor zurückzuführen sein: Vom Jahresbeginn 2023 bis zum 28. April legte der Nasdaq 100, der bedeutende US-Technologieindex, in Euro gerechnet um 17,6 Prozent zu und damit deutlich stärker als der US-Leitindex S&P 500, der mit 5,4 Prozent im Plus lag.

Technologie baut Vorsprung wieder aus Entwicklung des Nasdaq 100 und des S&P 500 in Euro. li. Achse: Werte indexiert: 28.04.2018 = 100, re. Achse: 12-Monats-Performance in Prozent

Insgesamt sollten jedoch zunächst die Unsicherheiten über die weitere konjunkturelle Entwicklung anhalten. Verbesserten Erwartungen in Europa, durch die Stabilisierung der Lieferketten und eine Entspannung am Energiemarkt, sowie der starken wirtschaftlichen Erholung in China stehen trübere Aussichten für die US-Wirtschaft gegenüber. Für Anleger kommt es daher weiterhin darauf an, einen individuell passenden Chance-Risiko-Mix für ihr Aktienportfolio zu finden, der sowohl in einem Umfeld sinkender als auch steigender Zins- beziehungsweise Wachstumserwartungen seine Berechtigung hat – ein reines Investment in den breiten Technologiesektor erscheint vergleichsweise risikobehaftet. Anbieten könnte sich für eine entsprechende Diversifizierung eine sogenannte Hantelstrategie: Auf der einen Seite der Hantel befinden sich Titel aus dem qualitativ hochwertigen Wachstumssegment, das in den vergangenen Jahren von einem niedrigen Zinsregime profitierte, und auf der anderen Hantelseite nach wie vor günstig bewertete Substanzwerte, die in Zeiten steigender Renditen besser abschnitten.

„Substanz und Wachstum in schwankenden Märkten: jetzt mit der Hantelstrategie das Portfolio stärken.“

Im Wachstumsbereich interessant sein könnten neben ausgewählten Technologiewerten zum Beispiel Titel aus dem Gesundheitswesen und vor allem aus dem Kommunikationsdienstleistungssektor. Letzterer scheint zudem zumindest in den USA die Vorteile der Hantelstrategie bereits in sich zu vereinen – und hat gleichzeitig einen Schwerpunkt im Technologiebereich. Denn seine Mischung aus Substanz- und Wachstumskomponenten bietet Zugang zu multinationalen US-Technologiekonglomeraten, die unter anderem in den Bereichen soziale Medien, virtuelle Realität, Onlinesuche, Rechenzentren, Cloud, künstliche Intelligenz, Quantencomputing und autonomes Fahren tätig sind. Unter den insgesamt noch günstig bewerteten Substanzwerten könnten aktuell beispielsweise europäische Bankaktien in den Anlegerfokus rücken, die in besonders hohem Maße von dem zuletzt deutlich gestiegenen Zinsniveau profitieren dürften.

Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.

Redaktionsschluss: 03. Mai 2023, 15 Uhr