Gesundheitssektor mit langfristigem Potenzial

Gorodenkoff / Adobe Stock

Aktien – 13.10.2022

Gesundheitssektor mit langfristigem Potenzial

Die wichtigsten Fakten:

  • Healthcare-Sektor 2022 bislang mit vergleichsweise guter Entwicklung
  • Langfristig positive Geschäftsaussichten dank Demografie und technologischem Fortschritt
  • Investmentpotenzial für risikobereite Anleger mit langem Anlagehorizont

Die Volatilität an den Aktienmärkten ist weltweit weiterhin hoch. Die hohe Inflation, eine restriktivere Geldpolitik und zunehmende Rezessionssorgen belasten die Notierungen. Vor diesem Hintergrund könnten Unternehmen des Gesundheitswesens („Healthcare“) einen Blick wert sein. Denn aufgrund ihrer relativ konjunkturunabhängigen Geschäftsmodelle entwickeln sie sich in schwierigen Marktphasen oft besser als Unternehmen aus anderen, konjunktursensibleren Branchen. Sowohl in den USA als auch in Europa haben sich Aktien aus dem eher defensiv ausgerichteten Gesundheitssektor daher bislang besser entwickelt als der Gesamtmarkt: Vom Jahresbeginn 2022 bis zum 11. Oktober büßte der Subindex Health Care im STOXX Europe 600 in Euro gerechnet mit einem Minus von rund 11,5 Prozent bezogen auf den Gesamtertrag deutlich weniger ein als der Gesamtindex (–17,6 Prozent). Im S&P 500 konnte der Teilbereich Health Care in Euro gerechnet sogar ein Plus von 2,8 Prozent erzielen, während der Gesamtindex mit fast 10 Prozent im Minus lag.

Gesundheitsaktien schlagen den Gesamtmarkt

Mittelfristig Gegenwind möglich

Die Bewertungen von Gesundheitsaktien sind in den vergangenen Monaten insgesamt deutlich gestiegen. Zwar notieren aktuell europäische Gesundheitstitel 12 Prozent und ihre US-Pendants 4 Prozent unterhalb ihres 10-Jahres-Kursmedians, im Vergleich zum Gesamtmarkt scheinen sie jedoch nicht mehr günstig. Das könnte auf ein höheres Bewertungsrisiko des Sektors hindeuten. Langfristig sollte das Gesundheitswesen jedoch über ausreichend Rückenwind verfügen, um für Anleger mit einem entsprechend längeren Anlagehorizont von Interesse zu sein.

USA als wichtigster Gesundheitsmarkt weltweit

Zu den langfristigen Treibern des Gesundheitssektors gehört vor allem die schiere Größe des globalen Healthcare-Marktes. Die jährlichen Gesundheitsausgaben belaufen sich weltweit auf mehr als 8 Billionen US-Dollar. Rund die Hälfte davon fällt in den USA an und trägt dort fast 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Schätzungen gehen davon aus, dass die Wachstumsraten der Gesundheitsausgaben in den kommenden Jahren über denen des globalen Wirtschaftswachstums liegen könnten. Prognosen lassen allein für die USA im Jahr 2028 ein Marktvolumen von 6 Billionen US-Dollar erwarten. Hinzu kommt, dass viele Schwellenländer, gemessen an ihrem wirtschaftlichen Wachstum, bei den Gesundheitsausgaben noch erheblichen Nachholbedarf im Vergleich zu den Industrieländern haben.

Demografie und Innovationen treiben Wachstum

Weitere wichtige Impulsgeber für den Healthcare-Sektor sind der demografische Wandel, insbesondere die zunehmende Alterung in vielen Industrieländern, und die steigende Lebenserwartung in den Schwellenländern. Seit dem Jahr 2000 ist die Weltbevölkerung von 6 Milliarden auf 8 Milliarden Menschen gewachsen. Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg weltweit von 67,5 auf fast 73 Jahre. Bis zum Jahr 2050 dürfte die Weltbevölkerung weiter zunehmen, auf dann fast 10 Milliarden Menschen. Auch die Lebenserwartung wird geschätzt weiter steigen, auf durchschnittlich fast 77 Jahre. Dabei nimmt der Anteil der Älteren rasant zu: Waren zum Millenniumswechsel noch 7 Prozent der Weltbevölkerung älter als 65 Jahre, so sind es aktuell bereits 9 Prozent; 2050 dürften es 16 Prozent sein.

Das könnte die Gesundheitsausgaben weiter in die Höhe treiben – nicht zuletzt, weil eine aufgrund des demografischen Wandels erforderliche längere Lebensarbeitszeit verstärkte Investitionen in den Erhalt der Gesundheit und Produktivität älterer Arbeitskräfte erfordern könnte. Bedeutende Investitions- und Innovationsbereiche sind etwa die Behandlung von Fettleibigkeit (Adipositas), Diabetes oder Krebs sowie die Neurowissenschaften. Allein die Behandlung der Fettleibigkeit wird derzeit auf einen globalen Marktwert von 50 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Neue Marktchancen könnten sich auch durch Innovationen in der Medizintechnik, den Ausbau der Telemedizin und der Fernüberwachung von Gesundheitsparametern sowie den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI), zum Beispiel in der Radiologie oder in der Arzneimittelforschung, ergeben.

„Gesunde Beimischung fürs Depot: Healthcare-Sektor mit langfristig interessantem Investmentpotenzial.“

Regulatorik und Fortschritt könnten Entwicklung bremsen

Gegenwind für den Healthcare-Sektor könnte bei einem zu starken Anstieg der Gesundheitskosten und entsprechenden regulatorischen Gegenmaßnahmen seitens der Regierungen drohen. Ein Beispiel dafür ist der jüngst in den USA verabschiedete Inflation Reduction Act, der das Ertragspotenzial der US-Pharmaunternehmen etwa durch die Preisregulierung bestimmter Arzneimittel in den kommenden zehn Jahren um voraussichtlich 265 Milliarden US-Dollar reduzieren dürfte.

Aktiensektor mit langfristigem Potenzial

Der Gewinn je Aktie im Healthcare-Sektor ist seit dem Jahr 2000 in Europa um 300 Prozent und in den USA um 600 Prozent gestiegen. Das entspricht einer langfristigen jährlichen Wachstumsrate von 6,5 bzw. 9 Prozent. Die demografisch bedingt steigenden Anforderungen an die medizinische Versorgung und der anhaltende Innovationsbedarf könnten dem Sektor langfristig auch weiterhin ein solides Ertragswachstum bescheren. Dabei sind jedoch kurzfristige Kurskorrekturen nicht ausgeschlossen. Entsprechend risikobereite und langfristig orientierte Anleger könnten im Rahmen eines breit diversifizierten Portfolios, zum Beispiel über einen aktiv gemanagten Themenfonds, am globalen Potenzial des Healthcare-Sektors teilhaben.

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Redaktionsschluss: 11.10.2022, 17:00 Uhr