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2. Dezember 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

der IWF empfiehlt eine Indexierung deutscher Renten an die Inflation statt an Löhne, europäische Nebenwerte sind trotz starkem Gewinnwachstum historisch günstig bewertet, und Chinas Industrie bleibt den achten Monat in Folge in der Kontraktion.

IWF sieht Reformbedarf: Rentenanpassung künftig nach Preisen statt Löhnen

Der Internationale Währungsfonds empfiehlt, die Indexierung laufender Rentenzahlungen in Deutschland künftig an der Inflation statt an der Lohnentwicklung auszurichten. Hintergrund ist, dass die gesetzliche Vorgabe eines Rentenniveaus von 48 Prozent bis 2031, gekoppelt an die Lohnentwicklung, die Finanzierbarkeit des Systems gefährden könnte. Nach Angaben von Destatis stiegen die Nominallöhne zwischen 2007 und 2024 deutlich stärker als die Verbraucherpreise, was zu einem durchschnittlichen Reallohnwachstum von 0,6 Prozent pro Jahr führte. Da Renten an die Löhne gekoppelt sind, bedeutet dies steigende reale Rentenausgaben – und damit eine zusätzliche Belastung des Systems. Diese wird teilweise durch staatliche Zuschüsse gedeckt, die bereits rund ein Fünftel des Bundeshaushalts ausmachen. Der Anteil dürfte sich aufgrund des demografischen Wandels weiter erhöhen: Laut der Deutschen Rentenversicherung steigt die Zahl der Rentner je 100 Erwerbstätige von derzeit etwa 35 bis 2060 auf rund 45 – 1960 lag sie noch bei 18. Langfristig könnte ein kapitalgedecktes System nach schwedischem Vorbild helfen, die gesetzliche Rente zu ergänzen – allerdings erst nach Jahrzehnten, wenn ein ausreichender Kapitalstock aufgebaut ist.

Nebenwerte in Europa: unterbewertet trotz starken Gewinnwachstums

Europäische Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen blieben in den vergangenen Monaten hinter den Titeln großer Konzerne zurück – ein Trend, der bereits seit längerer Zeit zu beobachten ist. In den vergangenen fünf Jahren erzielten die größten 200 Unternehmen des STOXX Europe 600 eine durchschnittliche jährliche Gesamtrendite von rund 13 Prozent, gegenüber acht Prozent bei den mittleren und nur sechs Prozent bei den kleinsten 200.

Dabei bemerkenswert: Die Gewinne kleiner und mittlerer Unternehmen stiegen im gleichen Zeitraum sogar stärker als die der großen. Dementsprechend ist ihre Bewertung auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses gesunken und nun relativ zu den 200 größten Unternehmen auf einem 22-Jahres-Tief. Historisch handelten kleinere Unternehmen in Europa mit einer Bewertungsprämie von rund 16 Prozent gegenüber den größeren – heute ist es gar ein Abschlag von acht Prozent. Bei europäischen Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe ergeben sich daher für Anleger derzeit attraktive Chancen. Allerdings empfiehlt es sich bei der Auswahl der Aktien diversifiziert vorzugehen, da die Performanceverteilung bei Nebenwerten naturgemäß breiter ist.

Japans Kerninflation bleibt hoch, Industrieproduktion überrascht positiv

Der Verbraucherpreisindex in Tokio stieg im November um 2,7 Prozent, die Kerninflation um 2,8 Prozent. Die Kosten für Versorgungsleistungen erhöhten sich um 2,4 Prozent, da staatliche Subventionen ausliefen. Dienstleistungen verteuerten sich um 1,5 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte die Inflation sinken, da Preissteigerungen für Reis sich verlangsamen und das neue Konjunkturpaket die Energiepreise senken sollte. Die Kerninflation dürfte wegen des schwachen Yen und steigender Löhne stabil bleiben. Die Industrieproduktion legte im Oktober um 1,4 Prozent zu und übertraf die Erwartungen deutlich, vor allem dank der Nachfrage im Automobil- und Chemiesektor. Auch die Einzelhandelsumsätze stiegen um 1,6 Prozent und übertrafen die Erwartungen, getragen von höheren Autoverkäufen. Die Daten zeigen eine Erholung nach dem Abschwung im dritten Quartal. Eine Zinserhöhung durch die Bank of Japan im Dezember erscheint zunehmend wahrscheinlich.

Chinas Industrie bleibt in der Kontraktion

Chinas Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe lag im November laut dem chinesischen Statistikamt mit 49,2 Punkten leicht unter den Erwartungen und markiert den achten Monat in Folge unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Damit bleibt die Industrie in der Kontraktion, trotz leichter Verbesserungen bei Produktion und neuen Aufträgen. Überraschend fiel der Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe von 50,1 auf 49,5 Punkte – der erste Wert unter 50 Punkten seit fast drei Jahren. Die Erwartung der Analystengemeinschaft lag bei 50,0 Punkten. Belastend wirkten schwache Konsumausgaben und nachlassende Nachfrage nach Dienstleistungen nach dem Feiertagseffekt. Dennoch blieben einzelne Bereiche wie Telekommunikation und Finanzdienste robust bei über 55 Punkten. Diese Bereiche machen auch knapp die Hälfte des MSCI China Index aus. Angesichts der schwachen Binnennachfrage könnte die chinesische Regierung weitere fiskalische Konsumimpulse geben. Von diesen dürften auch die ohnehin starken Bereiche wie Telekommunikation und Finanzdienste profitieren. Für die kommenden zwölf Monate wird ein Gewinnanstieg von 11,1 Prozent für den MSCI China erwartet, wodurch das prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis auf 12,6 sinkt. Risiken bestehen jedoch aufgrund der strukturellen Abkühlung der chinesischen Wirtschaft.

KI-Blase, Zinsangst, Kursschock – droht ein Crash?

An den Märkten ist einiges los, vor allem bei den Werten, die in diesem Jahr gut gelaufen sind: Kursschwankungen, Angst vor dem Platzen der Blase im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und die Ungewissheit über die Geldpolitik der US-Notenbank Fed sorgen für viel Hin und Her. Ob das nur kurze Kursrücksetzer, eine deutliche Korrektur oder gar der Anfang eines Crashs sein könnte, darüber diskutieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast.

Zahl des Tages: 7

Den Schweizern eilt der Ruf voraus, gründlich, aber auch recht konservativ zu sein. Wenn das mal kein Vorurteil ist: Im globalen Smart City Index 2025 einer Wirtschaftshochschule belegt das schweizerische Zürich den ersten Platz. Schon vor sieben Jahren hatte der Züricher Stadtrat eine Smart-City-Strategie für eine moderne digitale Infrastruktur beschlossen. Datentransparenz, vernetzte Verkehrssysteme und digitale Tools für sichere und nachhaltige Bauprojekte gehören dazu. Als beste deutsche Großstadt liegt Hamburg im Ranking immerhin auf Platz 20. Die Schweiz steht übrigens auch im Innovationsindex der UN-Weltorganisation für geistiges Eigentum an der Spitze – und das regelmäßig seit einigen Jahren. 

Ich wünsche Ihnen einen smarten Tag. 

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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