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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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27. März 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

Anleger sollten beim STOXX 600 Reise und Freizeit Index genauer hinsehen, kleinere Wasserstoffhersteller geraten zunehmend unter Druck, und die Eisenerzpreise dürften seitwärts tendieren.


STOXX 600 Reise und Freizeit Index: Glücksspielbranche dominiert

Anleger auf der Suche nach europäischen Aktien aus den Bereichen Reise und Freizeit dürften früher oder später auf den gleichnamigen Sektor des STOXX 600 Index stoßen – der seinem Namen jedoch nur eingeschränkt gerecht wird. Glücksspielaktien machen mit rund 48 Prozent den größten Teil des Sektors aus; näherliegendere Geschäftszweige wie Hotelketten oder Fluglinien sind mit knapp 30 beziehungsweise rund 16 Prozent hingegen deutlich weniger repräsentiert. In der Vergangenheit hat sich dies zwar nicht negativ auf die Wertentwicklung des Sektors ausgewirkt, da besonders der Markt für Sportwetten und Onlinecasinos stetig wächst.

Doch sollten sich Anleger der Dominanz der Glücksspielbranche bewusst sein. Fundamental ist der Sektor gut unterstützt. Analysten erwarten in den kommenden zwei Jahren im Schnitt jeweils zweistelliges Gewinnwachstum. Dennoch ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 nicht überdurchschnittlich hoch.


Wasserstoffhersteller: Startups in Schwierigkeiten

Wasserstoffaktien haben seit Anfang des Jahres gemessen am Index Solactive Global Hydrogen rund 20 Prozent abgegeben. Die Fertigungskosten bleiben besonders für „grünen“ Wasserstoff hoch – das belastet die Nachfrage, erschwert den Abschluss langfristiger Abnahmeverträge und hemmt den Produktionsausbau. Die meisten Startups der Branche dürften daher auf absehbare Zeit unprofitabel operieren. Bleibt das Zinsumfeld länger erhöht – wovon ich ausgehe –, gehen unrentable Unternehmen mit wesentlichen Opportunitätskosten für Aktionäre einher, da das investierte Geld auf dem Konto Zinsen einbringen würde. Zudem stammen die Geschäftspläne der Startups aus der Zeit vor dem Inflationsanstieg. Die Kosten für den Aufbau der avisierten Produktionskapazitäten sind inzwischen aber deutlich gestiegen. In Anbetracht fehlender alternativer Ertragskanäle könnten einige Unternehmen daher auf Kapitalerhöhungen angewiesen sein. Auch mehrt sich potenzielle Konkurrenz aus China, was die Margen in der Branche belasten könnte. Zwar dürfte Wasserstoff für die „grüne“ Transformation des Transports und der Industrie unerlässlich sein, vorerst würde ich bei Nebenwerten aber Vorsicht walten lassen.


Grundstoffaktien: Rally könnte kurz ausfallen

Grundstoffaktien haben nach langer Underperformance zuletzt ein Lebenszeichen gezeigt. In den USA hat der Sektor seit Anfang Februar knapp zehn Prozent zugelegt, europäische Chemiewerte immerhin knapp neun Prozent. Verantwortlich dafür ist, dass einige Indikatoren jüngst eine Erholung der Weltwirtschaft andeuteten. Der Einkaufsmanagerindex für die globale Wirtschaft beispielsweise stieg im Februar erstmals seit 18 Monaten wieder über die Expansionsschwelle von 50 Punkten. Dies dürfte einige Investoren bewogen haben, bei Sektoren mit konjunktursensiblen Geschäftsmodellen zuzukaufen. Gleichzeitig haben die Preise mehrerer Basismetalle wie Kupfer, Nickel und Zink zugelegt und den Grundstoffsektor – darunter auch Bergbauunternehmen – zusätzlich angeschoben. Der Sektor kann aufgrund der gegenwärtigen Zuversicht unter Investoren weiter zulegen. Damit die Rally allerdings nachhaltig wird, müssten sich jedoch die Gewinnerwartungen stabilisieren und mittelfristig die gleiche Richtung wie die Kurse einschlagen. Seit Frühjahr 2022 haben die Analysten ihre Prognosen sukzessive gesenkt, weshalb ich aktuell noch vorsichtig bin.


Eisenerz: Preisentwicklung gedeckelt

Eisenerz verbilligte sich an der Terminbörse in Singapur seit Jahresbeginn um fast 20 Prozent; gegenüber März 2023 beträgt das Minus zehn Prozent. Der Grund: Die weiterhin schleppende Nachfrage der chinesischen Stahlindustrie, die aufgrund der Schwäche der dortigen Immobilienmärkte anhalten könnte. Dennoch dürfte das weitere Abwärtspotenzial für die Eisenerzpreise begrenzt bleiben. Das kürzlich gehandelte Jahrestief bei etwa 105 US-Dollar je Tonne war nicht mehr weit entfernt von der Zone zwischen 90 und 95 US-Dollar, die für einige Produzenten die Gewinnschwelle darstellen dürfte. Diese könnten bei Unterschreiten dieser Schwelle ihre Produktion kürzen. Selbst die weltgrößten Anbieter dürften laut Analysten bei Preisen zwischen 75 und 80 US-Dollar pro Tonne nicht mehr kostendeckend produzieren können. Auch bei einer zu erwartenden anhaltenden Schwäche der chinesischen Baukonjunktur könnten die Eisenerzpreise also eher seitwärts handeln. Bereits im vergangenen Frühjahr und Sommer fanden die Notierungen in Singapur mehrmals bei 100 US-Dollar einen Boden, statt diese Marke nachhaltig zu unterschreiten.


Rekorde bei Gold und Bitcoin

Gold und Bitcoin erreichten zuletzt Rekordhochs. Liefen die Rallys zufällig parallel – oder gibt es einen Zusammenhang? Das erfahren Sie von mir im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.


Was diese Woche wichtig wird

Montag, Indien | Feiertag. Die Börsen bleiben geschlossen. 

Donnerstag, Deutschland | Einzelhandelsumsatz im Februar. Analysten erwarten eine Erholung von 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Fallen die Daten robust aus, könnten Aktien von Unternehmen mit Fokus auf den Binnenmarkt sowie die Renditen von Bundesanleihen zulegen. 

Freitag

  • Weltweit | Feiertag. Die Börsen bleiben geschlossen.
  • USA | PCE Core Deflator im Februar. Das bevorzugte Inflationsmaß der Fed dürfte bei 2,8 Prozent verharrt haben. Sollte es wider Erwarten höher ausfallen, dürften Anleihe- und Aktienmarkt schwanken.


        Zahl des Tages: 80,7

        Es wird eine Katastrophe mit Ansage. Zu befürchten ist allerdings nichts: Das Doppelsternsystem T Coronae Borealis, das demnächst ein astronomisches Spektakel liefern soll, ist rund 2.700 Lichtjahre von uns entfernt. Im Schnitt alle 80,7 Jahre ereignet sich hier eine Nova: ein Helligkeitsausbruch, durch den der Doppelstern vorübergehend über tausend Mal stärker leuchtet als sonst. Von der Erde aus wird dann im Sternbild Nördliche Krone ein Himmelskörper zu sehen sein, der etwa die Helligkeit des Polarsterns erreichen könnte. Wann es so weit ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden – Astronomen erwarten den Ausbruch bis zum September 2024. 

        Bringen Sie heute etwas zum Leuchten. 

        Herzlichst

        Ihr Ulrich Stephan

        Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden


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