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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
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8. Dezember 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

die deutsche Staatsverschuldung dürfte unter dem G7-Durchschnitt bleiben, Schweden baut erfolgreich Kapital für die Altersvorsorge auf, und Analysten blicken optimistisch nach Japan.

Deutschland: IWF ermahnt zu mehr Produktivität

Der Internationale Währungsfonds (IWF) empfiehlt, die durch die Reform der Schuldenbremse in Deutschland frei werdenden Mittel vorrangig in Infrastruktur, Digitalisierung und Innovation zu investieren. Angesichts demografischer Belastungen und schwacher Produktivitätsdynamik sieht der IWF laut seinen jüngsten Einschätzungen die Notwendigkeit entschlossenen Handelns seitens der Bundesregierung. Produktivität wird häufig über die Totalfaktorproduktivität (TFP) gemessen, die Effizienzsteigerungen und technologischen Fortschritt abbildet. Laut Statistikamt der Europäischen Union stieg die TFP in Deutschland in den letzten zehn Jahren nur um 4,4 Prozent, während die USA im gleichen Zeitraum über neun Prozent verzeichneten. Der IWF sieht für Deutschland einen ausreichenden fiskalischen Spielraum für Investitionen zur Produktivitätssteigerung. Für 2027 prognostiziert der Fonds, dass die Lockerung der Schuldenbremse die Staatsschuldenquote lediglich auf rund 68 Prozent erhöht – womit diese unter dem G7-Durchschnitt bleibt. Ausschlaggebend wird sein, ob der vorhandene fiskalische Spielraum tatsächlich für Investitionen in Produktivitätssteigerungen genutzt wird und nicht in Konsumausgaben fließt. 

Altersrente: Schweden setzt auf Kapitaldeckung

Während die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland umlagefinanziert ist, wird in Schweden die umlagefinanzierte Basisrente durch eine kapitalgedeckte Prämienrente ergänzt. Die Kapitaldeckung erfolgt über den AP7-Fonds, der einen Teil der Beiträge global am Kapitalmarkt investiert und in den letzten zehn Jahren eine durchschnittliche Jahresrendite von etwa 14 Prozent in Schwedischen Kronen erzielte. Auch die betriebliche und private Altersvorsorge sind in Schweden renditeorientierter ausgerichtet als in Deutschland. Dadurch beträgt der Kapitalaufbau in der gesetzlichen und betrieblichen Altersvorsorge im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt rund 140 Prozent, während er in Deutschland unter zehn Prozent liegt. Für Deutschland heißt das: Mehr Kapitalaufbau könnte die zukünftige Tragfähigkeit bei steigender Rentnerquote stützen, ohne das Umlagefundament zu ersetzen. Langfristige Anlagestrategien zeigen zudem, dass breite Aktienmärkte wie der MSCI World über Jahrzehnte eine reale Überrendite bieten. Die durchschnittliche Jahresrendite des MSCI World Index der letzten 45 Jahre liegt bei knapp elf Prozent und damit deutlich über der durchschnittlichen Inflationsrate von etwa 2,2 Prozent.

Japan: Fiskalpaket und Strukturreformen

Japans Aktienmarkt profitiert von einer Kombination aus expansiver Fiskalpolitik und tiefgreifenden Unternehmensreformen – zwei starke Treiber für nachhaltige Wertsteigerung. Die expansive Fiskalpolitik von Premierministerin Sanae Takaichi stärkt Japans Wachstum und schafft neue Chancen für Anleger. Takaichi hat ein Fiskalpaket im Umfang von etwa 120 Milliarden Euro aufgelegt, das entspricht etwa 3,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Die Verteidigungsausgaben sollen noch in diesem Fiskaljahr auf zwei Prozent des BIP gesteigert werden. Zudem sollen Investitionen in insgesamt 17 strategische Bereiche gefördert werden, dazu zählen unter anderem KI, Energieversorgung, Schiffsbau sowie kritische Mineralien und Werkstoffe. Steuererleichterungen und Subventionen sollen die Kaufkraft der Haushalte erhöhen und das binnenmarktgetriebene Wachstum fördern.

Gleichzeitig treiben Strukturreformen Japans Unternehmenslandschaft. Strategische Überkreuzbeteiligungen werden gezielt abgebaut und Geschäftsbereiche mit niedrigen Gewinnmargen veräußert. Das zusätzlich freigesetzte Kapital erweitert die bereits hohen Barmittel der Unternehmen, womit höhere Dividenden und erweiterte Aktienrückkäufe finanziert werden. Zudem werden vermehrt Investitionen in langfristiges Unternehmenswachstum getätigt. Vor allem Unternehmen, deren Börsenwert unter dem Buchwert liegt – das betrifft fast die Hälfte aller im TOPIX notierten Firmen –, werden zu konkreten Maßnahmen aufgefordert. Diese Veränderungen dürften die Eigenkapitalrendite auf über zehn Prozent treiben und langfristig Potenzial für stabil höhere Bewertungen schaffen. Analysten sind positiv gestimmt: Prognosen für die im TOPIX gelisteten Unternehmen sehen für 2026 ein Gewinnwachstum von über 13 Prozent bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 15. Gewinnrevisionen der letzten drei Monate für 2026 liegen bei plus zwei Prozent, was die verbesserte Stimmung unterstreicht.

Was diese Woche wichtig wird

Im Laufe der Woche, Berichtssaison 

  • Europa | In dieser Woche legen sechs Unternehmen aus dem STOXX 600 ihre Gewinne des dritten Quartals vor, unter anderem Ashtead Group, Berkeley, LPP und Sectra.
  • USA | Aus dem S&P 500 berichten neun Unternehmen, darunter Campbell, Nordson, Synopsys, Oracle, Adobe, Broadcom und Costco Wholesale. 
  • Dienstag, Australien | Zinsentscheid der Reserve Bank of Australia. Ein Halten des Leitzinses bei 3,6 Prozent gilt als ausgemacht. Vor dem Hintergrund des in den vergangenen Monaten wieder angestiegenen Preisdrucks sowie des robusten Wachstumsausblicks preisen die Märkte keine weiteren Lockerungen, sondern sogar zwei Zinsanhebungen für das zweite Halbjahr 2026 ein. Restriktive Äußerungen der Gouverneurin der RBA könnten diese Erwartungen bekräftigen und dem zuletzt stärkeren Australischen Dollar zusätzlichen Rückenwind geben. 
  • Mittwoch, USA | Zinsentscheid der Federal Reserve. Märkte und Analysten rechnen fest damit, dass die Fed die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 bis 3,75 Prozent senkt. Nachdem die jüngsten Inflationsdaten im Rahmen der Erwartungen lagen, dürften die US-Währungshüter gemäß ihrem dualen Mandat vor allem Signale des sich abkühlenden US-Arbeitsmarktes berücksichtigen. Die aktualisierten Leitzinsprojektionen der FOMC-Mitglieder, die sogenannten Dot Plots, werden große Beachtung finden; Hinweise auf die künftige Geldpolitik dürfte neben dem Median auch ihr Spektrum geben. Um die Transmission ihrer Geldpolitik sicherzustellen, könnte die Fed Ankäufe kurzlaufender US-Staatsanleihen (T-Bills) in Erwägung ziehen. Freitag, Großbritannien | Bruttoinlandsprodukt im Oktober. Analysten erwarten im Konsens für Oktober eine leichte Erholung des BIP-Wachstums um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Damit würde die schwache Entwicklung im September zumindest gesamtwirtschaftlich wettgemacht. Auch für die Industrie wird ein Anstieg der Produktion prognostiziert – nach einem Rückgang von 2,0 Prozent im September allerdings nur ein Zuwachs von 1,0 Prozent. Fällt die Erholung geringer aus, könnte dies den Druck auf das Pfund wieder erhöhen. 

Jahresausblick 2026: Chancen, Risiken und die Rolle der KI

2026 steht im Zeichen globaler Umbrüche: Während geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten die Märkte herausfordern, eröffnet Künstliche Intelligenz (KI) neue Perspektiven für Anleger. Welche Branchen profitieren, wo lauern Risiken? Worauf es im kommenden Jahr ankommt und wie Anleger von den Entwicklungen profitieren können, analysieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast.

Zahl des Tages: 90

In den nächsten zwei Wochen werden viele Dänen zum letzten Mal eine Weihnachtskarte in den Briefkasten werfen. PostNord, das staatliche Postunternehmen, stellt zum 30. Dezember seine Briefzustellung ein. Dass Dänemark als erster Staat Europas diesen radikalen Schritt geht, hat seinen Grund: In den letzten 25 Jahren ist die Zahl der ausgelieferten Briefe in dem hoch digitalisierten Land um rund 90 Prozent zurückgegangen. Wer zwischen Aalborg und Kopenhagen auch 2026 noch Nachrichten auf Papier versenden möchte, muss künftig einen privaten Anbieter beauftragen – und sein Schreiben in einer Filiale abgeben. 

Pflegen Sie heute Ihre Kontakte. 

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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