1. Juli 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
Deutschlands Inflation fällt überraschend auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2024, nur wenige Tech-Schwergewichte treiben die US-Börsen auf Höchststände, und Lateinamerikas Aktienmärkte glänzen trotz schwacher Gewinnperspektiven mit starker Quartalsperformance.
Deutschlands Inflation überrascht mit Rückgang – Zinssenkung vorerst nicht in Sicht
Die Inflationsrate in Deutschland ist überraschend auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2024 gefallen. Der Grund: günstigere Energiepreise im Vergleich zum Vorjahr und zuletzt moderatere Preissteigerungen bei Lebensmitteln. Im Juni lagen die Verbraucherpreise um 2,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats – nach 2,1 Prozent im Mai. Analysten hatten hingegen mit einem leichten Anstieg gerechnet. Trotz eines Rückgangs um jeweils 0,1 Prozentpunkte bleiben sowohl die Kerninflation – ohne Energie und Lebensmittel – mit 2,7 Prozent als auch die Dienstleistungsinflation mit 3,3 Prozent zu hoch. Vor allem die hartnäckig hohe Teuerung im Dienstleistungssektor sowie steigende Inflationsraten in Frankreich und Spanien sprechen dafür, dass die Europäische Zentralbank vorerst keine weiteren Zinssenkungen vornehmen wird. Zudem ist noch offen, in welchem Ausmaß der Handelskonflikt und mögliche Zölle die Verbraucherpreise beeinflussen werden. An den Finanzmärkten blieben die Reaktionen auf die aktuellen Daten entsprechend verhalten.
NASDAQ-100 auf Rekordhoch – aber nur wenige Aktien treiben die Rally
NASDAQ-100 und S&P 500 erreichten zuletzt wieder Allzeithochs – trotz hoher politischer Unsicherheiten.
Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass nur wenige Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung die treibende Kraft hinter der Marktrally sind – in den vergangenen drei Monaten übertrafen lediglich 34 Prozent der S&P-500-Mitglieder den US-Leitindex. Die fehlende Marktbreite ist ein wiederkehrendes Phänomen und verfolgt den US-Aktienmarkt seit Jahren. Des Weiteren wertete der US-Dollar gegenüber dem Euro kräftig ab, was die Wertentwicklung von US-Aktien in Euro erheblich schmälerte. Der Wechselkurs liegt aktuell bei 1,17 US-Dollar je Euro – zu Jahresbeginn lag er noch bei 1,02. So war für Anleger hierzulande der Eurozonen-Aktienmarkt die bessere Wahl. Vor diesem Hintergrund präferiere ich weiterhin Investments in „Big Tech“-Titel aus den USA und Aktien aus der Eurozone.
US-Zölle treiben Preise für Schuhe und Sportartikel
Die Inflation in den USA fiel höher als erwartet aus, vor allem getrieben durch erhöhte Zölle. Beispielsweise melden US-Unternehmen bei Schuhen und Sportbekleidung einen deutlichen Kostenanstieg infolge der Zölle und reagieren mit gezielten Preiserhöhungen, die ab Herbst 2025 umgesetzt werden sollen. Preissteigerungen betreffen verschiedene Produktkategorien und liegen laut Logistikdienstleistern zwischen acht und 15 Prozent. Eine Branchenumfrage lässt für 2025 einen durchschnittlichen Preisanstieg von sechs bis zehn Prozent im Schuhsektor erwarten. Parallel dazu sinken die Lagerbestände, da Unternehmen infolge der Handelsunsicherheit und schwächerer Nachfrage weniger Produkte importieren und ihr Sortiment reduzieren; die Lagerhaltung ist von sechs auf drei Monate gesunken. Zudem steigt die Zahl leerer Container in US-Häfen und die Frachtraten sinken. Insgesamt deutet all das auf eine schwächere Importnachfrage hin. Die Kombination aus Preisdruck, Handelsunsicherheit und Lageroptimierung lässt auf eine geringere Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft schließen. Hoffnungsvoll stimmt immerhin, dass sowohl die USA als auch China die Einigung auf Rahmenbedingungen für den Austausch von Seltenen Erden und Technologien meldeten.
Top-Performer mit Fragezeichen: Lateinamerikas Aktienmärkte im Fokus
Lateinamerikanische Aktien stiegen im zweiten Quartal in Euro um gut vier Prozent – Bestwert unter den globalen Schwellenländern. Mexiko und Peru waren mit Gewinnen von mehr als neun Prozent die regionalen Überflieger. Mit Blick nach vorn geben allerdings die jüngsten, deutlich negativen Gewinnrevisionen lateinamerikanischer Unternehmen zu denken. In den vergangenen drei Monaten korrigierten die Analysten die für 2025 und 2026 erwarteten Gewinne um 3,7 beziehungsweise 5,7 Prozent nach unten. Entsprechend schwach fällt auch das für die kommenden zwölf Monate erwartete Gewinnwachstum von 6,7 Prozent aus. Es würde mich daher nicht wundern, wenn sich an die Outperformance der vergangenen Monate eine Phase der Konsolidierung anschließen würde. Mögliche Rücksetzer könnten mittelfristig orientierten Anlegern jedoch Chancen bieten, zumal die Region nach wie vor günstig bewertet ist: Das auf Basis der für die nächsten zwölf Monate erwarteten Gewinne berechnete Kurs-Gewinn-Verhältnis lateinamerikanischer Aktien liegt mit 9,1 etwa ein Viertel unter dem globalen Schwellenländer-Durchschnitt sowie unter dem eigenen Zehn-Jahres-Mittel.
Nahostkonflikt: Ölpreis im Fokus der Finanzmärkte
Politische Unsicherheit, wirtschaftliche Fragezeichen und ein Markt, der sich relativ verhalten zeigt – wie passt das zusammen? In dieser Folge von „PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast“ sprechen Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich über die Auswirkungen des Nahostkonflikts auf Börsen, Rohstoffe und Konjunktur – und darüber, was Anleger jetzt im Blick behalten sollten.
Zahl des Tages: 28–2.000
KI-Sprachmodelle (sogenannte LLMs) brauchen viel Rechenleistung. Was das für ihre Klimabilanz bedeutet, haben Maximilian Dauner und Gudrun Socher von der Hochschule für angewandte Wissenschaften München untersucht. Die Forscher ließen einen standardisierten Katalog aus 1.000 Fragen von 14 frei zugänglichen LLMs beantworten, maßen den Stromverbrauch und berechneten die anfallenden Emissionen. Je nach Modell setzten die Antworten demnach Emissionen von 28 bis 2.000 Gramm Kohlendioxid frei. Modelle mit vielen Parametern, die vor der Antwort eine Art inneren Dialog führen, verbrauchten besonders viel Energie. Und noch eine Beobachtung konnten die Forscher machen: Menschliche Nutzer, die ihre Fragen an die KI besonders höflich formulieren, provozieren längere Antworten – und damit einen höheren Energieverbrauch.
Fassen Sie sich heute kurz.
Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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