4. Dezember 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
für Softwareaktien endet ein herausforderndes Jahr, US-Märkte verzeichnen dank KI-Boom Rekordzuflüsse, und Indiens Wirtschaft wächst trotz globaler Unsicherheiten.
Herausforderndes Jahr für Softwareaktien – jetzt zählt die KI-Strategie
Für viele Softwareaktien geht ein herausforderndes Jahr zu Ende. Anleger richteten ihren Fokus auf den Ausbau der Infrastruktur für Künstliche Intelligenz (KI).
Softwareanbieter galten dabei manchem Beobachter als Verlierer dieser Entwicklung, da große Sprachmodelle zunehmend in ihre Märkte vordringen. Doch die Lage ist komplex, denn die Endmärkte der Softwareanbieter sind sehr heterogen. Experten sehen insbesondere breit aufgestellte Anbieter, die Anwendung, Plattform und Infrastruktur aus einer Hand liefern, als potenzielle KI-Gewinner. Die Integration von KI-Modellen in bestehende Software könnte die Markteintrittsbarrieren sogar erhöhen, da die Vorteile erst bei ausreichendem Zugang und Skalierung voll zum Tragen kommen. Gleichzeitig bleibt unklar, wann sich diese Integrationen tatsächlich gewinnbringend umsetzen lassen – nicht zuletzt, weil viele Preismodelle auf Nutzerzahlen statt auf Produktivität ausgerichtet sind. Vor dem Hintergrund gesunkener Bewertungen dürften für Anleger gegenwärtig insbesondere führende Softwareunternehmen interessant sein, die den KI-Wandel aktiv mitgestalten und ihre Marktstellung ausbauen können.
Rekordzuflüsse in US-Märkte: KI-Boom treibt Anlegerinteresse
Das Interesse internationaler Investoren an US-Aktien bleibt ungebrochen – obwohl viele Aktienmärkte aus Euroanlegerperspektive in diesem Jahr besser abgeschnitten haben. Die Nettozuflüsse aus dem Ausland erreichten mit knapp 647 Milliarden US-Dollar in den zwölf Monaten bis September einen Rekord. Die bisherige Bestmarke von 392 Milliarden US-Dollar wurde bereits im Januar übertroffen. Ein Großteil dieses Anstiegs war auf Zuflüsse vor und nach der US-Präsidentschaftswahl 2024 zurückzuführen, als Anleger auf wachstumsfreundliche Maßnahmen durch Trump hofften. Nachdem Befürchtungen über Zölle und Protektionismus aufgekommen waren, gingen die Investitionen zunächst zurück, stiegen aber dank des Booms im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) rasch wieder an. In drei der vergangenen fünf Monate lagen die monatlichen Nettozuflüsse jeweils über 100 Milliarden US-Dollar – eine selten übertroffene Marke. Die starke Position von US-Unternehmen beim KI-Boom dürfte das Interesse ausländischer Investoren weiterhin hoch halten, wenngleich Sorgen bezüglich Bewertungen und Marktkonzentration zu Schwankungen führen könnten. Analysten sind optimistisch gestimmt und erwarten, dass die Gewinne der im S&P 500 gelisteten Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten um 14 Prozent steigen.
Soft Landing gelungen: Fed und EZB lockern Geldpolitik
Die großen Notenbanken haben seit Mitte 2024 eine bemerkenswerte Kehrtwende vollzogen: Die US-Notenbank Federal Reserve senkte ihren Leitzins um 1,5 Prozentpunkte, die Europäische Zentralbank (EZB) sogar um zwei Prozentpunkte – und das ohne die sonst übliche Begleiterscheinung einer Rezession. Damit ist gelungen, was Ökonomen als „Soft Landing“ bezeichnen: Nach einer Phase hoher Zinsen bleibt die Wirtschaft stabil, während die Geldpolitik wieder lockerer wird. Historisch ist das bemerkenswert: Eine derart schnelle Zinssenkung außerhalb einer Rezession gab es bei der Federal Reserve zuletzt Mitte der 1980er-Jahre. Damals wirkte sich dies positiv auf die Märkte aus: 1985 stieg der S&P 500 um 26 Prozent, im Jahr 1986 um weitere 15 Prozent. Ähnliche Muster zeigten sich in den USA in den späten 1960er-Jahren und in Japan Mitte der 1980er-Jahre. Für 2026 stehen die Vorzeichen für Aktien erneut günstig. Analysten gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen im Dezember erneut senken wird, während die EZB ihren Leitzins vorerst unverändert lassen dürfte. Gleichzeitig sind die globalen Wachstumsaussichten solide – ein gutes Fundament für ein weiteres konstruktives Aktienjahr.
Indien trotzt globalen Unsicherheiten: starkes Wachstum im dritten Quartal
Indiens Wirtschaft ist im abgelaufenen Quartal um 8,2 Prozent gewachsen – so schnell wie seit 18 Monaten nicht mehr. Die indische Regierung hat in den vergangenen drei Monaten die Mehrwertsteuer auf hunderte Artikel gesenkt und lang erwartete Arbeitsmarktreformen umgesetzt, um die Binnenwirtschaft angesichts globaler Unsicherheiten zu unterstützen. Die privaten Konsumausgaben machen etwa 57 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Die Regierung erwartet, dass starke Nachfrage, solide öffentliche Ausgaben und eine sinkende Inflation Indien helfen werden, Handelsunsicherheiten zu bewältigen und das Wachstum bis Ende des indischen Fiskaljahres im März 2026 aufrechtzuerhalten. Für Anleger könnte der Blick nach Indien somit wieder interessanter werden, wobei die Nachhaltigkeit des Wachstums im nächsten Jahr beobachtet werden sollte und eine Verzögerung der Finalisierung des USA–Indien-Handelsabkommens externe Unsicherheiten erneut verstärken könnte.
Jahresausblick 2026: Chancen, Risiken und die Rolle der KI
2026 steht im Zeichen globaler Umbrüche: Während geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten die Märkte herausfordern, eröffnet Künstliche Intelligenz (KI) neue Perspektiven für Anleger. Welche Branchen profitieren, wo lauern Risiken? Worauf es im kommenden Jahr ankommt und wie Anleger von den Entwicklungen profitieren können, analysieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast.
Zahl des Tages: 1.000
Eine vielfältige Pflanzenwelt kann das Ergebnis menschlicher Einflüsse sein. Dies hat ein Team um Adam Izdebski vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie und Adam Spitzig von der Universität Stanford am Beispiel der Bodenseeregion gezeigt. Die Forscher kombinierten Bodenproben, archäologische Funde und historische Dokumente, um die Pflanzenvielfalt der Region über 4.000 Jahre hinweg zu rekonstruieren. Es stellte sich heraus: Die Biodiversität am Bodensee stieg im Mittelalter deutlich an und erreichte um das Jahr 1000 einen Höhepunkt. Fortschritte in der Landwirtschaft und im Handel (der neue Pflanzen ins Land brachte) dürften dafür verantwortlich gewesen sein. Heute ist die Diversität am See historisch immer noch relativ hoch – reicht aber nicht an ihr mittelalterliches Maximum heran.
Verfolgen Sie heute organisches Wachstum.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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