20. November 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
Spanien punktet mit sinkendem Haushaltsdefizit und 3,5 Prozent Anleiherendite, die MDAX-Gewinne sinken spürbar, und Japans Wirtschaft schrumpft erstmals seit dem vierten Quartal 2024.
Spanien vor historischer Wende: staatliche Defizitquote unter deutschem Niveau erwartet
Spaniens Haushaltsdefizit dürfte 2026 auf 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sinken – das ergaben Berechnungen der spanischen Notenbank. Damit sinkt die spanische Defizitquote im fünften Jahr in Folge und könnte erstmals seit fast 20 Jahren unter der deutschen liegen – für Deutschland erwarten die Märkte im kommenden Jahr ein Haushaltsdefizit von 3,5 Prozent des BIP. Die kontinuierliche fiskalische Verbesserung Spaniens ist dem robusten Wirtschaftswachstum zu verdanken. Markterwartungen zufolge ist für 2026 mit einem Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent für Spanien zu rechnen. Dieses wird von dem wachstumsorientierten Fiskalpaket Next Generation EU unterstützt. Für zehnjährige spanische Staatsanleihen erwartet der Markt im kommenden Jahr eine Rendite von 3,5 Prozent, gegenüber 2,9 Prozent bei deutschen Papieren. Spanische Staatsanleihen wurden im Laufe des Jahres von führenden Ratingagenturen auf „A+“ heraufgestuft und liegen somit nur vier Noten unter dem deutschen AAA. Damit bleiben spanische Anleihen für langfristig orientierte Anleger, die Renditen in festverzinslichen Titeln hoher Bonität suchen, interessant.
MDAX-Unternehmen unter Druck
MDAX-Unternehmen verzeichneten für das dritte Quartal gemischte Ergebnisse. Die Gewinne sanken im Jahresvergleich um zwölf Prozent. Sie wurden besonders von den Sektoren Zyklischer Konsum und Chemie belastet, während Finanzwerte die Ertragsentwicklung stützten. Insgesamt lagen die Gewinne rund sieben Prozent unter den Analystenschätzungen – nur die Hälfte der Unternehmen übertraf die Erwartungen. Der Trend negativer Gewinnanpassungen im laufenden Jahr dürfte sich damit fortsetzen. Für das Gesamtjahr 2025 erwarten Analysten einen Gewinnrückgang um sechs Prozent, bevor sich die Profitabilität 2026 mit einem Plus von 28 Prozent erholen soll – getrieben von Industriewerten und Zyklischem Konsum. Die schwächere Gewinnentwicklung gegenüber DAX-Konzernen in diesem Jahr dürfte auch mit der höheren Abhängigkeit von der lokalen Wirtschaft zusammenhängen, die nach wie vor nicht richtig in den Tritt kommt. Gleichzeitig könnten MDAX-Unternehmen jedoch auch stärkere Profiteure der Fiskalmaßnahmen der Regierung sein. Entscheidend wird sein, ob sich diese in den kommenden Quartalen in Umsatz und Gewinn niederschlagen.
Japans Wirtschaft schrumpft erstmals seit Ende 2024
Japans Wirtschaft ist im dritten Quartal um 0,4 Prozent geschrumpft – der erste Rückgang seit dem ersten Quartal 2024. Automobilhersteller mussten starke Rückgänge bei den Exporten hinnehmen, nachdem Ausfuhren angesichts der drohenden US-Zölle in das vorherige Quartal vorgezogen worden waren. Auch rückläufige Investitionen in Wohnimmobilien belasteten das Wachstum: Sie gingen um 9,4 Prozent zurück, was auf strengere Energieeffizienzvorschriften und die damit verbundenen verzögerten Projektzusagen zurückzuführen ist. Die Kontraktion der japanischen Wirtschaft lässt sich damit vor allem auf temporäre Faktoren zurückführen und fiel weniger stark aus als von vielen erwartet. Die Binnennachfrage bleibt weiterhin eine stabile Säule für die japanische Wirtschaft. Privater Konsum erhöhte sich im sechsten Quartal in Folge um 0,1 Prozent. Gleichzeitig stiegen die Unternehmensinvestitionen zum vierten Mal in Folge um 1,0 Prozent. Mit Blick auf die kommenden Monate dürfte ein fiskalisches Konjunkturpaket neue Impulse setzen. Finanzministerin Satsuki Katayama hat angekündigt, dass das vorgeschlagene Paket mit einem Volumen von über 95 Milliarden Euro insbesondere die Haushaltseinkommen stärken soll. Laut einer Umfrage des Japan Center for Economic Research wird für das letzte Quartal des Jahres ein Wachstum von 0,6 Prozent erwartet.
Parallel dazu geht die aktuelle Berichtssaison in Japan zu Ende: Bereits veröffentlichte Unternehmenszahlen decken inzwischen 98 Prozent der Marktkapitalisierung im TOPIX ab. Bemerkenswert ist, dass im Vergleich zum Zehn-Jahres-Median mehr Unternehmen als üblich die Gewinnerwartungen übertroffen haben. Zudem haben zahlreiche Unternehmen ihre Gewinnprognosen deutlich angehoben, während das Volumen der angekündigten Aktienrückkäufe ein Rekordniveau erreichte.
Analysten sind optimistisch gestimmt und hoben ihre Gewinnerwartungen in den letzten Monaten mehrmals an. Sie erwarten für die im TOPIX gelisteten Unternehmen ein Gewinnwachstum von zehn Prozent über die nächsten zwölf Monate.
2025: das Jahr der Dollar-Debatte
2025 stand ganz im Zeichen der Dollar-Debatte: Der US-Dollar verlor an Stärke, der Euro legte zu, und weltweit verschieben sich die Gewichte im Währungssystem. Was heißt das für die Märkte, für Unternehmen und für die Geldanlage? Die Aussichten für die Währungsmärkte analysieren Dr. Dirk Steffen, Leiter Kapitalmarktstrategie, und Finanzjournalistin Jessica Schwarzer in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go.
Zahl des Tages: 86.000
Muss man in Zeiten blitzschneller Übersetzungssoftware noch Fremdsprachen lernen? Agustin Ibañez vom Trinity College Dublin würde dies wohl bejahen. Der Psychologe ermittelte mit seinem Team das biologische Alter von 86.000 Erwachsenen aus 27 Ländern und verglich es mit ihren Sprachkenntnissen. Es zeigte sich, dass Mehrsprachigkeit das Altern verlangsamen kann, und zwar umso stärker, je mehr Sprachen eine Person beherrscht. Dies gilt auch, nachdem Faktoren wie Bildungsniveau und körperliche Aktivität herausgerechnet worden sind. Wer weiß, vielleicht lohnt es sich ja, vor dem nächsten Spanienurlaub mal wieder zum Vokabelheft zu greifen.
Lernen Sie heute etwas dazu.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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