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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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11. Juli 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

die USA verhängen 50-prozentige Strafzölle auf US-Importe aus Brasilien, Europas Gasspeicher sind ungewöhnlich leer für den Sommer, und Chinas schwache Nachfrage stabilisiert die Eisenerzpreise nur vorübergehend.

Zollschock für Brasilien: Analysten warnen vor Wachstumsbremse

Am Mittwoch kündigte US-Präsident Donald Trump an, alle brasilianischen Warenlieferungen – abgesehen von den bereits verhängten sektoralen Zöllen – ab dem 1. August mit einem Zoll von 50 Prozent zu belegen. Dies liegt deutlich über den Anfang April verhängten zehn Prozent. Entsprechend harsch reagierten die Märkte: Der Leitindex Ibovespa fiel um 1,3 Prozent und der Brasilianische Real wertete um rund 2,5 Prozent gegenüber dem US-Dollar und dem Euro ab. In dem von Donald Trump entfachten Handelskrieg spielte Brasilien bisher kaum eine Rolle. Immerhin verzeichnete das Land im Warenhandel mit den USA 2024 ein Defizit von sieben Milliarden US-Dollar. Zwar machen die Ausfuhren in die USA nur etwa zwei Prozent der brasilianischen Wirtschaftsleistung aus. Bliebe es bei den verhängten Zöllen, könnten diese laut Schätzungen einiger Analysten jedoch etwa 0,3 Prozentpunkte an Wachstum kosten. Die künftige Entwicklung ist unklarer denn je. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva kündigte die Prüfung von Gegenmaßnahmen an, rief aber zugleich zum Dialog auf, um eine kooperative Lösung zu finden und die Auswirkungen auf brasilianische Exporteure zu begrenzen. Anleger, die die Marktkorrektur als Einstiegschance nutzen, sollten neben der nötigen Risikobereitschaft auch entsprechende Geduld mitbringen.

Europas Börsen in Rekordlaune – trotz sinkender Gewinnprognosen

Die europäischen Aktienmärkte haben sich vom Zollschock des „Liberation Day“ rasch erholt: Der STOXX 600 notiert erneut in Rekordnähe, obwohl Analysten nach einem Gewinnwachstum von 2,2 Prozent im ersten Quartal für das zweite Quartal nun einen marginalen Gewinnrückgang von 0,2 Prozent im Jahresvergleich erwarten. Für das Gesamtjahr 2025 wurde das erwartete Gewinnwachstum seit Jahresbeginn von acht auf drei Prozent reduziert. Die Prognosen wurden mittlerweile seit 55 Wochen ununterbrochen nach unten angepasst, wenngleich sich das Tempo der Herabstufungen seit Mai verringert. Herabstufungen bedeuten oft aber auch, dass die Erwartungen leichter übertroffen werden und Aktien infolgedessen eine gute Performance erzielen können. Die aktuell leicht unter neutralem Niveau liegende Positionierung könnte diesen Effekt verstärken. Angesichts der weiterhin hohen handelspolitischen Unsicherheiten dürften Anleger aber vor allem die Gewinnprognosen der Unternehmen im Fokus haben. 

Halbvolle Speicher, heiße Wochen: Erdgaspreise vor neuer Dynamik

Die Erdgaspreise beruhigten sich zuletzt, nachdem sie im Juni infolge der Eskalation im Nahen Osten stark schwankten. 

Ein Indikator für die erwarteten Kursschwankungen in den kommenden zehn Handelstagen liegt derzeit so niedrig wie zuletzt im September 2021. Der Markt geht davon aus, dass das weltweite Angebot ausreicht, um kurzfristige Nachfragespitzen abzufedern. Gestiegene Importe von verflüssigtem Erdgas und eine verhaltene Nachfrage in China wirken preisdämpfend. Dennoch bestehen Risiken für steigende Preise: Die deutschen Speicher sind nur zu 53 Prozent gefüllt – deutlich weniger als im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021. Auch europaweit liegt der Füllstand mit 61 Prozent unter dem historischen Mittel. In Südamerika steigt die Nachfrage wegen ungewöhnlich kalter Wintertemperaturen. In Mitteleuropa könnten höhere Temperaturen in der kommenden Woche den Energiebedarf für Klimaanlagen und damit den Erdgasverbrauch erhöhen. Die Preise dürften daher ihren Tiefpunkt erreicht haben und wieder anziehen.

Eisenerzpreis: Ruhe nach dem Rückgang – China als Taktgeber

Die Eisenerzpreise gaben im bisherigen Jahresverlauf um sechs Prozent nach, stabilisierten sich aber seit Anfang Juni. Entscheidend bleibt die Konjunktur Chinas, das rund 75 Prozent des über See verschifften Weltangebots abnimmt. Der Wohnimmobilien-Sektor ist weiter schwach und auch die exportorientierte Industrie spürt den Gegenwind höherer Zölle. Im ersten Halbjahr sanken die chinesischen Einfuhren um vier Prozent; global gingen die Seetransporte um drei Prozent zurück. Das Angebot blieb nahezu konstant, weil geringere Fördermengen in Australien fast vollständig durch brasilianische Lieferungen kompensiert wurden. Die derzeitige Preisstabilität stützt sich auf eine nur leicht nachlassende chinesische Importnachfrage und dürfte vorerst anhalten. Sollten die Eisenerzpreise bei schwächerer Weltkonjunktur nachgeben, könnten chinesische Käufer ihre Lager wieder auffüllen. Die aktuellen Bestände liegen bei etwa 130 Millionen Tonnen und damit zwanzig Millionen Tonnen niedriger als vor einem Jahr – es gibt folglich Spielraum nach oben. Eine neue Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China bleibt jedoch ein Risiko für den Markt.

Von TACO-Trades bis Tech-Rally: Märkte im Spannungsfeld der Politik

Rekorde an den US-Börsen, ein starker DAX, politische Unsicherheiten rund um Zölle und Lieferketten – das erste Halbjahr 2025 hatte viele Facetten. Doch was erwartet Anleger in den kommenden Monaten? Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich sprechen über Chancen, Risiken und Kursfantasien – und darüber, warum sich ein Blick auf die zweite und dritte Börsenreihe lohnen könnte.

Zahl des Tages: 443

Dank Smartphone und Navigations-App kommen heutzutage auch Menschen ohne Orientierungssinn leichter an den gewünschten Ort. Eine schöne Sache – aber möglicherweise hat sie einen Haken. Joseph Newhouse von der Harvard University untersuchte mit Kollegen die Todesursachen von neun Millionen Menschen aus einer Datenbank. Die Forscher stellten fest: Unter 443 verschiedenen Berufen erkranken Taxi- und Krankenwagenfahrer deutlich seltener an Alzheimer als der Durchschnitt. Eine Erklärung könnte sein, dass Berufsgruppen, die sich ständig räumlich orientieren müssen und damit ihr Gehirn trainieren, weniger anfällig für Demenz-Erkrankungen sind als andere. Vielleicht ist es also durchaus gesund, das Navi hin und wieder abzuschalten. Man kommt dann nicht unbedingt schneller ans Ziel – aber wer weiß, was man unterwegs alles entdeckt. 

Ich wünsche Ihnen einen gut orientierten Tag. 

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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