11. Oktober 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
ein Social-Media-Beitrag von US-Präsident Donald Trump löst einen panikartigen Ausverkauf aus, Japans Regierungskoalition zerbricht nach 25 Jahren, und eine erste Einigung im US-Pharmastreit lässt den Gesundheits-Sektor hoffen.
Trumps Zoll-Drohung trifft Wall Street
Ein einzelner Social-Media-Beitrag von US-Präsident Donald Trump löste am Freitag einen panikartigen Ausverkauf aus, der etwa zwei Billionen US-Dollar an Marktwert vernichtete. Er kündigte eine massive Erhöhung der US-Zölle auf chinesische Produkte an – eine Reaktion auf Chinas verstärkte Kontrolle über Seltene Erden. Der S&P 500 sank um 2,7 Prozent, der NASDAQ Composite um 3,6 Prozent und der Dow Jones um 1,9 Prozent, was die schlechteste Tagesperformance seit April darstellte. Zuvor war der Markt davon ausgegangen, dass sich die Handelsbeziehungen bessern und ein Kompromiss erzielt werden würde, möglicherweise bei einem geplanten Treffen Trumps mit Xi Jinping auf dem APEC-Gipfel. Die Sorge vor einer chinesischen Vergeltung und einem ausgewachsenen Handelskrieg führte zu einer abrupten Neubewertung des Risikos. Technologiewerte, besonders Chip-Hersteller, die stark vom Handel mit China abhängig sind, wurden am härtesten getroffen. Aber der Ausverkauf erfasste den gesamten Markt, da Investoren Risiken reduzierten. Dies könnte der aggressiven Rhetorik geschuldet sein oder darauf zurückzuführen sein, dass der Markt schlicht reif für eine Korrektur war. Sollte sich alles als Verhandlungstaktik herausstellen und sollten sich die Präsidenten Ende Oktober in Seoul einigen, könnte der Kursrückgang als Kaufgelegenheit interpretiert werden.
China kündigt Exportkontrollen für Seltene Erden an
Die Rohstoffmärkte zeigten eine gemischte Reaktion auf Chinas geplante Exportkontrollen für Seltene Erden, Magnete und damit verbundene Technologien, die am 1. Dezember in Kraft treten sollen. Während Aktien von Verarbeitern Seltener Erden außerhalb von China und den Vereinigten Staaten anstiegen, kamen US-Aktien unter Druck. Dies betraf insbesondere amerikanische Unternehmen, die kürzlich Investitionen zur Ausweitung des inländischen Rohstoffangebots von der US-Regierung erhalten hatten. China kontrolliert rund 90 Prozent der weltweiten Produktion 17 Seltener Erden. Diese sind von hoher Bedeutung für hoch entwickelte Industriezweige, beispielsweise für die Bereiche Technologie, Militär und Automobil. Die Entscheidung könnte auch im Hinblick auf das Gipfeltreffen der beiden Länder Ende des Monats als Verhandlungsinstrument genutzt werden. Eine Durchsetzung der angekündigten Kontrollen könnte zu einer Neujustierung globaler Lieferketten führen und damit interessante Investitionsmöglichkeiten in Produzenten Seltener Erden bieten. Profiteure könnten Produzenten Seltener Erden außerhalb der USA oder chinesische Unternehmen sein, die nicht für die militärische Nutzung produzieren.
Japans Regierungskoalition zerbricht
Am Freitag zerbrach in Japan die seit 25 Jahren bestehende Regierungskoalition zwischen der größeren Liberaldemokratischen Partei (LDP) und der kleineren Kōmeitō. Letztere hatte nach Börsenschluss bekannt gegeben, die Koalition wegen politischer Differenzen zu verlassen. Die vorangegangene Wahl von Sanae Takaichi zur neuen LDP-Vorsitzenden hatte Hoffnungen der Anleger auf eine expansive, wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik geschürt. Der Nikkei 225 verzeichnete seine beste Woche seit über einem Jahr und legte um fünf Prozent zu – maßgeblich getrieben durch exportorientierte Unternehmen und zyklische Branchen. Gelingt der LDP die Bildung einer Ein-Parteien-Minderheitsregierung, könnten dennoch größere, von Takaichi geplante Konjunkturstimuli an fehlender Unterstützung kleinerer Oppositionsparteien scheitern. Zwar erklärte die Kōmeitō, man werde weiter mit der LDP zusammenarbeiten, allerdings hat die politische Unsicherheit mit dem Bruch der Koalition spürbar zugenommen. Auch deshalb rechne ich für japanische Aktien zunächst mit weiterhin hoher Volatilität.
Pharma-Deal mit Washington: politischer Druck auf Branche könnte nachlassen
Investoren von Gesundheitsunternehmen konnten in den vergangenen Wochen leicht aufatmen. Eine erste Einigung der US-Regierung mit einem der großen Pharma-Konzerne gibt Hoffnung, dass der politische Druck auf den Sektor langsam abnehmen könnte. Seit Mai hatte US-Präsident Donald Trump wiederholt angekündigt, hohe Importzölle bei Pharma-Unternehmen zu erheben, wenn diese ihre Preise nicht senken oder nicht in hohem Maße in Forschung und Entwicklung in den USA investieren. Aktien im Gesundheitsbereich waren daher im laufenden Jahr wenig gefragt.
Der MSCI World Health Care Index blieb mit einem Verlust von vier Prozent in Euro hinter der Performance des Gesamtindex MSCI World zurück, der in Euro bei einem Plus von drei Prozent steht. Vor dem Hintergrund einer potenziellen Reduzierung der politischen Spannungen wirkt ein erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 für die kommenden zwölf Monate attraktiv. Dennoch bleibt abzuwarten, wie zukünftige Deals zwischen der US-Regierung und den großen Pharma-Konzernen vom Markt aufgenommen werden.
China zwischen Aufschwung und Unsicherheit
Chinas Börsen erleben einen bemerkenswerten Aufschwung – doch wie nachhaltig ist dieser wirklich? Zwischen Hightech-Boom, staatlichen Eingriffen und Unsicherheiten rund um den Immobilienmarkt diskutieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich, welche Chancen und Risiken Anleger aktuell erwarten.
Zahl des Tages: 45
Ein gesunder Regenwald schützt auch Menschen vor Krankheiten: Das beschreibt Julia Barreto von der Universität São Paulo in einer aktuellen Studie. Gemeinsam mit ihrem Team verglich die Biologin Daten zu indigenen Reservaten im Amazonasbecken, der Waldbedeckung und der Gesundheit der Bevölkerung. Die Forschenden fanden heraus: Krankheiten wie Malaria und Lungenentzündungen traten in Regionen mit einem Reservat und über 45 Prozent Waldanteil deutlich seltener auf. Der Grund dürfte sein, dass intakte Regenwälder Schadstoffe aus der Luft filtern und dass die vielfältige Tierwelt dieser Wälder die Malariamücken in Schach hält. Dieser positive Effekt wirkt sich offenbar auch auf die angrenzenden Gebiete aus – also jene Bereiche, in denen der Wald bereits gerodet wurde.
Ich wünsche Ihnen einen vielfältigen Tag.
Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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