11. Dezember 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
die Fed senkt ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte, der KI-Einsatz verschiebt Jobchancen, und der französische Aktienmarkt erholt sich bei fortbestehenden Risiken.
FOMC uneins: Fed senkt Zinsen trotz interner Differenzen
Die US-Notenbank Fed senkte die Leitzinsen wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 bis 3,75 Prozent. Sie begründete dies damit, dass die wirtschaftliche Aktivität zwar moderat expandiere, die Beschäftigungszuwächse jedoch weiterhin schwach blieben und die Arbeitslosenquote im September gestiegen sei. Die Entscheidung wurde mit neun zu drei Stimmen getroffen; die Fed-Präsidenten Austan Goolsbee und Jeffrey Schmid stimmten für eine Beibehaltung, während Fed-Gouverneur Stephen Miran für eine Senkung um 0,50 Prozentpunkte votierte. Die sogenannten „Dot-Plots“ zeigen deutlich Uneinigkeit innerhalb des FOMC-Ausschusses. Dennoch betonte Fed-Chef Jerome Powell in der anschließenden Pressekonferenz einen „Wait-and-See“-Ansatz bis in das Jahr 2026. Jedoch hob die Fed die Wachstumsprognose für 2026 von 1,8 auf 2,3 Prozent an und senkte die Inflationsprognose von 2,6 auf 2,4 Prozent. Auch beim Zinspfad sind die Mitglieder uneins: Trotz weit auseinanderliegender Erwartungen zeigt der Median jeweils eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte für 2026 und 2027. Darüber hinaus beginnt die Fed mit Anleihekäufen, um die Liquidität aufrechtzuerhalten. Die Aktienmärkte nahmen das Gesamtpaket der Fed positiv auf und legten zu, die Renditekurve der US-Staatsanleihen wurde steiler und der US-Dollar wertete ab – eine Reaktion nach Lehrbuch.
KI-Einsatz verschiebt Jobchancen: Rückgang bei Berufseinsteigern, Zuwachs bei Erfahrenen
Künstliche Intelligenz (KI) hat bereits heute messbare Auswirkungen auf den US-Arbeitsmarkt – das haben Forscher der Stanford University um Erik Brynjolfsson aufgezeigt. Seit Ende 2022 ist die Beschäftigung junger Arbeitnehmer im Alter von 22 bis 25 Jahren in stark KI-exponierten Berufen wie Softwareentwicklung und Kundendienst um rund sechs Prozent zurückgegangen. Im Gegensatz dazu stieg die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer in den gleichen Berufen um sechs bis neun Prozent. Der Rückgang betrifft ausschließlich Tätigkeiten, die sich durch KI automatisieren lassen. In Bereichen, in denen KI unterstützend eingesetzt wird, nahm die Beschäftigung hingegen zu. Dies deutet darauf hin, dass der verstärkte Einsatz von KI nicht zwangsläufig zu einem generellen Arbeitsplatzabbau führt. In einigen Branchen könnten die Auswirkungen jedoch deutlich spürbar werden.
Französischer Aktienmarkt im Aufwind – aber Risiken bleiben bestehen
Der französische Aktienmarkt hat zuletzt wieder zugelegt: Nach einer Phase relativer Schwäche gegenüber Märkten wie Italien und Griechenland im Jahr 2025 erholte sich der CAC 40 von früheren Tiefs. Die makroökonomischen Rahmenbedingungen in der Eurozone haben sich verbessert, und der deutsche Fiskalimpuls dürfte die Nachfrage zusätzlich stützen. Dennoch ist es zu früh, davon auszugehen, dass alle Risiken überwunden sind. Die Haushaltsfrage in Frankreich bleibt ungelöst und die neue US–EU-Handelsstrategie lässt weiterhin Spielraum für zusätzliche Maßnahmen oder Zölle. Analysten erwarten für den CAC 40 eine Erholung des Gewinnwachstums je Aktie von minus elf Prozent 2025 auf rund 23 Prozent 2026 – diese Prognosen setzen jedoch eine Entspannung der politischen Unsicherheit voraus.
Mit einem erwarteten Zwölf-Monats-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,1 erscheint die Bewertung moderat, jedoch sollten Anleger die verbleibenden politischen und strukturellen Risiken berücksichtigen.
Chinas Aktienmarkt: Rückenwind durch starke Exporte und neue Konsumanreize
Der chinesische Aktienmarkt dürfte Rückenwind bekommen – gestützt durch robuste Handelsdaten und jüngste Signale des Politbüros für zusätzliche Konsumanreize. Einerseits bestehen Risiken durch schwache Binnennachfrage und den Druck im Immobiliensektor. Andererseits zeigt sich der Wachstumsmotor Exporte trotz Handelsstreit mit den USA resilient: Die Ausfuhren Chinas stiegen im November um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und übertrafen die Prognosen der Analysten. Besonders dynamisch entwickelten sich die Lieferungen in die Europäische Union und nach Australien, während die Abhängigkeit vom US-Markt weiter sinkt. Darüber hinaus betonte das Politbüro in seinen Kernbotschaften für 2026, die den Auftakt zur Zentralen Wirtschaftskonferenz (CEWC) markieren, die Stärkung der Binnennachfrage durch Konsumanreize. Für die kommenden zwölf Monate wird ein Gewinnanstieg von 10,9 Prozent für den MSCI China erwartet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für die erwarteten Gewinne im gleichen Zeitraum liegt bei 12,9. Der Industriesektor, der etwa ein Zehntel des MSCI China Index ausmacht, dürfte von der resilienten Auslandsnachfrage profitieren. Zudem dürften die ohnehin starken Bereiche Telekommunikation, Kommunikationsdienstleistungen und Finanzdienste, die zusammen knapp die Hälfte des Index ausmachen, von Konsumanreizen begünstigt werden.
Jahresausblick 2026: Chancen, Risiken und die Rolle der KI
2026 steht im Zeichen globaler Umbrüche: Während geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten die Märkte herausfordern, eröffnet Künstliche Intelligenz (KI) neue Perspektiven für Anleger. Welche Branchen profitieren, wo lauern Risiken? Worauf es im kommenden Jahr ankommt und wie Anleger von den Entwicklungen profitieren können, analysieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast.
Zahl des Tages: 42.000.000
Wo liegen die größten Städte der Welt? Die UN-Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten hat jetzt eine neue Rangliste der globalen Megacitys veröffentlicht. Demnach ist das indonesische Jakarta mit fast 42 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Metropole, gefolgt von Dhaka mit knapp 37 und Tokio mit 33 Millionen. Weltweit zählen die UN-Experten 33 urbane Regionen mit zehn oder mehr Millionen Einwohnern, 19 davon in Asien. Und sie sagen einen Wechsel an der Spitze voraus: Das schnell wachsende Dhaka in Bangladesch könnte Mitte des Jahrhunderts zur größten Megacity aufsteigen.
Setzen Sie heute auf Expansion.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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