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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
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12. Dezember 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

hohe Bewertungen im S&P 500 wecken Blasenwarnungen, der KI-Anteil bei Musikuploads steigt rasant und eröffnet neue Erlösmodelle, und ein Angebotsüberhang drückt die Ölpreise weiter nach unten.

BIZ warnt vor Blasenmerkmalen – doch Tech bleibt profitabel

Die hohen Bewertungen in breit aufgestellten Indizes wie dem S&P 500 könnten auf Blasenrisiken hindeuten – ein Argument, das differenziert betrachtet werden muss. Der S&P 500 Index wird aktuell stark von Tech-Schwergewichten getragen, die knapp ein Drittel der Gewichtung ausmachen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 29 liegt die durchschnittliche Bewertung des Index nahe dem Niveau kurz vor dem Platzen der Dotcomblase im Jahr 2001. Zudem warnt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in ihrem jüngsten Bericht vor typischen Blasenmerkmalen wie dem wachsenden Einfluss von Privatanlegern in Phasen medialer Euphorie. Gegen die Warnsignale spricht jedoch, dass der Bewertungsanstieg im Tech-Sektor von einer hohen Profitabilität getragen wird: Schwergewichte übertreffen Gewinnprognosen, Margen liegen teils über 30 bis 35 Prozent. Aufgrund dieser Profitabilität liegt das durchschnittliche KGV des NASDAQ Composite Index, der ausschließlich Technologiewerte abbildet, mit aktuell etwa 30 weit unter seinem Höhepunkt von knapp 65 während der Dotcomblase.

Das im Vergleich zum S&P 500 niedrigere KGV des NASDAQ Composite könnte darauf hindeuten, dass die Wahrnehmung einer Marktüberhitzung weniger vom Tech-Sektor ausgeht, sondern eher von anderen, fundamental schwächeren Branchen.

Musikbranche 2026: KI revolutioniert Produktion und Monetarisierung

Die Musikbranche dürfte sich auch im Jahr 2026 im Umbruch befinden. Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt rasant an Bedeutung: Während im Januar nur rund zehn Prozent der Musikuploads eines großen Streaminganbieters vollständig KI-generiert waren, lag der Anteil im November bereits bei 34 Prozent. Diese Entwicklung birgt Chancen und Risiken: Einerseits droht eine Verwässerung bestehender Werke, da generische Inhalte zunehmend zur Massenware werden, andererseits eröffnen sich neue Erlösquellen. Führende Labels können ihre Kataloge gegen Lizenzgebühren für KI-Training bereitstellen, und Streaminganbieter nutzen KI, um das Nutzerengagement zu steigern. Parallel dazu setzen Plattformen und Labels verstärkt auf die Monetarisierung von „Superfans“ – ein Modell, das in China bereits erste Erfolge zeigt. Premiumangebote wie priorisierter Ticketzugang, Merchandise oder exklusive Inhalte können so die durchschnittlichen Einnahmen pro Nutzer erhöhen. Die Branche dürfte damit einen weiteren technologischen Wandel vollziehen, der insbesondere den breit aufgestellten Plattformen neue Wege zur Monetarisierung eröffnet und ihre Marktposition stärkt.

Ölmarkt 2026: Angebotsüberhang drückt Preise weiter nach unten

Der globale Ölmarkt wird mit einem deutlichen Angebotsüberhang in das Jahr 2026 eintreten. Im aktuellen Monatsbericht hat die Internationale Energieagentur ihre Schätzung für den Angebotsüberschuss zwar nach unten angepasst, jedoch nur in geringem Umfang. Öl der Nordseesorte Brent notiert aktuell bei rund 63 US-Dollar je Barrel und dürfte mittelfristig etwas an Wert verlieren. Die Ursache liegt in starkem Produktionswachstum außerhalb der OPEC+, besonders in den USA und Brasilien, während die Nachfrage nur moderat steigen dürfte. Die OPEC+ hat ihre Förderkürzungen teilweise zurückgenommen, was den Preisdruck zusätzlich erhöht. Die Ölpreise dürften anfällig für weitere Rückschläge bleiben, da hohe Lagerbestände in strategischen Reserven auf den Markt kommen könnten. Hinzu kommt die Unsicherheit um die sogenannten „fehlenden Barrel“: Laut Internationaler Energieagentur lassen sich rund 1,5 Millionen Barrel pro Tag nicht eindeutig zuordnen. Vermutlich lagern diese Mengen in schwimmenden Tanks oder in chinesischen Reserven. Sollten diese Bestände freigesetzt werden, könnte sich der Angebotsüberhang weiter verschärfen und die Preise zusätzlich belasten. Ein anhaltend niedriger Ölpreis wirkt dämpfend auf die Energiekomponente der Verbraucherpreise, was den Zentralbanken etwas Druck nimmt, Zinserhöhungen fortzusetzen.

Governance-Reformen treiben asiatische Aktienmärkte an

Governance-Reformen haben sich als wichtiger Impulsgeber für asiatische Aktienmärkte erwiesen. Regulatoren halten Unternehmen dazu an, überschüssige Liquidität auszuschütten, Bilanzen zu verschlanken und die Eigenkapitalrendite zu steigern. Im Jahr 2023 wurden japanische Unternehmen mit Aktienkursen unterhalb ihres Buchwerts dazu aufgefordert, Pläne zur Verbesserung ihrer Kapitalrendite offenzulegen. Im selben Jahr beschloss China Maßnahmen zur Steigerung der Eigenkapitalrendite sowie von Dividenden und Aktienrückkäufen. 2024 zog Südkorea nach und förderte Governance-Reformen durch Steueranreize und neue Gesetze. In China ist die durchschnittliche Ausschüttungsquote in den vergangenen drei Jahren stark gestiegen, während sie in Japan moderat zulegte. Südkoreas Dividendenzahlungen stiegen zunächst deutlich, gingen dann aber wieder zurück. Aktienrückkäufe hingegen zeigen ein einheitlicheres Bild: In allen drei Märkten haben die Rückkäufe in den vergangenen drei Jahren zugenommen, wobei Japan klar führend ist. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist überall gestiegen: Für Unternehmen aus dem MSCI AC Asia Index kletterte dieser Wert von etwa 1,5 Anfang 2025 auf aktuell knapp 1,8 – Anfang 2023 lag er noch bei knapp 1,3.

Jahresausblick 2026: Chancen, Risiken und die Rolle der KI

2026 steht im Zeichen globaler Umbrüche: Während geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten die Märkte herausfordern, eröffnet Künstliche Intelligenz (KI) neue Perspektiven für Anleger. Welche Branchen profitieren, wo lauern Risiken? Worauf es im kommenden Jahr ankommt und wie Anleger von den Entwicklungen profitieren können, analysieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast.

Zahl des Tages: 3.300.000.000.000

Unser Universum entwickelte sich, soweit wir wissen, aus einem Quark-Gluon-Plasma, das unmittelbar nach dem Urknall entstand. Wie heiß diese kosmische Ursuppe wurde, hat ein Team um Zaochen Ye vom amerikanischen Brookhaven National Laboratory durch Versuche in einem Teilchenbeschleuniger simuliert. In den ersten Mikrosekunden seiner Existenz erreichte die Urmaterie demnach eine Temperatur von 3,3 Billionen Grad. Nur Sekundenbruchteile später kühlte das Plasma auf zwei Billionen Grad ab und die frühesten Bausteine von Atomkernen bildeten sich. Den Physikern gelang es, diesen Prozess auf kleinstem Raum nachzubilden – und damit für sehr kurze Zeit die heißeste Materie der Erde zu erzeugen.

Ich wünsche Ihnen einen wohltemperierten Tag.

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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