9. Dezember 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
Europas Unternehmen könnten ihre Gewinnflaute beenden, die Märkte prognostizieren höhere Zinsen bei einigen Dollarwährungen, und das Thema KI im Gesundheitswesen ist einen Blick wert.
Aktien Europa: Gewinne sollten 2026 anziehen
2025 dürfte das dritte Jahr in Folge werden, in dem die Unternehmen des STOXX 600 ihre Gewinne nicht steigern konnten. Die Gründe sind vielfältig: der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, eine nachlassende Wirtschaft in China, ungünstige Währungsentwicklungen und die US-Zölle. Für 2026 erwarten Analysten ein durchschnittliches Gewinnwachstum von zwölf Prozent, die Umsätze sollen um 3,6 Prozent steigen. Dies impliziert einen kräftigen Anstieg der Margen, den ich für etwas zu optimistisch halte. Legt man den Trendverlauf der Margen über die vergangenen zehn Jahre und ein Umsatzwachstum in Höhe der Analystenerwartungen an, ergibt sich für kommendes Jahr ein Gewinnwachstum von etwa sieben Prozent. Dies sollte in einem Umfeld anziehenden Wirtschaftswachstums und sinkender Kosten erreichbar sein. Aufgrund der besonders guten Geschäftsumfelder für Unternehmen in den Bereichen KI, Verteidigung und Finanzen könnten sogar noch ein paar Prozentpunkte dazukommen.
USA: Fed vor dem nächsten Zinsschritt
Die am Freitag veröffentlichten US-Konjunkturdaten verfestigten den Marktkonsens, dass die Fed am morgigen Mittwoch eine weitere Zinssenkung vornehmen wird. Der Inflationsdruck in den USA hat im September zwar wie erwartet etwas zugenommen, der Preisindex der privaten Konsumausgaben (PCE Deflator) lag um 2,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, nach 2,7 Prozent im August. Der für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed relevante, um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kern-PCE-Deflator ermäßigte sich jedoch von 2,9 Prozent im Vormonat auf 2,8 Prozent. Auch der Index der University of Michigan für die Verbraucherstimmung dürfte bei der Fed auf Wohlgefallen gestoßen sein, denn die Inflationserwartungen der Konsumenten auf Sicht von zwölf Monaten verringerten sich im Vergleich zum Vormonat von 4,5 auf 4,1 Prozent. Auf Sicht von fünf Jahren sanken sie von 3,4 auf 3,2 Prozent. Beides ist jeweils das niedrigste Niveau seit Januar, also vor der Erhöhung der US-Importzölle. Dies hatte zur Folge, dass der Stimmungsindex stärker als erwartet von 51,1 auf 53,3 stieg, wofür die kräftig verbesserten Erwartungen der Konsumenten verantwortlich waren. Wenngleich die Zinssenkung der Fed damit nahezu in trockenen Tüchern sein dürfte, bleibt offen, wie sie ihre Geldpolitik für 2026 projizieren wird.
Rückenwind für Dollarwährungen
Nach dem US-Dollar und dem Japanischen Yen bleiben die Dollarwährungen Australiens, Kanadas und Neuseelands die schwächsten G10-Währungen in diesem Jahr. Zuletzt erholten sie sich jedoch von ihren Tiefständen, nachdem besser als erwartet ausgefallene Daten zum Arbeitsmarkt und über dem Marktkonsens liegende Inflationsdaten zu veränderten Markterwartungen hinsichtlich der Geldpolitik der Notenbanken führten. Für alle drei Notenbanken dürfte nach Ansicht der Zinsterminmärkte nun nicht nur der Zinssenkungszyklus beendet sein, sondern es werden für 2026 bereits erste Leitzinserhöhungen eingepreist. Auch für die Europäische Zentralbank (EZB) sind mittlerweile sämtliche weiteren Zinssenkungsphantasien ausgepreist worden, zumal EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel gestern in einem Interview erklärte, sie könne sich damit anfreunden, dass „die Märkte erwarten, dass die nächste Zinsänderung der EZB eine Anhebung sein wird, wenn auch nicht in naher Zukunft”. Der Inflationsdruck bei den Dollarwährungen bleibt jedoch momentan stärker als in der Eurozone, weshalb die Renditen dort auch kräftiger ansteigen. Und dies nicht nur auf kurze Sicht, sondern über alle Laufzeiten hinweg, was wiederum Rückenwind für diese Währungen bedeutet, der noch eine Weile anhalten könnte.
Healthcare-KI vor dem Durchbruch?
Investitionen zur Förderung von Innovationen im Gesundheitswesen könnten im kommenden Jahr so hoch ausfallen wie zuletzt vor über einem Jahrzehnt. Investoren schauen vor allem auf die Bereiche Biopharma, Gesundheitsdienstleistungen, Medizintechnik und Healthtech. Frühe Anzeichen deuten darauf hin, dass Künstliche Intelligenz (KI) die Erfolgsquoten klinischer Studien insbesondere in der Frühphase durch den Einbezug von mehr und besseren Informationen um bis zu 90 Prozent verbessern könnte. Sollten sich diese Ergebnisse bestätigen, würde sich das Chancen-Risiko-Verhältnis für Frühphasen-Biotech grundlegend verändern. Gleichzeitig könnten KI-gestützte Workflow-Tools Verwaltungskosten einsparen und den Mangel an Fachkräften abfedern. Im Bereich Medizintechnik konzentrieren sich Investoren auf hochwertige Anbieter von Lösungen in der Kardiologie, Diagnostik und Neurostimulation. Insgesamt sollten sowohl IPO- als auch M&A-Aktivitäten deutlich zunehmen, angetrieben durch Skaleneffekte, verbesserte makroökonomische Bedingungen und die lang erwartete Kapitalrotation zurück zu Innovationen im Gesundheitswesen. Anleger können an dieser Entwicklung partizipieren – über private Eigenkapitalfonds mit Fokus Gesundheitswesen, börsennotierte Eigenkapitalgeber oder Healthcare-Unternehmen, die in derartige Firmen und Projekte investieren.
Jahresausblick 2026: Chancen, Risiken und die Rolle der KI
2026 steht im Zeichen globaler Umbrüche: Während geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten die Märkte herausfordern, eröffnet Künstliche Intelligenz (KI) neue Perspektiven für Anleger. Welche Branchen profitieren, wo lauern Risiken? Worauf es im kommenden Jahr ankommt und wie Anleger von den Entwicklungen profitieren können, analysieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast.
Zahl des Tages: 900
Manchmal wartet eine wissenschaftliche Überraschung praktisch vor der Haustür. In der Bergregion unfern der südchinesischen Millionenstadt Yunfu hat ein Forscherteam um Ming Chen vom Shanghaier Zentrum für Hochdruckforschung und Technologie einen bislang unbekannten Meteoritenkrater gefunden. Der Jinlin-Krater bildet eine schüsselförmige Senke von bis zu 900 Metern Durchmesser. Das Besondere daran: Seine Ränder sind trotz der reichlichen Niederschläge in der Gegend kaum verwittert, weswegen die Geologen sein Alter auf nur rund 10.000 Jahre schätzen. Der Jinlin-Krater wäre damit der mit Abstand größte Krater der Erde, der erst nach der letzten Eiszeit entstand.
Hinterlassen Sie heute Eindruck.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
PERSPEKTIVEN am Morgen: Störung im Anmeldeprozess
Aktuell ist die Registrierung mit den Umlauten ö, ü, ä sowie mit ß nicht möglich. Sie können sich mit oe, ue, ae sowie mit ss weiterhin registrieren.
Sollte auch das nicht funktionieren, wenden Sie sich an: perspektiven-am.morgen@db.com
Das könnte Sie auch interessieren
PERSPEKTIVEN im Fokus
Fundierte Einschätzungen zu relevanten Ereignissen für die Kapitalmärkte
PERSPEKTIVEN To Go
Aktuelle Marktentwicklungen im Podcast
Soweit hier von Deutsche Bank die Rede ist, bezieht sich dies auf die Angebote der Deutsche Bank AG. Wir weisen darauf hin, dass die in dieser Publikation enthaltenen Angaben keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung darstellen, sondern ausschließlich der Information dienen. Die Information ist mit größter Sorgfalt erstellt worden. Bei Prognosen über Finanzmärkte oder ähnlichen Aussagen handelt es sich um unverbindliche Informationen. Soweit hier konkrete Produkte genannt werden, sollte eine Anlageentscheidung allein auf Grundlage der verbindlichen Verkaufsunterlagen getroffen werden. Aus der Wertentwicklung in der Vergangenheit kann nicht auf zukünftige Erträge geschlossen werden.
HINWEIS: BEI DIESEN INFORMATIONEN HANDELT ES SICH UM WERBUNG. Die Texte sind nicht nach den Vorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Anlage- oder Anlagestrategieempfehlungen (vormals Finanzanalysen) erstellt. Es besteht kein Verbot für den Ersteller oder für das für die Erstellung verantwortliche Unternehmen, vor bzw. nach Veröffentlichung dieser Unterlagen mit den entsprechenden Finanzinstrumenten zu handeln. Die Deutsche Bank AG unterliegt der Aufsicht der Europäischen Zentralbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)