14. November 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
Schottland erhält erstmals ein Staats-Rating, europäische Aktien legen dank US-Dollar-Schwäche deutlich zu, und Indiens Inflation gibt Spielraum für Zinssenkungen.
Schottland erhält erstmals Staats-Rating
Schottland hat erstmals ein eigenes Staats-Rating erhalten. Die großen Ratingagenturen Standard & Poor’s (S&P) und Moody’s erteilten Schottland ein „AA“-Rating (S&P) und „AA3“ (Moody’s) – somit liegt Schottland auf dem Niveau des Vereinigten Königreichs. Diesem Meilenstein geht die erste Anleiheemission seit dem 17. Jahrhundert voraus, geplant für das Finanzjahr 2026/2027 mit dem Ziel der Finanzierung von Infrastrukturprojekten. Die Bewertungen spiegeln einen starken institutionellen Rahmen, eine robuste Wirtschaft sowie die Unterstützung durch britische Behörden wider. Die von der Scottish National Party (SNP) geführte Regierung beabsichtigt in der nächsten Legislaturperiode Anleihen („Kilts“) im Volumen von 1,7 Milliarden Euro zu begeben, sofern sie die Wahl im Mai 2026 gewinnt. Derzeit sehen die Agenturen keinen Risikoaufschlag, dieser könnte sich jedoch bei einer angestrebten Unabhängigkeit Schottlands ändern. Das hypothetische Haushaltsdefizit Schottlands für 2024/2025 läge bei 11,6 Prozent, gegenüber 5,1 Prozent im Vereinigten Königreich. Sollte die Emission erfolgen, könnten erfahrene Anleger diese Anleihe interessant finden.
US-Dollar-Schwäche treibt Europas Börsen: deutlicher Vorsprung vor S&P 500
Nach mehreren Jahren, in denen europäische Aktien ihren US-Pendants hinterherhinkten, wendete sich das Blatt dieses Jahr. Während die US-Börsen weiterhin von der Euphorie rund um KI profitieren, konnte der STOXX 600 in Europa seit Jahresbeginn einen beachtlichen Zuwachs von 19 Prozent verzeichnen – deutlich mehr als der S&P 500, der lediglich um vier Prozent in Euro zulegte. Der aktuelle Vorsprung europäischer Aktien gegenüber ihren US-amerikanischen Pendants resultiert im Wesentlichen aus der deutlichen Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro. Ein dynamisches Gewinnwachstum ist hierbei nicht als Hauptfaktor zu identifizieren.
Obwohl europäische Unternehmen im dritten Quartal die Erwartungen mit positiven Ergebnissen übertreffen konnten, gehen Analystenschätzungen für 2025 von einem Gewinnwachstum von lediglich 0,5 Prozent aus – dies liegt 11,5 Prozentpunkte unter den Prognosen für US-Unternehmen, die maßgeblich vom erfolgreichen IT-Sektor profitieren. Für die Jahre 2026 und 2027 rechnen Analysten jedoch mit einer signifikanten Erholung des Gewinnwachstums in Europa und prognostizieren ein jährliches Wachstum von rund 12 Prozent. Dadurch könnte sich der Abstand zu US-Aktien auf etwa zwei Prozentpunkte verringern. Vor dem Hintergrund dieser Perspektiven und einer angemessenen Bewertung, die nur vier Prozent über dem Zehn-Jahres-Median liegt, erscheinen europäische Aktien als eine attraktive Anlagemöglichkeit.
Überraschender Inflationsrückgang in Indien: Spielraum für Zinssenkungen?
In Indien fiel die jährliche Inflationsrate der Konsumentenpreise im Oktober auf 0,25 Prozent. Haupttreiber für den stärker als erwarteten Rückgang waren die niedrigeren Lebensmittelpreise, die fast die Hälfte des Warenkorbs ausmachen. Diese fielen aufgrund besserer Wetterbedingungen und Steuersenkungen im Jahresvergleich um fünf Prozent. Die schwache Preisdynamik könnte die indische Notenbank dazu veranlassen, den aktuell bei 5,5 Prozent liegenden Leitzins noch etwas zu senken. Allerdings wird sie dabei auch den schwachen Außenwert der Indischen Rupie im Blick behalten. Die bisherigen Zinssenkungen von insgesamt einem Prozentpunkt sollten in den kommenden Quartalen ihre Wirkung weiter entfalten. Wachstumsstützend dürften ebenfalls die für 2026 geplanten Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung in Höhe von umgerechnet knapp 110 Milliarden Euro wirken. Zudem könnte ein Handelsabkommen zwischen Neu-Delhi und Washington mit deutlich niedrigeren US-Importzöllen auf indische Waren unmittelbar bevorstehen.
Nach einer schwachen Berichtssaison könnten positive Gewinnrevisionen, besonders bei indischen Konsumgüterherstellern und Finanzwerten, dem bisher enttäuschenden indischen Aktienmarkt für 2026 positive Impulse geben.
Berichtssaison: Europa holt auf, USA bleibt stark
Die Berichtssaison ist in vollem Gange: Während die USA mit starken Unternehmensgewinnen glänzen, holt Europa langsam auf. Doch nicht alle Branchen profitieren gleichermaßen – und die Unsicherheit bleibt. Wie die Börsen darauf reagieren und was das für Anleger bedeutet, analysieren Dr. Dirk Steffen, Leiter Kapitalmarktstrategie, und Finanzjournalistin Jessica Schwarzer in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go.
Zahl des Tages: 600
Ein außergewöhnliches Beispiel für alte Inka-Architektur findet sich in der peruanischen Andengemeinde Huaytará. Der carpa uasi genannte Bau hatte nur drei Seitenwände – die vierte Seite blieb offen. Wie Stella Nair von der University of California glaubt, war das kein Zufall: Das Gebäude könnte vor rund 600 Jahren rituellen Zwecken gedient und Trommeltöne über seine offene Seite wie eine Lautsprecherbox in die Ferne getragen haben. Nair arbeitet mithilfe von Akustikern daran, die Ausbreitung der Töne über die Andengipfel zu modellieren. Dass es überhaupt so weit kam, verdankt die Kunsthistorikerin einem Zufall: Der carpa uasi blieb als einziger Vertreter seiner Art erhalten, weil spanische Siedler seine Mauern in eine Kirche einbauten.
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Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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