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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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30. April 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

die US-Börse hat unter Donald Trump einen Fehlstart hingelegt, die Entlastung von Unternehmen könnte zu hohen Klimakosten führen und US-Verbraucher blicken mit Sorge in die Zukunft.   

Trump 2.0 – die ersten 100 Tage

In den ersten 100 Tagen der Präsidentschaft von Donald Trump hat der S&P 500 rund acht Prozent verloren – der schlechteste Börsenstart einer US-Präsidentschaft seit Richard Nixons zweiter Amtszeit 1973. Zwar könnten mögliche Steuersenkungen und Deregulierungen die Stimmung der US-Unternehmen und -Verbraucher verbessern, doch die Auswirkungen der Zölle dürften sie eher früher als später treffen. Dagegen sind die Ergebnisse der laufenden Berichtssaison bislang recht robust und die Aussichten eher von Unsicherheit als von Katastrophenszenarien geprägt. Insbesondere Technologie-, Kommunikations- und Gesundheitsunternehmen, deren Geschäftsmodelle relativ unabhängig von konjunkturellen Schwankungen sind, könnten positiv überraschen. Zwar dürfte die derzeit hohe Unsicherheit bezüglich der US-Zölle kurzfristig weiterhin für eine hohe Volatilität bei US-Aktien sorgen. In den kommenden Wochen und Monaten sollten jedoch bilaterale Zollvereinbarungen zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern dazu beitragen, das Vertrauen der Anleger zu stärken. Langfristig orientierte Anleger könnten daher mögliche Korrekturen als günstigen Einstiegspunkt nutzen. Nach 100 Tagen vieler negativer Schlagzeilen könnte es in den nächsten 100 Tagen einige positive geben.

US-Verbraucher pessimistischer

Erneut enttäuschten gestern Konjunkturdaten aus den USA die Erwartungen: Der vom Conference Board ermittelte Index des Verbrauchervertrauens fiel im April stärker als im Marktkonsens vermutet von 93,9 auf 86,0 Punkte.

  • Insbesondere die Erwartungskomponente brach ein, nämlich von 66,9 auf 55,4 Punkte, ein 13-Jahres-Tief.
    Die kurzfristigen Inflationserwartungen stiegen hingegen von 4,9 auf 6,0 Prozent. 
  • Zudem hat die Zahl der offenen Stellen im März wesentlich stärker abgenommen als im Mittel von Analysten prognostiziert, und zwar von rund 7,5 Millionen auf nur noch 7,2 Millionen – das niedrigste Niveau seit September. Die Zahl der offenen Stellen im Verhältnis zu den offiziell registrierten Arbeitslosen sank somit von 1,06 auf 1,015.

Im Anschluss an die Datenveröffentlichung stiegen die Erwartungen bezüglich weiterer Leitzinssenkungen der Fed in diesem Jahr weiter an: Mit 0,97 Prozentpunkten wurden nahezu vier Zinssenkungen in Höhe von je 0,25 Prozentpunkten an den Terminmärkten eingepreist. Infolgedessen sanken sowohl die Renditen der US-Staatsanleihen als auch der US-Dollar moderat.

Ölpreise belastet

Brancheninsider berichten, dass mehrere OPEC+-Mitglieder die Fördermengen stärker als geplant anheben wollen. Im April führte die unerwartete Entscheidung, die Fördermenge im Mai um täglich 411.000 Barrel zu erhöhen – dreimal mehr als ursprünglich geplant – zu einem Rückgang der Ölpreise. Saudi-Arabien drängte auf eine schnellere Produktionssteigerung, nachdem Kasachstan und der Irak durch eine deutlich über den Quoten liegende Ölförderung auffielen. Beide Nationen liegen nach wie vor über den Zielquoten und der Irak steigerte sogar die Produktion im April. Zudem erklärte Kasachstan, bei der Entscheidung über die Fördermengen den nationalen Interessen Vorrang vor denen der OPEC+ zu geben. Die Verschärfung der Streitigkeiten zur Einhaltung der Förderquoten verstärkt den Verdacht, dass die OPEC+ auf der Mai-Sitzung erneut eine höher als geplante Ölfördersteigerung beschließen könnte – dies dürfte die Ölpreise belasten.

Silber mit moderatem Potenzial 

In der vergangenen Woche stieg der Goldpreis auf das 107-Fache des Silberpreises, ein Niveau, das außer zu Beginn der Covid-19-Krise niemals erreicht wurde. Hatten sich die Gold- und Silberpreise bis Ende März noch relativ parallel entwickelt, profitierte Gold zuletzt primär von seiner Rolle als „sicherer Hafen“, während Silber aufgrund seiner Bedeutung in der industriellen Produktion unter den Sorgen vor einer globalen Konjunkturabschwächung infolge der US-Zollpolitik litt. Mit Blick auf das Gesamtjahr erwarten die Analysten des „Silver Institute“ in ihrem gerade veröffentlichten Jahresausblick ein geringeres Angebotsdefizit an physischem Silber als im Vorjahr.

 Aufgrund steigender Minenproduktion und eines leichten Rückgangs der Nachfrage aus der Schmuckindustrie sollte sich dieses Defizit um rund 20 Prozent verringern. Dennoch sehen die Autoren der Studie weiteres moderates Aufwärtspotenzial für die Silberpreise. Auch Silber wird – wenngleich in geringerem Maße als Gold – von vielen Anlegern als „sicherer Hafen“ nachgefragt. Es dürfte deshalb von Unsicherheiten bezüglich der Handels- und Zollpolitik sowie mittelfristig von weiteren Leitzinssenkungen in den USA und einem möglicherweise schwächeren US-Dollar profitieren.

Regierungskrise in Südafrika: Rand und Staatsanleihen reagieren

Der Südafrikanische Rand geriet zuletzt stark unter Druck und fiel sowohl zum US-Dollar als auch zum Euro auf ein Rekordtief. Die Gründe:

  • Politische Spannungen zwischen den USA und Südafrika, die in der Ausweisung des südafrikanischen Botschafters gipfelten.
  • Südafrika wurde von den USA am „Liberation Day“ zunächst mit hohen Zöllen von 31 Prozent belegt, die am 9. April auf den derzeit gültigen Satz von zehn Prozent reduziert wurden. 
  • Eine Regierungskrise in Südafrika ließ Sorgen vor einem Bruch der „Koalition der nationalen Einheit“ aufkeimen, da die Democratic Alliance einer geplanten Mehrwertsteuererhöhung nicht zustimmte und ankündigte, gerichtlich dagegen vorzugehen. 

Gestern zeichnete sich ein Ende der Koalitionskrise ab: Die zum 1. Mai geplante Erhöhung wurde abgesagt. Die Mindereinnahmen reißen zwar eine Lücke von rund vier Milliarden Euro in den Staatshaushalt, jedoch kann diese laut Analysten durch Ausgabenkürzungen geschlossen werden. Da die Gefahr eines Auseinanderbrechens der von den Märkten favorisierten Koalition nun erheblich geringer scheint, kehrten Anleger in einer unmittelbaren Reaktion an die südafrikanischen Märkte zurück. Der Südafrikanische Rand wertete moderat auf; die Kurse südafrikanischer Staatsanleihen stiegen.

Volatile Märkte fordern starke Nerven

Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump hält die Märkte weiter in Atem. Noch lässt sich nicht beziffern, wie hoch der Schaden für die Weltwirtschaft ausfällt. Verbraucher und Unternehmer werden vorsichtiger, das wirkt sich auch auf die Berichtssaison aus. Was das für Anleger bedeutet, analysiere ich in meinem Börsenpodcast mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer. 

Zahl des Tages: 100

Seekrankheit ist eine Plage. Um Übelkeit und Kreislaufproblemen auf schwankendem Boden zu entgehen, kann man Tabletten schlucken oder es mit Hausmitteln wie Ingwer versuchen. Effektiver könnte es sein, sich kurz einen Kopfhörer aufzusetzen, sagen Yishuo Gu und sein Team von der Universität Nagoya. Die Mediziner setzten Testpersonen in eine schwankende Umgebung und beschallten sie dabei eine Minute lang mit einem 100-Hertz-Ton. Die Probanden litten danach deutlich weniger unter Schwindelgefühl als eine Vergleichsgruppe. Der Trick: Offenbar stimulieren Vibrationen auf dieser Frequenz die winzigen Kalkhörnchen im Innenohr, die uns helfen, das Gleichgewicht zu halten.  

Bleiben Sie heute standfest.

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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