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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
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9. Oktober 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

die deutsche Industrie schwächelt weiter, die US-Inflationserwartungen steigen und erhöhen den Druck auf die Fed, und Silber nähert sich einem Rekordhoch.

Deutsche Industrie kämpft weiter mit Auftragsflaute

Deutsche Industrieaufträge sind im August um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken – entgegen den Erwartungen eines Anstiegs. Damit setzte sich der Rückgang bereits den vierten Monat in Folge fort und unterstreicht die anhaltende Schwäche der Industrie. Auffällig ist die Differenz zwischen Auslands- und Inlandsnachfrage: Während Aufträge aus dem Ausland um 4,1 Prozent zurückgingen, stiegen die Inlandsaufträge um 4,7 Prozent. Nach kräftigen Zuwächsen bis Mai brachen die Auslandsaufträge aufgrund wachsender Handelshemmnisse ein, während die Inlandsnachfrage bis Juli schwach blieb und im August kräftig anzog. Der Inlandsanstieg im August ist ein kleiner Hoffnungsschimmer – er könnte darauf hindeuten, dass die angekündigten Großinvestitionen in Infrastruktur und Verteidigung langsam wirken. Analysten zeigen sich optimistisch: Für die kommenden zwölf Monate erwarten sie Gewinnzuwächse von 10,3 Prozent im DAX und 24,1 Prozent im stark industriegeprägten MDAX. Bewertungsseitig liegt der DAX rund 18 Prozent über seinem Zehn-Jahres-Median, der MDAX etwa zehn Prozent darunter – was ihn angesichts des hohen Gewinnpotenzials besonders attraktiv macht.

Lecornu-Rücktritt belastet Anleihen und Bankaktien

Der Rücktritt des französischen Premierministers Sébastien Lecornu hat zu Beginn der Woche die Kurse französischer Anleihen und Aktien unter Druck gesetzt. Er scheiterte mit dem Vorhaben, das Haushaltsdefizit im kommenden Jahr auf 4,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken. Angesichts der anhaltenden politischen Unsicherheit mehren sich die Zweifel an der Umsetzbarkeit der notwendigen fiskalischen Konsolidierung. Am Aktienmarkt zählten französische Banktitel mit Kursabschlägen zwischen drei und vier Prozent zu den größten Verlierern. Allerdings könnte sich die Reaktion als überzogen erweisen. Zum einen ist der Anteil französischer Staatsanleihen mit maximal zehn Prozent des Eigenkapitals der Banken überschaubar. Zum anderen haben viele Institute ihre Geschäftsrisiken durch eine internationale Ausrichtung breit gestreut. Im Durchschnitt hängt nur etwa ein Drittel der Erträge französischer Banken vom Heimatmarkt ab. Kurzfristig sollten Anleger angesichts der bestehenden politischen Unsicherheit weiterhin mit erhöhter Volatilität rechnen. Mittelfristig könnten die jüngsten Kurskorrekturen jedoch eine günstige Einstiegsmöglichkeit in den französischen Bankensektor darstellen.

Steigende Inflationserwartungen erhöhen Druck auf die Fed

Die einjährigen US-Inflationserwartungen stiegen im September auf 3,4 Prozent – den höchsten Wert seit fünf Monaten. Die Verbraucher rechnen mit höheren Preisen für Nahrungsmittel, Kraftstoff, medizinische Versorgung sowie Mieten. Dagegen sank die erwartete Preissteigerung bei Hochschulausbildung. Die erwartete Zunahme der Medianimmobilienpreise verharrte unverändert bei drei Prozent – den vierten Monat in Folge. Für den Fünf-Jahres-Horizont stiegen die Inflationserwartungen leicht auf 3,0 Prozent, während sie für den Drei-Jahres-Horizont konstant bei 3,0 Prozent blieben. Die erwarteten Einkommenszuwächse sanken leicht auf 2,4 Prozent, den niedrigsten Wert seit April 2021. Das erwartete Wachstum des Haushaltseinkommens blieb bei 2,9 Prozent stabil. Die Erwartung, arbeitslos werden zu können, erhöhte sich um 2,0 Punkte auf 41,1 Prozent. Der geldpolitische Rat der US-Notenbank Fed wird bei seiner Entscheidung am 29. Oktober über geldpolitische Schritte die Daten mangels weiterer Statistiken aufgrund des Shutdowns genau beobachten. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung liegt bei 95 Prozent. Der Aktienmarkt dürfte eine Zinssenkung begrüßen.

Silber auf Rekordjagd

Silber wurde erstmals seit April 2011 teurer als 49 US-Dollar je Feinunze gehandelt und steht somit kurz vor einem Rekordhoch.

Silber profitiert ähnlich wie Gold, das gestern die 4.000-US-Dollar-Marke überschritt, von der Suche nach „sicheren Häfen“. Zudem liegt der Goldpreis auf dem aktuellen Niveau mit dem 82-Fachen des Silberpreises immer noch auf einem historisch betrachtet hohen Level – im langjährigen Durchschnitt belief sich dieser Faktor auf 62. Für Silber spricht zudem, dass gemäß einer Studie bis zum Jahr 2030 ein Angebotsdefizit bestehen dürfte. Dieses Defizit soll selbst unter der Voraussetzung, dass sich die aktuell schleppende Nachfrage aus der Solarindustrie halbieren sollte, bestehen bleiben. Ungewöhnlich hohe Gebühren für die Ausleihe in Höhe von aktuell sieben Prozent pro Jahr am Londoner Silbermarkt weisen auf eine akute Knappheit an physisch verfügbarem Silber hin. Es bleibt sehr wahrscheinlich, dass auch Silber mit einem spürbaren Überschreiten der Marke von 50 US-Dollar je Feinunze zeitnah neue Rekordhochs markieren wird, zumal historisch betrachtet die relativen Preisbewegungen bei Silber meist wesentlich ausgeprägter sind als bei Gold. Dies könnte aber auch gelten, falls es mittelfristig zu Gewinnmitnahmen kommen sollte.

China zwischen Aufschwung und Unsicherheit

Chinas Börsen erleben einen bemerkenswerten Aufschwung – doch wie nachhaltig ist dieser wirklich? Zwischen Hightech-Boom, staatlichen Eingriffen und Unsicherheiten rund um den Immobilienmarkt diskutieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich, welche Chancen und Risiken Anleger aktuell erwarten.

Zahl des Tages: 600.000

Korallen zählen zu den Verlierern der Erderwärmung; in der Karibik hat sich ihr Bestand seit den 1970er-Jahren mehr als halbiert. Biologen in Santa Marta an der Nordküste Kolumbiens stemmen sich seit Kurzem gegen den Trend – mit künstlicher Befruchtung. Zur Laichzeit sammeln Taucher die Eier und Spermien der Nesseltiere ein, die dann im Labor zusammengebracht werden. 600.000 Koralleneier wurden in diesem Jahr bis zum August befruchtet. Im nächsten Schritt setzen „Korallengärtner“ die Jungtiere in schwimmende Aufzuchtstationen, um sie später in die freie Natur zu entlassen. Die Forscher hoffen, dass sich die Laborkorallen als besonders hitzeresistent erweisen könnten. Vielleicht gelingt ja ein ähnlicher Erfolg wie nach dem verheerenden Hurrikan vom November 2020: Damals konnten rund 200 Hektar Korallenriff entlang der kolumbianischen Küste repariert werden. 

Ich wünsche Ihnen einen resilienten Tag. 

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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