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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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25. Juli 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

die EZB belässt ihren Leitzins unverändert, die Stimmung in der Privatwirtschaft des Euroraums hellt sich auf, und das weltweite Bevölkerungswachstum dürfte 2084 seinen Höhepunkt erreichen und danach zurückgehen.

Inflation im Ziel, Wachstum robust: EZB sieht keinen Handlungsdruck

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat gestern ihre Leitzinsen wie erwartet unverändert belassen, unter anderem den Einlagesatz bei zwei Prozent. Die kurze Erklärung zeigte zunehmendes Vertrauen der Währungshüter: Die Inflation liegt im Zielbereich und das Wachstum ist robust – trotz der hohen Unsicherheiten im Zollkonflikt. Die Marktreaktionen auf die allgemein erwartete Entscheidung waren überschaubar. Jüngste Äußerungen von US-Präsident Donald Trump und seinem Finanzminister Scott Bessent schüren Hoffnungen auf eine zeitnahe Einigung im Handelsstreit zwischen Washington und Brüssel. Entsprechend haben die Märkte ihre Erwartungen für eine weitere Lockerung der EZB reduziert. Die eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte bis Jahresende liegt seit gestern bei nur noch 67 Prozent – gegenüber 100 Prozent Anfang Juli. Ich gehe weiter davon aus, dass die EZB den vorhandenen Spielraum nutzen dürfte, um die spürbar höheren US-Zölle – deren Folgen die Unternehmen der Eurozone erst nach und nach zu spüren bekommen – durch eine Lockerung der finanziellen Bedingungen abzufedern. Von dem konjunkturellen Impuls dürfte bei erwartet niedriger Inflation auch der Euro profitieren.

DAX: Autoanteil schrumpft, Industrie und Tech gewinnen an Gewicht

Deutschland gilt längst nicht mehr als Autoland und auch der DAX ist kein Autoindex mehr.

Vor zehn Jahren machten Autobauer und Zulieferer noch 19 Prozent des DAX aus – heute sind es nur noch sechs Prozent. Grund dafür ist die schwache Kursentwicklung, die die Marktkapitalisierung deutlich schrumpfen ließ. Ähnlich erging es dem Gesundheitssektor, dessen Anteil von 16 auf 6 Prozent sank, sowie der Chemiebranche, die vor allem durch den DAX-Ausstieg von Linde von 13 auf 3 Prozent zurückfiel. Gleichzeitig gewannen andere Branchen an Gewicht: Industrieunternehmen steigerten ihren Anteil von 13 auf 27 Prozent, Technologieaktien von 8 auf 18 Prozent. Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Schon bei der nächsten Überprüfung der DAX-Zusammensetzung im September könnten weitere Autokonzerne in den MDAX absteigen. Gute Chancen auf einen Aufstieg haben dagegen Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Reise und Konsum.

Wachstumssignale im Euroraum: Investitionsklima verbessert sich

Die Stimmungsaufhellung in der Privatwirtschaft des Euroraums dürfte sich im Juli fortgesetzt haben. Die Vorabschätzung des branchenübergreifenden Einkaufsmanagerindex stieg stärker als erwartet auf 51 Punkte. Er deutet auf das kräftigste Wachstum seit 14 Monaten hin. Dienstleister berichteten den stärksten Produktionsanstieg seit Januar sowie erstmals seit einem halben Jahr zunehmende Auftragseingänge. Der Stimmungsindikator der Fertigungsindustrie verbesserte sich weiter auf 49,8 Punkte, liegt also nur knapp unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Einigen sich die USA und die Europäischen Union (EU) bei den Handelsverhandlungen – beispielsweise auf einen Zollsatz von 15 statt der angedrohten 30 Prozent –, dürfte die damit geschaffene Planungssicherheit auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen fördern. Werden die milliardenschweren Investitionspakete der EU und Deutschlands von notwendigen Strukturreformen – beispielsweise des Arbeitsmarktes – begleitet, dürfte dies die Privatwirtschaft im Euroraum zusätzlich anschieben. Davon sollte auch der europäische Aktienmarkt profitieren. Der STOXX 600 notierte gestern zeitweise auf einem Allzeithoch und hat sich seit seinem Tief am 9. April um gut 17 Prozent erholt.

Demografischer Wendepunkt rückt näher

Die Weltbevölkerung dürfte im Jahr 2084 mit 10,3 Milliarden Menschen ihren Höhepunkt erreichen und danach schrumpfen – darauf deutet die weltweite Fertilitätsrate hin. Sie ist seit 1950 von 5 auf 2,24 gefallen und wird laut den Vereinten Nationen bis 2050 unter die Stabilitätsgrenze von 2,1 sinken. Besonders starke Rückgänge werden in Ostasien, Europa und Russland erwartet. Gleichzeitig steigt der Anteil älterer Menschen stark, was die sozialen Sicherungssysteme belastet. Wirtschaftlich drohen weniger Arbeitskräfte, eine geringere Innovationskraft und ein stagnierendes Wachstum. Wenn Rentner beginnen, ihr angespartes Vermögen auszugeben, kann das die Finanzmärkte unter Druck setzen. Gleichzeitig dürfte die Staatsverschuldung steigen. Andererseits könnten geringere Ausgaben für Kinderbetreuung und Wohnraum Ressourcen für Bildung, Technologie und Forschung freisetzen. Afrika bildet mit weiterhin hohen Geburtenraten eine Ausnahme. Politische Maßnahmen wie familienfreundliche Programme, Reformen der Rentensysteme und Investitionen in Bildung und Gesundheit könnten dabei helfen, die Herausforderungen zu bewältigen.

Zölle ab August? Markt unterschätzt das Risiko

Allzeithochs an den US-Börsen, starke Zahlen von Big Tech – und dennoch mehren sich die Warnsignale. Können Zölle, politische Spannungen und eine zögerliche Fed die Stimmung kippen? Ob die Märkte zu sorglos sind und was das für die kommenden Wochen bedeutet, diskutieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go.

Zahl des Tages: 70

Was bringe ich mit, wenn Bekannte zu sich nach Hause einladen? Das will wohlüberlegt sein, besonders, wenn keine Flasche Wein zur Hand ist. Offenbar fanden die Gäste einer Feier in Tappeh Asiab im heutigen Westiran vor 11.000 Jahren eine passende Lösung: Sie jagten ein paar Wildschweine für das Abendessen. Bis zu 70 Kilometer legten die Besucher mit ihren nahrhaften Mitbringseln anschließend zurück. Archäologen um Petra Vaiglova von der Australian National University schließen dies aus einer Isotopenanalyse der Backenzähne von in Tappeh Asiab ausgegrabenen Schweineschädeln. Insgesamt fanden die Forscher die Reste von 19 vermutlich gleichzeitig geschlachteten Schweinen – genug für eine rauschende Steinzeitparty mit mehreren Hundert Feiernden. 

Lassen Sie es sich heute gut gehen. 

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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