15. Oktober 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
die USA und China verschärfen ihren Handelskonflikt, Chinas Exporte steigen dank neuer Märkte trotz US-Zöllen, und Mexikos Aktienmarkt profitiert von Produktionsverlagerungen und Infrastrukturprogrammen.
Handelskonflikt USA–China: Hafengebühren und Unternehmenssanktionen belasten Märkte
Die USA erheben seit gestern neue Hafengebühren für das Löschen von Seetransporten aus China sowie für Transportunternehmen und Reeder, die in China gebaute Schiffe nutzen. Als Antwort darauf führte Peking ebenfalls Sonderhafengebühren für Schiffe mit US-Bezug ein. Zudem wurden chinesischen Unternehmen Geschäftsbeziehungen zu fünf US-Tochtergesellschaften eines führenden südkoreanischen Schiffbauers untersagt. Die mit einem Vorlauf von sechs Monaten eingeführten US-Hafengebühren, die über einen Zeitraum von drei Jahren stufenweise erhöht werden sollen, kommen zwar nicht überraschend – dennoch erschwert ihre Einführung zum jetzigen Zeitpunkt die ohnehin angespannten Verhandlungen zwischen Washington und Peking zusätzlich. Die erhöhte Unsicherheit bezüglich des weiteren Verlaufs der Gespräche quittierten die Märkte gestern mit Verlusten. Der Hongkonger Hang Seng gab rund zwei Prozent nach, die Märkte in den USA und Europa sanken um 0,2 bis 0,3 Prozent. Die kommenden Wochen könnten unruhig bleiben. Neben dem Handelsstreit belasten auch Regierungskrisen in Japan und Frankreich, der anhaltende Shutdown in den USA sowie die unsichere Lage in Großbritannien im Vorfeld des Herbsthaushalts die Nerven der Anleger. Positive Überraschungen könnten hingegen von der angelaufenen US-Berichtssaison ausgehen.
Chinas Exportwirtschaft findet neue Absatzmärkte
Chinas Exporte sind im September um 8,3 Prozent gestiegen und haben damit die Erwartungen deutlich übertroffen – das stärkste Wachstum seit März. Um sich gegen höhere US-Zölle abzusichern, erschließen chinesische Unternehmen gezielt neue Märkte. Zwar brachen die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten um 27 Prozent ein, doch Zuwächse von jeweils rund 15 Prozent in Europa und Südostasien konnten den Verlust mehr als ausgleichen. Der intensive Wettbewerb um Marktanteile setzt die Gewinnmargen chinesischer Exporteure unter Druck. Wegen der schwachen Binnennachfrage senken viele Produzenten ihre Preise, um im Ausland Käufer zu finden. Anleger reagierten zu Wochenbeginn negativ auf die Ankündigung des amerikanischen Präsidenten, die Zölle auf chinesische Waren deutlich zu erhöhen. Eine Eskalation des Handelskonflikts dürfte den Exportsektor weiter belasten. Für langfristig orientierte Investoren könnten Branchen interessant sein, die weniger stark von Handelsbarrieren und Preisdruck betroffen sind – etwa Technologieunternehmen, die vom Boom rund um Künstliche Intelligenz profitieren.
Mexikos Aktienmarkt im Aufwind: Bergbau und Bauwirtschaft als Wachstumstreiber
Der MSCI Mexiko verzeichnet seit Jahresbeginn einen Anstieg von fast 30 Prozent und setzt damit seinen fünfjährigen Aufwärtstrend fort, nachdem im Wahljahr 2024 ein Rückgang verzeichnet worden war.
Getrieben wurde dieser Anstieg von Schwergewichten aus den Bereichen Bergbau, Bauwesen und Zement, die zusammen rund ein Viertel des Index ausmachen. Zum einen profitieren diese Unternehmen von einer starken Nachfrage aus den USA. Trotz anhaltender Zollkonflikte mit den USA fallen bis zu 90 Prozent der mexikanischen Exporte unter das USMCA-Freihandelsabkommen und sind somit von Zöllen befreit. Darüber hinaus profitiert Mexiko angesichts des Handelskonflikts zwischen den USA und China von der Verlagerung von Produktionskapazitäten aus China – ein Trend, der anhalten dürfte. Zum anderen begünstigen die Infrastrukturprogramme der mexikanischen Regierung die Sektoren Bauwesen und Zement. Für die kommenden zwölf Monate wird ein Gewinnanstieg von 14,1 Prozent der im Index gelisteten Unternehmen erwartet, wodurch das prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis auf 10,8 sinkt. Potenzielle Handelskonflikte mit den USA sowie die für 2026 anstehende Neuverhandlung des USMCA-Abkommens stellen jedoch Risiken dar.
Verbraucherstimmung in den USA besser als erwartet
Das Umfragebarometer zum US-Konsumentenvertrauen der University of Michigan ist im Monat Oktober nur geringfügig von 55,1 auf 55 Punkte gefallen und war damit besser als erwartet. Dennoch liegt der Wert deutlich unter den 70,5 Punkten des Vorjahresmonats und zeigt damit die angespannte Stimmung der US-Konsumenten an. Die nach Einkommensgruppen aufgeteilten Lohndaten der Fed Atlanta geben Hinweise darauf, dass die Kauflaune besonders bei Personen im Niedriglohnsektor zurückgehen könnte. Während das Zwölf-Monats-Einkommen im August für die 25 Prozent der niedrigsten Einkommen nur um 3,6 Prozent anstieg, verzeichneten Gutverdiener – die oberen 25 Prozent – ein Plus von 4,6 Prozent. Betrachtet man diese Entwicklung im historischen Kontext, ist diese Divergenz jedoch wenig überraschend. Auf Perioden mit hohem Lohnwachstum im Niedriglohnsektor – wie zuletzt nach der Corona-Pandemie – folgen häufig Perioden mit unterdurchschnittlichen Wachstumszahlen. Daher dürfte sich dieser Trend auch in den nächsten Monaten fortsetzen und könnte Unternehmensmargen sensibler Sektoren aus dem Konsumbereich wie Einzelhandel, Restaurants und Freizeitaktivitäten in den USA belasten.
Trump, China und die Märkte: Volatilität mit Ansage
Die jüngsten Zolldrohungen aus den USA und die Reaktionen aus China haben die Märkte kräftig durchgeschüttelt. Die Volatilität ist kein Zufall, sondern direkte Folge politischer Ankündigungen und erwartbarer Eskalationen. Auch die Berichtssaison, Investitionen in Künstliche Intelligenz und die Suche nach „sicheren Häfen“ wie Gold prägen das aktuelle Börsengeschehen. Die aktuelle Lage von Wirtschaft und Märkten analysieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go.
Zahl des Tages: 32.000
Die Milchstraße ist, wie wir inzwischen wissen, keine ganz perfekte Scheibe, sondern etwas ausgebeult – sie eiert beim Rotieren. Forscher um Eloisa Poggio vom Astrophysikalischen Observatorium in Turin haben jetzt eine weitere Anomalie entdeckt. Große Teile unserer Galaxie werden von einer konzentrischen Welle durchlaufen, die mehr als 32.000 Lichtjahre lang ist. In der Welle bewegen sich Sterne und Gase bis zu 650 Lichtjahre weit auf und ab, ganz ähnlich wie die Wassermoleküle in einer Meereswelle. Was die Schwankungen ausgelöst hat, ist noch völlig unklar – eine vorbeiziehende kleinere Galaxie oder unsichtbare Dunkle Materie sind mögliche Kandidaten.
Setzen Sie heute etwas in Bewegung.
Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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