18. November 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
die USA senken Zölle auf Lebensmittel und Schweizer Waren, US-Gewerbeimmobilien profitieren von Zinssenkungen, und Brasilien strebt Partnerschaft mit den USA zur Förderung Seltener Erden an.
USA lockern Zölle für Lebensmittel und Schweizer Produkte
Die US-Regierung hat Ende letzter Woche die Einfuhrzölle auf einige stark nachgefragte Lebensmittel gesenkt, um den Einfluss hoher Lebensmittelpreise auf das Wahlverhalten abzumildern. Unter anderem die Zölle für Kaffee, Bananen, Tomaten und Rindfleisch wurden auf das Niveau vom Jahresbeginn zurückgesetzt. So sinkt beispielsweise der Zoll auf brasilianischen Kaffee um zehn Prozent, liegt somit aber weiterhin bei 40 Prozent. Insgesamt betrifft die Maßnahme nur einen kleinen Teil der Agrarimporte, wodurch der durchschnittliche Zollsatz für landwirtschaftliche Produkte von 13,0 auf 10,3 Prozent fällt. Für alle Einfuhren reduziert sich die Rate lediglich von 14,6 auf 14,4 Prozent. Am meisten profitieren Exporteure von Rindfleisch aus Australien und Neuseeland sowie Länder wie Guatemala, Costa Rica und Ecuador.
Kurz vor dem Wochenende kündigten die USA zudem an, die Importzölle für Schweizer Waren von 39 auf 15 Prozent zu senken. Im Gegenzug will die Schweiz bis 2028 rund 200 Milliarden US-Dollar in den USA investieren, ein großer Teil davon durch Pharmaunternehmen. Die Belastung durch hohe Zölle zeigt sich in der jüngsten Schätzung zum Wirtschaftswachstum: Statt des erwarteten Rückgangs um 0,1 Prozent sank die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,5 Prozent.
Das Forschungsinstitut KOF rechnet ab 2026 mit einer spürbaren Erholung. Der niedrigere Zollsatz könnte das Wachstum jährlich um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte steigern. Belastend bleibt jedoch der starke Schweizer Franken, der mit 0,918 Franken je Euro den höchsten Stand seit Januar 2015 erreicht hat. Marktteilnehmer erwarten nicht, dass die Nationalbank zur Schwächung des Frankens erneut Negativzinsen einführt.
US-Gewerbeimmobilien: steigende Investitionen dank Zinssenkungen
Die Transaktionsvolumina im US-amerikanischen Markt für Gewerbeimmobilien stiegen im dritten Quartal 2025 im Jahresvergleich um 17 Prozent und signalisieren damit eine Wiederbelebung der Investorenaktivität, insbesondere im Bereich Mehrfamilienhäuser, Logistik und Datencenter. Auch Transaktionen mit hochwertigen Büroimmobilien gewannen an Dynamik, unterstützt durch eine Zinssenkung der Fed um 0,25 Prozentpunkte im September und vermehrtes Investorenvertrauen. Letztere konzentrieren sich zunehmend auf langlebige, renditestarke Anlagen, die laufende Erträge liefern und Inflationsschutz bieten. Anleger in Immobilienfonds sollten in diesem Umfeld Fonds mit disziplinierter Kapitalallokation in widerstandsfähige, zukunftssichere Assets suchen, die von langfristigen strukturellen Nachfragetrends profitieren können wie zum Beispiel Wohnraum, der sich an demografische Veränderungen anpasst oder innenstadtnahe Logistikcenter, welche die Effizienz des strukturell höheren Bestellaufkommens und die Endlieferung verbessern.
Seltene Erden: Brasilien strebt Partnerschaft mit den USA an
Brasilien hat das Potenzial, als bedeutender Lieferant Seltener Erden aufzutreten – und sich somit als südamerikanischer Gegenspieler Chinas zu etablieren. Laut Angaben der Behörde U.S. Geological Survey (USGS) verfügt Brasilien mit 21 Millionen Tonnen über die weltweit zweitgrößten Reserven Seltener Erden – China liegt an erster Stelle mit 44 Millionen. Jedoch liegt bei der Gewinnung Seltener Erden Brasilien deutlich zurück: Während China 270 Tausend Tonnen im Jahr produziert, gewinnt Brasilien lediglich 20 Tonnen. Dies könnte sich jedoch bald ändern, denn die brasilianische Regierung hat kürzlich den USA einen Vorschlag zum Ausbau der Gewinnung Seltener Erden unterbreitet. Somit verfolgt Brasilien im aktuellen Handelskonflikt mit den USA eine ähnliche Strategie wie China, bei der Seltene Erden als Verhandlungsinstrument eingesetzt werden. Die steigende Nachfrage nach Seltenen Erden könnte dem brasilianischen Bergbausektor neue Impulse verleihen. Allerdings sind erhebliche Investitionen erforderlich, um die Förderkapazitäten zu erhöhen. Für die kommenden zwölf Monate wird das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des brasilianischen Bergbausektors bei 7,1 erwartet – und damit unter dem erwarteten KGV von 13 seines chinesischen Pendants.
Berichtssaison: Europa holt auf, USA bleibt stark
Die Berichtssaison ist in vollem Gange: Während die USA mit starken Unternehmensgewinnen glänzen, holt Europa langsam auf. Doch nicht alle Branchen profitieren gleichermaßen – und die Unsicherheit bleibt. Wie die Börsen darauf reagieren und was das für Anleger bedeutet, analysieren Dr. Dirk Steffen, Leiter Kapitalmarktstrategie, und Finanzjournalistin Jessica Schwarzer in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go.
Zahl des Tages: 299/170
Das europaweite Straßennetz ist keine Erfindung der Neuzeit: Schon die Verkehrswege im römischen Reich waren weit verzweigt und gut ausgebaut. Wie gut, das haben Pau de Soto von der Autonomen Universität Barcelona und seine Kollegen untersucht. Ihre Straßenkarte der Römerzeit im Jahr 150 zeigt Verkehrswege von rund 299/170 Kilometern Länge. Das sind über 100.000 Kilometer mehr als auf den bisher umfangreichsten Karten. Wer nun selbst nachsehen möchte, ob die „Römerstraße“ in seiner Nähe tatsächlich auf antiken Fundamenten ruht, kann dies online tun: Unter dem Projektnamen Itiner-e haben die Forscher eine interaktive Version ihrer Karte ins Internet gestellt.
Ich wünsche Ihnen einen gut orientierten Tag.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
PERSPEKTIVEN am Morgen: Störung im Anmeldeprozess
Aktuell ist die Registrierung mit den Umlauten ö, ü, ä sowie mit ß nicht möglich. Sie können sich mit oe, ue, ae sowie mit ss weiterhin registrieren.
Sollte auch das nicht funktionieren, wenden Sie sich an: perspektiven-am.morgen@db.com
Das könnte Sie auch interessieren
PERSPEKTIVEN im Fokus
Fundierte Einschätzungen zu relevanten Ereignissen für die Kapitalmärkte
PERSPEKTIVEN To Go
Aktuelle Marktentwicklungen im Podcast
Soweit hier von Deutsche Bank die Rede ist, bezieht sich dies auf die Angebote der Deutsche Bank AG. Wir weisen darauf hin, dass die in dieser Publikation enthaltenen Angaben keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung darstellen, sondern ausschließlich der Information dienen. Die Information ist mit größter Sorgfalt erstellt worden. Bei Prognosen über Finanzmärkte oder ähnlichen Aussagen handelt es sich um unverbindliche Informationen. Soweit hier konkrete Produkte genannt werden, sollte eine Anlageentscheidung allein auf Grundlage der verbindlichen Verkaufsunterlagen getroffen werden. Aus der Wertentwicklung in der Vergangenheit kann nicht auf zukünftige Erträge geschlossen werden.
HINWEIS: BEI DIESEN INFORMATIONEN HANDELT ES SICH UM WERBUNG. Die Texte sind nicht nach den Vorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Anlage- oder Anlagestrategieempfehlungen (vormals Finanzanalysen) erstellt. Es besteht kein Verbot für den Ersteller oder für das für die Erstellung verantwortliche Unternehmen, vor bzw. nach Veröffentlichung dieser Unterlagen mit den entsprechenden Finanzinstrumenten zu handeln. Die Deutsche Bank AG unterliegt der Aufsicht der Europäischen Zentralbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)