Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Währungen – 29.04.2025
Die wichtigsten Fakten:
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Die Konjunkturaussichten haben sich zuletzt verschlechtert, nachdem die US-Regierung eine Reihe von Zollmaßnahmen angekündigt und umgesetzt hat, die Gegenmaßnahmen ihrer Handelspartner auslösten. Trotz einer 90-tägigen Aussetzung einiger Maßnahmen haben die USA den effektiven Zollsatz auf ein Niveau angehoben, das zuletzt Anfang der 1930er-Jahre erreicht wurde. Dies allein hat der Weltwirtschaft Gegenwind beschert. Darüber hinaus belastete die Unsicherheit über die nächsten Schritte der US-Politik das Wachstum und die Finanzmärkte. Obwohl eine gewisse Verlangsamung des globalen Wachstums unvermeidlich erscheint, erwarten wir keinen starken Abschwung und gehen davon aus, dass sich das Wachstum gegen Jahresende erholen dürfte.
Wir sind optimistisch, dass die laufenden Handelsverhandlungen den durchschnittlichen US-Zollsatz von derzeit über 20 % auf den mittleren Zehnerbereich senken dürften, was immer noch einer deutlichen Erhöhung um mehr als 10 Prozentpunkte entspräche. Darüber hinaus erwarten wir, dass die politische Unsicherheit mittelfristig erhöht bleiben dürfte, auch wenn der Höhepunkt der Unsicherheit wahrscheinlich überwunden sein könnte.
Aufgrund dieser Annahmen liegen unsere neuen Prognosen für das US-BIP-Wachstum bei 1,2 % bzw. 1,1 % für 2025 und 2026. Da höhere Zölle wahr-scheinlich zu höheren Preisen führen dürften, erhöhen wir unsere Inflationsziele sowohl für 2025 als auch für 2026 auf 3,2 %. Vor diesem Hintergrund erwarten wir, dass die Fed in den nächsten Quartalen abwartend bleibt, bis sie die Entwicklung von Inflation und Wachstum besser einschätzen kann. Im vierten Quartal dürfte die Fed dann die erste von drei weiteren Zinssenkungen vornehmen und die Zinsen bis Ende März 2026 auf 3,50–3,75 % senken.
Wir nehmen nur geringfügige Anpassungen unserer Wachstumsprognosen für die Eurozone vor, da eine stärkere fiskalische Expansion die Konjunktur im Laufe des Jahres ankurbeln dürfte. Unsere neuen Wachstumsziele liegen bei 0,8 % für 2025 und 1,3 % für 2026. Wir senken auch unsere Inflationsprognosen, da niedrigere Energiepreise, ein stärkerer Euro und voraussichtlich zusätzliche billige Waren aus China die Inflation bis Ende 2026 auf 2,0 % senken dürften. Dieser Ausblick sollte es der EZB ermöglichen, ihren Einlagenzins bis Ende März 2026 auf 1,75 % zu senken.
Auch das chinesische Wachstum dürfte sich angesichts der hohen US-Zölle verlangsamen. Wir erwarten zwar einen Anstieg der Staatsausgaben Pekings, doch dürfte dieser den Rückgang der Exporte nicht kompensieren. Daher reduzieren wir unsere Wachstumsziele auf 4,0 % bzw. 3,8 % für 2025 und 2026. Die Inflation dürfte in beiden Jahren niedrig bleiben. Für 2025 prognostizieren wir 0,5 % und für 2026 1,2 %.
Wir waren in letzter Zeit mit einer erhöhten Zinsvolatilität konfrontiert, die auf eine Mischung aus Stagflationssorgen, Ängsten vor dem Verkauf von US-Staatsanleihen durch ausländische Investoren, der Neupositionierung von Hedgefonds und höheren Laufzeitprämien zurückzuführen sein könnte, die die Staatsanleihen nach einem Gleichgewicht suchen lassen. Zukünftig sollten die von den Anlegern geforderten höheren Laufzeitprämien – zusammen mit dem erhöhten Refinanzierungsbedarf – die Wachstumssorgen weitgehend ausgleichen und die Renditen nahe dem aktuellen Niveau halten (Renditeprognose für 10-jährige Anleihen: 4,30 %; Renditeprognose für 2-jährige Anleihen: 3,95 %). Die jüngste Volatilität hat jedoch auch das Risiko einer potenziell heftigen Reaktion im Falle von Maßnahmen, die das Vertrauen in die Staatsanleihenmärkte erheblich beeinträchtigen könnten, verdeutlicht.
Die Erwartung milder Auswirkungen der Handelskonflikte auf das Wachstum in der Eurozone – zusammen mit der Aussicht auf eine gemäßigtere Geldpolitik der EZB – hat die Renditen deutscher Bundesanleihen bereits sinken lassen. Allerdings dürften die Renditen am längeren Ende aufgrund höherer Anleiheemissionen zur Finanzierung der Staatsausgaben in Deutschland einem Aufwärtsdruck ausgesetzt sein (Renditeprognose für 10-jährige Anleihen: 2,50 %; Renditeprognose für 2-jährige Anleihen: 1,60 %).
Für Unternehmensanleihen sehen wir trotz des jüngsten Bewertungsrückgangs weiterhin eine hohe Nachfrage nach Investment-Grade-Anleihen (IG), da die Renditen interessant bleiben sollten und die Bilanzdaten stark sind. Für die Zukunft erwarten wir keine signifikante, nachhaltige Ausweitung der Spreads. Da Zölle voraussichtlich weniger starke Auswirkungen auf das Wachstum im Euroraum haben dürften, sollten EUR-IG-Anleihen relativ besser abschneiden als USD-IG-Anleihen.
Im Hochzinssegment haben sich die Spreads aufgrund der Gefahr höherer Ausfallraten durch die Auswirkungen der Handelsbeschränkungen auf kleinere Unternehmen bereits ausgeweitet. Wir gehen davon aus, dass dieser Druck anhalten könnte, insbesondere am USD-Markt.
Bei Staatsanleihen aus Schwellenländern erwarten wir eine Ausweitung der Spreads ausgehend von historisch engen Niveaus, da solide Fundamentaldaten ausreichend in den Kursen berücksichtigt sein sollten und Bedenken hinsichtlich Zöllen das Wachstum belasten dürften.
Da viele asiatische Volkswirtschaften einen hohen Handelsüberschuss mit den USA aufweisen, könnten die anhaltenden Zollspannungen das Geschäftsvertrauen dämpfen und haben bereits zu einer Ausweitung der Spreads von historisch niedrigen Niveaus geführt. Wir glauben jedoch, dass Spielraum für eine marginale Einengung der Spreads besteht.
Das geringere Wirtschaftswachstum dürfte die Unternehmensgewinne welt-weit leicht belasten. Wir reduzieren daher unsere Gewinnwachstumsschätzungen für die nächsten zwölf Monate auf einen mittleren einstelligen Bereich.
Für die USA stellen wir jedoch fest, dass sich die Gewinne des S&P 500 als widerstandsfähiger erweisen dürften als in früheren Abschwungphasen, da Technologie-, Kommunikations- und Gesundheitsunternehmen, deren Geschäftsmodelle relativ unabhängig von Konjunkturschwankungen sind, hohe Gewinnbeiträge leisten. Daher empfehlen wir diese US-Sektoren für langfristige Anlagen.
Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass Anleger angesichts der erhöhten Unsicherheit höhere Aktienrisikoprämien verlangen könnten. Vor diesem Hintergrund reduzieren wir unsere Indexkursziele leicht. Unsere neue Prognose für den S&P 500 per Ende März 2026 liegt bei 5.800 Punkten. Für den STOXX Europe 600 prognostizieren wir 550 Punkte, und der MSCI EM dürfte 1.160 Punkte erreichen. Daher sehen wir von aktuellen Niveaus aus weiterhin positives Aufwärtspotenzial. Aufgrund des unberechenbaren Kurses der US-Regierung dürfte es jedoch zu weiteren deutlichen Ausschlägen in beide Richtungen kommen. Diese eröffnen Kaufgelegenheiten für opportunistische Anleger.
Der Goldpreis weist eine nennenswerte Risikoprämie auf, die mit dem Auf und Ab positiver und negativer Nachrichten steigen und fallen dürfte. Den-noch verheißen die Abwertung des US-Dollars und die Nachfrage nach sicheren Häfen in diesem Umfeld Gutes für Gold. Die „De-Dollarisierung“ der globalen Zentralbankreserven wird durch die jüngsten Ereignisse weiter bestätigt, wobei Gold letztendlich davon profitieren könnte (Goldpreisprognose März 2026: 3.600 USD/Feinunze).
Internationale Organisationen haben aufgrund der Zollankündigungen bereits begonnen, ihre Prognosen für das Wachstum der Ölnachfrage für dieses Jahr zu reduzieren, während die OPEC+ weniger geneigt scheint, die Ölpreise zu stützen, um Marktanteile zurückzugewinnen. Obwohl niedrigere Preise einen Teil des geplanten Angebots aus Nicht-OPEC+-Ländern beeinträchti-gen könnten, dürfte dennoch genügend Überschuss auf den Markt kommen, um die Preise niedrig zu halten (Brent-Prognose März 2026: 63 USD/Barrel).
Die Kupferpreise schwankten, da die Sorgen um das chinesische Wachstum in den Vordergrund traten, während die Trump-Regierung sektorale Zölle auf Kupferimporte prüft. Ein schwächerer US-Dollar und ein anhaltend schwaches Angebot dürften die Nachfragerisiken jedoch ausgleichen (Kupferprog-nose März 2026: 9.500 USD/t).
Steigende Inflationserwartungen und hohe Anleiherenditen konnten den US-Dollar in den letzten Wochen nicht stützen. Stattdessen ließen die Unsicher-heit und die plötzlichen Wendungen in der Zollpolitik sowie Präsident Trumps Kritik an der Fed-Politik die Anleger an der Zuverlässigkeit der USA zweifeln. Da das Vertrauen in US-Dollar-denominierte Vermögenswerte etwas gelitten hatte, begann das Kapital nach Jahren stetiger Zuflüsse die USA zu verlassen. Infolgedessen fiel der US-Dollar gegenüber dem Euro auf den niedrigsten Stand seit 2021. Von hier aus erwarten wir bis Ende März 2026 eine weitere Abschwächung auf 1,18 EUR/USD, bedingt durch die ungünstige Wachstumsdynamik und die erhöhte politische Unsicherheit in den USA. Um es klar zu sagen: Wir erwarten keine anhaltende Vertrauenskrise, die US-Vermögenswerte beeinträchtigen wird, aber ein gewisser Unsicherheitsaufschlag dürfte im Preis verbleiben.
China hat bisher bei der aggressiven Handelspolitik der USA von einer deutlichen Abwertung des CNY abgesehen, und wir gehen davon aus, dass das Land anhaltende Währungsstabilität anstrebt. Daher prognostizieren wir trotz des sich verschlechternden Wirtschaftswachstums nur eine moderate Abwertung des CNY auf 7,50 USD/CNY bis Ende März 2026.
Der JPY dürfte während der Marktturbulenzen weiterhin durch Zuflüsse in „sichere Häfen“ gestärkt werden und von der fortgesetzten – wenn auch langsameren – Normalisierung der Geldpolitik durch die BoJ profitieren. Wir erwarten, dass der JPY bis Ende März 2026 bei 135 USD/JPY notiert.
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Redaktionsschluss: 25.04.2025, 15 Uhr