20. Juni 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
die Fed senkt ihre Wachstumsprognose, der Bundeshaushalt 2025 setzt auf Investitionen und Verteidigungsausgaben, und Chinas NEV-Markt konsolidiert sich bei steigendem Preisdruck.
Fed-Projektionen: Inflationsdruck hält an, Zinssenkungen verzögern sich
Die US-Notenbank Fed beließ den Leitzins wie erwartet unverändert bei 4,25 bis 4,50 Prozent. Der Grund: Die Unsicherheit habe zwar abgenommen, bleibe aber hoch. Fed-Chef Jerome Powell betonte, dass die Geldpolitik gut positioniert sei. Bis zum Jahresende erwarten zehn von 19 stimmberechtigten Mitgliedern des Offenmarktausschusses zwei Leitzinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte; zwei projizieren eine und sieben gar keine Senkung für 2025. Für 2026 und 2027 prognostizieren die Währungshüter im Schnitt nur noch jeweils eine Leitzinssenkung – im März hatten sie für 2026 noch zwei erwartet. Des Weiteren rechnet die Fed für 2025 mit einem geringeren US-Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, nachdem sie im März noch 1,7 Prozent vorhergesagt hatte. Für 2025 hoben die Währungshüter ihre Prognose für die Inflation von 2,7 auf 3,0 Prozent und die für die Kerninflation von 2,8 auf 3,1 Prozent an. Auch für 2026 und 2027 erwartet die Fed nun höhere Inflationsraten als im März. Die Inflation dürfte dann in sieben aufeinanderfolgenden Jahren über dem Inflationsziel liegen. Die Fed hob auch ihre Projektion für die Arbeitslosenquote für alle drei Jahre leicht an. Die Finanzmärkte reagierten auf die Fed-Sitzung kaum – im Fokus stehen derzeit eher die Entwicklungen im Nahen Osten. Der US-Dollar wertete moderat auf; die Kurse an den Aktien- und Anleihemärkten reagierten kaum.
Bundeshaushalt 2025: Rückenwind für Märkte, Risiken bei Umsetzung
Der Bundeshaushalt 2025 setzt klare fiskalpolitische Schwerpunkte. Das Finanzministerium plant Investitionen in Höhe von 110 Milliarden Euro, was rund 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht. Ein neuer Infrastrukturfonds soll zusätzlich 22 Milliarden Euro bereitstellen – größtenteils durch eine Umschichtung aus dem Kernhaushalt. Die Bundesregierung will außerdem die Verteidigungsausgaben bis 2032 auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen. Genauere Angaben dazu werden nach dem NATO-Gipfel in der kommenden Woche erwartet. Das verabschiedete Investitionssteuergesetz entlastet Unternehmen bis 2029 um insgesamt 48 Milliarden Euro. Da die Bundesländer Ausgleichszahlungen für entgangene Einnahmen fordern, dürfte der Bundeshaushalt ab 2027 zusätzlich unter Druck geraten. Der Haushaltsentwurf für 2025 sieht eine Nettokreditaufnahme zwischen 90 und 100 Milliarden Euro vor – das entspricht etwa 2,0 bis 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die mittelfristige Finanzplanung bis 2029 legt den Fokus auf höhere öffentliche Investitionen und eine Stärkung der Verteidigung. Insgesamt dürfte der fiskalische Impuls das Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent im Jahr 2025 auf 1,5 Prozent im Jahr 2026 und 2,0 Prozent im Jahr 2027 anheben. Analysten rechnen derzeit mit einem durchschnittlichen Gewinnanstieg der DAX-Unternehmen von 3,4 Prozent in diesem Jahr auf 12,9 Prozent im Jahr 2026 und 13,5 Prozent im Jahr 2027. Die größte Herausforderung bleibt die zügige Umsetzung der Maßnahmen.
Chinas NEV-Markt unter Druck: weniger Anbieter, mehr Rabatte
Chinas Markt für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (New Energy Vehicle, NEV) wie Batterie-, Hybrid- und Brennstoffzellenautos wächst weiter. Für das Jahr 2025 rechnen Hersteller mit einem zusätzlichen Ausbau der Kapazitäten um 2,5 Millionen Fahrzeuge. Zwar fällt das Wachstum geringer aus als im Vorjahr, als sie 3,2 Millionen neue Einheiten hinzufügten, dennoch entspricht der Zuwachs rund 13 Prozent. Der Wettbewerb bleibt intensiv. Die Zahl der Anbieter mit nennenswerten Umsätzen sank von 60 im Jahr 2020 auf zuletzt 49 – deutlich mehr als in etablierten Automärkten, wo meist nur etwa 30 Unternehmen aktiv sind. Diese Marktstruktur verschärft den Preisdruck. Zwischen 2022 und 2024 stiegen die Gewinnmargen der Hersteller im Schnitt um weniger als zwei Prozent. Zuletzt gewährten sie Rabatte von bis zu 18 Prozent, obwohl die Nachfrage durch staatliche Abwrackprogramme deutlich anzog. Solange keine weitere Konsolidierung den Wettbewerb entschärft, bleibt den Unternehmen nur die Möglichkeit, ihre Kosten zu senken, um die Profitabilität zu sichern. Der Sektor bietet spannende Perspektiven und interessante Investmentchancen – vorausgesetzt, Anleger prüfen die einzelnen Titel sorgfältig.
Kanadas Pensionsfonds setzen auf den US-Dollar – mit minimaler Absicherung
Kanadische Pensionsfonds sichern derzeit nur etwa zehn Prozent ihrer US-Dollar-Positionen ab. Einige verzichten sogar vollständig auf eine solche Absicherung. Gleichzeitig haben sie ihr Engagement in US-Anlagen deutlich ausgeweitet: Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei rund 30 Prozent – inzwischen sind es über 40 Prozent. Rechnet man die US-Aktienbestände aller kanadischen Investoren zusammen, entspricht ihr Volumen nahezu dem gesamten Bruttoinlandsprodukt Kanadas. In den vergangenen drei Jahren haben kanadische Anleger zudem verstärkt US-Staatsanleihen gekauft und damit etwa zwölf Prozent der weltweiten Auslandsnachfrage gedeckt – doppelt so viel wie im historischen Durchschnitt. Angesichts wachsender Handelsspannungen stellt sich jedoch die Frage, ob die bisher erfolgreiche Konzentration auf US-Vermögenswerte weiterhin sinnvoll ist. Der Kanadische Dollar ist aktuell vergleichsweise günstig bewertet, und die neue Regierung setzt fiskalische Impulse, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln dürften.
Eine stärkere Absicherung oder eine Reduzierung des US-Engagements – kombiniert mit wachstumsfördernden Maßnahmen im Inland – könnte den Kanadischen Dollar aufwerten.
Rebalancing, Risiko, Rendite: der Weg zur Anlagestrategie
Ein ETF auf den MSCI World Index ist ein Anfang – aber noch keine Anlagestrategie. In dieser Folge sprechen Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich darüber, wie Anleger ihre Ziele definieren, Risiken einschätzen und ihr Portfolio strukturieren können.
Zahl des Tages: 19
An diesem Wochenende wird der italienische Kulturminister Alessandro Giuli einen Termin in Florenz wahrnehmen. Der Anlass ist jedoch weder eine Ausstellungseröffnung noch ein Konzertbesuch: Giuli und andere Würdenträger feiern die Demontage eines Baukrans. 19 Jahre lang ragte das über 60 Meter hohe Gerüst direkt neben den Uffizien in den Himmel und störte den Blick auf das weltbekannte Museum. Bürokratische Hindernisse und hohe Kosten verzögerten den Abbau immer wieder, bis schließlich private Geldgeber das nötige Kapital von 180.000 Euro zusammenbrachten. Das „Metall-Ungeheuer“, so der Direktor der Uffizien, wird nun nicht mehr zurückkehren: Für künftige Arbeiten am Gebäude soll ein unauffälliger Lastenaufzug entstehen.
Ich wünsche Ihnen einen unbelasteten Tag.
Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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