6. Oktober 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
indische IT-Aktien bremsen den Gesamtmarkt, Lateinamerika und Asien beflügeln die Schwellenländer-Rally, und südafrikanische Anleihen verzeichnen rekordhohe Zuflüsse.
Indische IT-Aktien bremsen den Gesamtmarkt
Indische Aktien konnten die Erwartungen im bisherigen Jahresverlauf nicht erfüllen. Vor allem IT-Werte – die etwa zehn Prozent der Marktkapitalisierung ausmachen – verhinderten eine bessere Entwicklung des breiten Marktes. In den ersten neun Monaten sind die Kurse indischer IT-Unternehmen um 23 Prozent gefallen, in Euro aufgrund der Schwäche der Indischen Rupie sogar um 35 Prozent. Einerseits machen der Branche die hohen US-Zölle von 50 Prozent auf Soft- und Hardware-Importe aus Indien zu schaffen. Andererseits belasten die von der US-Regierung jüngst drastisch erhöhten Gebühren für spezielle Visa die Geschäftsaussichten indischer Servicedienstleister, die in den USA operieren und gut zwei Drittel aller betroffenen hochqualifizierten ausländischen Arbeitskräfte beschäftigen. Das für die kommenden zwölf Monate erwartete Gewinnwachstum indischer IT-Unternehmen beträgt derzeit nur noch 8,9 Prozent – nicht einmal halb so hoch wie das der asiatischen Konkurrenten. Zugleich erschwert die nach wie vor hohe Bewertung eine kurzfristige Kurserholung. Mittelfristig könnten sich jedoch auch Chancen ergeben, beispielsweise durch die Erschließung neuer Absatzmärkte in Asien und Europa.
Lateinamerika und Asien beflügeln Schwellenländer-Rally
An den globalen Aktienmärkten setzte sich im September die Outperformance der Schwellenländer (EM) fort. Mit einem Plus von 6,7 Prozent ließ der MSCI Emerging Markets den MSCI World, der 2,6 Prozent zulegte, deutlich hinter sich.
Verantwortlich dafür waren neben der risikofreudigen globalen Anlegerstimmung und der anhaltenden US-Dollar-Schwäche auch regionale Faktoren. Lateinamerikanische Börsen profitierten von ihrer auch im historischen Vergleich niedrigen Bewertung. Trotz deutlicher Kursanstiege liegt das für 2026 erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis mit 10,1 immer noch 14 Prozent unter dem eigenen Zehn-Jahres-Schnitt. In Asien gaben vor allem die technologielastigen Börsen in Südkorea, Taiwan und Hongkong den Ton an. Dort akzeptieren die Anleger einen zum Teil erheblichen Bewertungsaufschlag – nicht nur im Vergleich zum globalen EM-Mittel, sondern auch zu den eigenen langfristigen durchschnittlichen Bewertungen. Verantwortlich dafür sind die durch die globalen Megatrends KI und Digitalisierung getriebenen Gewinnpotenziale der Technologiewerte. Für 2026 und 2027 erwarteten Analysten für asiatische IT-Unternehmen – darunter einige Weltmarktführer – jährliche Gewinnwachstumsraten von rund 18 Prozent. Auch deshalb zählt der Sektor weiter zu meinen Favoriten.
Zinspolitik und Kapitalzuflüsse treiben südafrikanische Währung
Der Südafrikanische Rand markierte Anfang April ein Rekordtief bei rund 20 Rand je US-Dollar – Anfang Oktober stieg er auf das höchste Niveau seit einem Jahr. Langfristig betrachtet notiert er aber dennoch auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Gründe:
- Gestützt wird der Rand zwar dadurch, dass Südafrika als Ölimporteur von den im Jahresverlauf niedrigeren Ölpreisen, als Goldexporteur hingegen von den Preisrekorden des gelben Metalls profitiert.
- Allerdings liegen die Förder- und Exportmengen von Platin, Palladium und Eisenerz stark unterhalb des Niveaus der Vorjahre, sodass trotz den teils starken Kursgewinnen die Erträge aus diesen Exporten unterhalb der Vorjahre liegen.
- Besserung ist hier nicht in Sicht: Die Minengesellschaften entließen aufgrund der geringeren Fördermengen im ersten Quartal rund 35.000 Arbeiter und diskutieren nach Medienberichten über weitere personelle Einschnitte.
Der Hauptgrund für die Aufwertung des Rand dürften rekordhohe Zuflüsse in südafrikanische Anleihen gewesen sein. Der Leitzins liegt mit 7,0 Prozent merklich oberhalb der Inflationsrate von zuletzt 3,3 Prozent. Die Notenbank kündigte zuletzt Zinssenkungen an, weshalb die Renditen kurzlaufender Anleihen sinken dürften, was zu Kursgewinnen bei bereits im Besitz befindlichen Anleihen führen sollte. Dies sollten die Finanzmärkte jedoch bereits weitgehend eingepreist haben, sodass die Nachfrage nach diesen Anleihen und somit auch Käufe von Südafrikanischen Rand zukünftig vermutlich abnehmen werden.
Von Zöllen, Shutdowns und KI
Die internationalen Aktienmärkte stehen vor einem Herbst voller Herausforderungen und Chancen. Während die großen US-Technologiekonzerne weiter für Kursfantasien sorgen, belasten neue Zölle und politische Unsicherheiten das Umfeld. Wie wirken sich die aktuellen Handelskonflikte, der drohende US-Shutdown und die anhaltende KI-Euphorie auf die Börsen aus? Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich ordnen die aktuelle Lage von Wirtschaft und Märkten ein.
Zahl des Tages: 56,42
Kürzlich verstarb in hohem Alter Ronnie Rondell, und wenn ihnen der Name nichts sagt, dann vielleicht sein berühmtester Job: Er war der Stuntman, der sich für ein legendäres Plattencover der Gruppe Pink Floyd in Brand setzen ließ. Der Rondell der Gegenwart heißt Josef Tödtling, in der Branche als „Burning Joe“ bekannt. Seine Leidenschaft brachte dem Österreicher jetzt einen neuen Weltrekord ein. Er zog einen Pkw mit Fahrer in 56,42 Sekunden hundert Meter weit, während er selbst lichterloh in Flammen stand. Tödtling hat schon viele Stuntrekorde aufgestellt, zum Beispiel als brennender Fahrradfahrer oder als menschliche Fackel an der Seilrutsche. Er blieb dabei zum Glück stets unversehrt – wie seinerzeit Ronnie Rondell: Den kostete der Fototermin für Pink Floyd nur ein Stück Schnurrbart.
Geben Sie heute Ihr Bestes.
Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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