09. Mai 2025
Peking verzichtet auf umfassende fiskalische Anreize, die USA müssen mit erheblichen Zinskosten rechnen und der Goldpreis dürfte mittelfristig noch Potenzial haben.
Am Mittwoch kündigte Peking eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung der Binnenwirtschaft und zur Stabilisierung der Aktienmärkte an. Neben Zinssenkungen und günstigeren Refinanzierungsmöglichkeiten für Banken sollen auch bestehende Programme zur Förderung von Technologieinvestitionen und Konsum erweitert werden. Darüber hinaus wurde die Regulatorik für chinesische Versicherer gelockert, um ihnen eine stärkere Positionierung an Chinas Aktienmärkten zu ermöglichen. Das Paket ähnelt dem, mit dem Chinas Führung am 24. September 2024 eine kurze, aber bemerkenswerte Aktienrally befeuerte. Danach sah es am Mittwoch nicht aus – auch, weil sich Hoffnungen auf weitere umfassende fiskalische Stimuli nicht erfüllten. Hauptgrund für die Zurückhaltung der Anleger dürfte aber der Handelskrieg mit den USA sein. Erste Gespräche zwischen hochrangigen Regierungsvertretern, die heute in der Schweiz aufgenommen werden sollen, könnten für neue Dynamik sorgen. Gelingt es, den Boden für nachfolgende Expertenrunden zu bereiten, könnte die Aussicht auf deutlich niedrigere Zölle die zuletzt ins Stocken geratene Erholung chinesischer Aktien wieder beflügeln. Eine schnelle Einigung erwarte ich allerdings nicht, sodass Anleger weiterhin mit starken Kursschwankungen rechnen sollten.
Dass die US-Regierung ein starkes Interesse an einem niedrigeren Zins- und Renditeniveau haben sollte, demonstriert eine Beispielrechnung des überparteilichen Komitees für einen verantwortungsbewussten Bundeshaushalt (CRFB). In ihren aktuellen Projektionen erwartet die US-Regierung für 2025 eine durchschnittliche Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von 4,1 Prozent und einen allmählichen Rückgang auf 3,8 Prozent bis 2031. Gestern rentierten diese Anleihen leicht über 4,3 Prozent. Sollte die Rendite bis 2031 durchschnittlich 4,4 Prozent betragen und die Rendite aller anderen Laufzeiten der US-Staatsanleihen im gleichen Verhältnis steigen, würden die US-Schulden in den nächsten zehn Jahren um weitere 1,8 Billionen US-Dollar wachsen. Dies entspricht in etwa der Schätzung des CRFB hinsichtlich der Einnahmen, die aus den Importzöllen erzielt würden, falls diese dauerhaft auf dem aktuellen Stand blieben.
Die Zinszahlungen für die US-Schulden dürften laut Schätzung des CRFB 2025 den Rekordwert von 3,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschreiten und spätestens im nächsten Jahr auf mehr als eine Billion US-Dollar steigen. In dem genannten Szenario würden sich die Zinskosten bis 2035 auf 2,1 Billionen US-Dollar mehr als verdoppeln und sich dem Wert von fünf Prozent des BIP nähern. Grund genug für die US-Regierung, die Anleihemärkte im Auge zu behalten.
Gestern verkündete US-Präsident Donald Trump im Oval Office gemeinsam mit dem britischen Premierminister Keir Starmer am Telefon das mit Spannung erwartete Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien. Demnach bleibt der Zollsatz von zehn Prozent auf die meisten Importe aus Großbritannien bestehen. Zudem wurde eine Flexibilisierung der 25-prozentigen Zölle etwa auf Autos, Stahl und Aluminium vereinbart. Im Gegenzug wird Großbritannien unter anderem nicht-tarifäre Handelshemmnisse zum Beispiel bei Einfuhren von US-Agrarprodukten abbauen. Ein unterschriftsreifes Abkommen legten die Unterhändler allerdings noch nicht vor. Die Details des zunächst auf ein Jahr begrenzten Vertrags müssen in den kommenden Wochen finalisiert werden. Damit bestätigt sich, was nicht zuletzt die jahrelangen Brexit-Verhandlungen mehr als deutlich gemacht haben: Handelsbeziehungen sind ein komplexes Geflecht mit teils vielfältigen Wechselwirkungen, die Verhandlungen darüber schwierig und langwierig machen. Vor allzu großem Optimismus auf eine rasche Beilegung der Handelskonflikte mit anderen Staaten, die zuletzt die Börsen weltweit beflügelt haben, sei daher gewarnt.
Nachdem der Goldpreis von seinem Rekordhoch bei 3.500 US-Dollar je Feinunze am 22. April innerhalb von sieben Handelstagen bis zum 1. Mai knapp 300 US-Dollar/Unze verloren hatte, stieg er am Montag und Dienstag dieser Woche wieder um rund fünf Prozent und übertraf zeitweise die Marke von 3.400 US-Dollar. Verantwortlich hierfür dürften in erster Linie Käufe asiatischer Anleger gewesen sein, deren Kaufinteresse an dem Edelmetall ungebrochen scheint. Durch die Aufwertung vieler asiatischer Währungen zum US-Dollar zu Wochenbeginn verbilligte sich zudem das Gold in der Heimatwährung der Käufer. An der robusten Wertentwicklung der Goldpreise (aktuell plus 29 Prozent seit Jahresbeginn) nehmen spekulativ orientierte Anleger an den US-Terminbörsen dagegen zunehmend weniger teil. Deren Kaufpositionen verringerten sich in der vergangenen Woche auf das niedrigste Niveau seit 14 Monaten. Hier könnten nach etwas konzilianteren Tönen im Handelskonflikt zwischen den USA und China die als „sicherer Hafen“ erworbenen Goldpositionen weiter reduziert worden sein. Auf kurze Sicht dürften die Goldpreise weiterhin stark schwanken. Mittelfristig vermindert der starke Rückgang der spekulativen Positionen die Gefahr kräftiger Preisrückschläge aufgrund von Gewinnmitnahmen. Der Goldpreis dürfte somit weiterhin Potenzial besitzen.
Im Laufe der Woche, Berichtssaison
Immer wieder kritisiert US-Präsident Donald Trump die amerikanische Notenbank. Seine Kritik gegenüber Fed-Chef Jerome Powell sorgt für Unruhe an den Finanzmärkten. Warum die Notenbanken so wichtig sind und welche Rolle ihre Geldpolitik für die Finanzmärkte spielt, analysiere ich in meinem Börsenpodcast mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.
Italienische Pasta cacio e pepe zuzubereiten ist eigentlich ganz einfach: geriebenen Pecorino und schwarzen Pfeffer mit etwas Kochwasser verrühren, zu den Nudeln geben und fertig. Nicht so schnell, sagte sich Ivan Di Terlizzi vom Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden – und entwickelte mit seinem Team eine optimierte, garantiert klumpenfreie Soße. Dafür lösten die Physiker fünf Gramm Stärkemehl in 50 Gramm Wasser auf, erhitzten die Mischung, gaben 100 Gramm kaltes Wasser und schließlich den Pfeffer und 200 Gramm Reibekäse dazu. Das Ganze wurde dann mit 300 Gramm leicht abgekühlten gekochten Nudeln vermischt und – buon appetito! Ob das Rezept Nachahmer findet? Die Forscher bezahlten ihre Neugier jedenfalls mit einem erhöhten Cholesterinspiegel: Sie hatten im Laufe der Versuche sechs Kilogramm Käse verzehrt.
Streben Sie heute nach Perfektion.
Herzlichst,
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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