Aktien – 05.10.23

Aktien: Fokus auf Europa, Japan und Schwellenländer

Die wichtigsten Fakten:

  • Begrenztes Aufwärtspotenzial für den S&P 500, Erträge müssen zunächst mit Bewertungen Schritt halten.
  • Der große Bewertungsabschlag beim STOXX 600 wird sich aufgrund einer stabilen Wirtschaftsentwicklung wahrscheinlich auflösen.
  • Wir erwarten, dass asiatische Schwellenländeraktien in den kommenden zwölf Monaten besser abschneiden werden als ihre globalen Pendants.

Quelle: oben901 / Adobe Stock

Nach einem starken ersten Halbjahr 2023 hat die Rallye an den Aktienmärkten der entwickelten Länder zuletzt an Schwung verloren. Seit Beginn des dritten Quartals bewegen sich der S&P 500 und der STOXX 600 seitwärts. Die Bewertung des S&P 500, dessen Kursentwicklung im ersten Halbjahr hauptsächlich von einigen großen Technologieunternehmen getrieben wurde, die von großen Erwartungen hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenz profitierten, erscheint nach wie vor überzogen. Ein Großteil des für die nächsten Quartale erwarteten Gewinnanstiegs dürfte in den Kursen bereits eingepreist sein. Daher und aufgrund steigender Renditen am Anleihemarkt sowie der erwarteten Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik in den USA sehen wir bis Jahresende nur ein leichtes Aufwärtspotenzial für den US-amerikanischen Aktienleitindex.

US-Aktien: langfristig steigende Unternehmensgewinne

In Europa verzeichnete der breite Leitindex STOXX 600 im dritten Quartal im Umfeld schwacher Wirtschaftsindikatoren, einer ins Stocken geratenen chinesischen Konjunktur und sich ihrem Höhepunkt nähernder Nettozinserträge im Bankensektor nur eine schwache Wertentwicklung. Wir gehen für die nähere Zukunft jedoch davon aus, dass die europäischen Arbeitsmärkte robust bleiben und den Konsum und die Unternehmensgewinne in der Region stützen werden. Da die europäischen Aktienmärkte bereits viele Abwärtsrisiken eingepreist zu haben scheinen, könnte der STOXX 600 attraktives Aufwärtspotenzial bieten – insbesondere dann, wenn der chinesische Aufschwung wieder an Fahrt gewinnen sollte.

Der japanische Leitindex TOPIX, der in diesem Jahr in Yen gerechnet jeden Monat im positiven Bereich abgeschlossen hat und in diesem Zeitraum die beste Wertentwicklung seit April 2013 verzeichnete, könnte seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Unterstützung erhält er durch das nominale Konjunkturwachstum in Japan, das zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren deutlich angezogen hat, die hohen Bargeldbestände des Privatsektors und die verstärkten Ambitionen der Tokioter Börse, die Unternehmensführung und das Kapital zu stärken.

„Solides Kurspotenzial an den weltweiten Aktienmärkten: Europa und Japan vor den USA und Asien vor Lateinamerika.“

Neben Asien auch Lateinamerika mit interessantem Potenzial

Im Vergleich zu ihren Pendants aus den entwickelten Ländern haben die Aktienmärkte der Schwellenländer im bisherigen Jahresverlauf insgesamt deutlich schlechter abgeschnitten. Es gab jedoch auch Lichtblicke: Auf regionaler Ebene verzeichneten Griechenland, Ungarn und Mexiko in US-Dollar gerechnet Gesamtrenditen von 20 Prozent und mehr, während auf Sektorebene die Bereiche IT und Energie mit ebenfalls zweistelligen prozentualen Zuwächsen am besten abschnitten.

An den chinesischen Aktienmärkten haben die ins Stocken geratene wirtschaftliche Erholung sowie Sorgen um überschuldete Immobilienentwickler die Stimmung der Marktteilnehmer gedrückt. Die geld- und fiskalpolitischen Anreize waren insgesamt weniger wirksam als erhofft. Sollte es Peking jedoch gelingen, den heimischen Immobilienmarkt zu stabilisieren und die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern anzukurbeln, könnten chinesische Aktien ihr durchaus vorhandenes Aufwärtspotenzial allmählich abrufen. Aktuell sind sie noch unter ihrem langfristigen Durchschnitt bewertet. Von den weiteren asiatischen Schwellenländern schätzen wir nach wie vor den indischen Markt positiv ein. Er sollte überproportional stark von der globalen Diversifizierung der Lieferketten und dem dynamischen Wirtschaftswachstum profitieren. Kurzfristige Risiken könnten sich für den indischen Aktienmarkt vor allem aus den hohen Renditen von US-Staatsanleihen, einem stärkeren US-Dollar und einem weiteren Anstieg der Rohölpreise ergeben.

In vielen Ländern Lateinamerikas und Osteuropas, etwa in Brasilien, Chile, Peru, Ungarn und Polen, haben die Zentralbanken bereits einen geldpolitischen Lockerungskurs eingeleitet oder beabsichtigen, dies zu tun. Dadurch könnten die betreffenden Währungen unter Druck geraten, sofern beispielsweise die Fed und die EZB länger restriktiv bleiben. Eine solche Währungsabwertung würde die Wertentwicklung entsprechender Schwellenländeraktien für internationale Investoren zumindest kurzfristig dämpfen. Abseits dieser Wechselkursrisiken erscheinen uns die energie- und rohstofflastigen lateinamerikanischen Aktienmärkte aufgrund ihrer niedrigen Bewertungen und der für die nächsten zwölf Monate erwarteten hohen Dividendenrenditen jedoch weiterhin attraktiv. Für den mexikanischen Aktienmarkt bleiben wir trotz seiner starken Wertentwicklung im bisherigen Jahresverlauf mittelfristig positiv gestimmt. Kurzfristig mögliche Kurskonsolidierungen könnten risikobewusste Anleger zum Einstieg nutzen.

Auf Sicht von zwölf Monaten sehen wir für den MSCI Emerging Markets Index ein Aufwärtspotenzial im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dabei erwarten wir, dass der MSCI EM Asia – auf den mehr als 75 Prozent der globalen Marktkapitalisierung der Schwellenländer entfallen – seine globalen Konkurrenten leicht übertreffen wird.

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Redaktionsschluss: 29.09.2023, 15.00

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