Aktien – 16.01.23

Aktien: gedämpfter Optimismus

Die wichtigsten Fakten:

  • Vom Arbeitsmarkt bis zur grünen Transformation könnte eine Reihe von Faktoren die Aktienkurse stützen.
  • Anleger müssen mit Kursschwankungen rechnen und sollten insbesondere die US-Geldpolitik im Blick haben.
  • Neben Europa und den USA bleiben die asiatischen Schwellenländer eine interessante Anlageregion.

Quelle: oben901 / Adobe Stock

Die nominalen Unternehmensgewinne 2023 könnten sich robust entwickeln und trotz der insgesamt eher schwachen Konjunkturaussichten in den nächsten Monaten auf Vorjahresniveau einpendeln. Optimistisch stimmen zum einen die starken Arbeitsmärkte, zum anderen die sukzessive Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft. Hinzu kommen umfangreiche Investitionen in Modernisierung, Digitalisierung und grüne Transformation der Wirtschaft. Auch die erwartete Rezession dürfte relativ milde ausfallen. Anhaltend hohe Energiepreise sollten insbesondere die Gewinne von Unternehmen aus dem Energiesektor stützen. Das gilt auch für Grundstoffe, Minen oder Bergbau. Der Finanzsektor wird voraussichtlich weiter von den erhöhten Zinsniveaus profitieren – ein Einbruch der Gewinnmargen ist derzeit nicht erkennbar. 

„Vorsichtig optimistischer Blick auf die weltweiten Aktienmärkte für 2023 – Europa im Fokus.“

Mögliche Schwankungen

Die Neubewertung der Aktienmärkte in Bezug auf die zuletzt stark gestiegenen Zinsen könnte weitgehend abgeschlossen sein. Sie dürften nun in eine Phase mittlerer Bewertungen eintreten. Die Deutsche Bank rechnet deshalb für das Aktienjahr 2023 mit stabilen Gewinnen – in Abgrenzung zu typischerweise sinkenden Gewinnen in Rezessionen. Allerdings sind erhebliche Schwankungen programmiert: Die durchschnittlichen Gewinnschätzungen der Analystengemeinde könnten angesichts der absehbaren Wirtschaftsverlangsamung noch immer zu hoch gegriffen sein. Schon kleine Enttäuschungen bei Konjunkturdaten oder die Zuspitzung geopolitischer Konflikte können jederzeit stärkere Kursschwankungen auslösen. Nach wie vor ist die Stimmung getrübt und der Aktienanteil in den Depots niedrig. 

Auf Sektorebene könnte sich die gute Wertentwicklung defensiver Bereiche mittelfristig zwar fortsetzen, die Bewertungen erscheinen hier jedoch für einen Einstieg bereits vergleichsweise hoch. Stattdessen könnten eher günstige zyklische Sektoren in den Fokus rücken. Vor allem Aktien aus den Bereichen Finanzen, Grundstoffe (ausgenommen Chemiewerte) und Energie bieten derzeit zum Teil Bewertungen, die deutlich unter ihrem jeweiligen langjährigen Durchschnitt liegen.

Bewertungen an Aktienmärkten

Quelle: Datastream; Stand: 05.01.2023 – Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Interessante Perspektiven

Regional könnte ein Anlegerfokus 2023 auf Europa liegen. Die jüngsten Bewertungsabschläge waren hier überproportional hoch – und aus Sicht der Deutschen Bank zum Teil überzogen. Umfangreiche Fiskalprogramme und robuste Arbeitsmärkte sollten den privaten Konsum stützen, die erwartete Wiedereröffnung der für europäische Unternehmen sehr wichtigen chinesischen Volkswirtschaft könnte den Notierungen positive Impulse verleihen. 
Der US-Aktienmarkt bleibt schon allein aufgrund seiner globalen Dominanz ein wichtiges Anlageziel. Seine Technologielastigkeit und dadurch bedingte höhere Zinssensitivität sind Risiko und Chance zugleich. Anleger müssen hier die Entscheidungen der US-Notenbank im Blick behalten.

Aus der Gruppe der Schwellenländer bleiben die asiatischen Märkte am interessantesten. Hohe Kapitalabflüsse in sichere Häfen haben die Bewertungen etwa in Südkorea, Taiwan und China 2022 stark fallen lassen, am koreanischen Aktienmarkt um bis zu 30 Prozent. Ein Trend, der sich zum Teil bereits wieder umgekehrt hat – was sich bei einer Verbesserung des makroökonomischen Umfelds verstetigen könnte. Auch der indische Aktienmarkt, der sich in den vergangenen Monaten unter stärkeren Schwankungen gut behauptet hat, bleibt eine Option. Mit einem für die kommenden 12 Monate erwarteten KGV von gut 20 ist der Gesamtmarkt zwar vergleichsweise hoch bewertet, aber mit Blick auf die anhaltend hohe wirtschaftliche Dynamik des Landes nicht zu teuer. 

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Redaktionsschluss: 06.01.2023, 18 Uhr