Aktien – 07.07.23

Aktien: gute Aussichten auf regionaler Ebene

Die wichtigsten Fakten:

  • US-Aktien könnten nach kurzfristigen Kursrückschlägen interessantes Einstiegspotenzial bieten.
  • Europäische Aktien erscheinen nach wie vor vergleichsweise attraktiv bewertet.
  • Asien bleibt unsere bevorzugte Aktienmarktregion unter den Schwellenländern

Quelle: oben901 / Adobe Stock

Die bedeutendsten Aktienindizes der Industrieländer konnten ihre Gewinne in den vergangenen Monaten ausbauen – trotz der Spannungen im Bankensektor, einer weiteren Runde von Leitzinserhöhungen, der Bedenken hinsichtlich der US-Schuldenobergrenze und der weiteren Verschlechterung wichtiger konjunktureller Wachstumsindikatoren. Der deutsche Leitindex DAX und der französische CAC 40 erreichten sogar neue Allzeithochs, der japanische Nikkei 225 immerhin den höchsten Stand seit 1990.

Nach dieser starken ersten Jahreshälfte schließen wir einen Rückschlag für die Aktienmärkte der Industrieländer – ausgelöst möglicherweise durch eine Kombination aus ungünstiger Saisonalität, schwindender Liquidität und steigenden Anleiherenditen – im Laufe des Sommers nicht aus. Der S&P 500 erscheint uns besonders anfällig, da seine positive Wertentwicklung seit Anfang des Jahres fast ausschließlich auf eine kleine Gruppe von Mega-Cap-Wachstumswerten zurückzuführen ist, die von zwischenzeitlich sinkenden Anleiherenditen, dem zunehmenden Interesse der Anleger an Aktien mit hoher Rentabilität und der Euphorie über die Aussichten der künstlichen Intelligenz (KI) profitierten.

Vor dem Hintergrund, dass sich die US-Wirtschaft bislang robust entwickelt hat, haben wir unser Kursziel für den S&P 500 auf 4.200 Punkte für Ende Juni 2024 angehoben. Nach der jüngsten Rallye wird eine selektive Vorgehensweise auf Sektorebene zunehmend wichtiger. Vorübergehende Kursrückgänge könnten jedoch wieder attraktive Einstiegspunkte bieten.

„Aktien mit interessanten Einstiegspotenzialen – Europa nach wie vor vergleichsweise günstig bewertet.“

Insgesamt bevorzugen wir europäische und japanische Aktien. Obwohl wir davon ausgehen, dass die Margen europäischer Unternehmen aufgrund des langsameren Konjunkturwachstums und der schwächeren Nachfrage in Europa sinken werden, sind wir der Meinung, dass sie weiterhin auf hohem Niveau bleiben dürften – nicht zuletzt aufgrund der teilweise hohen Preissetzungsmacht der Unternehmen. Darüber hinaus liegt der Bewertungsabschlag in Europa gegenüber dem US-Markt immer noch nahe seines Rekordhochs. Japanische Aktien wiederum dürften von der Rückkehr internationaler Anleger in den Markt profitieren, allerdings könnte ein Großteil der Rallye bereits hinter uns liegen – insbesondere wenn die japanische Notenbank Bank of Japan (BoJ) sich vom bisherigen Ansatz der Zinskurvenkontrolle verabschieden sollte.

Aussichten für Unternehmensgewinne langfristig positiv Gewinnerwartungen ausgewählter Aktienleitindizes in Prozent gegenüber dem Vorjahr

Schwellenländer weiter mit Asienfokus

Der Schwellenländer-Leitindex MSCI Emerging Markets hat sich in den vergangenen Monaten deutlich schlechter entwickelt als seine Pendants in den Industrieländern. Dies ist größtenteils auf die weniger dynamische Wertentwicklung chinesischer Aktien seit Januar zurückzuführen, als die anfängliche Wiedereröffnungseuphorie der Skepsis über die Beständigkeit des konjunkturellen Wachstumsimpulses wich. Hinzu kamen erneute Spannungen zwischen den USA und China sowie strukturelle Herausforderungen im Reich der Mitte. Währenddessen schnitten andere Schwellenländermärkte wie Taiwan und Südkorea aufgrund ihrer hohen Gewichtung von Halbleiter- und IT-Hardware-Aktien, die durch den jüngsten KI-Hype besonders stark nachgefragt wurden, deutlich besser ab.

Wir bleiben insgesamt optimistisch hinsichtlich asiatischer Schwellenländer. Ein Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA und der rückläufige US-Dollar-Kurs könnten in den kommenden zwölf Monaten zu wichtigen Stützen für den Markt werden. Außerdem haben wir unser Ziel für das chinesische BIP-Wachstum für 2023 angehoben und sehen gute Chancen, dass die Regierung in Peking bald die angekündigten konjunkturellen Unterstützungsmaßnahmen beschließt. Diese könnten das Marktinteresse neu entfachen und vor allem langfristig orientierte Anleger dazu veranlassen, zu vergleichsweise niedrigen Bewertungen in den Markt einzusteigen. Der MSCI China beispielsweise wird mit einem NTM-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,5 gehandelt, was 15 Prozent niedriger als sein 10-Jahres-Durchschnitt ist und einem Abschlag von 20 Prozent gegenüber dem breiten MSCI Emerging Markets Index entspricht.

Obwohl die verbleibenden Schwergewichte Asiens – vor allem Taiwan, Südkorea und Indien – höher bewertet sind als der chinesische Aktienmarkt, sehen wir auch hier Kurspotenzial, da sich die wirtschaftliche Wiedereröffnung Chinas im Laufe des Jahres in der gesamten Region positiv niederschlagen dürfte. Für Taiwan und Südkorea erwarten wir, dass die Nachfrage nach IT-Komponenten im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz möglicherweise einen strukturellen Aufschwung bei den Unternehmensgewinnen bewirken könnte.

Weniger interessant erscheinen uns derzeit Schwellenländeraktien aus Lateinamerika, Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Wir schätzen diese Regionen zwar wegen ihrer positiven Korrelation mit der Entwicklung der Rohstoffpreise, sehen auf absehbare Zeit aber auch erhöhte Risiken für politische Konflikte.

Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.

Redaktionsschluss: 28.06.2023, 15.00

Es kann keine Zusicherung dahingehend abgegeben werden, dass eine Prognose oder ein Ziel erreicht werden kann. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Meinungen und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als unzutreffend erweisen können.
Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.
Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.
Investitionen sind mit Risiken verbunden. Der Wert von Anlagen kann sowohl fallen als auch steigen und Sie erhalten nicht zwangsläufig zu jedem Zeitpunkt den ursprünglich angelegten Betrag zurück. Ihr Kapital ist einem Risiko ausgesetzt.