Anleihen – 07.07.2023

Anleihen: interessante Möglichkeiten für Renditejäger

Die wichtigsten Fakten:  

  • Die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft dürfte die Zinsen in den USA nach oben treiben.
  • Renditen von Bundesanleihen haben Aufwärtspotenzial, sofern sich Erwartungen hinsichtlich weiterer Leitzinsanhebungen der EZB einstellen sollten.
  • Die hohe Qualität von IG-Unternehmensanleihen könnte für Anleger interessant sein.
Renten: im Spannungsfeld von Inflation und Geldpolitik

Quelle: Philip / Adobe Stock

Aufgrund hoher Verbraucherausgaben und eines robusten Arbeitsmarktes dürfte die US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2023 nur in eine leichte Rezession rutschen und sich anschließend wieder erholen. Die meisten Marktteilnehmer erwarten daher, dass die Geldpolitik der Federal Reserve (Fed) noch länger restriktiv bleibt, was die Zinsen für US-Staatsanleihen auf einem hohen Niveau halten könnte. Unterstützung erfahren dürfte diese Entwicklung durch die Emission von Staatsanleihen.

Kerninflation vielerorts auf anhaltend hohem Niveau Kerninflation in ausgewählten Regionen auf Monatsbasis in Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum

Da die Inflation in den USA ihren Höhepunkt hinter sich gelassen haben dürfte, ist mit einem weiteren Anstieg der US-Break-even-Renditen nicht zu rechnen – ein deutlicher Rückgang erscheint im Umfeld hartnäckiger Teuerungsraten jedoch ebenfalls unwahrscheinlich. Höhere nominale Renditen dürften daher auch die Realrenditen vom derzeitigen Niveau aus nach oben treiben.

Auch in der Eurozone verharrt die Kerninflation auf hohem Niveau, unter anderem aufgrund eines beschleunigten Lohnwachstums. Da die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zinserhöhungszyklus noch nicht abgeschlossen hat, erwarten wir daher, dass sie ihren Leitzins weiter anheben wird. Dies dürfte die Renditen von Bundesanleihen stützen. Zudem gehen wir davon aus, dass sich die Konjunktur der Eurozone im zweiten Halbjahr erholen könnte. Eine Auspreisung der Rezessionssorgen wiederum dürfte eine Normalisierung der Renditekurve für Bundesanleihen ermöglichen. Die Renditeaufschläge für 10-jährige italienische und spanische Anleihen gegenüber Bundesanleihen sollten sich dabei nicht nennenswert erhöhen, da das Versprechen des „Backstops“ – das durch das noch nicht genutzte Transmissionsschutzinstrument der EZB gegeben wird – die Sorgen um die Peripherieländer der Eurozone weiterhin abschwächen dürfte.


„Von hohen Bonitäten und hohen Renditen: Investment-Grade- und Schwellenländeranleihen im Anlegerfokus“


IG und Schwellenländer im Fokus

Die Sorge vieler Marktteilnehmer hinsichtlich einer deutlichen Konjunkturabschwächung – die wir, wie bereits erwähnt, für unwahrscheinlich halten – dürfte USD- und EUR-IG-Anleihen aufgrund deren hohen Qualität und interessanten Renditeniveaus in den Anlegerfokus rücken und deren Spreads einengen. Dabei könnte jede kurzfristige Spread-Ausweitung eine Kaufgelegenheit darstellen.

Im Bereich High Yield (HY) besteht sowohl bei US-Dollar- als auch bei Euroanleihen das Risiko höherer Ausfallraten. Dieses Risiko scheint in den Spreads jedoch inzwischen weitgehend eingepreist zu sein. Die soliden Fundamentaldaten in beiden Segmenten könnten den Anstieg der Ausfallraten etwas begrenzen.

Im Segment der Schwellenländer-Unternehmensanleihen hat die wirtschaftliche Wiedereröffnung Chinas nach der Corona-Pandemie die Stimmung aufgehellt – die Prognosen für die Ausfallraten in diesem Jahr liegen deutlich unter dem Niveau des vergangenen Jahres. Dadurch konnten sich die Renditenaufschläge gegenüber den Höchstständen aus dem Jahr 2022 erheblich verringern und, begünstigt durch die starken Kreditgrundlagen und die hohen Bargeldbestände, auf dem aktuellen Niveau stabilisieren. Das vergleichsweise hohe Renditeniveau von Schwellenländeranleihen könnte für entsprechend risikobereite Anleger attraktiv sein. Angesichts der bereits engen Spreads erscheint das Potenzial für weitere Renditeverbesserungen jedoch begrenzt.

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Redaktionsschluss: 28.06.2023, 15.00

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