Anleihen – 05.10.2023

Anleihen: Normalisierungen in vielen Bereichen

Die wichtigsten Fakten:  

  • Aufgrund einer wirtschaftlichen Erholung werden stabile Zinsen für US-Staatsanleihen längerer Laufzeiten erwartet.
  • Die Renditekurve von Bundesanleihen wird sich wahrscheinlich normalisieren; der Inflationsdruck dürfte hartnäckig hoch bleiben.
  • Spreads von Schwellenländeranleihen könnten sich seitwärts bewegen, da das schwache makroökonomische Umfeld die starken Mikrofaktoren ausgleicht.
Renten: im Spannungsfeld von Inflation und Geldpolitik

Quelle: Philip / Adobe Stock

Dank eines starken privaten Konsums und eines weiterhin robusten Arbeitsmarktes gehen wir davon aus, dass die US-Wirtschaft eine ausgeprägte Rezession vermeiden und sich bis zum zweiten Quartal 2024 im Wesentlichen erholen kann. Gleichzeitig könnte die anhaltende Gefahr von inflationstreibenden Zweitrundeneffekten die Fed dazu veranlassen, ihre Geldpolitik trotz möglicher erster Leitzinssenkungen insgesamt weiter straff zu halten. Dies dürfte dazu führen, dass die Zinssätze am kurzen Ende sinken und sich die aktuelle Inversion der Renditekurve von US-Staatsanleihen abschwächt.

US-Anleiherenditen auf hohen Niveaus

Ganz ähnlich könnte sich im kommenden Jahr – trotz relativ schwacher Wachstumsaussichten – die Situation in der Eurozone darstellen. Der hohe Kerninflationsdruck erweist sich als hartnäckig, was die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen geldpolitischen Lockerung durch die EZB verringern und die Zinsen auf längere Zeit hoch halten dürfte. Dadurch ist zu erwarten, dass sich die Renditekurve für Bundesanleihen normalisiert, indem die Zinsen am langen Ende stabil bleiben und sich am kurzen Ende nach unten bewegen. Bei 10-jährigen Peripherieanleihen der Eurozone erwarten wir, dass der Spread von spanischen zu deutschen Staatsanleihen dank der Unterstützung durch das EZB-Transmissionsschutzinstrument stabil bleibt. Dagegen dürfte sich der italienische 10-Jahres-Spread ausweiten, da Italien Schwierigkeiten zu haben scheint, seinen Haushalt auszugleichen und die Bedingungen für den Erhalt von Mitteln aus der EU-Fazilität für Konjunkturbelebung und Krisenmanagement zu erfüllen.

Gute Aussichten für gute Bonitäten

Aufgrund eines sich verbessernden wirtschaftlichen Umfelds in den USA rechnen wir mit einer weiteren Einengung der Spreads für US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating (IG). In der Eurozone dürfte eine entsprechende Einengung ebenfalls zu erwarten sein. Allerdings dürften die Spreads hier höher ausfallen, da das Wachstumsumfeld schwächer ist als in den USA. Insgesamt erwarten wir, dass die Zinssätze auf beiden Seiten des Atlantiks erhöht und IG-Unternehmensanleihen unter Qualitäts- und Renditegesichtspunkten im Fokus der Anleger bleiben werden.


„Interessante Anleihen aus den USA und Europa: Qualität und Rendite sprechen für Unternehmenspapiere guter Bonität.“


Bei Hochzinsanleihen (High Yield, HY) haben die Ausfallraten sowohl in den USA als auch in Europa zuletzt zugenommen und dürften weiter steigen, da Emittenten mit niedrigerem Rating Schwierigkeiten haben, sich zu höheren Zinssätzen zu refinanzieren. In Anbetracht der sehr niedrigen Ausfallquoten im vergangenen Jahr sollte dieser Anstieg jedoch eher als Normalisierung denn als wesentliche Verschlechterung betrachtet werden. Wir gehen daher davon aus, dass sich die Renditenaufschläge von HY-Anleihen zwar erhöhen, die Anstiege aber nicht stark ausfallen dürften. Die – trotz einiger Rückgänge in den vergangenen Quartalen – im historischen Vergleich soliden Fundamentaldaten sowie die erhöhten Carry-Möglichkeiten für Anleger stützen diesen Ausblick.

Die Anleihemärkte der Schwellenländer dürften sich in den kommenden zwölf Monaten in der Nähe ihrer aktuellen Niveaus bewegen. Der Gegenwind aus dem chinesischen Immobiliensektor sollte nachlassen, was Luft für eine Stimmungsverbesserung im gesamten Segment schaffen würde. Gleichzeitig könnten die starken Fundamentaldaten in vielen Regionen und gute technische Daten für den EM-Unternehmensanleihemarkt wieder in den Vordergrund rücken. Gegen eine Verbesserung vor allem von EM-Staatsanleihen könnten fiskalische Risiken einiger Schwellenländer sowie die Schwierigkeiten Pekings sprechen, die wirtschaftliche Erholung wieder anzukurbeln.

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Redaktionsschluss: 29.09.2023, 15.00

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