Rohstoffe – 14.02.23

Rohstoffe: von Chinas Rückkehr und milden Wintern

Die wichtigsten Fakten:

  • China ist als weltweit größter Rohstoffverbraucher ein bedeutender Faktor für Angebot und Nachfrage.
  • Metalle, Eisenerz und fossile Brennstoffe könnten von der Wiedereröffnung des Reichs der Mitte profitieren.
  • Hohe Lagerbestände, milde Temperaturen und technische Probleme haben zu niedrigeren Gaspreisen geführt.
Rohstoffe: von Chinas Rückkehr und milden Wintern

Quelle: TONTOXIN / Adobe Stock

Die Kehrtwende Chinas beim Umgang mit der Corona-Pandemie und die Wiedereröffnung der Wirtschaft wirken sich positiv auf die globale Konjunktur aus. In besonderem Maße dürfte der Rohstoffsektor vom Ende der chinesischen Null-COVID-Politik profitieren. Ob Industrie- und Edelmetalle, Eisenerz oder fossile Brennstoffe: Das Reich der Mitte ist weltweit der größte Rohstoffnachfrager. Der absehbar steigenden Nachfrage steht vielfach noch ein begrenztes Angebot gegenüber. Nach wie vor sind die Rohstoffvorräte an den Börsen vergleichsweise gering, weil die Produktion durch Energieengpässe in Europa und China beeinträchtigt wurde. Von dieser Marktlage könnte auch die hochwertigere, aber teurere australische Kraftwerkskohle profitieren. Der Handelsstreit zwischen China und Australien hat sich entschärft, das zweijährige Importverbot von Kohle aus „Down Under“ ist praktisch aufgehoben.

„Steigende Rohstoffpreise in Sicht – Chinas Wiedereröffnung als maßgeblicher Treiber “

Mögliche Infrastrukturprogramme, die staatliche Stützung des chinesischen Immobiliensektors und eine steigende Nachfrage aus der Automobilbranche haben eine Kursrally bei Kupfer ausgelöst. Ende Januar lagen die Notierungen an der Londoner Metallbörse bei rund 9.350 US-Dollar je Tonne – rund 12 Prozent höher als zu Jahresbeginn und so hoch wie seit 7 Monaten nicht mehr. Politische Unruhen in Peru haben zudem die Sorgen eines Angebotsdefizits verstärkt. Die drittgrößte Mine des Landes „Las Bambas“ war zuletzt nicht mehr in der Lage, Kupfer abzutransportieren – etwa 2 Prozent des weltweiten Angebots fallen aktuell aus.

Kupferpreis im Zeitverlauf

Quelle: Deutsche Bank AG, Bloomberg Finance L.P.; Stand: 09.02.2023. Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Niedriges Niveau

Überraschend günstig im aktuellen Marktumfeld ist europäisches Erdgas. Die Preise für den fossilen Brennstoff zur Lieferung in einem Monat notierten an der niederländischen Handelsplattform TTF Mitte Januar bei rund 52 Euro je Megawattstunde – das niedrigste Niveau seit September 2021. Der Auslöser für die sinkenden Notierungen trotz der vorhergesagten niedrigen Temperaturen in Mitteleuropa waren Meldungen über hohe Lagebestände in China. Deshalb dürften Lieferungen von verflüssigtem Erdgas (LNG) für Februar und März nach Europa umgeleitet werden.

Hier aber sind die Gasspeicher aktuell zu rund 80 Prozent gefüllt. Zum Vergleich: Der saisonale 5-Jahresdurchschnitt liegt bei 70 Prozent. Mit der erwarteten konjunkturellen Erholung könnte die Nachfrage nach LNG aus China zwischen April und September aber um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen. Auch Indien und Thailand werden wohl deutlich mehr Flüssiggas importieren. In diesem Szenario ist mittelfristig mit einem Anstieg der Erdgaspreise zu rechnen.

Weniger Exporte

Das dürfte auch auf die zuletzt stark rückläufigen Notierungen für US-Erdgas zutreffen. Die Sorte Henry Hub kostete an der New Yorker Terminbörse zuletzt noch 2,44 US-Dollar je Million British Thermal Unit (BTU) – und damit 38 Prozent weniger als zum Jahreswechsel. Auch in den USA liegen die Temperaturen in diesem Winter über dem langjährigen Mittel. Außerdem bleibt das größte Export-Terminal für verflüssigtes Gas in Freeport nach einem Großbrand bis zum Frühjahr geschlossen. Infolgedessen wird weniger Erdgas exportiert und das Angebot in den USA selbst bleibt größer.

Ein weiterer Grund für die aktuell niedrigen Gaspreise könnten spekulative Leerverkäufe an den US-Terminmärkten sein. Die Positionen bewegen sich auf einem 3-Jahres-Hoch und müssen früher oder später durch entsprechende Gegengeschäfte ausgeglichen werden. Ebenso dürfte die Nachfrage nach US-Erdgas aus Europa mit der Wiederinbetriebnahme des Freeport-Terminals mittelfristig die Preise treiben.

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Redaktionsschluss: 09.02.2023, 18 Uhr