Volkswirtschaft – 12.04.2023

Volkswirtschaft: stärker als erwartet

Die wichtigsten Fakten:

  • Die Stimmung der Verbraucher in den USA ist überraschend positiv, der Konsum robust.
  • Das Rezessionsrisiko in der Eurozone hat sich in den vergangenen Monaten spürbar verringert.
  • Die chinesische Wirtschaft könnte nach dem Ende der COVID-Beschränkungen wieder stärker wachsen.

Quelle: tawatchai1990 / Adobe Stock

Damit war so nicht zu rechnen: Die US-Wirtschaft hat sich im 4. Quartal 2022 besser entwickelt als noch vor drei Monaten erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 2,7 Prozent zu, für das Gesamtjahr errechnet sich nun ein BIP-Plus von 2,1 Prozent. Die Deutsche Bank hat angesichts einer höheren Wachstumsdynamik ihre BIP-Wachstumsprognose für 2023 um 30 Basispunkte auf 0,7 Prozent angehoben. Hartnäckig hohe Inflationsraten, eine straffe Geldpolitik und die erneute Verschärfung von Finanzierungsbedingungen für Haushalte und Unternehmen sprechen weiterhin für eine Abkühlung der US-Wirtschaft. Der private Konsum könnte an Fahrt verlieren und der robuste Arbeitsmarkt sich abschwächen.

Noch aber sind die US-Verbraucher offenbar in Kauflaune. Auswertungen von Kredit- und Debitkartenzahlungen der Privatkunden einer führenden US-Bank weisen auf einen Anstieg der Haushaltsausgaben im Februar um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr hin. Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich bislang ebenfalls als sehr widerstandsfähig. Im März überraschte das vom Conference Board veröffentliche US-Verbrauchervertrauen. Der Markt hatte einen Rückgang von 102,90 auf 101,00 Punkte prognostiziert. Tatsächlich legte der Index auf 104,20 Zähler zu. Das spricht weiterhin für einen soliden Konsum. Der Index berücksichtigt verstärkt die Arbeitsmarktperspektive der Bevölkerung.

USA: BIP und Inflations-Volatilität

Quelle: Bloomberg LP, Deutsche Bank. Stand: 31.03.2023 – Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Keine Krise

Unterdessen verläuft die konjunkturelle Erholung in der Eurozone besser als erwartet. Im Gesamtjahr 2022 erhöhte sich die Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent. Die befürchtete Energiekrise im Winter ist ausgeblieben, die Gasspeicher sind überdurchschnittlich gefüllt. Damit sinkt auch das Risiko eines Versorgungsnotstands am Ende dieses Jahres. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in der Eurozone hat weiter abgenommen und ist relativ gering. Geringere Energiekosten erhöhen die verfügbaren Einkommen der Konsumenten – gleichzeitig sinkt der Inflationsdruck. Die Deutsche Bank prognostiziert für 2023 nun ein BIP-Plus von 0,8 Prozent (November 2022: 0,3 Prozent) und für das Gesamtjahr 2024 unverändert 1,1 Prozent.

Inzwischen hellt sich auch die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone auf. Der branchenübergreifende Einkaufsmanagerindex PMI kletterte im März um 2,1 auf 54,1 Zähler. Ein Wert über 50 signalisiert eine Expansion der Wirtschaft. Allerdings ist die Entwicklung ausschließlich auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen. Während der Service-PMI um 2,9 auf 55,5 Punkte zulegte, bleibt die Stimmung in der Industrie mit 47,1 Punkten eingetrübt. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Deutschland: Der Gesamtindex verbesserte sich von 50,7 auf 52,6 Punkte, der Dienstleistungsindex stieg von 50,9 auf 53,9 Zähler. Beide Indizes markierten jeweils ein 10-Monats-Hoch. Der PMI des Verarbeitenden Gewerbes hingegen sank von 46,3 auf 44,4 Punkte.

„Positive Signale weltweit: Konjunkturelle Erholung lässt Rezessionsrisiken sinken.“

Deutliche Belebung

In China stehen die Zeichen auf Wachstum. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt vergangenes Jahr mit einem Plus von 3 Prozent hinter den Erwartungen zurückblieb, könnte die Wirtschaft im 2. Quartal 2023 deutlich an Dynamik gewinnen. Das Ende der Null-COVID-Politik befeuert nach Einschätzung der Deutschen Bank den Binnenkonsum – Beschäftigung und Verbrauchervertrauen dürften spürbar zulegen. Außerdem zeigt der fragile Immobiliensektor ermutigende Anzeichen einer Stabilisierung. Über eine deutliche Belebung des Inlandsverbrauchs hinaus zeichnen sich bereits gezielte Infrastrukturinvestitionen in Technologien und erneuerbare Energien sowie positive Basiseffekte ab. Die BIP-Wachstumsprognose für das Gesamtjahr beläuft sich auf 5,5 Prozent und für 2024 auf 5,3 Prozent.

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Redaktionsschluss: 05.04.2023, 18 Uhr