16. Dezember 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
die Erdgaspreise stabilisieren sich über 27 Euro je Megawattstunde, Aktien europäischer Rückversicherer bleiben hinter dem Versicherungssektor zurück, und Chinas Onlinehandel wächst trotz Konsumflaute.
TTF-Gaspreise stabilisieren sich: Prognosen deuten auf kalten Januar
Die Preise für Erdgas zur Lieferung in einem Monat sanken an der niederländischen TTF auf rund 26,60 Euro je Megawattstunde (MWh) – das niedrigste Niveau seit Anfang 2024. Verantwortlich hierfür waren die ungewöhnlich warmen Temperaturen um das vorvergangene Wochenende in Mitteleuropa. Zudem setzten spekulativ orientierte Marktakteure an den Terminmärkten auf weitere Preisrücksetzer: Erstmals seit Mitte März 2024 überwogen die Verkaufspositionen der Investmentgesellschaften an der TTF die Kaufpositionen. Infolge dieser Verkaufswelle für die kurze Laufzeit sank die Differenz zwischen den Erdgas-Kontrakten für die Winterperiode von Oktober 2025 bis März 2026 zu den Sommermonaten April bis September 2026 mit 1,28 Euro je MWh auf das niedrigste Niveau seit August 2020. Zu Wochenbeginn stabilisierten sich die Preise für den Ein-Monats-Kontrakt jedoch über der Marke von 27 Euro je MWh, nachdem erste Wetterprognosen auf einen kalten Januar hindeuten. Zudem befinden sich die Füllstände der europäischen Erdgasspeicher mit rund 70 Prozent unterhalb des Durchschnitts der vergangenen fünf Jahre von 79 Prozent. Auf kurze Sicht dürften die Preise somit einen Boden gefunden haben. Auf mittlere Sicht erwarten viele Analysten erneuten Preisdruck aufgrund eines kräftigen Hochfahrens der Exporte von verflüssigtem Erdgas, insbesondere aus den USA.
Versicherungssektor glänzt, Rückversicherer bleiben zurück
Der europäische Versicherungssektor hat im Jahr 2025 bislang rund 26 Prozent an Wert gewonnen. Rückversicherer bleiben jedoch hinter dieser Entwicklung zurück – ihre Aktien notieren je nach Unternehmen zwischen drei bis 23 Prozentpunkten niedriger. Hauptgrund ist, dass die Branche nach mehreren Jahren mit deutlichen Preiserhöhungen nun sinkende Prämien akzeptieren muss. Im Segment der Sachkatastrophen-Rückversicherung erwarten Experten etwa Preisrückgänge von bis zu zwölf Prozent. Gründe dafür sind unter anderem die vergleichsweise milde Hurrikan-Saison in den USA sowie das wachsende Angebot an alternativen Risikotransfers, etwa über Katastrophenanleihen, die Versicherer zunehmend nutzen. Diese Faktoren könnten die Aktienkurse der Rückversicherer auch 2026 belasten. Die Unternehmen sind jedoch solide kapitalisiert: Die Solvenzquoten nach Solvency II liegen zwischen 215 und 285 Prozent. Ausschüttungen bleiben ein zentrales Ziel. Für 2026 wird eine Gesamtrendite aus Dividenden und Aktienrückkäufen je nach Unternehmen zwischen 4,5 und acht Prozent erwartet.
Japans Geschäftsklima steigt drittes Quartal in Folge
Der Tankan-Index für das Geschäftsklima großer japanischer Hersteller stieg im aktuellen Quartal auf 15 Punkte und lag damit einen Zähler über dem Vorquartal, was den Erwartungen entsprach. Damit setzte sich der Aufwärtstrend bereits das dritte Quartal in Folge fort und erreichte den höchsten Stand seit Dezember 2021. Das Verarbeitende Gewerbe zeigt sich bislang widerstandsfähig gegenüber den erhöhten US-Zöllen; der Index für große Dienstleister verharrte unverändert bei 34 Punkten und entsprach damit ungefähr den Markterwartungen.
Große Unternehmen meldeten im vierten Quartal höhere Verkaufspreise und rechnen mit weiteren Anstiegen. Dies deutet darauf hin, dass sie angesichts der robusten Nachfrage gestiegene Kosten erfolgreich an die Verbraucher weitergeben dürften. Der japanische Arbeitsmarkt bleibt angespannt, was auf einen Arbeitskräftemangel und kontinuierliches Lohnwachstum schließen lässt – ein entscheidender Faktor für weitere Zinsschritte der Bank of Japan, da der Kreislauf aus steigenden Löhnen und Preisen intakt bleibt. Insgesamt sprechen die Umfrageergebnisse für eine Anhebung des Leitzinses in Japan. An den Finanzmärkten wird erwartet, dass die Bank of Japan ihren Zinssatz Ende der Woche von 0,5 auf 0,75 Prozent anhebt.
China: Onlinehandel trotzt Konsumflaute
In China verlor der Einzelhandel im November erneut an Schwung. Das jährliche Umsatzwachstum verlangsamte sich von 2,9 auf 1,3 Prozent. Einerseits dämpft die anhaltende Immobilienkrise nach wie vor die Konsumbereitschaft vieler chinesischer Haushalte, andererseits liefen staatliche Abwrackprämien für Haushalts- und Kommunikationsgeräte sowie Autos aus oder wurden zurückgefahren. Die Umsätze im Onlinehandel entwickelten sich mit plus 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr hingegen weiterhin dynamisch. Hoffnungsvoll auch das robuste Wachstum bei Chinas Dienstleistern, die ihre Umsätze um 4,8 Prozent steigern konnten – allen voran Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie mit Zuwächsen von 13 Prozent. Am chinesischen Aktienmarkt spiegelte sich dies zu Wochenbeginn jedoch nicht wider, was vor allem einer insgesamt risikoaverseren Anlegerstimmung sowie Zahlungsschwierigkeiten eines großen chinesischen Immobilienentwicklers geschuldet war. Bereits in der vergangenen Woche hatte Peking signalisiert, im kommenden Jahr unter anderem die Verbesserung der Einkommens- und Beschäftigungssituation breiter Bevölkerungsschichten priorisieren zu wollen. Davon sollte auch die von großen Internet- und Kommunikationsdienstleistern dominierte Börse in Hongkong profitieren.
Jahresausblick 2026: Chancen, Risiken und die Rolle der KI
2026 steht im Zeichen globaler Umbrüche: Während geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten die Märkte herausfordern, eröffnet Künstliche Intelligenz (KI) neue Perspektiven für Anleger. Welche Branchen profitieren, wo lauern Risiken? Worauf es im kommenden Jahr ankommt und wie Anleger von den Entwicklungen profitieren können, analysieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast.
Zahl des Tages: 140
Befand sich im Nordosten des heutigen Kasachstan eine große Metropole der Bronzezeit? Ein Team um Miljana Radivojević vom University College London hat Satellitenbilder und magnetometrische Daten einer Fundstätte namens Semiyarka am Fluss Irtysch untersucht. Die Archäologen fanden Hinweise auf eine 140 Hektar große Siedlung, deren Alter auf 3.600 Jahre geschätzt wird. Neben zahlreichen Gebäuden könnte Semiyarka über einen mächtigen Zentralbau und Werkstätten zur Produktion von Zinnbronze verfügt haben. Wer einst dort lebte und ob die Steppenvölker der Region tatsächlich eine städtische Kultur entwickelt hatten, müssen nun Ausgrabungen vor Ort zeigen.
Ich wünsche Ihnen einen entdeckungsreichen Tag.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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