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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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29. März 2023

Liebe Leserinnen und Leser,

europäische Emissionszertifikate werden vorübergehend günstiger, die Ölpreise erzielen den größten Tagesgewinn seit Oktober 2022, und brasilianische Aktien sinken deutlich.


Emissionszertifikate vorübergehend günstiger

Der Preis für europäische Emissionszertifikate ist seit Monatsbeginn um zwölf Euro auf rund 85 Euro gefallen.

    Grund für den jüngsten Preisrückgang dürften Sorgen vor einem Wirtschaftsabschwung infolge des jüngsten Bankenbebens sein. Abnehmende Wirtschaftsaktivitäten gehen mit sinkenden Emissionen und damit niedrigerem Bedarf nach Emissionszertifikaten einher. In der Weltfinanzkrise ist der Zertifikatspreis um 60 Prozent eingebrochen, in der Euro-Schuldenkrise sogar um knapp 70 und in der Corona-Pandemie um über 20 Prozent. Wenngleich ich keine tiefe Rezession und damit auch keinen Einbruch des CO2-Preises in dieser Größenordnung erwarte, glaube ich auch nicht, dass dieser mittelfristig signifikant steigen wird. Denn der Rückgang der Gaspreise hat dazu geführt, dass wieder mehr Gas anstatt der emissionsintensiven Kohle verheizt wird. Zudem dürfte mehr Strom über Atom- und Wasserkraft erzeugt werden. Gleichzeitig plant die EU-Kommission, 20 Milliarden Euro für die Energiewende über den Verkauf zusätzlicher Zertifikate einzunehmen. Das spricht für leicht sinkende Nachfrage bei steigendem Angebot.


    Öl mittelfristig teurer

    Am Montag erzielten die Ölpreise einen Tagesgewinn von rund fünf Prozent – der größte seit Oktober 2022. Vergangene Woche hatten sie noch das tiefste Niveau seit Dezember 2021 erreicht. Primär dafür verantwortlich: die allgemein freundliche, risikofreudigere Stimmung an den Finanzmärkten. Hinzu kommt eine vorübergehende Einschränkung der Ölexporte aus dem Hafen von Ceyhan in der Türkei; sie verringert das Ölangebot um 450.000 Barrel pro Tag. Nach vorn blickend fürchtet ein Teil der Marktakteure, dass eine potenzielle Abschwächung der US-Wirtschaft kurzfristig die Preise bremsen könnte. Signifikanter könnte jedoch der erwartete deutliche Anstieg der Ölnachfrage aus China sein. Die China National Petroleum Corporation – der landesweit größte Energieerzeuger – schätzt, dass der Bedarf 2023 um 5,1 Prozent auf 756 Millionen Tonnen steigen sollte. Eine höhere Steigerungsrate wurde zuletzt 2012 erzielt. Zudem erscheint die Rezessionsgefahr in Europa aufgrund des milden Winters nun geringer – auch das spräche für eine stärkere Ölnachfrage und damit höhere Ölpreise.


    Eurozone: strengere Kreditstandards im Fokus

    In der Eurozone schrumpfte die Geldmenge M1 im Februar um 2,7 Prozent, nachdem sie bereits im Januar um 0,8 Prozent zurückgegangen war. Sie gilt unter Ökonomen als Konjunkturindikator und umfasst die Summe aller von Nicht-Banken des Währungsraumes gehaltenen Bargeldbestände und täglich fälligen Einlagen. Gleichzeitig ging im Zuge steigender Kapitalmarktzinsen das Wachstum der von den Geschäftsbanken vergebenen Kredite weiter zurück. Immerhin hielt sich die Kreditvergabe an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors mit einem Plus von 5,7 Prozent besser als der 3,2-prozentige Zuwachs der an Privathaushalte vergebenen Konsum- und Immobilienfinanzierungen. Strengere Kreditstandards rücken zunehmend in den Fokus der Europäischen Zentralbank (EZB), für niedrigere Zinserwartungen sehe ich zurzeit jedoch wenig Anlass. Immerhin steigt die Kerninflation in der Eurozone seit Monaten an, zuletzt auf 5,6 Prozent. Das wieder zunehmende Lohnwachstum könnte aufgrund des engen Arbeitsmarktes für zusätzlichen Druck sorgen. Erweisen sich die von den Märkten für das zweite Halbjahr eingepreisten Zinssenkungen der EZB als verfrüht, dürfte der Gegenwind für europäische Staatsanleihen zunehmen.


    Brasilianische Aktien günstig bewertet

    Brasilianische Aktien sanken seit Anfang Februar deutlich. Grund war die gestiegene Risikoaversion internationaler Anleger, aber auch lokale Entwicklungen. Vergangene Woche hatte Brasiliens Notenbank den Leitzins zum fünften Mal in Folge bei 13,75 Prozent belassen. Brasiliens Währungshüter kündigten eine weiterhin straffe Geldpolitik an, auch weil die Kerninflation seit Oktober 2021 über sieben Prozent verharrt. Auch die Einführung einer zunächst auf vier Monate ausgelegten Steuer auf Ölexporte verunsicherte die Anleger. Die Bewertung brasilianischer Aktien liegt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis des 7,8-Fachen der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Gewinne unter dem Mittel der Schwellenländer von 11,6. Gleichzeitig bleibt aber das für 2023 und 2024 erwartete Gewinnwachstum mit minus 6,5 und plus 9,8 Prozent deutlich unter dem Schwellenländerdurchschnitt von minus 2,2 und plus 16,2 Prozent. Schrumpft die brasilianische Wirtschaft weiter, könnte der Druck auf die Gewinnerwartungen brasilianischer Aktien auch infolge der globalen Konjunkturabkühlung noch zunehmen und deren Kurspotenzial begrenzen.


    Einzelaktien: Lohnt sich das Risiko?

    Einige Anleger setzen auf Einzelaktien statt auf Fonds oder ETFs. Für wen kann sich diese Strategie eignen? Und welche Kennzahlen sind dabei besonders wichtig? Auf was Anleger bei der Einzeltitelsuche achten sollten, erfahren Sie von mir im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.


    Was diese Woche wichtig wird

    Freitag

    • China | Einkaufsmanagerindizes für März. Das Wachstum könnte sich branchenübergreifend fortgesetzt haben. Den Unternehmensgewinnen sollte dies zugutekommen, wenngleich sich ein signifikanterer Anstieg womöglich erst im zweiten Quartal zeigen wird.
    • Deutschland, Eurozone | Verbraucherpreise im März und Arbeitslosenquote für Februar. Die Inflation sollte aufgrund von Basiseffekten, die auf den vor gut einem Jahr begonnenen Russland-Ukraine-Krieg zurückzuführen sind, deutlich nachgegeben haben. Während die Teuerungsrate in Deutschland auf etwa 7,6 Prozent gesunken sein könnte, dürfte die der Eurozone noch stärker auf 7,2 Prozent nachgegeben haben. Jedoch könnten sich Zweitrundeneffekte in einem weiteren leichten Anstieg der Kerninflation bemerkbar machen. Die Arbeitslosenquote in der Eurozone könnte derweil im Februar wieder auf den Tiefstand von 6,6 Prozent gefallen sein. Die Märkte dürften zwischen anhaltendem Inflationsdruck und robuster Konjunktur abwägen und stark schwanken.


      Zahl des Tages: 7

      Der Besuch kommt unangekündigt, und es ist gerade kein Kuchen im Haus? Ein Team um Jonathan Blutinger von der Columbia University hat eine Lösung: veganer Käsekuchen aus dem 3D-Drucker. In einer halben Stunde setzten die Ingenieure ein Stück Kuchen schichtweise aus sieben Zutaten zusammen. Das Backen wurde dabei von einem Laserstrahl während des Druckvorgangs übernommen. Gäste, die etwas Zeit mitbringen, könnten so ein Gebäck genießen, dessen Geschmack, Nährstoffe und Fettgehalt genau an ihre persönlichen Vorlieben angepasst sind. 

      Seien Sie heute gut vorbereitet.

      Herzlichst

      Ihr Ulrich Stephan

      Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden


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