29. Oktober 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
die M&A-Aktivität in Europa nimmt zu, die Gewinnerwartungen von US-Aktien gleichen sich an, und die Gesundheitsbranche könnte von Künstlicher Intelligenz profitieren.
Europa: M&A-Markt erholt sich 
In Europa ist die Zahl der Fusionen und Übernahmen (M&A) von Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gestiegen. Analysten erwarten, dass sich dieser Trend im kommenden Jahr weiter beschleunigen wird. Eine positive globale Dynamik, eine Lockerung der Regulierung, die solide Finanzlage der Unternehmen und der Wunsch, in einem fragmentierten Markt zu wachsen, dürften die M&A-Aktivitäten ankurbeln. Insbesondere zeigt die europäische Regulierungslandschaft Anzeichen einer Lockerung, da die Europäische Kommission eine Modernisierung der EU-Wettbewerbspolitik zur Förderung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit gefordert hat. Für Anleger könnte es sich lohnen, europäische Infrastruktursektoren wie Telekommunikation, Unternehmensdienstleistungen, Metalle und Bergbau sowie Bauwesen im Auge zu behalten, da Analysten in diesen Sektoren das Potenzial für eine verstärkte Konsolidierung identifiziert haben.
US-Gewinnwachstum: Die Kleinen holen auf
Im kommenden Jahr dürfte in den USA die Resilienz des Wirtschaftswachstums zusammen mit zusätzlichen geld- und fiskalpolitischen Impulsen eine breitere Basis am Aktienmarkt tragen. Zudem sollten verschiedene Branchen von den massiven Investitionen in Künstliche Intelligenz profitieren – Baufirmen von Rechenzentren, Energieversorger vom höheren Strombedarf sowie Industrie- und Grundstoffwerte entlang der Lieferkette. Das spiegelt sich in den Gewinnerwartungen wider: Für 2025 wird das Gewinnwachstum der Tech-Konzerne „Magnificent Seven“ (Mag7) auf 21,5 Prozent geschätzt, die übrigen S&P-500-Titel kommen im Aggregat auf 7,4 Prozent. Der Abstand von 14,1 Prozentpunkten liegt deutlich unter den Vorjahren und dürfte weiter schrumpfen. Für 2026 rechnen Analysten bei den Mag7 mit 16,9 Prozent und beim restlichen S&P 500 mit 12,6 Prozent – die Lücke würde auf 4,3 Prozentpunkte zurückgehen. Noch markanter ist die Entwicklung im Nebenwerteindex S&P 1000: Das Gewinnwachstum soll von 6,9 Prozent im Jahr 2025 auf 17,4 Prozent im Jahr 2026 steigen. Damit dürfte sich der breite US-Aktienmarkt in puncto Gewinnwachstum nach längerer Zeit wieder den weiterhin stark wachsenden und attraktiven Mag7 annähern. Nebenwerte und vor allem zyklische Sektoren erscheinen gut positioniert, um von einer zunehmenden Marktbreite zu profitieren.
Südkorea: starke Exporte, schwacher Bau  
Südkoreas Wirtschaft wuchs im dritten Quartal 2025 mit 1,7 Prozent so stark wie seit über einem Jahr nicht mehr und übertraf damit die Prognose von 1,5 Prozent. Haupttreiber waren Exporte und Industrieproduktion, die um sechs beziehungsweise 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zunahmen. Der Bausektor hingegen schrumpfte um 8,1 Prozent und bremste das Gesamtergebnis. Laut der Bank of Korea stützt sich das Wachstum auf eine anhaltende Erholung des Konsums und günstige Exportbedingungen, insbesondere in der Halbleiterbranche. Die Notenbank erwartet für das Gesamtjahr 2025 ein Wachstum von 0,9 Prozent und von 1,6 Prozent für 2026. Die Zahlen erscheinen vor dem Hintergrund schwieriger Handelsverhandlungen zwischen Seoul und der Regierung Trump. Präsident Lee Jae-myung kritisierte die US‑Strategie als einseitig und warnte vor „katastrophalen Folgen“. Im Juli hatte Südkorea einem reduzierten US‑Tarif von 15 Prozent im Gegenzug für Investitionen von 350 Milliarden US‑Dollar zugestimmt. Ein weiteres Treffen Lees mit US-Präsident Donald Trump ist am Rande des APEC‑Gipfels in Gyeongju geplant. Nachdem der Kospi-Index der Börse Seoul seit Jahresbeginn in Euro gerechnet knapp 60 Prozent zugelegt hatte, legte er gestern eine Verschnaufpause ein. Dennoch könnte Korea mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,8 und Gewinnerwartungen von 25,5 Prozent langfristig einen Blick wert sein. 
Digitale Assets: vom Spekulationsobjekt zur Anlageklasse?
Steigende Staatsverschuldung, Unsicherheit an den Märkten und die Suche nach neuen „sicheren Häfen“: Immer mehr Anleger setzen auf digitale Assets wie Bitcoin, Ethereum und Stablecoins – doch wie sinnvoll ist das wirklich? In der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go diskutiere ich mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer über die Rolle von Kryptowährungen im Depot und über die Unterschiede zu klassischen Anlageklassen wie Gold und Aktien. 
Gesundheits-KI als Anlagethema
Während große Tech-Konzerne ihre Kapazitäten im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) mithilfe hoher Investitionen ausbauen, arbeiten andere Branchen an der praktischen Nutzung der Technologie – etwa das Gesundheitssystem, das mit Fachkräftemangel, knappen Budgets und der Herausforderung einer alternden Bevölkerung zu kämpfen hat. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: von präzisen Diagnosen über Genomdatenanalyse zur Krankheitsprognose bis hin zur Unterstützung bei Dokumentationspflichten. Forschende eines führenden Londoner Krankenhauses zeigten, dass KI-gestützte Spracherkennung die Dokumentationszeit von Klinikpersonal um mehr als die Hälfte verkürzen kann – in der Studie konkret um bis zu 47 Minuten pro Schicht. Ich bin zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren mehr erfolgreiche KI-Anwendungen im Gesundheitswesen entstehen werden. Wenn diese klug kombiniert werden, profitieren Patienten, Ärzte und Kliniken. Aktien aus dem Gesundheitsbereich bieten Anlegern daher eine interessante Möglichkeit, um von realen Anwendungsbeispielen Künstlicher Intelligenz zu profitieren.
Was diese Woche wichtig wird
Im Laufe der Woche, Berichtssaison
- Europa | In dieser Woche legen 90 Unternehmen aus dem STOXX 600 ihre Gewinne vor, unter anderem Intesa Sanpaolo, Société Générale, Shell, Puma, TotalEnergies, Crédit Agricole, Volkswagen, Standard Chartered, Mercedes-Benz, Deutsche Bank, adidas, BASF, UBS, ASM International, Novartis, BNP Paribas, Deutsche Börse.
- USA | Aus dem S&P 500 berichten 172 Unternehmen, darunter PayPal, Visa, Booking Holdings, Boeing, Kraft Heinz, Verizon Communications, Caterpillar, Alphabet, Meta, Microsoft, Starbucks, Chipotle Mexican Grill, Estée Lauder, Eli Lilly, Mastercard, S&P Global, Apple, Amazon, Linde, ExxonMobil.
- Asien | Unter anderem berichten aus Japan Keyence, Panasonic, Tokyo Electron; aus Hongkong HSBC, Ping An Insurance, Bank of China Industrial & Commercial Bank, China Construction Bank, BYD, PetroChina; aus Indien Bharat Electronics, Maruti Suzuki India, Cipla, ITC, Coal India, Larsen & Toubro, Kotak Mahindra Bank; aus Südkorea Samsung Electronics, LG Chem, LG Electronics; aus Taiwan MediaTek.  
- Mittwoch, USA | Zinsentscheid der Federal Reserve. Analysten erwarten übereinstimmend eine Fortführung des Zinssenkungszyklus mit einem Schritt um 0,25 Prozentpunkte. Ein solcher ist am Terminmarkt komplett eingepreist, auch bestärkt durch „taubenhafte“ Äußerungen der Fed-Mitglieder seit der Zinssenkung im vergangenen Monat angesichts des abkühlenden Arbeitsmarkts. Von besonderem Interesse dürften Hinweise über die weitere Zinspolitik beim letzten Treffen des Jahres der Fed Anfang Dezember sein, da es im vergangenen Monat lediglich eine knappe Mehrheit von einer Stimme für zwei weitere Zinssenkungsschritte in diesem Jahr gab.
- Donnerstag, Südkorea | Treffen zwischen Donald Trump und Xi Jinping. Am Rande des APEC-Wirtschaftsgipfels treffen sich die Präsidenten der beiden weltgrößten Volkswirtschaften erstmals seit dem Beginn von Trumps zweiter Amtszeit und des Zollstreits. Die Spannungen zwischen beiden Seiten hatten sich in den letzten drei Wochen aufgrund von Exportrestriktionen Chinas für Seltene Erden und einer Ankündigung von zusätzlich 100 Prozent Zöllen auf chinesische Waren ab dem 1. November durch US-Präsident Trump deutlich verschärft. Nach jüngsten deeskalierenden Aussagen durch Mitglieder der US-Regierung gehen die Finanzmärkte jedoch von einer Verhandlungslösung aus, die vielleicht schon am Donnerstag bekannt gegeben werden und die Märkte beflügeln könnte. Trump selbst sprach davon, dass „jeder sehr glücklich“ mit dem Ergebnis sein werde.
- Donnerstag, Eurozone | Zinsentscheid der EZB. Die Analystengemeinschaft erwartet von den europäischen Währungshütern keine Zinsänderung. Die Inflation befand sich mit zuletzt 2,2 Prozent weiterhin nah am Zielwert von zwei Prozent und die Wirtschaft der Eurozone hat sich trotz der US-Zölle als resilient erwiesen. So bezeichnete EZB-Vizepräsident Guindos das Leitzinsniveau vergangenen Mittwoch als angemessen. Am Freitag werden zusätzlich noch die Inflationsdaten für den Oktober in der Eurozone erwartet. Analysten rechnen mehrheitlich mit einer Verlangsamung des jährlichen Preisanstiegs auf 2,1 Prozent. Die Kernrate der Inflation, die volatile Komponenten ausschließt, dürfte ebenfalls von 2,4 auf 2,3 Prozent in diesem Monat sinken. Insgesamt zeichnet sich somit wenig Handlungsbedarf für die EZB in nächster Zeit ab.
Zahl des Tages: 3
Er ist vermutlich vier bis fünf Kilometer groß, mit bloßem Auge unsichtbar und grob gerechnet mit sagenhaften 60 Kilometern in der Sekunde unterwegs: Der Komet 3I/ATLAS erreicht heute seine nächste Annäherung an die Sonne, das sogenannte Perihel. 3I/ATLAS ist das dritte bekannte interstellare Objekt im Sonnensystem, also ein Körper, der aus dem fernen Weltall kommt und wieder dahin zurückkehren wird. Derzeit befindet sich der Komet zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Erde, er kommt unserem Planeten aber nicht besonders nahe: Die größte Erdannäherung wird 3I/ATLAS erst am 19. Dezember erreichen, quasi auf dem Rückflug ins All – und dann mit 269 Millionen Kilometern weiter von uns entfernt sein als die Sonne.
Machen Sie heute Tempo.
Herzlichst
 
      Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
PERSPEKTIVEN am Morgen: Störung im Anmeldeprozess
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