17. Dezember 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
Europas Bankaktien bleiben trotz Kursrally günstig bewertet, die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone fallen schwächer aus als erwartet, und Argentiniens Reformen könnten MSCI-Rückkehr und Merval-Rückenwind bringen.
Trotz Kursrally: Europas Bankaktien bleiben günstig bewertet
Die Aktien europäischer Banken werden auch 2026 weiter steigen – das erwarten Investoren nach einem bereits herausragenden Jahr 2025. Starke Gewinne und eine bessere betriebliche Effizienz durch Künstliche Intelligenz sollen die Kurse anschieben. Trotz des Plus von über 60 Prozent in diesem Jahr – fast viermal so viel wie der europäische Gesamtmarkt – sind europäische Bankentitel noch günstig bewertet: Der STOXX 600 Banks Index wird derzeit mit etwa dem 1,17-fachen des Buchwerts gehandelt – rund 40 Prozent unter dem Höchststand von 2007 und unter dem 1,7-fachen des US-Pendants.
Im vergangenen Monat haben die Analysten ihre Gewinnprognosen und Erwartungen für das Gewinnwachstum des Sektors so stark angehoben wie zuletzt im Mai 2023. Das Wachstum der Bankkredite an Unternehmen im Euroraum liegt laut den jüngsten EZB-Daten ebenfalls weiter nahe des höchsten Stands seit Mitte 2023. Es wird erwartet, dass europäische Banken in den nächsten drei Jahren 20 bis 25 Prozent ihres Marktwerts in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre zurückgeben werden. Ich bleibe daher für europäische Bankentitel weiterhin positiv gestimmt.
Dienstleistungssektor bremst Eurozone
Die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone fielen im Dezember schwächer aus als erwartet. Der Gesamtindex sank von 52,8 auf 51,9 Punkte. Das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete entgegen den Prognosen keinen Anstieg; der Dienstleistungssektor gab deutlich nach. Der Gesamtwert liegt jedoch weiterhin über der Schwelle von 50 Punkten, was auf eine leichte Ausweitung der wirtschaftlichen Aktivität hinweist. In Deutschland fiel der Gesamtindex von 52,4 auf 51,5 Punkte – den niedrigsten Stand seit vier Monaten. Gründe sind sinkende Auftragseingänge in der Industrie, vor allem wegen rückläufiger Exporte, sowie steigende Einkaufspreise. Dienstleister meldeten den stärksten Kostenanstieg seit Februar, während die Preise im Verarbeitenden Gewerbe erstmals seit Januar 2023 wieder stiegen. Das Wachstum im Schlussquartal dürfte erneut schwach ausfallen – die Hoffnung richtet sich auf fiskalische Impulse im kommenden Jahr.
US-Arbeitsmarkt und -Einzelhandel senden gemischte Signale
Der US-Arbeitsmarkt sendete widersprüchliche Signale: Im Oktober sank die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft um 105.000 Stellen, im November stieg die Beschäftigung jedoch um 64.000 und übertraf die Erwartungen. Die Erwerbsquote legte leicht zu, während die Arbeitslosenquote von 4,4 auf 4,6 Prozent kletterte – den höchsten Wert seit 2021. Die Umsätze im Einzelhandel stagnierten im Oktober entgegen den Prognosen. Für die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts entscheidend ist aber die sogenannte Kontrollgruppe, deren Umsätze um 0,8 Prozent zulegten und damit doppelt so stark wie erwartet. Die Daten geben der US-Notenbank keine klare Richtung vor, zumal der Regierungsstillstand im Herbst die Arbeitsmarktzahlen verzerrt haben dürfte. Erst die Dezemberwerte versprechen mehr Klarheit. Aktienindizes und Anleiherenditen reagierten kaum; der US-Dollar fiel auf das niedrigste Niveau seit September.
Argentinien: Reformen könnten MSCI-Rückkehr und Merval-Rückenwind bringen
Die Zentralbank Argentiniens kündigte zu Wochenbeginn an, ihre Devisenreserven ab dem 1. Januar schrittweise aufzustocken – bis Ende 2026 um zehn Milliarden US-Dollar. Zugleich wird die sukzessive Flexibilisierung des Argentinischen Pesos gegenüber dem US-Dollar an die Inflationsentwicklung gekoppelt. Mit diesen Maßnahmen soll die Basis für die zeitnahe Emission von Fremdwährungsanleihen geschaffen werden. Gleichzeitig treibt die Regierung um Präsident Javier Milei nach den gewonnenen Zwischenwahlen ihr Reformprogramm voran. Neben der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes steht auch eine Erweiterung oder Neuauflage der im Jahr 2024 erlassenen Steueramnestie auf der Agenda. Schätzungen zufolge wurden bis Mitte 2025 bereits 18 Milliarden US-Dollar in den formellen Wirtschaftskreislauf zurückgeführt. Dies dürfte allerdings gerade einmal ein Zehntel der privat gehaltenen US-Dollar-Bestände sein. Gelingt die Umsetzung der Reformpläne, sollte dies zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen. Gleichzeitig würden die Chancen für eine Wiederaufnahme des argentinischen Aktienmarktes in den MSCI-Schwellenländer-Index steigen. Mittelfristig könnte dies dem Leitindex Merval strukturellen Rückenwind verschaffen. Allerdings rate ich dazu, auch das bestehende Währungsrisiko zu berücksichtigen.
Jahresausblick 2026: Chancen, Risiken und die Rolle der KI
2026 steht im Zeichen globaler Umbrüche: Während geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten die Märkte herausfordern, eröffnet Künstliche Intelligenz (KI) neue Perspektiven für Anleger. Welche Branchen profitieren, wo lauern Risiken? Worauf es im kommenden Jahr ankommt und wie Anleger von den Entwicklungen profitieren können, analysieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go – der Börsenpodcast.
Zahl des Tages: 10.000
Der Saturnmond Enceladus mit seinem Salzwasserozean gilt als eines der spannendsten Objekte im Sonnensystem. Was Nozair Khawaja von der Freien Universität Berlin und seine Kollegen herausgefunden haben, dürfte das Interesse weiter anfachen. Die Forscher entdeckten organische Substanzen in einer fast 10.000 Kilometer hohen Fontäne aus Eis und Dampf am Südpol des Mondes. Die zugrunde liegenden Daten hatte die Raumsonde Cassini auf ihrer Mission vor einigen Jahren gesammelt. Die Entdeckung ist noch kein Beweis für außerirdisches Leben, aber Grund genug für Europas Raumfahrtorganisation ESA, sich die Sache genauer anzusehen: Eine neue Mission könnte 2042 starten und ein Landemodul am Südpol von Enceladus absetzen.
Ich wünsche Ihnen einen lebendigen Tag.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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