Rohstoffe / Makro- und Anlageklassenausblick – 22.09.2025
Rohstoffe: unterwegs in verschiedene Richtungen
Die wichtigsten Fakten:
- Starke Goldnachfrage im Umfeld von Unsicherheiten und Notenbankkäufen.
- Kupferpreise werden durch schwache chinesische Nachfrage und steigende Lagerbestände gedeckelt.
- Ölpreis aufgrund von Überangebot unter Druck; Kohlenstoffdioxidpreis durch Wirtschaftswachstum und Regulierung unterstützt.

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Nachdem der Goldpreis im April 2025 ein neues Hoch von 3.500 USD/oz erreicht hatte, schwankte er in den Folgemonaten zwischen 3.100 USD/oz und 3.450 USD/oz. Ausschlaggebend für diese Konsolidierungsphase waren eine saisonbedingt schwächere physische Nachfrage und eine Verlagerung des Anlegerfokus auf die sich erholenden US-Aktienmärkte. Ende August nahm Gold seine Rallye dann wieder auf, da das Interesse an Gold als sicherer Hafen aufgrund der Unsicherheiten durch die US-Zollpolitik, der steigenden Staatsverschuldung in den G10-Ländern und der erneuten Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Federal Reserve zunahm – was sich in der anhaltend starken Nachfrage nach goldgestützten ETFs und ETCs widerspiegelt. Die Zentralbanken diversifizieren ihre Währungsreserven weiterhin in Gold, und die Investitionsnachfrage in Asien bleibt trotz der gestiegenen Preise robust. Sinkende kurzfristige US-Zinssätze und Renditen und ein möglicherweise etwas schwächerer USD stützen die Erwartungen hinsichtlich mittelfristiger Preiszuwächse, auch wenn kurzfristige Korrekturen möglich sind. Wir erwarten, dass der Goldpreis bis September 2026 auf 3.800 USD/oz steigen wird.
Kupfer bewegt sich nach wie vor in einer etablierten Preisspanne, wobei die Möglichkeit von Preissteigerungen durch das schwache Nachfragewachstum in China nach einem starken ersten Halbjahr begrenzt wird. Dies hat zu weltweit wachsenden Lagerbeständen geführt – eine Abweichung von üblichen saisonalen Normen. Trotzdem bleibt das Angebot begrenzt und der globale Siegeszug von Erneuerbaren Energien stützt die langfristige Nachfrage – trotz des Gegenwinds für entsprechende US-Projekte durch die Überarbeitung von Steuergutschriften im „One Big Beautiful Bill Act“. Angesichts der anhaltenden Dynamik ist es unwahrscheinlich, dass die Kupferpreise in naher Zukunft aus ihrer aktuellen Bandbreite ausbrechen. Unser Kupferpreisziel für September 2026 liegt bei 9.600 USD/t.
Abgesehen von einem kurzen Anstieg aufgrund der Spannungen im Nahen Osten entwickelte sich der Ölpreis verhalten. Das Angebot ist nach wie vor reichlich, denn die OPEC+ hat ihre freiwilligen Kürzungen rückgängig gemacht und die Nicht-OPEC+-Produktion wird erhöht. Unterdessen wurden die Nachfrageprognosen von den großen Energieagenturen weiter heruntergestuft. Indiens erhöhte Nachfrage reicht nicht aus, um Chinas schleppenden Ölkonsum auszugleichen. Die Bemühungen der US-Regierung, die Ölpreise niedrig zu halten – auch über ihre Handelspolitik – verstärken den Abwärtsdruck. Obwohl geopolitische Risiken kurzfristige Preisspitzen auslösen können, ist es unwahrscheinlich, dass das derzeitige Niveau langfristig aufrechterhalten werden kann. Unser Brent-Ziel für September 2026 liegt bei 57 USD/bbl.
„Rohstoffe: unterwegs in verschiedene Richtungen“
Die CO2-Preise stehen vor einem Aufschwung, da die anziehende europäische Wirtschaftsaktivität die Nachfrage der Industrie nach Zertifikaten ankurbelt. Die vollständige Umsetzung des CO2-Grenzausgleichsmechanismus im nächsten Jahr dürfte weitere Preisunterstützung bieten. Darüber hinaus wird erwartet, dass sich die Auswirkungen der vorzeitig abgegebenen EUA-Lieferungen im Rahmen von REPowerEU auf die Preise abschwächen. Die geplante Einführung des EU-ETS 2 im Jahr 2027, das die Baubranche und den Straßenverkehr abdeckt, dürfte das Interesse der Investoren an den CO2-Märkten ebenfalls steigern.
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Redaktionsschluss: 15.09.2025, 15.00 Uhr
