Volkswirtschaft/Geldpolitik, Makro- und Anlageklassenausblick – 04.06.2025
Die wichtigsten Fakten:
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Im ersten Quartal schrumpfte die US-Wirtschaft annualisiert um 0,2 %. Nach einem soliden Wachstum von 2,8 % im Vorjahr war dies eine spürba-re konjunkturelle Abkühlung. Wachstumsschmälernd wirkten sich vor allem die deutlich gestiegenen Importe aus, da US-Unternehmen und Verbrau-cher in Erwartung höherer Importzölle ihre Lagerbestände ausbauten und Käufe vorzogen. Zwar dürfte die größte Unsicherheit hinsichtlich der US-Handelspolitik hinter uns liegen, doch über deren wirtschaftliche Auswir-kungen herrscht noch immer wenig Klarheit. Die gedämpfte Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen aufgrund der erratischen Zollankündi-gungen des US-Präsidenten dürfte sich künftig auch in schwächeren Wirt-schaftsdaten widerspiegeln. Nachdem vorläufige Handelsabkommen mit Großbritannien und China hoffnungsvoll stimmten, kam es zuletzt zu Diffe-renzen in Verhandlungen mit anderen wichtigen Handelspartnern. Abge-sehen davon richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf das Fiskalpaket von Präsident Trump. Sollte der Kongress den Haushaltsentwurf verabschie-den, könnten die vorgesehenen Steuererleichterungen und Deregulie-rungen dazu beitragen, das BIP-Wachstum im Jahr 2025 bei 1,2 % und im Jahr 2026 bei 1,3 % zu stabilisieren.
Die höheren Importzölle dürften ab der zweiten Jahreshälfte den Preis-druck erhöhen, die CPI-Inflation im Jahr 2025 auf 3,3 % steigen lassen und sie im Jahr 2026 bei 3,2 % halten. Um die Inflationserwartungen zu dämpfen und Zweitrundeneffekte zu verhindern, dürfte die Fed bei einem weiterhin robusten Arbeitsmarkt ihren vorsichtigen Kurs fortsetzen. Bis Ende des zweiten Quartals könnte sie ihren Leitzins schrittweise auf 3,25–3,50 % senken.
Das BIP im Euroraum legte im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 % zu. Die solide Binnennachfrage, gestützt durch nachlassenden Preisdruck und niedrigere Kapitalmarktzinsen, dürfte auch künftig die Grundlage für Wachstum bilden. Zwar belasten die Spannungen im Zu-sammenhang mit der bilateralen Neujustierung zwischen Brüssel und Washington die Stimmung der Unternehmen, doch sollten die milliarden-schweren Fiskalpakete der EU und Deutschlands für Verteidigung und Infrastruktur in den kommenden Quartalen sukzessive greifen und die konjunkturelle Erholung unterstützen. Für das Gesamtjahr 2025 erwarten wir ein BIP-Wachstum von 1,1 %, im Jahr 2026 sollte die Dynamik auf 1,4 % zunehmen. Niedrigere Energiekosten und ein stärkerer Euro dürften dazu beitragen, dass die Inflation in diesem und im nächsten Jahr nahe dem Zielwert der EZB von 2 % bleibt. In den nächsten vier Quartalen soll-ten zwei weitere Leitzinssenkungen möglich sein, die den EZB-Einlagensatz auf 1,75 % bringen würden.
Japans Wirtschaft dürfte sich im weiteren Jahresverlauf langsam erholen. Ein robustes Lohnwachstum stützt die Binnennachfrage und gleicht den Rückgang der Auslandsnachfrage aus. Wir prognostizieren für 2025 ein BIP-Wachstum von 0,9 % und eine CPI-Inflation von 3,0 %. Somit könnte die BoJ ihren Leitzins bis Mitte 2026 von 0,5 % auf 1,0 % behutsam an-heben. Höhere Kapitalmarktzinsen dürften dazu beitragen, die Inflation im Jahr 2026 auf 2,0 % zu senken – allerdings auf Kosten eines langsame-ren BIP-Wachstums von 0,7 %.
In China hat die jüngste Deeskalation im Handelsdisput mit den USA Hoffnungen auf eine endgültige Einigung geweckt. Um die Auswirkungen der höheren US-Zölle abzufedern und den Binnenkonsum anzukurbeln, setzt Peking auf kreditfinanzierte Impulse und eine moderate Lockerung der Geldpolitik. Diese Maßnahmen dürften jedoch dem Abbau des Über-angebots an Gütern entgegenwirken und somit einen Anstieg der gerin-gen Preisdynamik verhindern. Vor diesem Hintergrund erscheint das Errei-chen des diesjährigen Wachstumsziels von 5 % schwierig. Wir gehen da-von aus, dass das reale BIP-Wachstum im Jahr 2025 auf 4,0 % und im Jahr 2026 auf 3,8 % zurückgehen dürfte.
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Redaktionsschluss: 02.06.2025, 15.00 Uhr