Liquidität, Makro- und Anlageklassenausblick – 04.06.2025
Die wichtigsten Fakten:
Bildquelle: PeJo / Adobe Stock
USD: Kontraintuitiv wertete der USD nach der Einführung der US-Zölle nicht auf. Die Sorge vor negativen Auswirkungen der Zölle auf die Ver-braucherstimmung und die US-Wirtschaft überwog die potenziell höheren Inflationsraten. Hinzu kommt die US-Steuerreform, die bei einer Umset-zung wie aktuell geplant die US-Staatsverschuldung deutlich erhöhen würde. Investoren verlangen daher verstärkt eine höhere Risikoprämie auf langlaufende US-Treasuries. Die Rendite 30-jähriger US-Treasuries stieg auf 5,15%. Das Narrativ an den Finanzmärkten ist, dass die US-Regierung eine Abwertung des USD bevorzugen würde, um die Exporte anzukur-beln, und ausländische Investoren daher ihre Bestände an US-Treasuries reduzieren könnten.
Der EUR könnte von dieser Diversifizierung profitieren. Zudem machen sich im Zuge des deutschen Infrastrukturpakets Hoffnungen auf einen stärkeren Konjunkturaufschwung in der Eurozone ab 2026 breit. Es ist weder zu erwarten, dass der USD in absehbarer Zeit seine Rolle als „Welt-reservewährung“ verliert, noch dass es zu einer extremen Abwertung des USD kommen wird. Allerdings dürften die starken Zuflüsse in den USD der vergangenen Jahre einer stärkeren Diversifizierungsbestrebung der Anle-ger weichen. Wir sehen Ende Juni 2026 den EUR/USD bei 1,18.
GBP: Im Vereinigten Königreich übertrafen die Konjunkturdaten für das erste Quartal die Markterwartungen, aber auch die Inflation erweist sich als hartnäckiger als vom Markt prognostiziert. Die BoE dürfte daher hin-sichtlich weiterer Zinssenkungen vorsichtig agieren. Das Vereinigte König-reich war auch das erste Land, das sich mit den USA auf ein Handelsab-kommen geeinigt hat, was die Risiken einer Eskalation des Zollkonflikts verringert hat. Mit Blick auf Juni 2026 dürfte das GBP auf GBP/USD 1,40 aufwerten.
JPY: Da Japan eines der Länder ist, die von US-Importzöllen am stärks-ten betroffen sein könnten, wäre eine Einigung mit den USA von hoher Bedeutung. Robuste Lohnerhöhungen, Rekordumsätze im Tourismus und die derzeit höchste Inflationsrate aller G10-Länder würden für weitere Zinserhöhungen der BoJ sprechen. Ihre jüngsten Kommentare waren jedoch erneut sehr zurückhaltend. Unterdessen erreichten die Renditen 30- und 40-jähriger JGBs ein Rekordhoch. Dies könnte dazu führen, dass japanische Investoren möglicherweise Gelder aus den USA repatriieren, was neben dem Status des JPY als „sicherer Hafen“ zusätzlichen Auf-wärtsdruck auf den JPY ausüben könnte. Wir sehen Ende Juni 2026 den USD/JPY bei 130.
CNY: China hat eine starke Abwertung des CNY verhindert, selbst in der Phase, als die USA Einfuhrzölle von 145 % auf chinesische Waren erho-ben. Offenbar will Peking ausländische Investoren nicht verprellen. Zuletzt erholte sich der CNY auf ein 6,5-Monats-Hoch. Die Konjunkturdaten blei-ben uneinheitlich, weshalb Peking in den kommenden Monaten wahr-scheinlich weitere fiskalische Impulse setzen wird. Der CNY dürfte den-noch leicht abwerten. Unser Kursziel für Ende Juni 2026 liegt bei USD/CNY 7,30.
Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.
Redaktionsschluss: 02.06.2025, 15.00